Im Alter von 99 Jahren - Früherer DDR-Minister Hans Reichelt in Berlin gestorben

Di 14.01.25 | 21:43 Uhr
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Hans Reichelt, früherer Umweltminister der DDR, im Jahr 1989. Quelle: dpa/SZ Photo | Rainer Unkel
Bild: dpa/SZ Photo | Rainer Unkel

Der frühere DDR-Minister Hans Reichelt ist im Alter von 99 Jahren in Berlin gestorben. Dies bestätigte sein Sohn Erhard Reichelt der Nachrichtenagentur DPA. Hans Reichelt gehörte zu DDR-Zeiten der Demokratischen Bauernpartei (DBD) an, eine Blockpartei ohne tatsächlichen politischen Einfluss.

1950 wurde Reichelt in die Volkskammer der DDR gewählt, drei Jahre später wurde er Minister für Land- und Forstwirtschaft. Reichelt war damals erst 28 Jahre alt und mit Abstand das jüngste Mitglied im DDR-Ministerrat. 1972 schuf das Land - als eines der ersten überhaupt - ein Umweltministerium, dessen Führung Reichelt kurze Zeit später übernahm.

Im gleichen Jahr wurde in der DDR die Veröffentlichung offizieller Umweltdaten eingestellt, zehn Jahre später wurden sie gar zur Geheimsache erklärt. Der Presse wurde untersagt, über Luftverschmutzung, Schäden durch Industrieunfälle oder die Folgen von Umweltbelastungen zu berichten.

Freundschaft mit Klaus Töpfer

Gegen Ende der DDR war die starke Belastung von Natur und Umwelt vielerorts nicht mehr zu übersehen, was die Oppositionsbewegung wachsen ließ. Bürgerrechtler setzten sich für Aufklärung und Verbesserungen ein, gründeten sogenannte Umweltbibliotheken.

Wie sein Verleger Frank Schumann mitteilte, arbeitete Reichelt bis zuletzt an einer Publikation über die Umweltpolitik der DDR. Dafür habe der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) ein Vorwort schreiben wollen. Beide seien sich freundschaftlich verbunden gewesen, sagte Schumann. Die Arbeit an der Publikation hätten sie nicht mehr beenden können. Töpfer starb im Juni 2024, Reichelt am Dienstag. Er lebte zuletzt in Schöneiche bei Berlin.

Reichelt hatte nach Ende der DDR zusammen mit anderen früheren Funktionären gegen die Kürzung seiner Altersbezüge geklagt. 2010 entschied das Bundesverfassungsgericht jedoch, er müsse die Einschnitte hinnehmen. Die Zahlungen seien teilweise nicht leistungsbezogen, sondern auch als Belohnung für politische Anpassung und unbedingte Erfüllung des Herrschaftsanspruchs der SED zu verstehen, urteilte das Gericht damals.

Sendung: rbb24, 14.01.25, 21:45 Uhr

9 Kommentare

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  1. 8.

    Gut daß dieser Typ keinen Unsinn mehr anrichten kann.

  2. 7.

    RIP! Ein Vorkämpfer für den Umweltschutz!

  3. 5.

    Zu DDR-Zeiten wurde uns in der Schule erzählt, dass die DDR zu den Top 5 der führenden Wirtschaftsnationen gehört(andere Schüler kennen Top 10 ect.).

    Auch wurde uns erzählt, dass die bösen Kapitalisten im Westen ihre Kraftwerksfilter mit Absicht ausbauen, hingegen im Osten alles sauber und gefiltert wird. Wir Schüler schauten nur kurz aus dem Fenster und dachten uns: Aha.

  4. 4.

    Bereits Anfang der 1980'er Jahre kursierte folgender Spruch unter DDR Bürgern: "Die DDR hat eines der schärfsten Umweltgesetze weltweit (für die damalige Zeit) , es ist aber auch das Gesetz, welches in der DDR am meisten gebrochen wird!"
    So war es damals wirklich. Egal ob Kalk- und Zementstaub auf den Dächern in Herzfelde zum Bauen, Wekstraßen mit Fundamenten aus Elektronikbauteilen, Schwefeldioxidausstoß durch die Verbrennung von Rohbraunkohle in Heizhäusern, der Wolfener" Silbersee" u.v.a.m.

  5. 3.

    Da reicht die Doku "Bitteres aus Bitterfeld". Dort wird die Überlegenheit des Sozialismus sehr gut dokumentiert.

  6. 2.

    Hoffentlich wird es doch noch irgendwie veröffentlicht. Es klingt ja so, als wenn schon sehr viel vorhanden ist. Das Buch Zonenrandgebiet von Astrid M. Eckert behandelt das Thema im Kontext der Grenze

  7. 1.

    ich hatte das Buch schon bestellt. Die Umweltpolitik der DDR, aus Sicht der damaligen Protagonisten, wäre für viele ein spannendes Thema gewesen.

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