Geänderte Systematik - Senat kürzt noch einmal Bonus-Programm für Berliner Brennpunktschulen

Fr 21.02.25 | 15:07 Uhr
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Symbolbild: Schüler gehen durch einen Gang zu ihrem Klassenzimmer. (Quelle: dpa/Christian Charisius)
Audio: rbb 88.8 | 21.02.2025 | Thorsten Gabriel | Bild: dpa/Christian Charisius

Bereits im Dezember hatte die rot-schwarze Koalition beschlossen, das Bonus-Programm für Brennpunktschulen zu kürzen. Nun soll der Etat noch einmal abgesenkt werden. Die Bildungsverwaltung begründet das mit einer geänderten Systematik.

Für das Berliner Bonus-Programm für Brennpunktschulen steht in diesem Jahr noch einmal weniger Geld zur Verfügung. Das geht aus einer bislang unveröffentlichten Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linken im Abgeordnetenhaus hervor, die dem rbb exklusiv vorliegt.

Demnach wird der Etat des Programms in Höhe von zuletzt rund 18 Millionen Euro noch einmal um 20 Prozent gekürzt. Bei den Sparbeschlüssen der rot-schwarzen Koalition im vergangenen Dezember war bereits eine Absenkung um 500.000 Euro beschlossen worden.

33 Schulen fallen aus dem Programm

Derzeit erhalten noch 218 Schulen Geld aus dem Programm. Laut Bildungsverwaltung werden voraussichtlich 33 von ihnen ab dem nächsten Jahr nicht mehr Teil des Programms sein und erhalten bereits in diesem Jahr nur noch ein sogenanntes "Übergangsbudget". Die Bildungsverwaltung begründet dies mit einer geänderten Systematik, nach der diese Schulen die Bedingungen zur Teilnahme nicht mehr erfüllen würden.

Die Linken-Abgeordnete Franziska Brychcy kritisiert die Auswirkungen der Kürzungen als "verheerend". "Die CDU-Bildungssenatorin streicht dort Gelder, wo der Unterstützungsbedarf am höchsten ist, bei den Schulen in schwieriger Lage." Das sei zutiefst ungerecht.

Programm umstritten

Über das seit 2014 bestehende Bonus-Programm erhalten Schulen bis zu 100.000 Euro, die sie für unterschiedlichste Hilfsangebote wie Sprachförderung oder Sozialarbeit einsetzen können. Die Wirksamkeit des Programms ist allerdings umstritten.

Begleitende Studien im Auftrag des Senats hatten schon vor Jahren gezeigt, dass das Programm kaum statistisch messbare Erfolge bei der Lernleistung oder der Schulabbrecherquote erzielt hatte.

Sendung: rbb 88.8, 21.02.2025, 15:30 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    ... am Ende müsste eigentlich die Schulaufsicht auch eine Auge darauf haben. Wenn eine Schule von Programmbeginn an noch immer die volle Summe erhält, wurde nicht alles richtig gemacht, sollte man denken.
    Aber saß ist nun obsolet, denn weg ist weg.

  2. 30.

    Ich kenne sowohl Bonus-Schulen mit den vollen 100.000€ als auch Schulen ohne jegliche Zuschüsse von innen. Bei den ersten waren die Maßnahmen wohl gewinnbringend für die Kids, aber nicht nachhaltig genug. Denn solange für die Eltern Bildung keinen Wert hat, sie tw. sogar kontraproduktiv agieren, bleiben alle Aktionen nur eine Facette im Leben dieser Kinder. Und die Schulen ohne jeden Bonus müssen wirklich wegen jeder Kleinigkeit bei den Eltern betteln, von der Personalausstattung ganz zu schweigen.
    Insofern kann ich die Entscheidung sogar verstehen. Nur kommt alles von jetzt auf gleich und Schulen haben keinen Planungsvorlauf. Viele brauchen das Geld, um ihr Schulprogramm zu realisieren.
    Bei dem Tempo würden sich selbst Betriebe mit einem funktionierendem Controlling die Karten legen. Schulleitungen unterrichten noch "nebenbei" und sollen bei den derzeitigen Umbrüchen die Schulen auf Kurs halten. Wenn das keine Überforderung ist!

  3. 29.

    Bildung fördert man nicht in dem man immer mehr Geld in unsinnige Projekte steckt. Es wird vielmahr Zeit, dass Lehrer wieder das Recht haben hart durchzugreifen und die Eltern mit in die zu Verantwortung nehmen. Diese verweichlichte Gesellschaft, die sofort überfordert ist, wenn es nur die geringten Schwierigkeiten gibt ist das Resultat von linksgrüner Bildungspolitik. Fordern muss wieder in den Mittelpunkt rücken. Es gib halt mal intelligente und weniger Intelligente. Sportliche und weniger sportliche. Wir hatten früher (70er Jahre) auch keine Förderung ud die allermeisten sind gut zurecht gekommen.

  4. 28.

    Leider wird dieser Ratschlag aber weder von Rechtsextremen, noch von denen befolgt die auf die Masche der Rechtspopulisten hereingefallen sind.

    Ich befürchte wir werden einen zum ersten Mal in unserer Geschichte einen Rechtspopulisten zum Kanzler bekommen.

  5. 27.

    Ja, genau so ist es. Alle Kinder sind die Zukunft und haben Chancengleichheit und Wertschätzung verdient. Es sind die Wähler u.a - und im wahrsten Sinne ;- von morgen und bitte, liebe Politik ohne Stigmatisierung im Bildungsbereich!

  6. 26.

    Morgen bei der Wahl nicht vergessen, welcher Partei wir immer wieder Kürzungen im Bildungsbereich zu verdanken haben. Arm soll arm bleiben, dass ist die CDU -Devise. Bildung ist ein 10x wichtigeres Thema, als diese aufgepumpte Migrationsdebatte.

  7. 25.

    Wat?

    Man kann den Bildungsverwaltungen vieles vorwerfen. Aber Abkürzungen erfinden die auf Weltniveau!

  8. 24.

    Ihre Suggestion schöpfen Sie woher?

  9. 23.

    Oh doch, es gibt auch Brennpunkt Gymnasium, Diesterweg...

  10. 22.

    Und sich selbst über das Bonusprogramm zu informieren geht nicht, weil? Hier offenbaren sich die eigentlichen Probleme in Schulen und im Bildungsbereich. Und genau deswegen gilt das Programm als umstritten.
    Das eingesetzte Geld wird zum Teil konzeptionslos ausgegeben. Wozu gibt es Schulentwicklung? Da ist viel Eigeninitiative in den Schulen gefragt und nicht… mir wurde ja nichts gesagt….
    Ich arbeite auch in einer Neuköllner Schule im Brennpunkt. Gut eingesetzte Gelder werden hier ersatzlos gestrichen. Prinzip Gießkanne.

  11. 21.

    Absolut und ich würde sogar noch weiter gehen. Kinder mit weniger guten Aussichten auf einen " erfolgreichen " Schulabschluss kosten noch einmal mehr und tragen später weniger zu einer wirtschaftlich positiven Entwicklung bei.
    Einige von ihnen brauchen Hilfen vom Staat.
    Um das weitestgehend zu verhindern, müssen Sie eigentlich besser gefördert werden.

  12. 20.

    Nein, wirklich? 1 ganzes Jahr weniger?! Das ist ja ein Ding.
    Am Besten wir schaffen Gymnasien ab damit jeder 13 Schuljahre für das Abi hat. Gleiches Recht für alle...

    Okay, jetzt im Ernst. Es geht um Geld! Und Gymnasien sind keine Brennpunkte (hab zumindest noch nichts dergleichen gelesen).

  13. 19.

    Die Wirkung des Bonusprogramms ist auch an meiner Schule seit Jahren kaum spür- und erst recht nicht nachweisbar. Die Schulleitung hat dem Kollegium auch noch nie vorgestellt, wofür diese Steuermittel eigentlich eingesetzt wurden.
    Aus meiner Sicht sind diese Euro seit Jahren verschwendetes Geld. Genauso ist das mit den jährlich 2.000;-€ für den „Schülerhaushalt“. Damit wird Schülerbeteiligung und Demokratie vorgetäuscht. An meiner Schule ist die gegangene SL damit ziemlich manipulativ umgegangen und sie ist das Schülervotum mitunter umgangen. Die Kiddies winken inzwischen nur noch ab und die Beteiligung an der Entscheidung zum Schülerhaushalt ist rasant gesunken.

  14. 18.

    Ich versuche es mal: in der Senatsbildungsverwaltung gibt es ein Faible für Berufsorientierung und den WAT Unterricht. (Wirtschaft-Arbeit-Technik) Nun ist der Plan auch am Gymnasium WAT einzuführen. Soweit nicht verwerflich.
    Nun muss man wissen, dass beides besonders wichtig ist für die Sekundarschulen, da hier die Kinder hingehen, die zum größten Teil in eine Ausbildung gehen. Aber, es gibt jetzt schon nicht ausreichend WAT Lehrkräfte. Wenn dieses Fach an Gymnasien eingeführt wird, kann man sich denken, was das für die Ausstattung an Sekundarschulen bedeutet….

  15. 17.

    Ja, und? Ist doch normal, dass Bildungsträger schauen, wie und wo sie Projekte finanziert bekommen. Mit „reich werden“ hat das trotzdem nichts zu tun.
    Die Schulleitung und das Kollegium müssen sich natürlich überlegen, was gebraucht wird und welche Angebote angenommen werden. Wenn diese Gelder wegfallen, sollten Sie aber auch wissen, was das für die Arbeit in den Schulen bedeutet.

  16. 16.

    Wie kommen Sie darauf, dass Gymnasien bevorzugt werden?
    Dort haben die Kinder Berlins ein ganzes Schuljahr weniger zur verfügung
    um zum Abitur zu gelangen.

  17. 15.

    Ich wusste es vom ersten Tag an, dass der CDU geführte Senat bei Kürzungen nur Bildung und Kultur im Blick hat. Anstatt an anderen Stellen Parkgebühren zu erhöhen oder Bußgelder durchzusetzen wird gespart wo es um die Zukunft geht. Bildung ist Zukunft! Berliner sollten laut werden und endlich für die Zukunft ihrer Kinder auf die Straße gehen. Bildung ist ein wichtiges Gut!

  18. 14.

    Kinder kosten nur und tragen so gar nichts bei zum wirtschaftlichen Aufschwung.

    Projekte, Einmalzahlungen, Programme...

    Ein funktionierendes Bildungssystem wäre mal ne Idee. Langfristig gut. Fair. Unterstützend.

    Ja... Kostet Geld. Aber bringt halt auch was. Sogar länger als eine Legislaturperiode.

    ...

  19. 13.

    Dadurch festigt CDU-SPD weitere benachteiligte Milieus, von denen viele dann frustriert die AfD wählen werden - ablesbar an entsprechenden Ergebnissen der U-18-Wahl.

  20. 12.

    "dass das Programm kaum statistisch messbare Erfolge bei der Lernleistung oder der Schulabbrecherquote erzielt hatte." Ist halt auch die Frage, ob mit Sozialarbeit und Sprachförderung die beiden Punkte lineal kausal beeinflusst werden können oder ob nicht zig andere Faktoren auch eine Rolle spielen. Oft wird Geld, wenn es denn da ist, in irgendweche Programme gesteckt ohne, dass ein tragendes Konzept dahinter steckt und klare Ziele und Erfolgsparameter definiert sind. Zugleich greifen Sozialarbeit und die Pädagogik der Lehrer oft nicht ineinander, weil Lehrer denken, die Sozialarbeit ist dafür da, dass ich ungestört Frontalunterricht machen kann. Ich weiß hier wovon ich rede... Schule selber muss lernen und es gibt für Lehrer nichts Schlimmeres!

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