Berliner Schulen - Neues Personalkonzept an Berliner Grundschulen geplant - Linke sehen Inklusion in Gefahr

Mo 10.02.25 | 18:15 Uhr
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Archivbild: Schülerinnen einer Schulklasse melden sich im Unterricht. (Quelle: dpa/Balk)
Audio: rbb 88.8 | 11.02.2025 | Jan Menzel | Bild: dpa/Balk

Berliner Schüler an grundständigen Gymnasien sollen künftig von einer besseren Lehrerausstattung profitieren. Das geht aus der Antwort der Bildungsverwaltung auf eine Parlamentsanfrage hervor, die dem rbb exklusiv vorliegt. Die Linke im Abgeordnetenhaus kritisiert, dass gleichzeitig Grundschulen mit vielen Kindern, die einen Förderbedarf haben, weniger Ressourcen erhalten.

Die Kritik richtet sich gegen einen aktuellen Entwurf der Verwaltungsvorschrift für die Zumessung von Lehrkräften aus dem Haus von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU). Darin wird allen Grundschulen pauschal ein bestimmtes Lehrerstundenkontigent pro Schüler zugewiesen. Das stellt einen Systemwechsel dar. Bisher haben Schulen auch ein Grundkontingent an Lehrerstunden bekommen. Dieses wird aber entsprechend der konkreten Förderbedarfe der jeweiligen Schülerinnen und Schüler erhöht.

Linke: "Gefahr für Inklusion"

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Franziska Brychcy, sprach von einer "Gefahr für die Inklusion in den Berliner Grundschulen". Bisher seien der Anteil von Kindern aus ärmeren Haushalten sowie der konkrete Förderbedarf einzelner Schülerinnen und Schüler Grundlage für die Bemessung von Lehrkräften gewesen. "In Zukunft soll eine Schule mit wenigen Kindern mit erhöhtem Förderbedarf die gleiche Anzahl an zusätzlichen Förderstunden bekommen wie eine Schule mit vielen Kindern mit erhöhtem Förderbedarf", sagte Brychcy. "Das verschärft die Bildungsungleichheit."

Kleine Klassengrößen an Gymnasien

Die Bildungsverwaltung spricht dagegen von einer "Neu-Konzeption der Zumessung" ab dem Schuljahr 2025/2026 und einer "Abkehr von historisch gewachsenen kleinteiligen Kriterien". Man erhoffe sich von der Neuregelung mehr Transparenz und mehr Zuverlässigkeit. Neben der gleichen Basisausstattung für alle Schulen soll künftig die Schulaufsicht in die Lage versetzt werden, zusätzliche Ressourcen für einzelne Schulen zu mobilisieren.

Konkrete Auswirkungen wird die Neuregelung ab nächstem Schuljahr auch auf die Klassenstärke an grundständigen Gymnasien haben. Dort sind in der 5. und 6. Klasse zur Zeit noch bis zu 29 Kinder pro Klasse vorgesehen. Mit der neuen Zumessungsrichtline soll die Klassengröße auf 24 abgesenkt werden. Das ist der Wert, der auch in Grundschulen gilt. Die Linke sieht darin aber eine einseitige Bevorzugung der grundständigen Gymnasien, weil nur bei diesem Schultyp der Personalschlüssel verbessert werde.

Lehrerstellen für andere Berufsgruppen einsetzbar

Linken-Bildungspolitikerin Brychcy hält Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) zudem vor, mit ihren Personal-Plänen "eine Kürzung durch die Hintertür" zu verfolgen. Günther-Wünsch will erlauben, dass in allen Bezirken drei Prozent der Lehrkräftestellen in Stellen für andere Berufsgruppen wie Erzieher oder Therapeuten umgewandelt werden können. Diese Stellen sind deutlich günstiger als die von Lehrkräften. Diese Berufsgruppen könnten aber nicht die Aufgaben von Lehrkräften übernehmen, warnte Brychcy.

Sendung: rbb 88.8, 11.02.2025, 6:30 Uhr

22 Kommentare

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  1. 21.

    Dass den grundständigen Gymnasien 24 Schüler pro Klasse in der Lehrkräftezumessung zuerkannt werden, heißt nicht, dass die Klassengröße tatsächlich sinkt. Statt 29 haben die meisten grundständigen Klassen jetzt auch 30 bis 32 Schüler. Es heißt nur, dass die betroffenen Gymnasien weniger Lehrkräftestellen bekommen. De facto kann mit der Neuregelung (über die die Schulen selbst noch nicht informiert wurden) eine Schlechterstellung der grundständigen Gymnasien einhergehen: Sie unterrichten wie gehabt große Klassen, bekommen dafür aber nicht das Personal.

    Diese Information in der Woche herauszugeben, in der die Anmeldungen für Klasse 5 an den grundständigen Gymnasien laufen, ist unverantwortlich vom Senat. Die ohnehin aufgeregten Eltern werden nur noch mehr unter Druck gesetzt, weil sie fürchten, dass die Chancen für ihr Kind nun noch schlechter stehen. Vom rbb erwarte ich eine genaue Recherche, aus der die konkreten Folgen hervorgehen.

  2. 19.

    Die SPD hat aber über Jahrzehnte erst für die katastrophalen Zustände gesorgt. Aber unsere Bildungssenatorin, schimpft sich selbst Pädagogin, macht's nicht besser.

  3. 16.

    Das ist eine typische CDU-Politik: die Starken werden gestärkt und die Schwachen werden geschwächt, auf Seiten der Schüler und der Lehrer. Demnächst werden die etablierten Lehrer in kleineren Klassen mit den "harmloseren" Gymnasiasten zu tun haben und die Quereinsteiger können die "herausfordernden" Klassen mit einem hohen Förderbedarf übernehmen. Damit ist dann schon die berufliche Entwicklung gleich schon mal vorgegeben.

  4. 15.

    Ich wollte keine CDU..
    ich hoffe, daß meine Mitbürger beim nächsten mal keine CDU wählen werden. Denn die CDU schadet unserer Stadt nur.

  5. 13.

    Einfach nur noch traurig. Aber ihr Berliner wolltet ja die CDU und ihre Politik. Wer Wind seht, wird Sturm ernten.

  6. 12.

    Hauptverantwortung liegt bei den Familien. Es muss jedoch bundeseinheitliche Regeln für Kitas und Schulen geben.

  7. 11.

    Ich würde mal mehr in die GRUNDSCHULEN investieren, lieber Senat.
    Darauf baut nämlich alles Weitere auf.

  8. 10.

    Die kleineren Klassen für die Jahrgänge 5+6 an Gymnasien werden vermutlich in der 7.Klasse so fortgeführt? Es sind ja Klassen mit besonderem Profil, in die andere Schüler seltenst einsteigen können.
    Das würde dann bedeuten, dass in den besonders leistungsstarken Klassen nur 24 Kinder sind, in den „normalen“ Klassen dafür 30.
    Die oberen 5% bekommen ihr extra Würstchen.

  9. 9.

    In diesem von dir gesendeten Artikel geht es um die 7. Klässler. In diesem gerade wurden ja die 5. Klassen genannt. Diese haben mit den später dazustoßenenden 7. Klassen ja nichts zu tun, da sie eigenständig laufen.
    Da wäre die Frage an die Redaktion, wie es gemeint ist?
    24 statt 30 in 1,2 bzw. 3 Klassen (5. Klasse) im grundständigen Gymnasium? Oder anders?

  10. 8.

    Tatsächlich spricht man von Behinderung, wenn ein Kind 6 Monate oder mehr von der Entwicklung zurück liegt. Zu diesen Entwicklungsschritten zählt auch die emotional-soziale Entwicklung. Hierbei ist häufig auch ein finanziell/sozial benachteiligter Haushalt mit verbunden.
    Um es deutlich zu sagen: Aufgabe ist kein Bewerten dessen, sondern zu schauen, wie das Kind und eventuell auch die Familie unterstützt werden kann. Das ist das Ziel von Inklusion in Grundschulen: Kinder und Klassen dabei unterstützen einen inklusiven Lernort zu haben, wo niemand benachteiligt wird.

  11. 7.

    Interessante Frage. Vermutlich soll durch das neue Auswahlverfahren für Gymnasien ausgesiebt werden. Siehe https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/01/berlin-grundschule-gymnasium-probeunterricht-probetag-schulreform.html

  12. 6.

    Aus dem Artikel wird nicht ersichtlich, ob somit die 5. Klassen reduziert werden oder ob zusätzliche Klassen mit dann 24 Schülern eröffnet werden. Denn so gibt es zwar kleinere Klassen,aber deutlich weniger Kinder können aufgenommen werden.

  13. 5.

    Ich arbeite mit Zuwanderern, da haben viele viele Kinder. Und Tatsache ist oft: Eher lehren die Kinder die Eltern, leider stimmt das nicht:

    Am Ende ist es Aufgabe der Eltern ihre Kinder zu erziehen und ihnen was beizubringen. Für lesen, schreiben und rechnen sollte der Kenntnisstand reichen.

  14. 4.

    Damit die Inklusion in Gefahr ist, müsste es erst einmal Inklusion geben. Unsere Einzugsgrundschule sagt laut und deutlich, dass Kinder mit Förderschwerpunkten da nichts zu suchen haben und wenn Eltern es doch wagen, wird das Kind nach spätestens ein zwei Jahren aussortiert!

  15. 3.

    Am Ende ist es Aufgabe der Eltern ihre Kinder zu erziehen und ihnen was beizubringen. Für lesen, schreiben und rechnen sollte der Kenntnisstand reichen. Ansonsten könnt ihr mich ja mal aufklären , wo euch später Quadratwurzeln über den Weg laufen.. Es sei denn man studiert.Welche Inklusion denn? Ärmere Haushalte haben doch nix mit Behinderung zu tun. Schule ist für Bildung da, Fremdsprachen könnte ich meinen auch nicht beibringen,könnte schon helfen,wenn die Bücher nächstes Jahr wieder verwendet werden.In den Schulen wo es möglich ist.

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