Anderthalb Jahre nach Prüfstopp - Dreiviertel der Radwege noch immer nicht fertig

Fr 14.02.25 | 20:28 Uhr
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Ein Arbeiter arbeitet bei der Anlage eines neuen Radweges für Fahrradfahrer. (Quelle: dpa/Wolfram Steinberg)
Audio: rbb88.8 | 14.02.2025 | Jan Menzel | Bild: dpa/Wolfram Steinberg

Nach dem vorläufigen Stopp vor anderthalb Jahren kommt der Radwege-Bau in Berlin nur schleppend voran. Von damals 16 geplanten Projekten sind gerade mal vier fertiggestellt. Für dieses Jahr sind aber weitere Projekte geplant.

Der von der damaligen Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) verfügte Radwege-Stopp aus dem Jahr 2023 wirkt weiter nach. Bis Ende Januar sind lediglich vier von 16 damals angehaltenen Projekten gebaut worden. Das geht aus der Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine Parlamentsanfrage vor, die dem rbb exklusiv vorliegt. Drei Vorhaben sind demnach teilweise abgeschlossen. Neun sind immer noch nicht fertig.

Drei weitere Radwege-Projekte waren schon 2023 mehr oder weniger einkassiert worden. Nun teilt die Verkehrsverwaltung offiziell mit, dass für die geplanten Radstreifen an der Stubenrauchstraße (Neukölln), der Blankenfelder Chaussee (Pankow) und der Roedernallee (Reinickendorf) die Anordnungen für einen Umbau aufhoben wurden. Die drei Projekte sind damit de facto tot, zumal sich Berlin inzwischen in einer veritablen Haushaltskrise befindet.

Die Grünen sprechen angesichts der Zahlen von "einer hässlichen Bremsspur", die der Radwegstopp vor anderthalb Jahren hinterlassen habe. "Nur ein Viertel der geplanten Radwege ist gebaut und bei anderen Radprojekten ist ungewiss, ob sie überhaupt auf die Straße kommen", erklärte die verkehrspolitische Sprecherin Oda Hassepaß.

Mehrere Radwege für dieses Jahr geplant

Wie aus der Senatsantwort hervorgeht, wurden 2024 die Radstreifen am Adlergestell, an der Hauptstraße im Bezirk Schöneberg und ein 40 Meter kurzer Abschnitt an der Hellersdorfer Straße gebaut. Ende Januar dieses Jahres konnten noch 1.135 Meter Radstreifen an der Sonnenallee abgenommen worden.

Bei mehreren anderen Projekten soll die Fertigstellung in diesem Jahr erfolgen. Für die Scheffelstraße und die Siegfriedstraße in Lichtenberg, die Gülzower Straße (Marzahn-Hellersdorf) und die Scharnweberstraße (Friedrichhain-Kreuzberg) wird als Termin der Sommer genannt.

Für die Grunewaldstraße (Tempelhof-Schöneberg), den letzten Abschnitt der Neuköllner Hermannstraße und die Opernroute in Charlottenburg ist die Fertigstellung bis Jahresende vorgesehen. Ein 60 Meter langer Abschnitt an der Michaelbrücke soll auch in diesem Jahr fertig werden, ohne dass schon ein genaues Datum feststeht.

In der Hansastraße in Weißensee und an der Storkower Straße ist der Start von Bauarbeiten für dieses Jahr angekündigt, während es für 2000 Meter Radstreifen an der Köpenicker Landstraße heißt: Baubeginn sowie Fertigstellung "unbekannt".

Grüne: Altprojekte blockieren Mittel

Die Grünen monieren, dass sich der Bauverzug durch den Prüfstopp auch auf andere Radwege-Projekte erheblich auswirke. Die "Altprojekte" würden Mittel blockieren, die in diesem und den nächsten Jahren ansonsten für neue Vorhaben zur Verfügung stehen würden.

Außerdem weisen die Grünen darauf hin, dass Fördergelder des Bundes in Höhe von 5,5 Millionen Euro womöglich bis Ende 2024 hätten abgerechnet werden müssen. "Die CDU lässt nicht nur wichtige Bundesmittel verfallen, sie lässt auch alle Menschen, die in Berlin Radfahren, einfach hängen", kritisierte Grünen-Verkehrspolitikerin Hassepaß.

Sendung: rbb88.8, 14.02.2024, 14:30 Uhr

71 Kommentare

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  1. 71.

    Egal welche Lobby man betrachtet, Ars...öscher gibt es in jeder Fraktion, und sonderbarer Weise wirken gerade die immer am egoistischsten.
    Und auch gerne beobachtet, die Teilungen schon untereinander, Verbrenner gegen E-Autos, Rennrad gegen Lastenrad gegen E-Bikes.
    Macht schon Spaß zu sehen, wie man sich daran aufreiben kann.

    Ich bewege mich durch diese Stadt so wie ich es für die Situation am praktischsten, bequemsten halte.
    Und nutze dabei auch alle verfügbaren Möglichkeiten - KFZ, Fahrrad, Öffis, zu Fuß.
    Ja und komisch, die Berliner Luft hat sich in Berlin seit den 80iger sehr verbessert!

  2. 70.

    "Diesen Nutzen lässt man bei solchen Berechnungen immer gern weg."

    Nein, das ist in der Gesamtrechnung inbegriffen. Und die Massenentlassungen bei VW und Porsche kommen woher?

  3. 69.

    Aaah ich lese gerade: aus Platzgründen, sehr logisch oder auch nicht. Was ist denn dann mit Autos? Nehmen die nicht viel mehr Platz weg als Fahrräder? Bei Autos ist es ok, bei Fahrrädern nicht? Hey ganz ehrlich, Sie wollen doch nur provozieren.

  4. 68.

    "Merkt ihr Eure Einspurigkeit wirklich nicht?" ich zumindest nicht, da mir egal, zum Glück!
    Nur versteh ich nicht, warum dabei auf die GenerationX eingedroschen wird mit "Da ist sie wieder, die Borniertheit der jahrzehntelang Gepamperten."

  5. 67.

    Und wieso sollte man Ihrer Meinung nach nicht auch das Fahrrad als Fortbewegungsmittel wählen? Was spricht dagegen?

  6. 66.

    Das ist doch lächerlich und vollkommen indiskutabel. Mit derselben Begründung könnte ich sagen: aus Platzgründen weg mit den Autos. Sag ich aber nicht. Weil zumindest ich mich nicht lächerlich machen möchte.

  7. 64.

    Bin irritiert. Drängt die Autofahrergemeinde doch auf die Freiheit zur unbehinderten Wahl Ihres bevorzugten 4-Räders. Gesteht aber anderen dann nur den ÖPNV als Alternative zu. Da ist sie wieder, die Borniertheit der jahrzehntelang Gepamperten. Merkt ihr Eure Einspurigkeit wirklich nicht?

  8. 63.

    Hmm ... also obwohl der ÖPNV dann also nicht so attraktiv ist, zwingt man Menschen, die kein Auto haben, diesen zu nutzen, weil für das sichere Fahrradfahren nichts gemacht werden soll (laut mir zitierten Post)? Das ist weiterhin sehr sinnfrei argumentiert.

  9. 61.

    Auch immer wieder schön die sinnfreie Argumente bezüglich dem ÖPNV (Öffentlich Passen Nicht Vielen).
    Haltestellne von Bus, S- und Strassenbahnen sind ja auch bei jedem Alter, jeder Witterung und Tageszeit sowas von attraktiv. Danke für den Hinweis.

  10. 59.

    Nein, denn der ÖPNV ist für all die Leut' gedacht, die kein Auto haben oder nicht fahren dürfen. Ist doch klar.

  11. 58.

    Traurig, Berlin hätte genug Platz für alle Verkehrsteilnehmer
    In sehr vielen anderen Metropolen gibt es da nicht so viele künstliche Komplikationen …
    Und nein, man kann nicht überall mit dem ÖPNV so einfach hinkommen….es geht um Sicherheit!!!

  12. 57.

    ... und als Ergänzung noch: wenn alle ihre Autos abschaffen und Platz da ist, Arbeitsplätze abgebaut usw. wie schaffen die Öffis all die Menschen dann von A nach B zu fahren, da ja zu wenige als Bus/ Bahnfahrer arbeiten wollen

  13. 56.

    "Autofahrer als Steuerzahler für Mittlerweile jeden Politischen Egoismus."

    Sind aber auch willige Zähler. Ok, jammern oft und viel. Aber die sind halt so dieser Ideologie verfallen, dass sie alles mitmachen und sich Änderungen verweigern.

    Wie wäre es mal mit einem Protest? Einen Tag wichtige Straßen blockieren. So ähnlich wie die Klimaaktivisten.

  14. 55.

    Da ja immer mehr Radwege gebaut werden sollen.Wo ist der Beitrag der Radfahrenden.Diese SUV.Lastenräder die schon so groß wie ein Kleinwagen sind.Diese Radfahrer als Ignoranten der StVO.Autofahrer als Steuerzahler für Mittlerweile jeden Politischen Egoismus. Natürlich in Voraussicht das 70.Jährige sich aufs Fahrrad setzen ,um Sich Beleidigungen als Langsam Fahrender Biker Anhören zu müssen.Fahre ich Lieber Auto,und staune über die Ignoranten der Grünen Fahrradwelt,mit ihrem dauernden Ansprüchen ohne Gegenleistung.

  15. 54.

    Braucht es denn privaten MiV ... es gibt doch den ÖPNV? Wieso kommen aus Autofahrersicht so oft so sinnfreie Argumente?

  16. 53.

    Für wieviele Menschen reichen denn 50 Parkplätze ... dürften weniger als Radfahrer an der Stelle sein.

  17. 52.

    Rückbau des Blödsinns, Radfahrer bräuchte es in der Stadt gar nicht geben - denn es gibt den ÖPNV.

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