Einsparungen im Berliner Haushalt - Soziale Träger fordern langfristige Finanzierungsplanung von Senat

Mi 19.02.25 | 20:23 Uhr
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Andrea Asch, Vorständin Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V und Federführung der Liga Berlin (Quelle: dpa/Jonathan Penschek)
Bild: dpa/Jonathan Penschek

Weil der Berliner Senat Milliarden im laufenden und kommenden Haushalt einspart, bangen soziale Träger um ihre Finanzierung. Im Hauptausschuss berichten Vertreter der Sozialverbände von ersten Auswirkungen und stellen Forderungen.

Soziale Träger in Berlin kritisieren den Senat für anhaltende Unsicherheit bei ihrer Finanzierung. Es geht um die Höhe der Gelder, aber auch um die Laufzeiten.

Die im aktuellen Haushalt geplanten Zuwendungen würden nicht nur deutlich geringer ausfallen, sondern seien bis Mitte des Jahres begrenzt, so Andrea Asch, Vorständin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Betroffen seien zahlreiche Projekte unter anderem der Wohnungslosenhilfe, der sozialen Hilfe für Migranten und Projekte zur Reintegration von Straffälligen.

Erste Träger streichen Stellen

"Wir haben keine Planungssicherheit bis Ende des Jahres und die real entstehenden Kosten durch Tarifsteigerungen und die allgemeine Teuerungsrate werden den Trägern nicht refinanziert", so Asch. Erste Träger hätten deshalb bereits Stellen abgebaut und Mitarbeitende entlassen, darunter die Notübernachtung am Containerbahnhof in Friedrichshain-Kreuzberg und die Frostschutzengel, die sich in mehreren Sprachen um Obdachlose kümmern. "Einer unserer großen diakonischen Träger in Mitte steht kurz vor der Insolvenz", sagte Asch im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses.

Die Regierungskoalition von CDU und SPD hatte den aktuellen Doppelhaushalt um drei Milliarden Euro gekürzt und plant weitere Einsparungen in Höhe von rund 1,6 Milliarden Euro im nächsten Doppelhaushalt für die Jahre 2026 und 2027. Grund für die Kürzungen ist vor allem das Defizit der Landeskasse, steigende Kosten für Personal und andere Aufwendungen, sowie ein Minus bei den Steuereinnahmen.

Langfristige Finanzierung spart Bürokratie ein

Die prekäre Lage der sozialen Träger werde sich mit den angekündigten Einsparungen im nächsten Doppelhaushalt fortsetzen, so Asch. Sie forderte eine langfristige Finanzierung der sozialen Träger mit Festbeträgen oder Leistungsvereinbarungen. Das spare Geld, auch mit Blick auf den hohen bürokratischen Aufwand der bisherigen Finanzierung über Zuwendungsanträge.

"Wir können davon ausgehen, dass dreißig bis vierzig Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel für soziale Projekte für deren Verwaltung verwendet werden muss", sagte Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin. Sie warb vor allem bei Projekten und Trägern, die über mehrere Jahre erfolgreiche Arbeit geleistet haben, für langfristige Finanzierungsmodelle. "Glauben Sie bitte nicht, dass sie mit noch mehr Kontrolle, Nachweislegungen, noch detaillierteren Abrechnungen nur einen Cent einsparen", so Schlimper. Das führe nur zu mehr Kosten auf Seiten der Träger und der Verwaltung. "Bürokratie hat noch nie dazu geführt, Dinge sinnvoll nach vorne zu entwickeln."

Arbeitsgruppe soll Maßnahmen vorstellen

Zur Senkung der Bürokratiekosten seien inzwischen schon zahlreiche Verbesserungsvorschläge in Arbeit, sagte Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD). Vor allem beim komplizierten System der finanziellen Zuwendungen soll es Vereinfachungen geben. Eine dafür eingesetzte Arbeitsgruppe hat seit dem Sommer 2023 Maßnahmen ausgearbeitet, die im März vorgestellt werden sollen, so Kiziltepe.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.02.2025, 7 Uhr

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67 Kommentare

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  1. 67.

    Letztendlich wird immer im sozialen Bereich gekürzt, weil dieser keine Lobby hat. So war das immer und so wird es bleiben, wenn man nicht beim Kreuzchen machen aufpasst. Ich schließe mich da dem Aufruf von Grönemeyer an.

  2. 66.

    Und durch Einsparungen im sozialen Bereich würden wir JETZT (dadurch) dann aber zu Wohlstand kommen !?!?

  3. 64.

    Erarbeiteten Wohlstand ?
    Den gab es auch schon nach dem 2. Weltkrieg - und schon in den 5ziger, 6ziger, 7ziger Jahren ??

  4. 63.

    Was wollen Sie tun wenn das Geld für andere Dinge verpulvert wird ? Schuldenbremse abschaffen und denen nach uns einen riesen Schuldenberg hinterlassen ? Die, die nach uns kommen sollen selbst entscheiden ! Oder noch höher Steuern ? Die, die noch eine Arbeit haben werden immer weniger, das ist ach keine gute Idee. Wenn es so weitergeht, wird sich die Lage Jahr um Jahr verschärfen. Es muss sich einiges ändern, grundlegend. Wer es macht ist mir egal, doch ich wähle am Sonntag die Partei, bei der ich die größte Hoffnung habe, das sie es auch tut. Wenn sie auch dieses Jahr keine Chance hat, 2029 wird sie diese bekommen.

  5. 62.

    Sozial sind die Schaffenden, Gebenden und die nicht von anderen fordern... so wie Sie. Stellen Sie sich Ihre Haltung auf der eigenen Couch vor...

  6. 61.

    Doch, genau darum geht es: um Kürzungen, "Einsparungen", weniger Mittel, Nichtbewilligung, dafür Kosten der Bürokratie x 3.

    Aus irgendeinem Grund wollen Sie und einige andere nicht sehen, was Soziale Arbeit alles beinhaltet. Wer sollte sich denn sonst z.B. um vernachlässigte, von unfähigen, grausamen, süchtigen oder mißbrauchenden Eltern verstörte Jugendliche und Kinder kümmern, die auf der Straße oder in Wohngruppen leben müssen?

    "Die Regierungskoalition von CDU und SPD hatte den aktuellen Doppelhaushalt > um drei Milliarden Euro gekürzt < und plant > weitere Einsparungen in Höhe von rund 1,6 Milliarden Euro im nächsten Doppelhaushalt für die Jahre 2026 und 2027 <. "

    Alles weitere in dankenswerterweise tollen Kommentaren von @Manuela#52 und anderen engagierten Menschen, denen das Soziale ebenso *nicht* egal ist.

  7. 60.

    Aha, und im Sozialen Bereich wird nichts geschaffen?

    Die Arbeit mit Menschen kann man schwer ökonomisch erfassen. Es ist nicht so, dass man oben was reinkippt und unten ein bestimmtes Ergebnis rauskommt. Leider versucht man es aber immer wieder. Hat schon in der Pflege nicht hingehauen. Es ist nicht so, dass man immer nur mehr dokumentieren muss, um gute Arbeit zu leisten. Arbeit mit Menschen bedeutet Beziehungsarbeit und Vertrauensaufbau. Da geht es erst in zweiter Linie um Inhalte. Verstehen die meisten aber nicht und halten es für überflüssig.

    Soziale Strukturen einzudampfen oder gar zu zerschlagen wird harte Konsequenzen haben. Für uns alle!
    Es sei nur an die Jahre nach der Wende erinnert, wo es viele Angebote nicht mehr gab. Das Vakuum wird jemand ausfüllen, nur nicht unbedingt zum Allgemeinwohl.

  8. 59.

    „Alle, die denken, dass an sozialen Projekten gespart werden muss, haben keine Ahnung, dass diese der Kitt einer Gesellschaft sind“
    Es wird nicht gespart. Das Auskommen mit dem Erarbeiteten schlägt das Schuldenmachen immer. Das Diätensparen nur ein klitzekleines Bisschen. Anders als Sie hier vernebeln. Der „Kitt der Gesellschaft“ ist das gemeinsame Schaffen!!! Und nicht das Ausgeben.

  9. 58.

    Das werden Sie auch nicht hören. Ein guter Sozialstaat entsteht durch den erarbeiteten Wohlstand. Da nun der Wohlstand sinkt ….

  10. 56.

    Alle, die denken, dass an sozialen Projekten gespart werden muss, haben keine Ahnung, dass diese der Kitt einer Gesellschaft sind. Perspektivwechsel: Sparen an den Diäten der Abgeordneten, an den Wasserköpfen in den Regierungsressorts - noch nie gehört, dass das jemand gefordert hätte.

  11. 55.

    ich bin überhaupt nicht rechts oder rechtsextrem, im Gegenteil, ich lehne diese AfD im tiefsten Inneren ab! Und ich bekämpfe auch den Rechtsextremismus in Deutschland! meine Wahl für Sonntag steht auch schon fest und ich wähle nicht blau oder schwarz, auch nicht rot, sondern grün.

  12. 54.

    Das hat absolut nichts mit einem Narrativ zu tun, Sie können gerne nach den Begrifflichen googeln, Sie werden Erklärungen erhalten, die sich sehr weit unterscheiden, somit sind es unterschiedliche Sachverhalte, die getrennt zu behandeln sind.

  13. 53.

    Ich kann mich nicht zu etwas äußern was es nur als rechtsextremes Narrativ aber nicht in der Realität gibt.

    Was ist daran nicht zu verstehen? Sie sind hier nicht an ihrem AfD Stammtisch oder ihrer TikTok Blase.

  14. 52.

    Ach, da fallen mir viele Führungsebenen ein, die aufgeblasen sind mit weißen, alten Männern.... Falls Sie es nicht wissen, sind soziale Träger u.a. Die Tafel, Einricht. von Caritas und Diakonie, Wohnungslosenhilfe, Kitas, Jugendeinrichtungen, Albert-Schweitzer- und SOS Kinderdörfer, Frauenhäuser, Einricht. für psych. Erkrankte, Notnummern, Straffälligenhilfe, Beratungsstellen, Familien- und Seniorenzentren, Jugendhilfeträger, Weißer Ring... Da fällt Ihnen nix besseres zum Kürzen ein??? Alle Achtung!!!

  15. 50.

    Die Begriffe Asyl und Migration sind nicht austauschbar, sie beschreiben zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte. Verinnerlichen Sie bitte deren Bedeutung und äußern Sie sich noch einmal zur ungeregelten Migration.

  16. 49.

    Ach, da fallen mir viele Führungsebenen ein, die aufgeblasen sind mit weißen, alten Männern.... Falls Sie es nicht wissen, sind soziale Träger u.a. Die Tafel, Einricht. von Caritas und Diakonie, Wohnungslosenhilfe, Kitas, Jugendeinrichtungen, Albert-Schweitzer- und SOS Kinderdörfer, Frauenhäuser, Einricht. für psych. Erkrankte, Notnummern, Straffälligenhilfe, Beratungsstellen, Familien- und Seniorenzentren, Jugendhilfeträger, Weißer Ring... Da fällt Ihnen nix besseres zum Kürzen ein??? Alle Achtung!!!

  17. 48.

    Welch eine Sorge, dass die Gesellschaft sich ausnutzen läßt.
    Frage: die Gesellschaft? Oder sie persönlich?
    Ihr Sichtweise auf die gesamt gesellschaftliche Betrachtung, empfinde ich als einseitig. Denn, ihren Gedanken weitergeführt, müsste alle Zahlungen, alle nicht eingerieben Steuern, alle Rückforderung von Subvention, in die Betrachtung einbezogen werden. Selbstverständlich steht das auf einem anderen Blatt und ist nicht so schlimm.
    THEMA des Artikeles:
    In den sozialen Bereichen ist die Finanzierung so ambivalent, dass es ein Wunder ist, dass hier noch überhaupt etwas angeboten wird.

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