Zahlen sinken - Nur noch elf Prozent der Studierenden in Berlin erhalten Bafög

Die steigenden Mieten in Berlin treffen Studierende hart. Immer weniger von ihnen bekommen Bafög. Und selbst wenn - oft reicht das Bafög nicht, um ein Zimmer zu finanzieren. Von verschiedenen Seiten wird eine Reform gefordert. Von Kirsten Buchmann
Nur noch elf Prozent der Studierenden in Berlin erhalten Bafög. Das geht aus der Antwort der Wissenschaftsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus hervor.
Laut den vorläufigen Zahlen für das Wintersemester 2024/25 ist die Bafög-Förderquote demnach weiter gesunken. Im vergangenen Sommersemester erhielten mehr als zwölf Prozent der Studierenden Bafög-Unterstützung, im Wintersemester davor mehr als 13 Prozent.
Linke rechnet Lücke bei Wohnpauschale vor
"Das sind dramatisch schlechte Zahlen", kritisierte der Linken-Abgeordnete Tobias Schulze den Rückgang. "Wir laufen auf eine Situation zu, dass sich in Berlin nur noch Menschen ein Studium leisten können, die einen entsprechenden Hintergrund im Elternhaus haben."
Und das, obwohl es seit Oktober mehr Bafög pro Monat gibt als früher. Laut der Wissenschaftsverwaltung sind es im Durchschnitt 100 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Aus Sicht der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus reicht das Geld aber nicht. Sie rechnet vor: Bei Kosten für ein WG-Zimmer in Höhe von 650 Euro in Berlin und einer Bafög-Wohnpauschale von 380 Euro fehlten den Bafög-Empfängern in der Stadt monatlich 270 Euro.
Studierendenwerk: Pauschale dem Mietspiegel anpassen
Das Studierendenwerk erklärt sich den Rückgang des Bafög-Empfängeranteils auch damit, dass viele Studierende aus Familien mit geringem Einkommen wegen der hohen Mieten gar nicht erst nach Berlin kämen. "Wir können es nicht empirisch belegen, aber gehen davon aus, dass Studierende, die auf Geld schauen, sich einen Studienplatz in einer Stadt suchen, die nicht ganz so teuer ist", sagte die Sprecherin des Studierendenwerks, Jana Judisch.
Sie fordert deshalb eine Bafög-Reform mit mehr Geld für Studierende, damit sie sich das Wohnen auch in einer Stadt wie Berlin leisten können. Eine mögliche Variante wäre aus ihrer Sicht, die Bafög-Wohnpauschale jeweils dem Mietspiegel vor Ort anzupassen. Auf einen solchen regional differenzierten Wohnkostenzuschuss pocht Tobias Schulze von der oppositionellen Linken gerade mit Blick auf Berlin.
SPD will Bafög-Satz erhöhen
Von Seiten der schwarz-roten Koalition im Berliner Abgeordnetenhaus setzt auch der SPD-Abgeordnete Marcel Hopp Veränderungen. Er hofft auf die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD auf Bundesebene. Ziel der SPD sei, "dass wir den Bafög-Satz nicht nur erhöhen wollen, sondern auch koppeln wollen an steigende Lebenshaltungs- und Mietkosten. Das muss dringend passieren. Und diese Pauschale für das Wohnen muss auch erhöht werden."
Ob das Thema bei der Regierungsbildung im Bund beachtet wird, ist offen. Derweil bleiben in Berlin günstige Zimmer für Studierende knapp. Die Wohnheime des Berliner Studierendenwerks haben insgesamt rund 9.000 Plätze. Das reicht, um etwa fünf Prozent der Studierenden unterzubringen.
Sendung: Inforadio, 26.02.2025, 08:09 Uhr
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