Zahlen sinken - Nur noch elf Prozent der Studierenden in Berlin erhalten Bafög

Mi. 26.02.25 | 10:29 Uhr | Von Kirsten Buchmann
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Studenten sitzen im Audimax der Freien Universität Berlin
Audio: rbb24 Inforadio | 26.02.2025 | Kirsten Buchmann | Bild: dpa-Zentralbild

Die steigenden Mieten in Berlin treffen Studierende hart. Immer weniger von ihnen bekommen Bafög. Und selbst wenn - oft reicht das Bafög nicht, um ein Zimmer zu finanzieren. Von verschiedenen Seiten wird eine Reform gefordert. Von Kirsten Buchmann

Nur noch elf Prozent der Studierenden in Berlin erhalten Bafög. Das geht aus der Antwort der Wissenschaftsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus hervor.

Laut den vorläufigen Zahlen für das Wintersemester 2024/25 ist die Bafög-Förderquote demnach weiter gesunken. Im vergangenen Sommersemester erhielten mehr als zwölf Prozent der Studierenden Bafög-Unterstützung, im Wintersemester davor mehr als 13 Prozent.

Linke rechnet Lücke bei Wohnpauschale vor

"Das sind dramatisch schlechte Zahlen", kritisierte der Linken-Abgeordnete Tobias Schulze den Rückgang. "Wir laufen auf eine Situation zu, dass sich in Berlin nur noch Menschen ein Studium leisten können, die einen entsprechenden Hintergrund im Elternhaus haben."

Und das, obwohl es seit Oktober mehr Bafög pro Monat gibt als früher. Laut der Wissenschaftsverwaltung sind es im Durchschnitt 100 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Aus Sicht der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus reicht das Geld aber nicht. Sie rechnet vor: Bei Kosten für ein WG-Zimmer in Höhe von 650 Euro in Berlin und einer Bafög-Wohnpauschale von 380 Euro fehlten den Bafög-Empfängern in der Stadt monatlich 270 Euro.

Studierendenwerk: Pauschale dem Mietspiegel anpassen

Das Studierendenwerk erklärt sich den Rückgang des Bafög-Empfängeranteils auch damit, dass viele Studierende aus Familien mit geringem Einkommen wegen der hohen Mieten gar nicht erst nach Berlin kämen. "Wir können es nicht empirisch belegen, aber gehen davon aus, dass Studierende, die auf Geld schauen, sich einen Studienplatz in einer Stadt suchen, die nicht ganz so teuer ist", sagte die Sprecherin des Studierendenwerks, Jana Judisch.

Sie fordert deshalb eine Bafög-Reform mit mehr Geld für Studierende, damit sie sich das Wohnen auch in einer Stadt wie Berlin leisten können. Eine mögliche Variante wäre aus ihrer Sicht, die Bafög-Wohnpauschale jeweils dem Mietspiegel vor Ort anzupassen. Auf einen solchen regional differenzierten Wohnkostenzuschuss pocht Tobias Schulze von der oppositionellen Linken gerade mit Blick auf Berlin.

SPD will Bafög-Satz erhöhen

Von Seiten der schwarz-roten Koalition im Berliner Abgeordnetenhaus setzt auch der SPD-Abgeordnete Marcel Hopp Veränderungen. Er hofft auf die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD auf Bundesebene. Ziel der SPD sei, "dass wir den Bafög-Satz nicht nur erhöhen wollen, sondern auch koppeln wollen an steigende Lebenshaltungs- und Mietkosten. Das muss dringend passieren. Und diese Pauschale für das Wohnen muss auch erhöht werden."

Ob das Thema bei der Regierungsbildung im Bund beachtet wird, ist offen. Derweil bleiben in Berlin günstige Zimmer für Studierende knapp. Die Wohnheime des Berliner Studierendenwerks haben insgesamt rund 9.000 Plätze. Das reicht, um etwa fünf Prozent der Studierenden unterzubringen.

Sendung: Inforadio, 26.02.2025, 08:09 Uhr

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Beitrag von Kirsten Buchmann

40 Kommentare

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  1. 40.

    Selbstverständlich. In D lt. Wokepedia wohl 173 Professuren. An der Humbold-Uni kann man sogar promovieren.
    Ich bin ja nur gespannt, wie das mal werden soll, wenn sich jeder seine eigene "Sprache" ausdenkt und dann irgendwann keiner niemanden mehr versteht...

  2. 39.

    Finde ich auch. Wenn Bürgergeld das Existensminimum darstellt, können Studenten nicht unterhalb eines Existensminimums existieren. Und dann noch nebenbei einen "Job" haben.
    Kenne Studenten die sind Tags in der Uni und Abends im Job.. das ist entwürdigend.

  3. 38.

    Ich habe mein Studium vor knapp 10 Jahren erfolgreich beendet, aber ich hatte damals schon den Eindruck, dass eigentlich nur "reiche" studieren können und aus Sicht vieler Behörden auch sollten. Ich kam aus einer Hartz-4-Familie, was letztenlich ein großer Motor für das Studium war. Ich habe das komplette Vollzeitstudium in meinem Ausbildungsberuf gearbeitet und musste trotzdem nebenbei noch Bafög beziehen, um mir den Lebensunterhalt finanzieren zu können. Es gab demnach keine freie Zeit, sondern 5 Jahre komplett durcharbeiten, da man mit Bafög auch in der Regelstudienzeit bleiben muss. Klausuren mussten im Akkord in vielen durchlerneten Nächten absolviert werden und immer hatte man im Bachelor den Creditdruck im Nacken, ohne den es sonst ab Semester 5 keiGeld mehr gegeben hätte. Bei Behörden hörte ich nur, warum eine wie ich überhaupt studiert. Letztendlich hat dieser Druck des Finanzierens doch die ein oder andere Note im Bachelor gekostet, was ich im Master wieder rausholen konnte.

  4. 36.

    Kunst ist eine Veranlagung und kein Studienziel. Egal welche schönen Floskeln in den Studieninhalten zur selbstrechtfertigung stehen. Diese Floskeln könnten ebenso im Lehrvertrag stehen. Kunnst muss man leben, nicht lernen. Da könnte ich auch ein Studium für "Kuchen für Martin" zusammenschreiben mit 1000 toll klingenden Rechtfertigungen.
    Ich finde auch dass 50% der Studiengänge und der Studienplätze gestrichen werden sollten. Dauerstudenten, Studienabbrecher... Was man da so immer über die Grünen im Bundestag gehört hat. Leute die Chinesisch studieren wollen sollen in China an einer chinesischen Uni Geschichte studieren. Die angesprochenen Gamedesinger und Mediengestalter sollen bei ner Werbeagentur Ausbildung machen. Der gesamte Studienapparat ist aus unserer Arbeitslosengeschichte komplett überbläht um die Leute vom Arbeitsmarkt zu holen, damit die Zahlen besser aussehen. Das muss endlich beendet werden.

  5. 35.

    Abfinden ist da schon wieder das falsche Wort. Ich möchte jetzt nicht zwei Gruppen gegeneinander ausspielen aber jeder Sozialhilfeempfänger bekommt (salopp gesagt, ich kenne die Gesetze sehr gut) seine Regelleistung plus Miete plus KV/PV ohne große Gegenleistung. Jeder Student, der keine wohlhabenden Eltern hat muss gucken wie er/sie/divers durch kommt. BaföG muss hälftig zurück gezahlt werden, es deckt nicht das Existenzminimum zzgl Miete + KV und trotzdem wird politisch und von vielen Leuten, die keine Ahnung haben was es heute heißt Student zu sein, dauernd torpediert.
    Und ich als ehemalige Studentin mit Job, die heute fleißig arbeiten geht, finde es viel zu teuer hier zu leben. Ich werde nicht gehen sondern erwarte, dass Politik endlich was wegen den Mieten unternimmt. Es kann ja nicht die Antwort auf steigende Miete sein, dass man den Koffer packt und ins hinterste sächsische Dorf zieht, ohne Job, Freunde etc.

  6. 34.

    Die Linken sollen aufhören die Investoren zu schikanieren oder denken sie dass irgendwer Bock hat zu deren Bedingungen Wohnungen zu bauen oder zu vermieten? Der Wohnungsbau bricht von Monat zu Monat mehr zusammen. Vermieten bedeutet ja heute schon für die Eigentümer all seine Rechte abzugeben. 1x vermietet bedeutet die Kontrolle über sein Eigentum abzugeben. Das macht keiner und genau das sehen wir aktuell am Wohnungsmarkt nach RRG und linker Ampel. Wenn Wohnungsbau dann bauen die Investoren zur Eigennutzung, nicht für andere. Linke und Grüne begreifen das einfach nicht.. die sinpelsten Marktzusammenhänge. In der ganzen Natur funktioniert das so: schikaniert mich jemand gegen den ich mich nicht wehren kann, dann gehe ich nicht mehr hin. Ende.

  7. 32.

    Alles, was Sie sagen, ist legitim. Nur das ewige Gejammer, dass alles so teuer ist, geht mir auf den Zeiger. Das ist nun mal so. Und dass es keine günstigen Unterkünfte gibt, ist auch hinlänglich bekannt. Und um "ein paar Studenten" scheint es sich ja für Berlin nicht zu handeln. Das sind ja dann doch ein paar mehr...

    Jeder soll für sich selbst entscheiden, wo er studieren möchte, kein Thema. Nur muss man sich dann halt auch mit den vielen Widrigkeiten auseinander setzen und ggf. abfinden.

  8. 31.

    Lesen sie sich doch die Studieninhalte durch.

  9. 30.

    Sobald die erste Lohnabrechnung ins Haus flattert, beginnt das echte Leben. Dann ist Schluss mit grün und öko.

  10. 29.

    „Auch Kinder von Reichen betrifft das, damit sie unabhängig vom Willen der Eltern studieren können was sie wollen“
    Das setzt aber einen Willen voraus, den man sich erst einmal leisten können muss. Soll heißen, dass die Gesellschaft nicht „jeden Willen“ unterstützen kann. Die Eltern haben einiges zu tun, für die Willensbildung... Das ist ein Prozess, dem man nicht ohne Folgen ausweichen kann.

  11. 28.

    Ein Student sitzt in der S-Bahn und hat sein Fahrrad dabei. Ist das nun ein Studierender Radfahrender S-Bahn-Fahrender?

  12. 27.

    Bin und war nie Student aber finde jeder sollte BAFÖG bekommen um relativ ungestört studieren zu können. NUR sollten auch die Studentanzahlen drastisch runter gehen. Es braucht auch Leute in der Wirtschaft, Handwerker usw. Und auch manche Studiengänge finde ich sinnlos. Mediendesigner oder Gamedesigner das kann man in Firmen als Beruf lernen, muss man nicht studieren. Und inwieweit man Kunst überhaupt studieren kann finde ich fragwürdig. Entweder man hat solche Veranlagung oder nicht. Intuition kann man nicht lernen.

  13. 26.

    Die satte Mehrheit von 89 % können sich ein Studium in Berlin leisten, der Rest kriegt Bafög. Ich find das gut...

  14. 24.

    Vor dem Gesetz sind alle gleich. Ich verstehe nicht dass solche Verfassungswidrigen Vorschriften imnmer wieder beschlossen werden. Auch Kinder von Reichen betrifft das, damit sie unabhängig vom Willen der Eltern studieren können was sie wollen. Nicht zuletzt bezahlt ja eine reiche Familie defacto auch viel mehr Steuern als eine ärmere Familie.

  15. 23.

    Mein Neffe, geborener Berliner hat auch nicht in Berlin studiert sondern in Greifswald, weil hier die Studienbedingungen viel zu schlecht sind. Alles überfüllt, die Profs haben kaum Zeit für die Studenten für Gespräche oder Fragen. Kenne auch 2 Studenten die sind nach HH abgehauen. Kenne auch einen Studenten, total grün und öko. Ausstudiert Famile zack Auto angeschafft. Nur mal so richtung Wahlverhalten der vielen lebensunerfahrenen Studenten bei Anmeldung in Berlin weil in WG wohnen. Ich finde das verfälscht das Wahlergebnis.

  16. 22.

    Das freut uns Studenten, das wir als Studenten auch teilweise Bafög bekommen.
    Ein hoch auf alle Studenten.

  17. 21.

    Warum wollen Sie das denn unbedingt wissen? Immerhin geht es um Bildung. Das sollte dem Steuerzahler schon einiges wert sein. Oder denken Sie, die Studentenschaft werden viel zu viel gepampert?

    Übrigens jetzt/unabhängig davon bitte nicht wieder hier in der Kommentarspalte damit kommen, dass die Studenten doch (in Berlin) eh nur Party machen wollen....

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