Berlin - Senat will Betreuungsschlüssel in Kitas ab 2026 verbessern

Di 18.02.25 | 18:55 Uhr
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Kinder spiele in einer Kita. (Quelle: dpa/Malte Ossowski)
Audio: rbb24 Inforadio | 18.02.2025 | Werner Schoninger | Bild: dpa/Malte Ossowski

Seit langem schon klagen Erzieherinnen und Erzieher in Berliner Kitas über schlechte Arbeitsbedingungen. Nun hat die Bildungssenatorin einen besseren Betreuungsschlüssel und Schließtage für Weiterbildung angekündigt.

Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) will den Kita-Betreuungsschlüssel im kommenden Jahr in zwei Schritten verbessern. Damit solle eine Vollzeiterzieherin für ein Kleinkind weniger zuständig sein.

Eine Vollzeiterzieherin solle damit ab August 2026 rechnerisch vier statt wie bisher für fünf Kleinkinder betreuen, sagte Günther-Wünsch anlässlich einer Sitzung des Runden Tisches Kita. Berlin nähere sich dadurch dem Durchschnitt anderer Bundesländer an. Genügend Erzieherinnen sind laut der Bildungssenatorin für die Verbesserung vorhanden.

Günther-Wünsch: Fachkräfte langfristig im System halten

Weil in den Kitas die Kinderzahlen sinken, wären rechnerisch 2.400 Vollzeiterzieherinnen weniger nötig. Günther-Wünsch will sie aber weiter in den Kitas beschäftigen. Die Kitas können ihr zufolge so zugleich besser kompensieren, wenn Beschäftigte etwa wegen Krankheit ausfallen.

Zusätzlich sind zwei feste Schließtage pro Jahr für Weiterbildung geplant. Die Kita-Beschäftigten sollen sich so gezielt fort- und weiterbilden können, ohne dass dies zulasten der täglichen Betreuung geht, so Günther-Wünsch.

"Diese Maßnahmen tragen dazu bei, Fachkräfte langfristig im System zu halten", meinte sie. "Gerade angesichts des Fachkräftemangels ist es entscheidend, dass wir die Fachkräfte unterstützen und ihnen bessere Arbeitsbedingungen bieten." Die geplanten Änderungen seien mit erheblichen finanziellen Mitteln verbunden, erklärte die Senatorin und sprach von einer "Investition in die Zukunft".

Gewerkschaft Verdi fordert mehr

Die Forderung der Gewerkschaft Verdi geht allerdings darüber hinaus. Sie will einen Personalschlüssel von 1:3. Laut einer Verdi-Umfrage von November liegt der Betreuungsschlüssel de facto bei 1:6.

Gewerkschaften hatten zuletzt vehement bessere Arbeitsbedingungen für Berliner Kita-Erzieherinnen und -Erzieher gefordert, die mit ihren Kräften vielfach am Ende seien. Einen geplanten unbefristeten Streik hatten Gerichte im Herbst 2024 jedoch untersagt.

Der Runde Tisch Kita war anschließend ins Leben gerufen worden, um alle Beteiligten regelmäßig zusammenzubringen und nach Lösungen zu suchen. In Berlin werden nach letzten Angaben um die 170.000 Kinder in rund 2.900 Kitas betreut.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.02.2025, 18:30 Uhr

39 Kommentare

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  1. 39.

    So ein Quatsch....1:6, das wäre ja schon ein Träumchen. Tatsächlich ist der Normalzustand 1:12...das ist Fakt, nichts anderes. In den meisten KiTa's gibt es 25 Kinder und zwei pädagogische Fachkräfte in einer Gruppe. Auch nicht unbedingt zwei ErzieherInnen...das wäre ebenfalls ein Traum. Meist eine Erzieherin und eine Assistentin.
    Ebenfalls Fakt ist...geht eine von beiden mal telefonieren, auf die Toilette, ein kurzes Elterngespräch vor der Tür...ist die andere Kraft mit 25 Kindern allein...schon sind wir bei 1:25
    Und dann wollen alle noch Qualität usw. Aufbewahrung trifft es eher. Mehr ist gar nicht möglich.

  2. 38.

    Wo das Problem liegt im Jahr 2025, ist vermutlich aber nur vermutlich das ein Erzieher heute mehr leisten muss.
    Allerdings nicht mal den Kindern gegenüber,sondern 100 Fragebögen die ausgefüllt werden müssen.
    Da wäre das Sprachlerrntagebuch oder diese Bögen was das jeweilige Kind alles kann zu einem bestimmten Zeitpunkt gerade wenn es Richtung Schule geht.
    Die meisten Lehrer später schauen sich das nicht an aber gemacht werden muss es.
    Dann gibt es einen Haufen Allergiekinder gab es früher so nicht.
    Dann geht es weiter mit Empfehlungen schreiben für Ergotherapie oder Logopädie usw.
    Gab es das früher so?
    Glaub nicht.
    Die Gesellschaft will leider meist auch kleine Sprösslinge die schon so viel können (um dann bei den Mama's auf dem Spielplatz angeben zu können keine Ahnung warum)und leider eben nicht Kind einfach Kind sein lassen.
    Aus uns allen ist etwas geworden obwohl wir mit nur einer Puppe gespielt haben bis wir 12 waren und es 2 Erzieher gab für 28 Kinder.

  3. 35.

    Sie wissen, wie hoch der Anteil arbeitender Frauen anmo 1970 in der BRD war? Ansonsten eine Melange aus Faktoren, die sich verändert haben, mit dabei:
    - Familien unter Druck = Kinder unter Druck (Vorlesen, Zeit und Geld für familiäre Bildung, auch weniger Unterstützung von zB Omas/Opas, da tlws. deutlich mobilere Lebensläufe, enorme Reallohnverluste)
    - deutlich höhere Bildungs-, Betreuungs- und Dokumentationsansprüche an Fachkräfte (Hausfrau vs Fremdbetreuung)
    -deutlich mehr Kinder mit I-Status oder wenn noch nicht diagnostiziert Verhaltensauffälligkeiten
    - natürlich auch diverse Herkunftsländer und entsprechende Sprachbarrieren oder Herausforderungen
    - Zunahme sozio-ökonomisch schwächerer Familien, das macht auch etwas mit Kindern
    - andere Bildungskonzepte (Berliner Bildungsprogramm mit zB altersgemischten Gruppen/ Förderung v. Selbstbestimmung)
    - inhomogene Einstellungen bei den pädagogischen Fachkräften
    - andere Standards für Sicherheit, Gesundheit

  4. 34.

    Frage mich wie in den 70 Jahren es die Erzieher geschafft haben. Die Gruppen waren immer sehr Groß gewesen. Und aus uns ist etwas geworden. Waren damals die Erzieher besser oder waren die Kinder einfacher? Wo liegt im Jahr 2025 das Problem?

  5. 33.

    Für mich liest sich das wie eine politische Falle, die vor allem dazu gedacht ist, pädagogische Fachkräfte und Eltern gegeneinander auszuspielen. Zumal Beide Maßnahmen für die Bildungssenatorin absolut kostenneutral sind:
    - Verbesserung Personalschlüssel U3 wird vermutlich vom Bund finanziert "Kita-Qualitätsgesetz"( man fragt sich, wo das Geld ab 1.1.25 bleibt, wenn erst 2026 der verbesserte Schlüssel greift)
    - 2 Schließtage gehen zu finanziellen Lasten der Eltern, die Platzfinanzierung dürfte das ja nicht anteilig reduzieren

    Beide Gruppen sind viel weniger politisch gefährlich, wenn sie gegeneinander agieren, als zB miteinander auf die Straße zu gehen. Und Ende 2025 läuft spätestens die Friedenspflicht aus...

  6. 32.

    Ergänzend, weil strategisch wichtig: wir sollten uns nicht gegeneinander ausspielen lassen und ja dazu gehört, dass man sich die Nöte der anderen eben auch anhört und sie zugesteht. Unser gemeinsames Ziel (Eltern und Fachkräfte) ist eine deutliche Verbesserung der Zustände in den Kitas. Ich bin überzeugt, dass Kitas nur gut Bildungsorte sind, wenn es dort allen gut geht und ich möchte, dass meine Kinder von ausgeruhten & mental gesunden Menschen betreut werden. Also bitte, lasst uns miteinander für bessere Bedingungen kämpfen & nicht gegeneinander! Denn natürlich baden Fachkräfte dann wiederum aus, wenn Eltern ihre Kinder notgedrungen halb krank in die Kita schicken, weil sie Angst vor der Kündigung ihres Arbeitsplatzes haben, weil sie bereits als unzuverlässige Arbeitskräfte eingestuft sind. Wie sitzen im gleichen Boot, das sollten wir nicht vergessen: es braucht echte Lösungen!

    (Wer Frauen am heimischen Herd sehen will, okay klar, für den ist das vielleicht der richtige Weg)

  7. 31.

    Absolut verständlich und korrekt, es braucht nicht irgendwelche Maßnahmen, die noch dazu dann die Eltern weiter belasten, sondern echte Reformen und schnelle Veränderungen. Übrigens auch in Ü3! Die mittelbare pädagogische Arbeit muss endlich deutlich stärker geblockt und tatsächlich auch als solche Zeit nutzbar sein und das heisst: mehr Personal je Gruppe! Es kann nicht sein, dass die Gruppen in Urlaubsphasen sofort instabil sind, weil dann nur noch eine Fachkraft erkranken muss und dann eben wieder nur 1 Pädagogin für 19 Kinder einspringen muss! Das sind keine akzeptablen Zustände für keinen der Betroffenen - am wenigsten für die Kinder. Die zunehmende Stressbelastung bei den Kitakindern hat Rahel Dreyer kürzlich erschreckend in ihrer Studie dokumentiert.

  8. 30.

    Liebe Fachkräfte, ich bin gelinde gesagt traurig, wie wenig Verständnis hier für überlastete Eltern (meist Mütter)beschrieben wird. Zum Glück erlebe ich das in unserer Einrichtung anders. Wir haben in unserer Kita trotz der Ausfälle durch die Streiks für die Streiks unterstützt und genau das gemacht, was hier so selbstgerecht vorgeschlagen wurde, Elterngruppen gebildet & abwechselnd betreut. Also weder fehlt mir, noch anderen Eltern das Verständnis wie wichtig die Arbeit der Fachkräfte ist, noch die Solidarität. Aber Solidarität ist keine Einbahnstraße und die Wahrheit ist, dass diese 2 zusätzlichen Schließtage (es gibt bereits 25 für Weiterbildung und Co.) eine weitere enorme Belastung für Eltern sind. Es gibt Kitas die keine Sommerschließzeit haben & die Tage vereinzelt im Jahr verteilen. Einfach mal rechnen, es wird schwierig zusammen zB mal 7 Tage in den Urlaub zu fahren. Dazu kommen ständig verkürzte Öffnungszeiten oder Gruppenschließungen.. alles "Urlaub".

  9. 29.

    Ein weiterer Tropfen auf den heißen Stein.

    Umschulung 2025 ich komme!

  10. 28.

    Nach meinem Verständnis ist der Personalschlüssel die Grundlage für die Finanzierung. Und damit profitieren auch die freien Träger. Ernten halt die Früchte der Anstrengungen der Verdi und des Streiks der öffentlichen Träger. Ich empfand die fehlende Unterstützung in 2024 als beschämend.

  11. 27.

    Und wie ist das mit den freien Trägern? Bekommen die dann pro Kind mehr Geld, damit der Personalschlüssel gesenkt werden kann? Und noch eine Anmerkung: Im RV-Tag sollten die Träger dazu verpflichtet werden, eventuelle Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst, die in den Kostenblättern berücksichtigt werden, auch wirksam an die Angestellten weiterzugeben. In der Realität "verschwindet" viel davon in anderen Posten der Träger und kommt nicht oder nur zu Teilen bei den Fachkräften an.

  12. 26.

    Das kann ich Ihnen genau sagen: Diese Personengruppe ist wegen ihres Alters gegen Infekte wesentlich anfälliger als jüngere Menschen.
    Und "Kitas und Schulen sind nun mal Umschlagplätze für Bakterien und Viren", so das Zitat eines Hausarztes. Aus diesem Grunde wäre es wenig sinnvoll, auf Rentner als Aushilfen zurückgreifen zu wollen, weil diese sehr wahrscheinlich wegen Krankheit selbst öfter ausfallen würden.
    Aber vielleicht wäre es eine Perspektive für Sie, im Rentenalter in einer Kita auszuhelfen?

  13. 25.

    Abwechselnd Kinder zuhause betreuen heißt noch immer ... Kinder zuhause betreuen. Unverträglich mit Vollzeitarbeit und Schichtdienst, die eine Gesellschaft mit immer mehr Rentnern und immer weniger Arbeitnehmern aber dringend braucht. Ein Problem, welches sich mit den Aussichten auf eine mangelhafte und unzuverlässige Betreuung von Kindern leider durch sinkende Geburtenzahlen noch verstärkt. Hier merkt man einfach die mangelhafte volkswirtschaftliche Kompetenz unseres Senates.

    Provokanter Gegenvorschlag: Warum unterstützen Rentner eigentlich nicht in großem Umfang in Kitas, ehrenamtlich?

  14. 23.

    Liebe Maria,
    schon einmal darüber nachgedacht, das ihre Kinder in der Kita von Menschen betreut werden und nicht von Maschinen.
    Und eben diese Menschen/ErzieherInnen haben genau die gleichen Probleme wie Sie.
    Auch wir haben nicht mehr Urlaub als Sie. Auch bei uns gibt es viele KollegInnen mit Kindern, die private Gegebenheiten (Urlaubsplanung, Kind krank, keine Familienunterstützung..........) in ihrem Alltag meistern müssen.
    Wir betreuen viele und auch leider oftmals kranke Kinder, die bei uns nichts zu suchen haben und erst nach Diskussionen mit einem Elternteil abgeholt werden.
    Ich liebe meinen Job und gehe für meine Schützlinge auch oft und gerne an meine Grenzen, aber ihr Gejammer kann ich nicht mehr hören.
    "Die Armen überlasteten Eltern, was die alles leisten müssen" ( ja richtig Sarkasmus).
    Sie und andere sind nicht besser als wir, haben keinen höheren Stellenwert.
    Wir müssen die gleichen Hürden bewältigen wie Sie. Vielleicht sollten Sie darüber mal nachdenken.

  15. 21.

    Kinder in der Kita abzuladen ist ja soo schön.
    In den Einrichtungen arbeiten auch Familienangehörige. Bitte nicht nur einseitig denken.
    Kinder in die Welt setzen, Kindergeld kassieren, kostenlose Kita-Plätze nutzen und dann sich aufregen. Also. Ich hatte schon mal geschrieben, schließt euch als Eltern zusammen in kleinen Gruppen und dann abwechselnd 2-3 Kinder zu Hause betreuen. Wo ein Wille ist ist auch ein Weg. Nicht nur auf die Erzieher meckern. Frage an die sich aufregenden Eltern: Warum sollten den keine MA in den Kitas eine Weiterbildung erhalten ? Es wird immer mehr auf die Erzieher und Erzieherinnen abgeladen.

  16. 20.

    Da in Berlin ( Wilmersdorf, Charlottenburg) weitere Parkzonen eingerichtet wurden, müssen jetzt Erzieher und Erzieherinnen die mit dem Auto kommen blechen ! Std. 2€, das sind bei 8 Std täglich und in Monat 360 € !!!!!!!!. Anträge werden vom Ordnungsamt abgelehnt. Absolute Sauerei !!!! Kostenlose Kita-Plätze aber keine Vignette für die Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen. Echte SAUEREI !

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