Proteste in Berlin und Brandenburg - Mindestens 160.000 Menschen demonstrieren in Berlin für Erhalt der "Brandmauer"

Mo 03.02.25 | 08:02 Uhr
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Mehr als 100.000 Menschen demonstrieren in Berlin für Erhalt der "Brandmauer". (Quelle: dpa/Gollnow)
dpa/Gollnow
Video: rbb|24 | 02.02.2025 | Material: rbb24 Abendschau, rbb|24 | Bild: dpa/Gollnow

In mehreren deutschen Städten ist es am Wochenende zu Demos gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD gekommen. Bei einer Großdemo in Berlin protestierten laut Polizei rund 160.000 Teilnehmer – die Veranstalter zählten deutlich mehr.

Aus Protest gegen die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Bundestag sind an diesem Wochenende Zehntausende Menschen in ganz Deutschland auf die Straße gegangen.

Allein in Berlin sind am Sonntagnachmittag laut Polizei rund 160.000 Menschen zu einer Demonstration für den Erhalt der "Brandmauer" zusammengekommen. Die Veranstalter schätzten die Teilnehmerzahl sogar auf bis zu 250.000 – erwartet worden waren rund 20.000 Demonstranten.

Viele Teilnehmer hatten Plakate und Transparente dabei. Auf ihnen war unter anderem zu lesen "CDU, gib uns das C zurück", "Es ist 5 vor 1933" und "Kein Merz im Februar".

Teilnehmer ziehen während einer Demonstration unter dem Motto «Aufstand der Anständigen - Demo für die Brandmauer» in Berlin über die Straße des 17. Juni. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Der Demonstrationszug führte über die Straße des 17. Juni | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Lichtermeer vor CDU-Parteizentrale

Der Demonstrationszug führte vom Reichstagsgebäude über die Straße des 17. Juni zum Konrad-Adenauer-Haus, der CDU-Parteizentrale. Dort leuchteten Demonstranten mit Handylichtern, es gab Buhrufe für den Unionskanzlerkandidaten Friedrich Merz. Die Demonstranten riefen wiederholt: "Wir sind die Brandmauer", Merz solle sich schämen.

Wegen des großen Andrangs hatte die Polizei den Zugang zum Konrad-Adenauer-Haus eingeschränkt und bat die Demonstrationsteilnehmer, sich auf der angrenzenden Klingelhöferstraße bis zur Siegessäule zu verteilen. Nach Angaben einer Polizeisprecherin war der Raum zwischen der CDU-Parteizentrale und der Siegessäule zu 100 Prozent voll. "Da geht gar nichts mehr", sagte sie.

Friedman nennt AfD "Partei des Hasses"

Der Publizist Michel Friedman, der vor wenigen Tagen aus Protest aus der CDU ausgetreten war, erinnerte bei der Auftaktkundgebung an das Versprechen, dass die Würde jedes Menschen unantastbar sei. Die AfD bezeichnete er als eine "Partei des Hasses". Dass CDU/CSU mit ihr gemeinsam für eine schärfere Migrationspolitik gestimmt hatten, nannte Friedman einen "unentschuldbaren Fehler". Gleichzeitig nahm er seine frühere Partei in Schutz. Bei all der berechtigten Kritik an dem Verhalten der CDU dürfe eines nicht vergessen werden: "Die CDU ist eine demokratische Partei".

Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, eine Abstimmung wie die von Union und AfD dürfe es nie wieder geben – zumal nur kurz zuvor der Opfer des Nationalsozialismus gedacht worden sei. Ab jetzt müsse gelten: "Man macht nicht gemeinsame Sache mit denen, die die Menschenwürde mit Füßen treten. Punkt."

Zu der Demonstration unter dem Motto "Aufstand der Anständigen - Wir sind die Brandmauer" haben die Kampagnen-Organisation Campact gemeinsam mit dem DGB Berlin-Brandenburg und "Fridays for Future" aufgerufen. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit 500 Kräften vor Ort.

Route der Großdemo "Aufstand der Anständigen: Wir sind die Brandmauer!" am 02.02.2025
| Bild: rbb

Demonstration in Potsdam

In Potsdam haben am Nachmittag Hunderte Menschen für Demokratie, Weltoffenheit und Vielfalt demonstriert. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hielt ein Grußwort und bekräftigte, es dürfe nie eine Zusammenarbeit mit der extremen Rechten geben.

Demo gegen Rechts und für die "Brandmauer" in Potsdam, Brandenburg. (Quelle: rbb)
Demonstration auf dem Alten Markt in Potsdam | Bild: rbb

Zu dem Protest auf dem Alten Markt hatte das Bündnis "Potsdam bekennt Farbe" aufgerufen. Nach Schätzung der Organisatoren beteiligten sich rund 2.500 Menschen. Die Polizei sprach von einer Teilnehmerzahl im "unteren vierstelligen Bereich". Der Protest richtete sich vielfach gegen die AfD - auch zahlreiche Plakate mit Aufschriften gegen CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz wurden gezeigt.

Weitere Demonstrationen gab es auch in Angermünde, Fürstenwalde und Bernau, sowie in Brandenburg an der Havel und in Cottbus.

Proteste gegen Kurs der CDU

Hintergrund der aktuellen Proteste ist der Kurs der Union in der Migrationspolitik und ihre Bundestagsabstimmung mit der AfD. CDU-Kanzlerkandidat Merz hatte in dieser Woche für Empörung gesorgt, weil er im Bundestag in Kauf nahm, dass AfD-Stimmen ausschlaggebend waren, dass sein Fünf-Punkte-Migrationsplan am Mittwoch eine Mehrheit bekam. Ein Gesetzentwurf der Union zur Begrenzung der Migration scheiterte am Freitag im Bundestag trotz der Zustimmung der AfD.

Bereits am vergangenen Donnerstag hatten sich mehrere Tausend Menschen zu einer Demonstration vor der CDU-Bundesgeschäftsstelle in Berlin-Tiergarten versammelt. Am vergangenen Wochenende protestierten vor dem Brandenburger Tor in Berlin Zehntausende Menschen gegen die geplante Abstimmung. Die Proteste richten sich aber auch gegen ein Erstarken von Rechtsextremismus und Rechtspopulismus allgemein.

Die AfD wird bundesweit und in Brandenburg vom jeweiligen Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft. Die Landesverfassungsschutzbehörden in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt stufen die Partei dort als gesichert rechtsextremistisch ein.

Sendung: rbb24 Abendschau, 02.02.2025, 19:30 Uhr

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278 Kommentare

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  1. 278.

    Wenn Probleme in der Gesellschaft wie Migration nicht angegangen werden von den Altparteien, dann entstehen neue Parteien und nehmen sich der Sache an.
    Habe ich schon einmal erlebt. DDR 1989. Die SED konnte und wollte die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme nicht angehen.

  2. 276.

    Einer ist für CDU,der andere für SPD ,der nächste ist für AFD. Wo ist das Problem?Jeder wählt das,was im passt.Das ist doch Demokratie. Oder habe ich was verpasst?


  3. 274.

    Ich traue Herrn Merz überhaupt nicht.
    Er geht auch mit der AFD zusammen, nur um an die Macht zu kommen.

  4. 273.

    Verbietet endlich die AfR.

  5. 272.

    noch immer weiß man nicht, seit wann es Migration gibt

  6. 271.

    Ganz schön realitätsfern, die ca. 50% der CDU-Afd-Wähler als Verirrte zu bezeichnen. Sieht so Ihre Demokratie aus? Na. dann ...

  7. 270.

    Wer benutzt denn noch Springers Kampfblatt als seriöse Quelle? Da schreibt KKR mit. Und die wollen Merz und die AfD.

  8. 269.

    Bei meinen Wahlkreuz denke ich an Samuel Paty , Salman Rushdie , Kurt Westergaard , Seyran Ates....

  9. 268.

    Anders als bei Teltow mit nur einer S-Bahn-Strecke (mit den Linien S 25 und S 26) laufen im Berliner Zentrum zahllose U- und S-Bahn-Strecken zusammen, sei es am Bhf. Friedrichstraße, sei es im Umfeld des Brandenburger Tores. Der direkte Bahnhof dort wurde wegen Überfüllung von den nachfolgenden Bahnen - angekündigt - ohne Halt durchfahren, um die Fahrgäste auf benachbarte Bahnhöfe zu verteilen.

    Ihre unausgesprochene Unterstellung findet damit keine Grundlage.

  10. 267.

    Welche Menschenverachtung? Leben Sie in einer anderen Welt. Im grün-linken Universum?
    20% In den Umfeagen. Zählen Sie mal, die machen wenigstens was fürs Volk

  11. 266.

    Sind wir doch ehrlich, ob 1 Million oder 50 Millionen des deutschen Volkes, es ist das starke und unüberwindbare Gefühl der Kraft gegenüber der Disruption von AFD und Co!

  12. 264.

    Da bin ich ganz anderer Meinung und sehr viele andere auch. Wissen Sie, ich habe nichts gegen links/grün, ich möchte nur nicht das es so weiter geht wie bisher. Ich möchte wieder leben können von meinem Verdienst, keine Angst vor der nächsten Gasrechnung haben und mir das für den Arbeitsweg notwendige Auto noch leisten können. Links/grün ignoriert die Sorgen der Menschen, dann spielen diese halt bald keine Rolle mehr. Das ist Demokratie, der Wähler entscheidet, der eine früher, der andere später.

  13. 263.

    Ja klar. Behauptet man, der Jude sei das Unglück des deutschen Volkes, der Jude repräsentiere den psychopathischen Massenmörder, den Amokfahrer, den Messerstecher und Vergewaltiger,
    dann ist es auch für Springers "Welt" kein Problem festzustellen, dass die Judenfrage, das Judenproblem doch eine durchgreifende, wenn nicht Endlösung benötige.

    Einfach mal drüber nachdenken wer eigentlich mit was für Pauschalierungen argumentiert.
    Dann kann auch nicht einfach jemand kommen und "Das wichtige Thema Juden" durch Migration und Migranten ersetzen.

    Iss halt nach 90 Jahren das geforderte, etwas höhere Niveau und kritischem Bewusstsein. Statt Parteien zu wählen, die im Zweifelsfall das gängigste Narrativ funktionalisieren. Weils immer schon so gut funktionierte. Mit wechselnden Hauptbeschuldigten.

  14. 262.

    „Bei nicht einmal 21 Prozent“

    Werte von denen Linke, Grüne, SPD träumen

  15. 261.

    Das ist auch gut so. Früher gab es in jeder Partei einen rechten und linken Flügel und die Mitte. Heute haben die alten Parteien nur die Mitte und kein Rückrad mehr...Das Volk ist allen alt Parteien doch egal....waf

  16. 260.

    Wir wollen weiterhin den Weg , den Sarrazin vorgezeichnet hat , gemeinsam gehen und auch weitere widrige Umstände und seien sie auch noch so tragisch akzeptieren . So sehe ich die Demonstrationen .

  17. 259.

    Afd ist das gleiche

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