Nach sieben Jahren Arbeit - Stadtverordnete streiten um neues Potsdam-Logo

Fr 07.02.25 | 16:31 Uhr | Von Marie-Thérèse Harasim
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Collage des alten und neuen Logos der Landeshauptstadt Potsdam.(Quelle: Landeshauptstadt Potsdam)
Das alte blaue Logo und das neue rote Logo der Stadt Potsdam. | Bild: Landeshauptstadt Potsdam

Im September wurde das neue Logo der Stadt Potsdam vorgestellt. Nun gibt es Streit bei den Stadtverordneten im Hauptausschuss. Denn längst nicht alle sind dem neuen Design gegenüber aufgeschlossen.

"Es ist, als würde man seit 1990 die Frisur nicht ändern", sagt Heike Bojunga, Fachbereichsleiterin Kommunikation und Partizipation der Stadt Potsdam. Sie hat die Entwicklung des neuen Stadtlogos begleitet. Denn diese Frisur, die will die Stadt ändern. Genauer: Sie will ein neues Logo. Und das schon seit vielen Jahren.

Seit 2017 dauert nun der Prozess rund um das neue Logo. Damit verbunden auch die Ausarbeitung eines Designkonzepts. Das Ziel: zeitgemäß sein mit Wiedererkennungswert. Im September 2024 wurde das neue Logo dann öffentlich vorgestellt. Doch es regt sich Widerstand: Als Bierglas wurde das neue Design bezeichnet, das sich nicht zur Identifikation mit der stadt eigne. Zuletzt wurde im Hauptausschuss Ende Januar hitzig diskutiert.

Einigkeit nur darüber, dass beide Logos weiter entwickelt werden sollen

Mehrere Anträge wurden in den Haupausschuss eingebracht. AfD und BfW wollten die Beibehaltung des alten Logos erwirken. BVB / Freie Wähler wollten die sofortige Einstellung der Erarbeitung des neuen Logos. Am Ende konnten sich die Stadtverordneten nach einer langen und hitzigen Diskussion nur darauf einigen, dass beide Logos ‒ das alte blaue, das Schloss Sanssouci zeigt, und das neue rote mit dem Adler und einem 'P' für Potsdam ‒ weiterentwickelt werden sollen.

Dabei ist das leichter gesagt als getan. Denn es geht nicht nur um das Logo. Das Logo ist Teil eines umfassenden Konzepts. Weil das alte Logo aus den 1990er Jahren kommt, wurde es auch für die Anforderungen der damaligen Zeit gemacht. Das bedeutet zum Beispiel, dass auch die Schriftarten des alten Designs auf Print ausgelegt sind, für online taugen sie laut Heike Bojunga jedoch nicht. Außerdem gibt es in dem Designhandbuch von 1997 keine einheitlichen Regeln für die Onlineauftritte der Stadt.

Zwei Logos gleichzeitig entwickeln ‒ das ist gar nicht so leicht

Für die Entwicklung und Umsetzung des neuen Designs hat die Stadt 135.000 Euro anberaumt. Ein Großteil dessen ist bereits ausgegeben. Begonnen wurde der Prozess noch unter dem alten Bürgermeister Jann Jakobs (SPD). 2017 startete zunächst ein Kooperationsprojekt mit der Fachhochschule Potsdam. 2022 wurde dann die Entwicklung des neuen Logos öffentlich ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt Fuenfwerken Design AG im April 2023.

Im Laufe des Prozesses wurden Interviews mit wichtigen Vertretern aus Tourismus, Wirtschaft und Kultur, sowie dem Oberbürgermeister, einem Vertreter des Personalrats der Landeshauptstadt Potsdam sowie dem Migrantenbeirat geführt. Es gab Workshops mit Jugendlichen und eine Online-Befragung, in der die Farbe der Stadt Potsdam erfragt wurde.

Dazu kommen die Konzeption und schließlich die Umsetzung. Die umfasst unter anderem ein einheitliches Designkonzept für alle Webseiten der Stadt. Das alte Logo nun auch auf den neuen Stand zu holen, könnte nun nochmal einen ähnlichen Geldbetrag kosten. Geld, das die Stadt nicht hat.

Das neue Logo steht für mehr als Sanssouci

Doch das neue Logo sei nicht nur notwendig geworden, weil man online besser agieren will. Es sollte auch ein breiteres Bild von Brandenburgs Landeshauptstadt zeigen. Denn während das alte "Weinberg"-Logo mit dem Schloss Sanssouci lediglich die touristische Seite Potsdams betone, repräsentiere der rote Adler nun eine aufgeschlossene und moderne Stadt, sagt Bojunga. Bisher sei für jedwede Verwaltungskommunikation das alte Logo verwendet worden, also beispielsweise auch für Grundsteuerbescheide, Informationen zu sozialen Leistungen oder Bußgeldbescheide.

Die Stadt plant nun, gemeinsam mit der Agentur das neu erarbeitete Logo nochmal weiterzuentwickeln. Außerdem soll ein vor Kurzem gegründetes Gremium mit Experten eingebunden werden. Im Frühjahr wolle man dann das neue Logo den Stadtverordneten vorstellen.

Viel Zeit für die Überlegungen hat die Stadt nicht. Denn im kommenden Jahr wolle man auch an die Webseiten der Landeshauptstadt gehen, sagt Bojunga. Aktuell habe die Stadt mehr als 50 verschiedene Webseiten mit zwölf verschiedenen Content Management Systemen, nun sollen sie vereinheitlicht werden. Dennoch bleiben sie in der Stadt optimistisch: "Das wir so eine heftige Diskussion haben, ist ein gutes Zeichen. Es ist nicht egal."

Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 30.01.2025, 8:30 Uhr

Beitrag von Marie-Thérèse Harasim

31 Kommentare

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  1. 30.

    Ich verstehe nicht wieso dieser Adler unbedingt ins Logo muss? Die Entscheidungsbefugten sollen doch einfach die Grafiker machen lassen. Das sind Experten, die sich auskennen und nicht der Klaus oder die Beate vom Amt.

  2. 29.

    Das neue Farbkonzept finde ich sehr gut und modern. Nur das Logo stört mich. Die Kombination zweier Schriftarten ist in meinen Augen eine typografische Katastrophe.

  3. 28.

    Ich dachte das wäre die aufgehende Morgensonne über einem der wunderschönen Seen in der Ecke. Sanssouci oder Grillwurst - nicht wirklich, oder?

  4. 27.

    Das neue Logo wirkt viel älter als das Alte. Es sieht aus, als stamme es noch aus dem Kaiserreich mit diesem seltsamen Adler. Da kann ja ChatGPT bessere Logos erstellen.

  5. 26.

    In der Tat ist da kein winziges Stück Wiedererkennung drin; nur eben, dass von drei, vier verschiedenen Seiten die Quadratur des Kreises versucht wird, d. h. es allen irgendwie Recht zu machen. Mit anderen Worten: allen wohl und niemanden weh.

    So überrepräsentiert Sanssouci durch das alte Logo sein mag, das neue Logo steht buchstäblich für nichts.

  6. 25.

    Ein Logo mit einer Frisur gleich zusetzen ist an sich schon fragwürdig, sich über Jahre mit einem oder zwei Logos zu beschäftigen erst recht, aber irgendwie auch typisch für Potsdam, alles dauert aber besser wird es damit auch nicht.
    Uns dann nach Jahren einen gerupften stilisierten oder was auch immer Buchstaben - Vogel - Bierkrug als modernes Logo zu verkaufen grenzt schon an Lächerlichkeit und ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Die Farbe wirkt auch noch aggressiv, anders als blau, das mit Himmel und Wasser und Treue assoziiert werden kann.
    Potsdam ist mit diesem Entwurf völlig unterrepräsentiert, nicht erkennbar - wenn überhaupt brandenburgisch. Potsdam rühmt sich sonst ständig mit der Historie und Sanssouci, das auch der Touristenmagnet ist, also braucht es gerne etwas von Bestand und Wiedererkennung wenn der Rest sich wandelt.

  7. 24.

    Angefangen hat alles, als Einige die bewusst laienhaft wirkende Stilisierung der Sanssouci-Terrassen als "Grillwürstchen" diffamiert haben.

  8. 23.

    Eine Stadt auf ein Logo zu reduzieren ist falsch. Den Vorgang ein neues Logo zu entwickeln, Geld dafür bereitzustellen, kann ich nur mit vollen Kassen erklären.
    Wir besuchen unsere Landeshauptstadt regelmäßig. Daran wird sich mit einem anderen Logo nichts ändern.

  9. 21.

    5W ist nicht irgendwer, zu gerne würde ich die Dokumentation lesen dürfen. Andererseits, sie sind überall, die Kunden aus der Hölle.

  10. 20.

    Ich hätte eher gedacht der Adler lässt da gerade was fallen. Auf den ersten Blick.

  11. 19.

    Ich hätte diese 2 Logos in 5min gemacht für 20€. Unglaublich diese Geldverschwendung

  12. 18.

    Mal zwischen die Krallen geschaut ... Sind das die stilisierten Schwanzfedern des Wappentiers oder ist es ein männl. Adler?
    Sieben Jahre Arbeit für eine Comicfigur - Respekt.

  13. 17.

    Das alte Logo ist doch gut! Auf keinen Fall würde ich den hässlichen Bierkrug wollen.

  14. 16.

    Das neue Logo sieht aus wie eine Studentenarbeit: zwei Schriftarten in einem Wort (wie in einer Spam-Mail), eine verrutschte Krone über einem eigenwilligen Vogel, den man weder als Adler noch als den Buchstaben „P“ erkennt. Da wurde zu viel auf einmal gewollt und zu wenig gekonnt. Vielleicht sollte man beim ohnehin klammen Stadtbudget mal die Prioritäten bei den Ausgaben überdenken bevor man noch eine Designschleife dreht.

  15. 15.

    Das P habe ich erst erkannt, als es im Artikel beschrieben wurde.

    Das ist leider wahrlich ein fürchterliches neues Logo.

  16. 14.

    Das neue logo war fur mich garnicht zu erkennen. Ich musste es erst gross ziehen, um überhaupt was ausmachen zu können. Dabei hat das alte Klarheit und Prägnanz. Ein logo ist keine frisur, ein logo hat wiedererkennungswert.... Was fur ein horrender quatsch, dafür Mittelbund Energie zu verschwenden. Klares Votum fur das alte logo!

  17. 13.

    Dieser hässliche Vogel soll also Potsdam repräsentieren. Vielleicht versuchen es die Macher mal mit einem Broiler .
    Kinder....diese Geschmacksverirrung hat also Jahre und sehr viel Geld gekostet.
    Mein Enkelkind hätte gerne den Auftrag erledigt für das Geld !

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