Sondervermögen - Bundesrat stimmt Finanzpaket zu - Brandenburg enthält sich

Fr 21.03.25 | 18:08 Uhr
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Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Brandenburgs Finanzminister Robert Crumbach (BSW)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 21.03.2025 | Hanno Christ | Bild: www.imago-images.de

Der Bundesrat hat dem milliardenschweren Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur zugestimmt. SPD und BSW in Brandenburg konnten sich nicht einigen. Streitpunkt waren die geplanten Rüstungsausgaben. Dies führte zu einer Enthaltung.

  • Bundesrat stimmt milliardenschwerem Sondervermögen zu
  • deutliche Mehrheit mit 53 von 69 Stimmen - 46 wären nötig gewesen
  • Berlin stimmt dafür, Brandenburg enthält sich
  • Gesetz muss nun von Bundespräsident Steinmeier unterschrieben werden - dies gilt als Formsache

Der Bundesrat hat den Weg für das Milliarden-Finanzpaket von Union und SPD frei gemacht. Wie schon im Bundestag kam am Freitag auch in der Länderkammer die nötige Zweidrittelmehrheit für die entsprechende Änderung des Grundgesetzes zustande.

Für die Änderung des Grundgesetzes gab es im Bundesrat 53 der 69 Stimmen. Nötig wären 46 gewesen. Nur die Länder Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Rheinland-Pfalz enthielten sich, alle anderen Länder - also auch Berlin - stimmten zu. Enthaltungen gelten im Bundesrat wie ein Nein.

Das Gesetz muss nun von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf sein verfassungsgemäßes Zustandekommen geprüft und unterschrieben werden.

Crumbach und Woidke: keine Einigung bei Rüstungsausgaben

Brandenburg hatte schon zuvor seine Enthaltung angekündigt. Grund dafür ist Uneinigkeit in der Regierungskoalition zwischen SPD und BSW. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte, man sei sich zwar einig, dass die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands gestärkt werden müsse. Man sehe aber unterschiedliche Wege, wie das erreicht werden soll. Wenn sich die Koalitionspartner uneinig seien, sei es ganz normal, dass das Bundesland mit Enthaltung reagiere.

Brandenburgs BSW-Vorsitzender Robert Crumbach kritisierte die Pläne für das Finanzpaket. "Es ist eben nicht nur die Stärkung der Bundeswehr, die richtig ist und die wir auch vertreten. Sondern es handelt sich um uferlose Kredite, die uns auf Generationen hin belasten werden."

SPD und BSW in Brandenburg fordern perspektivisch Rückkehr zu russischem Gas

Woidke und Crumbach sprachen sich am Rande der Bundesratssitzung beide für eine Rückkehr zu russischem Gas aus. Ob dafür auch die Wieder-Inbetriebnahme der Nordstream-2-Pipeline von Russland nach Deutschland infrage kommt, wie gerade in den Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD im Bund thematisiert, ließen beide offen.

SPD-Chef Woidke sagte, es müsse so schnell wie möglich auf diplomatischen Weg ein Friedensschluss in der Ukraine erreicht werden. Er sei dafür, danach die Handlungsbeziehungen mit Russland wieder zu normalisieren, auch was die Lieferung von Rohstoffen angehe. Über Erdgaslieferungen könne man dann nachdenken, so Woidke: "Ich denke wirklich, dass auch die wirtschaftlichen Beziehungen dazu beitragen können, dass sich die Beziehungen insgesamt zwischen Europa und Russland wieder verbessern." Außerdem habe man habe in Schwedt ein Werk, das auch sehr stark von russischen Rohstoffen abhängig sei, so Woidke, auch mit Blick auf die künftige Entwicklung.

Finanzminister Crumbach sagte, er sei der festen Überzeugung, dass es nach einem Friedensschluss in der Ukraine wieder eine Normalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen brauche. Man müsse selbstverständlich dazu kommen, das Deutschland in eigenem Interesse handelte. Dazu gehöre zu überprüfen, ob wirtschaftliche Sanktionen sinnvoll seien oder nur Deutschland selbst schadeten.

Wegner: Deutschland wurde über Jahre auf Verschleiß gefahren

Das schwarz-rot regierte Berlin stimmte im Gegensatz zu Brandenburg dem Finanzpaket zu. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach zuvor in seiner Rede von einem "fundamentalen Schritt". Man sei bereit, den Weg freizumachen für eine Investition in die Zukunft. "Wir erleben eine Zeitenwende - vielleicht sogar einen Epochenbruch", so Wegner.

"Seien wir ehrlich: Deutschland wurde über Jahrzehnte teilweise auf Verschleiß gefahren." Die Infrastruktur sei mehr verwaltet als gestaltet worden. Viel zu lange hätte man "nur das Nötigste" getan, so dürfe es nicht weitergehen, sagte Wegner weiter. Die Investitionen, die nötig seien, könne man aus den bestehenden Haushalten nicht stemmen.

Schuldenbremse wird gelockert

Mit dem Gesetz wird die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse, die der Neuverschuldung des Bundes enge Grenzen setzt, für Ausgaben in Verteidigung, Zivilschutz, Nachrichtendienste und Cybersicherheit gelockert. Für alle diese Ausgaben, die ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschreiten, dürfen künftig Kredite aufgenommen werden. Das wäre in diesem Jahr alles über etwa 44 Milliarden Euro.

Außerdem wird ein Sondervermögen geschaffen, für das die Schuldenbremse nicht gilt und das mit Krediten bis zu 500 Milliarden Euro gefüttert wird. Daraus soll die Instandsetzung der maroden Infrastruktur in Deutschland bezahlt werden. 100 Milliarden Euro sollen an die Länder gehen, weitere 100 Milliarden Euro sollen fest in den Klimaschutz und in den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft fließen.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 21.03.2025, 19:30 Uhr

107 Kommentare

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  1. 107.

    Da stimme ich absolut zu. Putin ist ein Mörder und das sollte hier niemand negieren.

  2. 106.

    Da widerspreche ich Ihnen auch nicht. Der Trump-Selenskyi-Eklat hat aber durchaus Tempo in die Sache gebracht, weil spätestens da klar wurde, dass man sich durch Trump nun wirklich so überhaupt nicht mehr auf die bisherige Schutzmacht verlassen kann. Davor wars noch ein bisschen Hoffnung auf gut zureden und vielleicht wird's ja nicht so schlimm - dass Verantwortliche mit dem Schlimmsten kalkulieren müssen und wir hier den Luxus haben, schlau die Kommentarspalten vollzuschreiben und es besser zu wissen - das ist ein großes Geschenk.

  3. 105.

    >" und man weiß niciht, warum es dieses Bündnis gibt!"
    Wegen Sahra Wagenknecht. Die Frau brauchte und braucht immer eine eigene Bühne für Selbstdarstellung. Nun ist Sie ja erstmal richtig beleidig, wo sie knapp nicht aufs Rednerpodest in den Bundestag kann. Und noch beleidigter, weil ihr Heidi Reichinnek von den Linken als Talkgast im TV auch noch die Show stiehlt. Ihr 2. Zuhause bei Miosga, Maischberger, Lanz und Co hat sie nun auch verloren.

  4. 104.

    Nie wieder russisches Gas Herr Woitke. Dieses Thema ist nicht verhandelbar. Das BSW ist eine Partei vieler Schwofler und das nun die SPD dies auch tut, ist ein no go. Das BSW ist jetzt schon tot und die SPD wird es mit dieser Meinung auch irgendwann sein. Ein Hoch den Jusos, die die SPDi reformieren werden.

  5. 103.

    Sie können mir nicht erzählen, dass es hier auf einpasst Wochen ankommen würde. Eine übermäßige Verschuldung in Torschlusspanik kann jedenfalls nicht die Lösung sein. Die neue Bundesregierung hätte die Möglichkeit gehabt, im Laufe des Jahres die Finanzierung gewünschter Rüstungsprojekte auf eine solide Grundlage zu stellen.

  6. 102.

    Nein, das BSW ist lt. jüngster Umfrage bei 3% und man weiß niciht, warum es dieses Bündnis gibt!
    Dient es nur zum Einkommenserhalt bestimmter Politiker oder dient es als Blockadewerkzeug. Oder nur dazu, um zB in die Pensionskassen der Beamten greifen zu können? Siehe Ideen Finanzminsiter Thüringen?! Jahrzehnte erspartes Budget zur Abmilderung der Kosten für Beamtenrenten mal eben so für den aktuellen Haushalt verwursteln und dann wieder über Pensionskürzengen in einer Neiddebatte diskutieren. Bezahlt wird es wie bei anderen ebenso per Steueraufkommen...

    Und immer im Blick beahlten: Die ernormen Kosten treten auf, weil zwei alte machtsüchtige Männer die nich tunsere Lnd regieren das so wollen!

  7. 100.

    Die Parteien, die nun voraussichtlich eine Regierung im Bundestag bilden, haben bei demokratischen Wahlen die Mehrheit im Parlament erhalten, demnach genug Stimmen. Das ist Fakt, kann einem gefallen oder nicht. Demzufolge ergibt es keinen Sinn, was Sie hier behaupten.

  8. 99.

    Inflation von 2% auf Dauer (2000-2024) > machen 1.000,- EUR irgendwann 1.563,- EUR Kosten
    Reallohnentwicklung 2000 - 2024: 25.118 auf 42.450 EUR
    Sprich, die Preisentwicklung sollte man schon beachten.
    Ebenso die Demografie und die daraus resultierenden Kosten des Staates....

  9. 98.

    Und was sein Wort wert ist sehen wir seit Jahren, siehe diverse Destabilisierungsversuche, Abbau des Rechtsstaats und Vorgehen gegen politische Gegner. Dieses Gottvertrauen in seine Redlichkeit und Zuverlässigkeit ist beneidenswert! Stattdessen war natürlich alles nur die niederträchtige Nato, Putin war immer nur Opfer der Umstände. Und er wird Appeasement und Entgegenkommen sicher honorieren, das zeigt ja sein Handeln in der Vergangenheit. Hat die russische Armee abgerüstet? Muss was verpasst haben.

  10. 97.

    So ein Schmarrn! Die etablierten Parteien haben dieses Land wechselweise regiert und sowohl reich und wirtschaftlich stark als auch demokratisch und sozial zum Vorbild für andere Länder werden lassen.

    Die "Polit-Rentner " gibt es ebenso in der AfD wie auch im BSW oder (Silberücken) bei den Linken.

    Politiker scheinen weltweit eine überaus zähe Arbeiterschaft zu sein! Aus ihrer Sicht je länger je lieber. Die betroffenen Völker sind da oft ganz anderer Meinung :-/

  11. 96.

    Aber nicht doch. Wenn der Osten was kann dann ist es nach Fördermitteln zu schreien.

  12. 95.

    Ein Mann der noch nicht mal Bundeskanzler ist will mit 2 Parteien die von den Wählern ganz klar abgewählt wurden, die SPD zB mit dem schlechtesten Ergebniss bei einer Wahl, in einem Bundestag der eigentlich abgewählt wurde, die größte Verschuldung od. Geld für seine Amtszeit im voraus absegnen lassen . Eine Partei wie die Grünen mit Geldgeschenke ,erst 50 Milliarden ach reicht nicht dann machen wir 100 draus zur Zustimmung geworben, sind wir hier auf dem türkischen Basar? Das soll Demokratie sein, ist fast so wie in den Ländern, die hier einige für undemokratisch halten.
    Die Du..heit der Massen ermöglicht den Parteien diese Spielchen, die CDU hat sich an Rot/Grün verkauft damit Merz endlich Kanzler werden kann.
    Wer den BSW gewählt hat der weiß wenigsten voran er ist.

  13. 94.

    Das hatte Putin damals im Deutschen Bundestag in seiner Rede auf Deutsch zu verstehen gegeben. Unvorstellbar diese Weitsicht auch zu den USA!
    Niemand bezweifelt den großen Wert der Beziehungen Europas zu den Vereinigten Staaten. Doch bin ich einfach der Meinung, dass Europa sicher und langfristig den Ruf eines mächtigen und real selbstständigen Mittelpunkts der Weltpolitik festigen wird, wenn es seine eigenen Möglichkeiten mit den russischen menschlichen, territorialen und Naturressourcen, mit den Wirtschafts-, Kultur- und Verteidigungspotenzialen Russlands vereinigen wird."

  14. 93.

    Dann soll Brandenburg aber mit seinen eigenen Mitteln auskommen und nichts vom großen Bundes Topf abbekommen. Nur gerecht. Wenn ich das eine will, muss ich das andere aushalten.

  15. 92.

    Ein erster Schritt wäre gewesen Putin damals ernst zu nehmen wir ein seine Vorstellungen geäußert hatte mit Europa in Frieden zu leben.

  16. 91.

    Ein erster Schritt wäre eine Antwort auf Schreiben Rußlands zu Verhandlungen über gegenseitige Sicherheit vom Herbst 2021 gewesen. Wurde von USA, NATO, Bundesregierung ignoriert.

  17. 89.

    "Wegner: Deutschland wurde über Jahre auf Verschleiß gefahren..." In den letzten 2 Jahren hat der Bund jeweils annähernd 1 Billion Steuereinnahmen gehabt - wo ist denn die Kohle hin? So gut wie keine Investition in die Infrastruktur (lediglich Reparatur), keine Investition in die Bildung (bildet man den eigenen Nachwuchs, muss man auch nicht so viele "Facharbeiter" aus dem Ausland holen), keine Investition im Abbau der Bürokratie...
    Deutschland, dies ist Dein Leichentuch...

  18. 88.

    Das ist das was unser Land immer tiefer in eine Krise führt, wenn Möglichkeiten geschaffen werden Politiker im Amt zu halten die eigentlich niemand, oder viele nicht mehr wollen. Das ist dann ein weiter so, gegen den Bürgerwillen zu regieren, die dann auch auf alles eine Antwort wissen, den Vorstellungen dieser Leute nicht mehr zu folgen. Diese Regierung ist ein einziges Spektakel für die Wähler für die AfD. Aber was tut man nicht alles für einen Machterhalt auf Zeit, um noch mal richtig abzukassieren. Rentner die unser Land ruinieren!

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