Fernwärme-Vertrag läuft aus - Tausende Spremberger stehen vor ungewisser Wärmeversorgung

Do 06.03.25 | 13:04 Uhr
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Im Vordergrund ist eine Fernwärmeleitung in Spremberg zu sehen, weit im Hintergrund das Kraftwerk Schwarze Pumpe (Foto: rbb/Manske)
Audio: Antenne Brandenburg | 05.03.2025 | Aspasia Opitz | Bild: rbb/Manske

Die Spremberger Stadtwerke versorgen rund 6.000 Kunden mit Wärme. Doch der Fernwärme-Vertrag mit der Leag läuft Ende 2025 aus. Die Suche nach einer Lösung läuft. Nicht nur Spremberg ist betroffen.

Seit Jahrzehnten versorgen die Kraftwerke Jänschwalde (Spree-Neiße) und Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) die Lausitz nicht nur mit Strom, sondern mehrere Orte auch mit Fernwärme - ein Nebenprodukt der Stromerzeugung und damit besonders günstig.

Durch den Kohleausstieg wäre damit sowieso spätestens 2038 in Schwarze Pumpe Schluss, Jänschwalde soll bereits 2028 vom Netz gehen. Doch nun will der Betreiber die Fernwärmelieferung schon deutlich früher einstellen. Zum 1. Januar 2026 soll in Spremberg und Peitz (beide Spree-Neiße) Schluss sein. Das hat das Unternehmen dem rbb bestätigt. Im sächsischen Teil der Lausitz betrifft es Weißwasser - und Ende 2027 auch Hoyerswerda.

Über Perspektiven hat Sprembergs Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos) am Mittwoch mit Landrat Harald Altekrüger (CDU) gesprochen.

Harald Altekrüger und Christine Herntier bei einer Pressekonferenz, im Vordergrund liegt ein Mikrofon von Antenne Brandenburg (Foto: rbb/Manske)
Harald Altekrüger und Christine Herntier | Bild: rbb/Manske

Ende hat wirtschaftliche Gründe

Von der angekündigten Kündigung ist Spremberg laut Christine Herntier im letzten November "kalt erwischt" worden. Auch für die Stadtwerke kam die Nachricht laut Geschäftsführer Michael Schiemens aus heiterem Himmel. Seit vier Jahren habe man gemeinsam mit der Leag zusammengesessen, um schrittweise aus der Fernwärme durch Braunkohleverstromung auszusteigen. "Zu dem Zeitpunkt bestand Einverständnis darüber, dass es eine weitere Fernwärmelieferung bis 2038 am Standort geben kann."

Der Energiekonzern hat das Auslaufen des Vertrags Ende 2025 in einer Antwort an den rbb unter anderem mit geänderten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen begründet. Extreme Preisschwankungen für Strom führten dazu, dass die Kraftwerke flexibel gefahren werden müssten. Das heißt, die Anlagen werden "bei niedrigen oder negativen Strompreisen am Markt heruntergefahren beziehungsweise vom Netz genommen", so die Leag. Damit könne keine kontinuierliche Fernwärmeversorgung sichergestellt werden.

Das Unternehmen erklärte zugleich, dass das Ende der Verträge "in Verbindung mit der Möglichkeit neu verhandelter Anschlussverträge [...] zu keiner Versorgungslücke" führe. "Dafür werden die Stadtwerke ihre eigenen Erzeugungsmöglichkeiten intensivieren."

Fossile Zwischenlösung

Allein in Spremberg werden rund 6.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt. Damit sie es auch künftig warm haben, gibt es laut Christine Herntier verschiedene Möglichkeiten. Die würden jedoch Zeit und Geld kosten. Besonders unerfreulich sei, "dass wir jetzt eine teure Zwischenlösung schaffen müssen", so die Bürgermeisterin. Wie teurer es werde, könne sie noch nicht sagen.

Fest stehe aber: Diese Zwischenlösung werde mit Blick auf den Energieträger fossil sein, nicht nachhaltig. "Wir haben Lieferverträge mit Gasversorgern und werden dort unseren Bedarf entsprechend anpassen", so Herntier. Von der Leag sei sie enttäuscht. "Aber es ist leider wie so oft: Gewinne werden privatisiert und soziale Lasten werden sozialisiert."

Landrat will mit Leag sprechen

Wie soll also in Zukunft geheizt werden? Vor dieser Frage steht nicht nur Spremberg, sondern auch die Stadt Peitz. Landrat Harald Altekrüger will sich nun am 10. März mit dem Vorstandsvorsitzenden der Leag, Adolf Rösch, treffen und unter anderem über eine mögliche Überbrückung sprechen, damit die Städte auch 2026 noch Fernwärme aus den Kohlekraftwerken bekommen. "Man ist bis jetzt immer davon ausgegangen, dass wir noch etwas Zeit haben. Jetzt ist das durch diese Entscheidung ein Stück weit auf den Kopf gestellt worden", so Altekrüger.

Das geplante H2-ready-Gaskraftwerk am Standort Schwarze Pumpe wird laut Leag keine Fernwärme liefern. Es sei aktuell davon auszugehen, dass das Kraftwerk nur für die Stunden im Jahr eingesetzt werden wird, in denen erneuerbare Energieträger nicht ausreichend Energie für die Versorgungssicherheit liefert. Deshalb sei "keine verlässliche und wirtschaftlich tragfähige Fernwärmelieferung möglich", teilte das Unternehmen mit.

Mit Informationen von Aspasia Opitz und Phillipp Manske

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.03.2025, 16:10 Uhr

27 Kommentare

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  1. 27.

    Was hier die Städtischen Werke treiben und die Bürgermeisterin auch noch befeuert, ist unverantwortlich gegenüber den Spremberger Bürgern. Hier wird Unsicherheit geschürt und mit den Sorgen der Menschen gespielt. Anstatt sich mit dem Kohleausstieg und den Folgen ordentlich zu befassen, fokussierte man sich lieber auf den Bau von Windkraftanlagen im Stadtwald und die Bereitstellung von elektrischer Energie für ein mittlerweile sehr umstrittenes RefLau-Projekt. Fakt ist, dass sich in naher Zukunft die Bereitstellung der Fernwärme im Sommer zur Mittagszeit für die LEAG nicht mehr lohnt, weil sie bei negativen Strompreisen die Kraftwerke laufen lassen müsste. Im Winter stimmt das nicht und das ist die Zeit in der die meiste Fernwärme benötigt wird. So sollte es doch für die Städtischen Werke möglich sein, mit z.B. kleinen Blockheizwerken den Sommer zu überbrücken. Wenn man die natürlich von der LEAG finanziert bekommen möchte, helfen diese Hiobsbotschaften in der örtlichen sicherlich...

  2. 26.

    Der vom "physiker" immer wieder gern als Nebelkerze genutzte Wasserstoff ist aber auch nach aktueller Meinung von Experten beim direkten Beheizen von Wohnungen Unsinn und kann auch bei Fernwärme nur einen kleinen Teil zur Energiewende beitragen.

  3. 25.

    Lieber "Physiker" ihre Studie auf die sie sich beziehen ist 15 Jahre alt und ging von einer völlig anderen Entwicklung der erneuerbaren Energien aus.
    Wir haben im Moment oft so viel Strom aus Windkraft und Photovoltaik, dass wir oft stundenlang Wind- und Photovoltaik-Kraftwerke abschalten müssen und/oder erzeugten Strom teuer verschenken müssen. Wenn wir vermehrt statt Abschaltung dieser Kraftwerke, den überschüssigen Strom zur Wasserstoff Erzeugung nutzen würden, dann hätten wir saubere Wasserstoff Energie in Massen. Leitbild der Wissenschaft sollte der Blick in die Zukunft sein und nicht auf 15 Jahre alte Studien.

  4. 24.

    Wer aber erzählt das u.a. Aiwanger, Söder und Spahn? Die haben den EFH-Besitzer neue Gasheizungen aufgeschwatz und fabulieren über "grünes Heizöl, weil Habeck eher die Wärmepumpe favorisiert. Andere Politiker waren so naiv und legten den Wasserstoff-Phantasten glaubend die Hände in den Schoß. Jetzt, wo das lange absehbare Ende der braunen Kohle konkret wird, jammert man rund um Spremberg über das eigene Versagen.

  5. 23.

    Zeit für die Spremberger mal ein paar Wärmepumpen zu installieren. Fernwärme wird mittelfristig so oder so sehr teuer.

  6. 22.

    "Die aktuell im Süden Brandenburgs eintretende Situation war so tatsächlich nicht planbar,"

    Wenn ich die Begründung des LEAG-Konzern lese - auf jeden Fall war das planbar. Ich will das nicht als Vorwurf verstanden wissen. Aber das Kohlekraftwerke mit zunehmenden Erneuerbaren immer öfter und länger heruntergefahren werden - das musste klar sein, da logische Konsequenz. Und wenn man bedenkt, dass Gas als Brückentechnologie propagiert wurde; dann erst recht.

    Gas ist zwar jetzt durch Russlands Sanktionen teuer und damit ins Hintertreffen geraten, dafür hat der Ausbau der EE Dank Grünen und dann China/USA an Fahrt aufgenommen (gilt auch für den Speicherausbau).

    Mag die jetzige Situation etwas früher eingetreten sein als vor Jahren zu erwarten gewesen ist; aber mit 2038 rechnen war absurd.

  7. 21.
    Antwort auf [glöckner] vom 06.03.2025 um 21:07

    Das GEG ist bekanntlich auch von der CDU, Wasserstoff als Alternative zum Heizen ist auf Druck anderer als den Grünen in das zu überarbeitende GEG aufgenommen worden. Nur verschweigen das gewisse Kreise geflissentlich und wird hier auch wieder als Nebelkerze gezündet, um von der eigentlichen Absicht abzulenken.

  8. 20.

    Auch der Physiker Ulf Bosselt rechnete vor, dass Wasserstoff keine Energieprobleme löste (Leibniz-Institut 2010). Bosselt kommt zu dem Schluss: »Wasserstoff verhindert die Energiewende«. Der Wirkungsgrad ist einfach miserabel. »Energieprobleme können nicht durch Substitution fossiler Kraftstoffe durch Wasserstoffe gelöst werden!« Bosselt fordert nachdrücklich dazu auf: »Bitte Spekulationen über Wasserstoffimporte beenden!«

  9. 19.

    Der Artikel beschreibt ein richtiges Handeln der Leag, welche einfach nur einen Wärmeliefervertrag korrekt beendet. Darüberhinaus einen Vertragspartner, der offensichtlich fahrlässig handelte und eine überforderte Bürgermeisterin. Also keinen bundespolitikrelevanten Sachverhalt. Die Stadtwerke hätten seit langem eine Anschlusslösung organisieren müssen. Aber MP Lausitz wird seine schreienden und undankbaren nicht hängen lassen….. Genau durch diese Politik hat er sie ja zur Wahl mobilisiert (AfD 40%+).

  10. 18.

    Sie haben den Artikel gelesen??? Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern muss die LEAG reagiern, denn sie muss Gewinne erwirtschaften und die Generatoren können nicht nach Herzenlust hoch und runter gefahren werden. Die Rahmenbedingungen schafft in der Regel die Politik. Folglich sollten wir dort suchen und nicht bei den Wählern.

  11. 17.

    Dieser Gedanke kam mir beim Lesen des Artikels auch ... Vertragsende 2025, bislang 4 Jahre hat man zusammengesessen ohne offenbar etwas vertraglich zu fixieren, was nun offenbar die Leag zum Ausstieg nutzt ... da fehlt aus meiner Sicht im Artikel vielleicht noch das ein oder andere Detail.

  12. 16.

    Minus 0,x Prozent kann sich angesichts der angehäuften Probleme sehen lassen. Da gab es Wirtschaftsminister Union, die eine wesentlich schlechtere Bilanz hatten. Friedrich Merz greift jetzt ja auch bereitwillig die Ideen von Robert Habeck auf, die die CDU bisher abgelehnt hat.

  13. 15.

    Die, die das Verbrenneraus-Aus für 2035 fordern, übersehen allerdings geflissentlich, dass in der EU bereits chon lange vor Corona und dem von Söder geforderten Verbrenneraus sich immer schlechter verkauften. Aktuelle Zahlen aus China zeigen sogar schon einen sinkenden Kraftstoffverbrauch. Zudem sind die aktuellen Zulassungszahlen nicht nur des KBA erhellend - auch, weil zunehmend zum Leidwesen fossiler Lobbyisten die Abgase fehlen. Die besagen, dass im Februar der gesamte PKW-Markt um über sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat schrumpfte, der Absatz reiner E-Autos aber um dreißig Prozent anstieg.

  14. 14.

    Wie reflexartig hier Bundespolitik unter Beschuss genommen wird ist widerlich, darüberhinaus ist der Bericht auch nicht gerade journalistisch „anspruchsvoll“. Das der Vertrag mit einem Laufzeitende verhandelt wurde, dieses jetzt ansteht und die Stadtwerkechefs plus Bürgermeister als Gesellschafter nichts unternommen haben, ist einfach nur unprofessionell. Normalerweise müsste die Geschäftsführung sofort wegen dem Schaden gegenüber den Kunden/Bürgern abberufen werden. Stattdessen wird wohl MP Lausitz auch dort wieder Millionen Zusagen, es ist ja das Gebiet in dem er viele Wähler (AfD 40%+) mobilisieren konnte.

  15. 13.

    Ich wusste bisher in der Tat nicht, dass Politiker wie von der Leyen und Merz, die es den Markt mit ETS II regeln lassen wollen, bei den Grünen sind. Aber danke, dass Sie uns darüber aufgeklärt haben.

  16. 12.

    Na da können wir doch sehen, wo uns der grüne Wahnsinn hingeführt hat. Dann werden die Menschen ans Gas angeschlossen, das könnten wir richtig billig haben.

  17. 11.

    Wohin uns die grüne Wissenschaft geführt hat, sehen wir am Wirtschaftswachstum im Land! Auch das Thema Verbrenneraus löst sich langsam aber sicher auf.

  18. 10.

    Die stetige Entwicklung der CO2 Bepreisung hat selbstverständlich das Wirtschaftsministerium zu verantworten....da können Sie sich hier ihren Anti-Wahlkampf sparen.
    Und wohin uns der blinde Gehorsam der Grünen Ideologie geführt hat, fragen Sie am besten unsere Industrie sowie die unabhängige, ausländische Presse bzw. Politik.

  19. 9.

    "Was soll diese ganze hype um den "grünen Wasserstoff " eigentlich???" Da war zunächst der Plan des Filosofen, den Zappelstrom der Erneuerbaren über Elektrolyse in Wasserstoff zu speichern.

  20. 8.

    Sie sollten weniger überheblich auftreten, denn wenn Zukunft "unlogisches Wirtschaften" bedeutet, dann ist das keine Errungenschaft, sondern ein Rückschritt. Die aktuell im Süden Brandenburgs eintretende Situation war so tatsächlich nicht planbar, denn über das fixe (durchaus sinnvolle) Ausstiegsdatum hinaus wird durch eine vollkommen übereilte und unüberlegte Energiewende der Wirkungsgrad der Braunkohlekraftwerke zunichte gemacht, weil sie nicht mehr durchgängig im Idealbereich arbeiten können. Das führt ganz nebenbei dazu, dass auch die Abgabe überschüssiger Wärme, die als Fernwärme genutzt wurde und damit weiteres CO2 eingespart hat, nicht mehr zuverlässig aufrecht zu erhalten ist. Nur für die Fernwärme lässt der Betreiber das Ding nicht laufen und der Bereitschaftsmodus reicht nicht dafür aus. Investieren, um da was zu optimieren, wird natürlich niemand mehr. Auf diese Art wird Energiewende zur Farce.

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