Fernwärme-Vertrag läuft aus - Tausende Spremberger stehen vor ungewisser Wärmeversorgung

Die Spremberger Stadtwerke versorgen rund 6.000 Kunden mit Wärme. Doch der Fernwärme-Vertrag mit der Leag läuft Ende 2025 aus. Die Suche nach einer Lösung läuft. Nicht nur Spremberg ist betroffen.
Seit Jahrzehnten versorgen die Kraftwerke Jänschwalde (Spree-Neiße) und Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) die Lausitz nicht nur mit Strom, sondern mehrere Orte auch mit Fernwärme - ein Nebenprodukt der Stromerzeugung und damit besonders günstig.
Durch den Kohleausstieg wäre damit sowieso spätestens 2038 in Schwarze Pumpe Schluss, Jänschwalde soll bereits 2028 vom Netz gehen. Doch nun will der Betreiber die Fernwärmelieferung schon deutlich früher einstellen. Zum 1. Januar 2026 soll in Spremberg und Peitz (beide Spree-Neiße) Schluss sein. Das hat das Unternehmen dem rbb bestätigt. Im sächsischen Teil der Lausitz betrifft es Weißwasser - und Ende 2027 auch Hoyerswerda.
Über Perspektiven hat Sprembergs Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos) am Mittwoch mit Landrat Harald Altekrüger (CDU) gesprochen.

Ende hat wirtschaftliche Gründe
Von der angekündigten Kündigung ist Spremberg laut Christine Herntier im letzten November "kalt erwischt" worden. Auch für die Stadtwerke kam die Nachricht laut Geschäftsführer Michael Schiemens aus heiterem Himmel. Seit vier Jahren habe man gemeinsam mit der Leag zusammengesessen, um schrittweise aus der Fernwärme durch Braunkohleverstromung auszusteigen. "Zu dem Zeitpunkt bestand Einverständnis darüber, dass es eine weitere Fernwärmelieferung bis 2038 am Standort geben kann."
Der Energiekonzern hat das Auslaufen des Vertrags Ende 2025 in einer Antwort an den rbb unter anderem mit geänderten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen begründet. Extreme Preisschwankungen für Strom führten dazu, dass die Kraftwerke flexibel gefahren werden müssten. Das heißt, die Anlagen werden "bei niedrigen oder negativen Strompreisen am Markt heruntergefahren beziehungsweise vom Netz genommen", so die Leag. Damit könne keine kontinuierliche Fernwärmeversorgung sichergestellt werden.
Das Unternehmen erklärte zugleich, dass das Ende der Verträge "in Verbindung mit der Möglichkeit neu verhandelter Anschlussverträge [...] zu keiner Versorgungslücke" führe. "Dafür werden die Stadtwerke ihre eigenen Erzeugungsmöglichkeiten intensivieren."
Fossile Zwischenlösung
Allein in Spremberg werden rund 6.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt. Damit sie es auch künftig warm haben, gibt es laut Christine Herntier verschiedene Möglichkeiten. Die würden jedoch Zeit und Geld kosten. Besonders unerfreulich sei, "dass wir jetzt eine teure Zwischenlösung schaffen müssen", so die Bürgermeisterin. Wie teurer es werde, könne sie noch nicht sagen.
Fest stehe aber: Diese Zwischenlösung werde mit Blick auf den Energieträger fossil sein, nicht nachhaltig. "Wir haben Lieferverträge mit Gasversorgern und werden dort unseren Bedarf entsprechend anpassen", so Herntier. Von der Leag sei sie enttäuscht. "Aber es ist leider wie so oft: Gewinne werden privatisiert und soziale Lasten werden sozialisiert."
Landrat will mit Leag sprechen
Wie soll also in Zukunft geheizt werden? Vor dieser Frage steht nicht nur Spremberg, sondern auch die Stadt Peitz. Landrat Harald Altekrüger will sich nun am 10. März mit dem Vorstandsvorsitzenden der Leag, Adolf Rösch, treffen und unter anderem über eine mögliche Überbrückung sprechen, damit die Städte auch 2026 noch Fernwärme aus den Kohlekraftwerken bekommen. "Man ist bis jetzt immer davon ausgegangen, dass wir noch etwas Zeit haben. Jetzt ist das durch diese Entscheidung ein Stück weit auf den Kopf gestellt worden", so Altekrüger.
Das geplante H2-ready-Gaskraftwerk am Standort Schwarze Pumpe wird laut Leag keine Fernwärme liefern. Es sei aktuell davon auszugehen, dass das Kraftwerk nur für die Stunden im Jahr eingesetzt werden wird, in denen erneuerbare Energieträger nicht ausreichend Energie für die Versorgungssicherheit liefert. Deshalb sei "keine verlässliche und wirtschaftlich tragfähige Fernwärmelieferung möglich", teilte das Unternehmen mit.
Mit Informationen von Aspasia Opitz und Phillipp Manske
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.03.2025, 16:10 Uhr