Berlin -

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin warnt vor einem Kollaps des internen Ärztlichen Dienstes. Laut der GdP sind von insgesamt 30 Vollzeitstellen beim Ärztlichen Dienst der Polizei aktuell nur 6,5 besetzt.
Der Dienst in Spandau ist unter anderem für alle gesundheitlichen Untersuchungen der Beschäftigten bei Polizei und auch Feuerwehr in Berlin zuständig - zum Beispiel bei der Einstellung und vor der Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit oder bei der Wiedereingliederung nach längerer Krankheit oder Verletzung. Verzögern sich diese Untersuchungen, fehlen wieder genesene Polizisten oder Feuerwehrleute in den Dienststellen.
Der zentrale Sanitätseinsatzdienst stellt die zweite wichtige Säule dar. Sein Aufgabengebiet umfasst die medizinische Begleitung der Einsatzhundertschaften bei polizeilichen Großeinsätzen sowie die Prüfung und Betreuung gesundheitlich angeschlagener Personen in Gefängnissen und Abschiebeeinrichtungen - auch vor sogenannten Abschiebeflügen.
GdP: 2.200 offene Rechnungen für Erstattung
Der psychosoziale Dienst bildet die dritte Säule und bietet psychologische Unterstützung für Polizistinnen und Polizisten sowie Feuerwehrleute an. Diese Abteilung ist besonders relevant für die Betreuung von Einsatzkräften nach traumatischen Erlebnissen oder in Krisensituationen und trägt maßgeblich zur psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden bei
Laut GdP hat sich über einen längeren Zeitraum eine Unterbesetzung entwickelt, die mittlerweile alle Aufgabenbereiche des Dienstes beeinträchtige. "Es war auch früher schon nicht leicht, ärztliches Personal für den Dienst zu gewinnen, weil Mediziner oftmals woanders mehr verdienen können", sagt Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner GdP. "Aber durch Aspekte wie zum Beispiel familienfreundlichere Arbeitszeiten hat man trotzdem immer wieder mal eine Stelle besetzen können. Seit 2020 aber hat das nur noch bei maximal 50 Prozent der Planstellen geklappt."
Das alles führt offenbar auch zu Problemen bei der Erstattung von Behandlungskosten nach Dienstunfällen. Laut Gewerkschaftschef Stephan Weh gibt es aktuell gut 2.200 offene Rechnungen. Die Hälfte der Anträge könne nicht bearbeitet werden, weil Gutachten des Ärztlichen Dienstes fehlten. "Das bedeutet, dass gut tausend Kolleginnen und Kollegen auf die Begleichung ihrer Rechnungen warten. Rechnungen, die nicht selten mehrere tausend Euro betreffen", sagte Weh. Er forderte von Polizeiführung und Innenverwaltung, auch über "Strukturen und verantwortliche Personalien" zu sprechen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 04.03.2025, 17 Uhr