Schulreform in Berlin - Bildungssenatorin will trotz Kritik am Probetag für Gymnasien festhalten

Nur rund 50 von 1.900 Schülern ohne Gymnasialempfehlung haben den neuen Probetag in Berlin bestanden. Prompt hagelt es Kritik von Gewerkschaften, Elternvertretern und den Grünen. Die Bildungssenatorin sieht in der schlechten Quote kein Problem.
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch hat den neuen Probetag beim Wechsel aufs Gymnasium für Kinder ohne entsprechende Empfehlung verteidigt. Dass dabei nur 2,6 Prozent erfolgreich waren, sieht die CDU-Politikerin nicht als Problem.
Die geringe Quote mache deutlich, dass die Lehrkräfte an den Grundschulen die richtige Förderprognose abgegeben hätten, sagte Günther-Wünsche im Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses am Donnerstag. Der Probeunterricht sei schließlich nur für Schülerinnen und Schüler gedacht, die in der sechsten Klasse keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen.
Senatorin: Gut die Hälfte der Kinder bekommt Gymnasialempfehlung
Die allermeisten Kinder wechseln nach Angaben der Senatorin jedoch mit einer entsprechenden Empfehlung in die 7. Klasse: Von den 25.048 infrage kommenden Schülerinnen und Schülern haben demnach 54 Prozent eine entsprechende Prognose bekommen.
Und auch dass es vor der Einführung der neuen Regeln "alles so viel einfacher und besser" gewesen sei, will die CDU-Politikerin nicht stehen lassen: Im vergangenen Jahr habe es für 55 Prozent der Grundschulkinder eine Gymnasialempfehlung gegeben.
Dass nur 2,6 Prozent der Kinder beim neuen verpflichtenden Probetag den Anforderungen gerecht wurden, sieht Günther-Wünsch nicht als Problem. Solche Werte seien nachvollziehbar und angemessen und in anderen Bundesländern von Brandenburg bis Baden-Württemberg auch nicht weit entfernt von den Berliner Zahlen.
Kritik von GEW, Grünen und Elternvertretung
Kritik, die Hürden beim Probetag seien zu hoch gewesen, wies Günther-Wünsch ebenfalls zurück: "Die Aufgaben sind durch eine zwölfköpfige Expertengruppe erarbeitet worden", sagte sie. Darunter seien auch fünf Grundschul- und fünf Gymnasiallehrkräfte gewesen. Die Aufgaben hätten sich außerdem am Rahmenlehrplan der Klasse 6 orientiert.
Unter anderem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin hatte bemängelt, die neue Regelung verstärke die Auslese beim Übergang aufs Gymnasium.
Der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, hält den Probetag grundsätzlich für verzichtbar. "Wir standen dem Probeunterricht von Anfang an skeptisch gegenüber. Wissen wird nur auf den Punkt abgefragt." Die Leistung hänge auch von der Tagesform ab. "Es wird nicht berücksichtigt, was sie im ganzen Schuljahr geleistet haben", so Heise.
Aus der Grünen-Fraktion kam der Vorwurf, die Einführung des Probeunterrichts als Zugangsvoraussetzung für das Gymnasium sei ein schwerwiegender Fehler gewesen und müsse zurückgenommen werden.
Notenschnitt von bis zu 2,2 erforderlich
Etwas mehr als 1.900 Schülerinnen und Schüler nahmen am 21. Februar (sowie einem Ersatztermin) an dem Probeunterricht teil. Rund 50 haben ihn der Bildungsverwaltung zufolge bestanden, die nur die Prozentzahl angab. Erforderlich war der Probetag für Sechstklässler, die im Sommer auf ein Gymnasium wollen, aber dafür nicht den nötigen Notendurchschnitt von 2,2 oder besser haben. Ein bestandener Probeunterricht ist für sie die Voraussetzung für die Anmeldung für ein Gymnasium.
Der seit diesem Jahr eingeführte Probetag umfasst schriftliche Leistungen in Deutsch und Mathematik sowie die Überprüfung von fächerübergreifenden Kompetenzen wie selbstständiges Arbeiten, Lösung von Problemen oder Teamfähigkeit.
Sendung: rbb24 Inforadio, 06.03.2025, 16:50 Uhr
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