A100 - Anhörung zum Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke beginnt

Mo. 07.04.25 | 06:17 Uhr
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Pläne für den Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke in Berlin im August 2023. (Quelle: © Leonhardt, Andrä und Partner (LAP))
Video: rbb24 Abendschau | 08.04.2025 | Anja Meyer | Bild: © Leonhardt, Andrä und Partner (LAP)

Die Rudolf-Wissell-Brücke gehört zu den meistbefahrenen Autobahnabschnitten Deutschlands. Seit Jahren wird ein dringend notwendiger Neubau geplant. Ab Montag sollen bei einer Anhörung in Berlin-Moabit Fragen und Probleme erörtert werden.

Nicht nur die Brücken am Autobahndreieck Funkturm müssen erneuert werden, auch die Rudolf-Wissell-Brücke etwas weiter nördlich ist längst fällig. Diese Spannbetonbrücke der A100 gilt als eine der am meisten befahrenen Autobahnbrücken in ganz Deutschland und ist inzwischen 64 Jahre alt.

Gebaut wurde sie für einen Bruchteil des Verkehrs, der heutzutage täglich über sie rollt. Bevor die Planung für den Neubau auf die Zielgerade kann, hört sich das Fernstraßen-Bundesamt ab Montag Kritik von Anwohnern, Berliner Verkehrsverwaltung, Deutsche Bahn und einigen weiteren an. Insgesamt 520 Einwände sollen besprochen werden. Das Anhörungsverfahren findet in einem Hotel an der Ecke Stephanstraße und Birkenstraße (Moabit) statt [fba.bund.de].

Neubau rückt näher an Wohnhäuser heran

Die für den Autobahnbau zuständige Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, Deges, will die Rudolf-Wissell-Brücke komplett neu bauen. Zu kaputt sei die 1961 fertiggestellte Brücke, als dass sie saniert werden könne.

Die neue Brücke soll im Gegensatz zur alten aus zwei Teilen bestehen: eine Brücke für jede Fahrtrichtung. Das habe den Vorteil, dass der Verkehr auch während der Bauarbeiten in beiden Fahrtrichtungen fließen könne.

Aufgrund einer Lücke zwischen beiden Brücken würde so ein Neubau bis auf 22 Meter an umstehende Wohnhäuser in der Siemensstadt heranrücken. Bislang beträgt der Abstand 30 Meter. Durchsichtige Lärmschutzwände entlang der Brückenstränge sollen Anwohnerinnen und Anwohner schützen, so der Plan.

Die Rudolf-Wissell-Brücke in Berlin-Charlottenburg (Quelle: Imagebroker/Schoening)
Bild: Imagebroker/Schoening

Deges will keinen "Flüsterasphalt" verbauen

Sogenannten "Flüsterasphalt" will die Deges hingegen nicht verwenden. Dieser entfalte seine Wirkung erst bei Geschwindigkeiten ab 80 Kilometern pro Stunde. So schnell werde auf der Brücke jedoch nicht gefahren werden dürfen, ist sich die Deges sicher. Zudem sei Flüsterasphalt zu teuer.

Einige Anwohner kritisieren, dass nicht über eine Tunnellösung nachgedacht wurde, dass der Lärmschutz für den Schlosspark Charlottenburg und die Sophie-Charlotten-Straße fehlt und kritisieren, die lange neue Ein- und Ausfädelspur in beiden Fahrtrichtungen, die für sie einer zusätzlichen Fahrspur gleichkommt.

Diese und weitere Einwände sollen in dieser Woche gehört werden. Danach kann das Planfeststellungsverfahren für den Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke auf die Zielgerade gehen. Wann mit den Bauarbeiten begonnen werden kann, hängt allerdings davon ab, ob gegen den Planfeststellungsbeschluss Klagen eingereicht werden.

Termin für Fertigstellung ebenso unklar wie Kosten

Deges-Sprecher Michael Zarth bezeichnet das Jahr 2031 als Wunschziel für die fertige Brücke. Ob dies gelingen kann, hänge auch davon ab, wie lange es dauert, bis eine Baugenehmigung vorliegt. Ursprünglich sollte in diesem Jahr mit dem Neubau begonnen werden. Das werde nicht gelingen, sagt Zarth dem rbb.

Auch zu den Baukosten äußerte er sich zurückhaltend. Die genehmigten Kosten für die Rudolf-Wissell-Brücke wurden zuletzt auf 270 Millionen Euro geschätzt. Das ist allerdings der Stand von 2021. Diese Kostenschätzung werde spätestens nach Erteilung des Baurechts verifiziert, so der Deges-Sprecher.

Sendung: rbb24 Abendschau, 08.04.2025, 19:30 Uhr

57 Kommentare

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  1. 57.

    Es ist schlicht ein anderes Staatsverständnis und das in jeglicher Hinsicht. Mit deutschen Augen und Ohren das zu sehen und verstehen zu wollen, geht an der Angelegenheit vorbei - analog, wie sich kaum jemand in eine typisch-deutsche Pedanterie hineinversetzen kann, ohne hier aufgewachsen zu sein.

  2. 56.

    Das Gute ist ja, dass auch diese Brücke die nächsten Jahre nicht durchhalten wird. Auch wieder, weil die zulässige Höchstgeschwindigkeit (bisher noch Tempo 80) von den allermeisten Autofahrern nicht eingehalten wird.

    Das wird dann schon lustig werden, wenn in 1 - 3 Jahren dann zu mehreren gesperrten Brücken im Dreieck Funkturm, dann auch noch die Rudolf-Wissell-Brücke gesperrt (oder eingestürzt) sein wird. Und all die Autofahrer, die lauter nicht dringend notwendige Fahrten und viel zu schnell drüber gefahren sind, werden wieder allen anderen die Schuld geben, vor allem den Radfahrern!

  3. 55.

    Genau so ist es. Kopenhagen wird ja so gerne als leuchtendes Beispiel aufgeführt. Dort gibt es insgesamt 4 Ringe - O1 bis O4. Zwei in der Stadt, zwei außen herum.

  4. 54.

    Sie verbreiten an mehreren Stellen Halbwahrheiten. Dass Sie das AfD-Programm gar nicht kennen, haben Sie ja bereits geschrieben. Zu Skandinavien soviel: Ja, die Bürger werden frühzeitig mit eingebunden. Das ist aber auch zwingend, weil die Möglichkeiten, im Nachhinein Projekte jahrelang juristisch zu blockieren, deutlich kleiner sind, als hier in Deutschland. Infrastruktur im Ganzen gilt dort als gesellschaftliches Interesse und hat damit Vorrang vor individuellen Interessen. Im Wesentlichen drehen sich die Planungen daher darum, wie die Auswirkungen für betroffene Anwohner auf ein Mindestmaß reduziert werden können, nicht um eine grundlegende Plananpassung. Wer mal auf dänischen oder schwedischen Autobahnen oder Schnellstraßen nur Meter an Wohnhäusern verbeigedonnert ist, die lediglich mit einer Lärmschutzwand abgeschirmt wurden, erkennt eindrucksvoll, was dort anders läuft.

  5. 52.

    Welche Statistik sagt das aus .,,vor allen Dingen fahren diese 3 und 4. Autos auch gleichzeitig mit dem 2.ubd2.auto auf der Stadtautobahn. …wie dumm ist das

  6. 51.

    Vielleicht schauen Sie sich mal in anderen Städten und Ländern um: auch dort gibt es Autobahnen durch das Stadtinnere und es funktioniert. Wohngebiete werden dadurch entlastet. Nur in Berlin wird notorisch gemeckert.

  7. 50.

    Die A100 ist doch ein Produkt des Kalten Krieges in westberlin. Wie kann man eine Autobahn mitten durch die Stadt bauen. Lustig ist, dass sie an einem Ende kollabiert und am anderen Ende jetzt durch Ostberlin wieder auferstehen wird.

  8. 49.

    Hätte man doch gleich mit erledigen sollen. Aber offenbar zelebriert man lieber das Chaos. Manche würden die Autobahn gleich ganz sein lassen wollen.
    Wäre ja nicht schlecht, allein von Luft und Liebe leben zu können. Gelingt in der Praxis nur selten .

  9. 48.

    Was heute mit mehreren hundert PS als "normal" gilt, galt für Jahrzehnten als Fahrzeug für den Nürburgring. Beredt: Wenn Sie Umfragen machen, bezeichnen sich zwei Drittel als "kleiner Mann".

  10. 47.

    Vielleicht stellst du dich mal an eine Autobahnauffahrt und schaust mal, was für Autos dort unterwegs sind. Das sind überwiegend eben nicht die Autos von Besserverdienenden. Das sind vor allem die Autos von Normalverdienern, die auf ihr Auto angewiesen sind.

  11. 46.

    Grüß Sie Allerseits!

    Wozu die Fläche mit unnützen Dingen wie Wohngebäuden, Parks, Wäldern, Wiesen, Feld und Flur vergeuden?

    Wozu Milliarden dafür ausgeben und noch mehr für eine parallele sinnlose „Alternative“, Bahn genannt?

    Alles und nochmals Alles in die Straße. Noch ist mehr als genügend Platz für Autobahnen und Parkplätze.

    Der moderne Mensch würde damit seinen Sieg über die Natur eindrucksvoll zur Schau stellen. Es erschaffe sich der Homo Sapiens Automobilismus.

    In diesem Sinne viel Spaß bei der weiteren Debatte

  12. 45.

    Woanders, in Skandinavien, sicherlich auch in Südtirol, wird sich hingesetzt und es werden alle Belange schon im Vorfeld von Planungen gesammelt. Teilweise ist auch die Deutsche Bahn AG zu so etwas vorgedrungen und bezieht Umweltverbände mit in die Planungen ein.

    Dann gibt es die isoliert davon stattfindende Behördenplanung, die zunächst davon ausgeht, alle Eventualitäten der Eventualitäten der Eventualitäten mit berücksichtigt zu haben und Beteiligte dennoch vor den Kopf stößt - weil diese nicht schon im Vorfeld einbezogen wurden. Städtische Straßenbahnplanungen, die mit mehreren Varianten aufwarten, sind hier die anerkennenswerte und löbliche Ausnahme im Gegensatz zu allen anderen Planungen, wo sich an niet- und nagelfesten Planungen abgearbeitet wird. Eine Spannweite der Planungen kann ich hier nicht erkennen.

    Bürokratie ist, kein Ermessen walten zu lassen. Für niemanden.

  13. 44.

    270 Millionen!!
    Am Ende wahrscheinlich 750 Millionen.
    Und wie immer will es dann keiner
    gewesen sein.

  14. 43.

    Außer ggf. bei der AfD ist vom Vorrang des Autoverkehrs in keinem Parteiprogramm die Rede. Vielmehr wird als Ziel eine Gleichrangigkeit der Verkehrsmittel gelobt, was immer das im Einzelfall heißen möge. Deshalb gibt es Initiativen, die Parteien beim Wort nehmen und die die jz. lange Vorherrschaft des Autoverkehrs, über die die Gesellschaft von ihrer Erkenntnis mittlerweile hinausgewachsen ist, Schritt für Schritt beenden wollen.

  15. 42.

    Soweit ich das sehe, umfasst der Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke auch teilweise das Autobahndreieck Charlottenburg (Nord): Wo die A 100 als Ring keineswegs geschlossen werden wird, bin ich dafür, das AB-Dreieck zu einer simplen Abfahrtsstelle umzubauen. Damit würde die Gelegenheit zukunftsweisend beim Schopf gepackt. Mithin würde die A 100 hier nahtlos und OHNE Dreieck in die A 111 übergehen. Das weitere bisherige Teilstück der A 100 wird dann zu einer Stadtstraße herabgestuft, dessen Maße dann auf mittlere und längere Sicht keinesfalls die Maße der anschließenden Seestraße übersteigt.

  16. 41.

    "Flüsterasphalt wirkt. Siehe Schönefelder Kreuz. " Steht doch sogar im Artikel, dass Flüsterasphalt seine Vorteile erst bei Geschwindigkeiten jenseits der 80 km/h ausspielen kann. Die sind aber auf der Stadtautobahn bekanntlich ohnehin das Maximum. Am Schönefelder Kreuz wird mit 120 km/h deutlich schneller gefahren und dabei werden dort auch effektiv die Abrollgeräusche reduziert.

  17. 40.

    Nur eine Minderheit fährt in Berlin das eigene Auto. Die Zuwächse der Zualssungen beruhen ausschließlich darauf dass sich Besserverdiener halt 3-4 Autos pro Haushalt leisten können.

    Ebenfalls statistisch belegt.

  18. 39.

    Der A7 Ausbau in Hamburg wurde auch mit Flüsterasphalt versehen, 80 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung. Die DEGES scheint mit zweierlei Maß zu messen.

  19. 38.

    Diejenigen die auf Autos schimpfen, interessiert doch solch eine Erhebung doch nicht. Wie heißt es so schön: verwirre mich nicht mit Tatsachen.

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