Berliner Humboldt-Universität - Durch Protest beschädigter HU-Hörsaal wochenlang nicht nutzbar

Do. 17.04.25 | 12:19 Uhr
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Archivbild:16.04.2025, Berlin: Ein Aktivist hebt die Faust auf einem Balkon in einem Gebäude am Campus Nord der Humboldt-Universität (HU) und steht neben einem Banner mit Forderungen gegen Abschiebungen.(Quelle:dpa/C.Gateau)
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Video: rbb|24 | 16.04.2025 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/C.Gateau

Dutzende pro-palästinensische Demonstranten stürmen einen Hörsaal der Berliner Humboldt-Universität. Nach stundenlangem Protest räumt die Polizei das Gebäude. Im Inneren werden massive Schäden sichtbar.

  • 100 Strafverfahren nach Besetzung an HU Berlin
  • Räumung durch die Polizei laut HU-Präsidium nötig
  • Universität und Polizei melden starke Schäden in Hörsaal

Der Protest von pro-palästinensischen Aktivisten an der Berliner Humboldt-Universität am Mittwoch hat nach Angaben der Universität sichtbare Schäden hinterlassen. "Schon jetzt ist klar, dass die Beschädigungen so gravierend sind, dass der Raum für Wochen, möglicherweise Monate, nicht für die Lehre zur Verfügung stehen wird", teilte das Präsidium am Donnerstag mit.

Betroffen ist der Emil-Fischer-Hörsaal auf dem Campus Nord. Dort geplante Veranstaltungen müssten nun vorerst in andere Räume verlegt oder digital angeboten werden, hieß es: "Der finanzielle und organisatorische Schaden trifft die gesamte Hochschulgemeinschaft."

Gewaltverherrlichende Parolen und Hamas-Symbole

Der Hörsaal war am frühen Mittwochnachmittag besetzt worden. Das Präsidium der Humboldt-Universität bat daraufhin die Polizei um Räumung des Gebäudes. "Grundlage dieser Entscheidung waren unter anderem Inhalte auf Transparenten, Bannern und Wandbeschriftungen, auf denen das Existenzrecht des Staates Israel geleugnet wurde", so das Präsidium.

Außerdem sei "Gewalt verherrlicht und auch das rote Dreieck, also das Symbol der Terror-Organisation Hamas, verwendet" worden. "Damit war für uns klar: Die roten Linien sind überschritten, und wir haben dann als Präsidium entschieden, dass die Räumung der einzig richtige Weg ist", sagte HU-Präsidentin Julia von Blumenthal am Donnerstag im rbb24 Inforadio.

Die Polizei war nach eigenen Angaben mit knapp 350 Einsatzkräften vor Ort.

95 Menschen aus Hörsaal geholt

Nach Angaben der Polizei vom Donnerstag wurden 95 Menschen aus dem Gebäude herausgeführt und ihre Personalien festgestellt. Insgesamt wurden 100 Strafermittlungsverfahren - unter anderem wegen des Verdachts des schweren Hausfriedensbruchs, des besonders schweren Landfriedensbruchs, der Volksverhetzung, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie des Widerstands gegen Polizeivollzugsbeamte - eingeleitet.

Zwei Beamte zogen sich nach Polizeiangaben beim Herausführen von Protestierenden Handverletzungen zu. Sie konnten ihren Dienst jedoch fortsetzen. Außerdem bestätigte die Polizei Beschädigungen, da sie verbarrikadierte Türen des Hörsaals öffnen musste.

Seit der neuerlichen Eskalation des Nahost-Konflikts nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 kommt es häufiger zu Besetzungen und Protesten an Berliner Unis, in der Regel pro-palästinensisch. Vor bald einem Jahr war schon mal ein Gebäude der Humboldt-Universität bei einer Besetzung durch pro-palästinensische Aktivisten stark beschädigt worden. Damals waren etwa Wände, Türen und Büros beschmiert und Regale umgestoßen worden.

Vier Aktivisten sollen ausgewiesen werden

Aktuell protestieren die Studierenden dagegen, dass vier Aktivisten aus Deutschland ausgewiesen werden sollen, die an pro-palästinensischen Protesten, insbesondere einer gewaltsamen Besetzung der Freien Universität (FU) Berlin im Oktober 2024 teilgenommen und weitere Straftaten begangen haben sollen, ohne dass es eine strafrechtliche Verurteilung gibt. Die braucht es laut Verwaltungsgericht Berlin für den Entzug der EU-Freizügigkeit nicht - es stoppte eine drohende Abschiebung aber trotzdem.

13 Kommentare

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  1. 13.

    Ich finde es sehr gut, wenn sich die heranwachsende Generation in die Politik einmischt und gegen die Doppelmoral der deutschen Politiker in diesem scheußlichen Krieg, der von beiden Seiten geführt wird, protestiert.
    Es gibt allerdings Grenzen, die hier klar überschritten wurden. Deshalb ist es richtig Schadensersatz zu verlangen und die Täter auszuweisen.
    Was das mit dem deutschen Steuerzahler zu tun hat erschließt sich mir nicht.

  2. 12.

    Blödsinn, daß ist wie nach nem Fußballspiel, das bezahlt die Versicherung! Völlig normal. Wundere mich, worüber sich hier aufgeregt wird?

  3. 11.

    abolish germany zu übersetzen ist sinnlos. Deutschland schafft sich durch eigene Kraft ab. Da gibt es andere Äußerungen, die eher die Meinung der Urheber mit strafbarem Inhalt ausdrücken.

  4. 10.
    Antwort auf [freden] vom 17.04.2025 um 12:23

    Warst Du schonmal in Gaza? Weißt Du, was dort los ist? Nein?

  5. 9.

    Das 'Abolish germany' auf dem Banner des Titelbilds hätte man für den nicht englischsprachigen Leser gern in den Artikel aufnehmen und übersetzen können, damit er besser einordnen kann, was das für Herrschaften sind.

  6. 8.
    Antwort auf [gottlieb] vom 17.04.2025 um 11:41

    Erst einmal sollte den Verursachern des Schadens die Rechnung präsentiert werden und konsequent eingetrieben werden.

  7. 7.

    Diese heranwachsende Generation macht mir Angst und Bange, sollte sie einmal die Politik in Deutschland bestimmen wollen. Es beginnt damit, dass selbst in und zwischen den Parteien eine solch große Differenz zu den Problemen der Pa1eestinenser und Israelis bestehen. Beide Lager werden sowohl offiziell als auch inodffiziel von der Bundesregierung großzügig finanziell unterstützt. Wen wundert es noch, dass sich das bei den Studierenden durch solche Konflikte so auswirkt. Ich verstehe nicht, warum ein solcher Kriegsverbrecher wie Herr Netanjahu noch frei über die Armee seines Landes verfügt und wie Putin alles kaputt bomben lässt.
    Der deutsche Steuerzahler wird sich schon großzügig am Wiederaufbau beteiligen, auch wenn die eigene Inrastrukur am Limit ist. Es ist auch kein Wunder, wenn Sozialgelder von 3000 € verschenkt werden,wenn eine Bürgerin Netto vom Brutto nicht unterscheiden kann,das Sozialgericht deshalb so entscheidet.

  8. 6.
    Antwort auf [gottlieb] vom 17.04.2025 um 11:41

    Dazu ist die neue Regierung zu weich.
    Ein Politikwechsel findet nicht statt.

  9. 5.

    So sehr ich pro-palästinesische Proteste auch verstehen kann, wenn aber Sachbeschädigungen und Gewalt einhergehen, ist das Verständnis nicht mehr da. Das geht gar nicht. Damit erreichen die Protestierenden nur das Gegenteil. Was aber immer klarer wird: Die deutsche Politik muss sich deutlicher bewegen in Richtung israelischer Regierung und deutlich Grenzen setzen, auffordern, die völkerrechtswidrig besetzten Gebiete zurückzugeben, die rechtsradikalen zurückzudrängen und fur eine zwei Staaten Lösung einzutreten. Gaza und Golanhöhen gehören nicht zu Israel. Die deutsche Politik schaut immer noch weg.

  10. 4.

    Keine Ahnung wo Sie leben, aber hier in der BRD gilt Recht und Gesetz - auch dann wenn Wähler Politiker bitten dem entgegenzuwirken.

  11. 3.
    Antwort auf [gottlieb] vom 17.04.2025 um 11:41

    Klare Antwort : NEIN !

  12. 2.

    Hier geht es nicht um Asylpolitik generell sondern um den Gaza/ Israel Konflikt und wie man in Deutschland mit Protestierenden umgeht.

  13. 1.

    Wo leben wir eigentlich?
    Es wird Konsequenzen haben, wenn die Wähler die Politiker um eine Änderung der Asylpolitik bitten und jedesmal das Gegenteil vom Gewollten bekommen...

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