Regierungsbildung im Bund - Berliner und Brandenburger SPD begrüßen Zustimmung zum Koalitionsvertrag

Mi. 30.04.25 | 17:02 Uhr
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Martin Hikel, SPD Berlin Vorsitzender, und Nicola Böcker-Giannini, SPD Berlin Vorsitzende, sprechen auf dem Parteitag der SPD Berlin in Berlin-Mitte (Quelle: dpa/Fabian Sommer).
Video: rbb24 | 30.04.2025 | Dilek Üşük | Bild: dpa

Die Berliner und Brandenburger SPD-Spitzen begrüßen das klare Ja der Parteibasis zur schwarz-roten Koalition. Die Berliner Parteispitze mahnt Reformen an, Brandenburg Ministerpräsident Woidke fordert eine schnelle Regierungsbildung.

Bei der Berliner SPD-Spitze stößt der positive Ausgang des Mitgliedervotums zum schwarz-roten Koalitionsvertrag im Bund auf Zustimmung.

Die beiden Landesvorsitzenden der SPD Berlin, Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel, sprachen am Mittwoch von einer "vernunftgetrieben Entscheidung" vor dem Hintergrund der weltpolitischen Lage und dem schwachen Abschneiden ihrer Partei bei der Bundestagswahl.

Hikel und Böcker-Giannini mahnten zugleich die Umsetzung "erforderlicher Reformen" an. Die SPD müsse wieder genauer zuhören und darauf reagieren, dass die Partei "in der Mitte der Gesellschaft dramatische Wahlverluste erlitten hat".

Deutlicher Appell an Parteilinke

Die beiden Landesvorsitzenden, die eher im konservativeren Spektrum ihrer Partei verortet werden, appellierten zudem in ungewöhnlich deutlicher Weise an die Kritiker der Koalition mit der CDU, zu denen vor allem Parteilinke und der Parteinachwuchs Jusos gehören. "Für die parteiinternen Gegner dieser Koalition" sei der deutliche Ausgang des Mitgliederentscheids auch eine Chance "einmal einen Schritt beiseite zu treten und sich auf die SPD zuzubewegen", hieß es in einer Pressemitteilung.

Die Berliner Jusos hatten - wie die Brandenburger Jusos - Mitte April ihre Ablehnung des Koalitionsvertrags zum Audruck gebracht. Die Berliner Juso-Landesvorsitzende Svenja Diedrich sagte der Deutschen Presse-Agentur damals: "Wir werden nicht zustimmen. Aus unserer Sicht wurden mehrere rote Linien überschritten".

Mit einem anderen Zungenschlag meldete sich der SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, zu Wort. Er betonte, dass es nun darauf ankomme, als Partei "links der Union" erkennbar zu bleiben und die Bedenken von Mitgliedern gegen das Bündnis ernst zu nehmen. Den Ausgang des Votums wertete Saleh "schon aus staatspolitischen Erforderlichkeiten" als erwartbar.

Woidke begrüßt Votum

Der Brandenburger SPD-Chef und Ministerpräsident Dietmar Woidke zeigte sich erleichtert über den Ausgang des Mitgliederentscheids. "Endlich kann die Bundesregierung an die Arbeit gehen. Die Herausforderungen für unser Land sind groß", sagte Woidke dem rbb. Die neue Bundesregierung sei "keine normale Bundesregierung", sondern eine, "die vor besonders großen Herausforderungen steht, und sie hat dafür meine vollste Unterstützung."

Die demokratischen Parteien der Mitte müssten beweisen, dass sie "Problemlösungskompetenz haben und diese Probleme nicht nur angehen, sondern am Ende, auch in den Augen der Menschen, lösen", sagte Woidke weiter. Als Beispiel nannte er die Themen Wirtschaft, Infrastruktur und Migration.

Im Sicherheits- und Migrationsbereich müsse die Bundesregierung endlich dafür sorgen, "dass die Regeln wieder durch- und umgesetzt werden". Wörtlich sagte Woidke: "Wir werden auch da diese Grenzkontrollen weiter brauchen, bis wir gesicherte europäische Außengrenzen haben und wissen, wer nach Europa reinkommt. Dann kann man sicherlich auch drüber reden, das Ganze auch wieder zurückzufahren. Aber bis auf Weiteres braucht man diese Grenzkontrollen."

Fast 85 Prozent der SPD-Mitglieder für Koalitionsvertrag

Am Mittwochmorgen hatte die Bundes-SPD bekannt gegeben, dass 84,6 Prozent der Mitglieder für den mit der CDU ausgehandelten Koalitionsvertrag gestimmt hätten [tagesschau.de]. An der Abstimmung nahmen demnach mit 56 Prozent etwas mehr als die Hälfte der Mitglieder teil.

Sendung: rbb24, 30.04.2025, 16:00 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    ..viel viel früher spätestens mit Ebert und seinem nationalistischen Burgfrieden von 1914 war dem Niedergang der Weg geebnet.

  2. 18.

    "Wenn Herr Klingbeil neue Gesichter der SPD nach vorne bringen möchte, sollte er einmal darüber nachdenken, wer den Untergang der SPD mit zu verantworten hat. "

    Frei nach dem Motto: „De mortuis nil nisi bene“

    Apel, Schmidt, Schröder, Steinmeier... okay, letztere sind noch nicht tot. Der Untergang der sPD begann mit den Seeheimern.

  3. 17.

    Durch eine kluge Parteipolitik eilt die SPD mit ihren zukunftsorientierten Mitgliedern von Erfolg zu Erfolg und wird bald den Kanzler stellen. Nicht immer auf die Umfragen schauen, die sind meist falsch.

  4. 16.

    Wenn Herr Klingbeil neue Gesichter der SPD nach vorne bringen möchte, sollte er einmal darüber nachdenken, wer den Untergang der SPD mit zu verantworten hat.
    War er nicht ebenfalls wie Frau Esken bisher der Parteivorsitzende der SPD?
    Welche Verantwortung am schlechten Abschneiden der SPD bezieht er eigentlich auf sich.
    Frei nach dem Motto „haltet den Dieb“ ist er gleich nach der Wahl nach vorne geprescht und hat sich selbst al s der Retter der zukünftigen Bundesregierung in Stellung gebracht.
    Mit dem Sprung nach vorn, hat er Frau Esken hinter sich gelassen und dem Groll in der Partei geopfert.
    Das nenne ich mal einen hervorragenden Charakterzug, den man in einer politischen Kariere gut gebrauchen kann. Siehe Herrn Spahn, der als Gesundheitsminister wohl eher ungeeignet war und nun wieder eine trage Rolle in der neuen Regierung anstrebt.
    Als Bürger kann man sich über solche Politiker nur freuen!

  5. 14.

    Ich hoffe sie vergessen dabei nicht, welche Partei den Kanzler stellt und im übrigen die Koalitionsmehrheit besitzt.
    Denn wenn sie schon die SPD für die Ergebnisse der Ampel verantwortlich machen, dann ist muss die Verantwortung in ihrer Logik diesmal die CDU/CSU tragen.

  6. 13.

    Ich hoffe sie vergessen dabei nicht, welche Partei den Kanzler stellt und im übrigen die Koalitionsmehrheit besitzt.
    Denn wenn sie schon die SPD für die Ergebnisse der Ampel verantwortlich machen, dann ist muss die Verantwortung in ihrer Logik diesmal die CDU/CSU tragen.

  7. 12.

    Was soll der Wahlverlierer auch sonst tun, als zuzustimmen?
    Die SPD kann über die überproportional vielen Ministerposten froh sein.
    Die Wähler werden das Verhalten der Sozialdemokraten genau beobachten. Wenn sie wieder so am Wählerwillen vorbei regieren, wie zuletzt, wird es bei der nächsten Bundestagswahl unter die zehn Prozent gehen, da bin ich mir sicher.

  8. 11.

    Da bin ich sofort bei ihnen, weil es in diesem Fall auch defacto keine Lösungen sind, sondern nur der Weg des geringsten Widerstands.

  9. 10.

    stimmt, das geht nicht so leicht, wenn man sich rechts außen einsortiert hat. vielleicht wäre ein Rücken zur sog Mitte ein Versuch, derzeit steht die CDU kurz vir dem Schulterschluss mit der AFD.

  10. 9.

    „ Wenn die Regierung nicht liefert, dann kämpft der Rest der SPD um die 5% Hürde “
    Von einem solche Horrorszenarium sind wir zum Glück noch ein ganzes Stück entfernt.
    Richtig ist aber zweifellos, dass die Koalition überzeugende Lösungen liefern muss, um gegen die Rechten bestehen zu können. Und diese können nicht in einseitigem Sozialstaatsabbau gefunden werden.

  11. 7.

    Wenigstens kann keiner mehr behaupten "von nix gewußt" zu haben.

  12. 6.

    Die SPD ist schon seit Jahrzehnten rechts der Mitte und angesichts der heutigen parlamentarischen Verhältnisse wäre die Tolerierung einer Unionsregierung für den offenen demokratischen Diskurs in Parlament und Gesellschaft als das Feilschen am Kabinettstisch die bessere Wahl gewesen.

  13. 4.

    Ist in der Zeit ja schon fast eine gute Nachricht. Jetzt muss die SPD nur noch etwas nach rechts, die CDU etwas nach links rücken, man trifft sich in der Mitte und dann geht die Post ab.

    Mittlerweile glaube ich zwar selbst langsam nicht mehr dran, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

  14. 3.

    Korken knallen?! Wenn die Regierung nicht liefert, dann kämpft der Rest der SPD um die 5% Hürde und die CDU verliert die Rolle als Volkspartei.
    Und so wie die SPD tickt, war auch kein anderes Ergebnis zu erwarten, zumal es für die inzwischen ums nackte politische Überleben geht.

  15. 2.

    Immerhin in der SPD sind noch gut 30000 Sozialdemokraten mal schauen ob diese nun der Aufforderung "einmal einen Schritt beiseite zu treten und sich auf die SPD zuzubewegen" nachkommen werden.

  16. 1.

    170.000 von 358.000 stimmten mit Ja und 30.000 mit Nein, für einen Vertrag bei dem einzig die 7+x SPD- Regierungsmitglieder nicht unter Finanzierungsvorbehalt standen, für alles andere ist die SPD nun von den Almosen der Union abhängig und weil die 16% SPD sich so billig verkaufte dürften im Konrad-Adnauer-Haus jetzt die Champagnerkorken knallen. Prosit SPD

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