Crumbach-Nachfolge - Brandenburger BSW-Vize Lüders strebt nicht Landesvorsitz an

Di. 29.04.25 | 18:23 Uhr
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Niels-Olaf Lüders (BSW) (Quelle: dpa/Michael Bahlo)
Bild: dpa/Michael Bahlo

Der Brandenburger BSW-Landtagsfraktionschef Niels-Olaf Lüders strebt nach dem angekündigten Rückzug von Robert Crumbach als Landesvorsitzender bisher nicht die Nachfolge in dem Amt an. "Ich möchte mich lieber weiterhin der Aufgabe als Fraktionsvorsitzender mit voller Energie widmen", sagte Lüders am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Aber wenn es gute Gründe gibt, Verantwortung zu übernehmen, dann übernehme ich die auch immer für meine Partei."

Lüders ist auch stellvertretender BSW-Landeschef. Finanzminister und Vize-Ministerpräsident Crumbach hatte Mitte April angekündigt, dass er den Landesvorsitz des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) aufgeben will. Als Grund nannte er die Doppelbelastung durch beide Aufgaben. Voraussichtlich auf einem Parteitag im Spätsommer oder Herbst will er sein Amt als Landesvorsitzender zur Verfügung stellen.

Nachfolge ist bisher offen

Wer Crumbach nachfolgen soll, ist bisher unklar. Crumbachs Rückzug vom Vorsitz ist auch vor dem Hintergrund einer Debatte über die Trennung von Ministeramt und Parteiamt im BSW zu sehen. Die Thüringer Vize-Ministerpräsidentin Katja Wolf war am Samstag als BSW-Landeschefin bestätigt worden. Sie gewann eine Kampfkandidatur gegen die von Parteigründerin Wagenknecht unterstützte Anke Wirsing. Wagenknecht dringt auf eine Trennung von Partei und Regierung.

Der Brandenburger BSW-Vize-Chef Lüders hält Profilbildung und Kommunikation für die wichtigsten Voraussetzungen eines Vorsitzenden, wie er sagte. "Der Nachfolger oder die Nachfolgerin sollte die Fähigkeit haben, erst mal klar zu kommunizieren, wofür das BSW steht und mit Mitgliedern und Unterstützern daran arbeiten, diese Programmatik weiter zu schärfen." Außerdem solle er oder sie organisatorisches Geschick mitbringen. "Wir haben sehr gute Leute, die dafür infrage kommen."

Forscher: Wechsel erleichtert Arbeit für Koalition nicht

Der Politikwissenschaftler Jan-Philipp Thomeczek bezeichnete den Wechsel an der BSW-Spitze als eine Herausforderung für die Koalition aus SPD und BSW. "Es kommt ein neuer Player dazu, mit dem man sich koordinieren muss, was die Arbeit zunächst nicht leichter macht", sagte der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Universität Potsdam.

"Es ist nicht zwingend notwendig, dass das Probleme nach sich zieht, aber für die SPD wäre es sicher leichter, in beiden Fällen den gleichen Ansprechpartner zu haben. Woidke ist ja auch Landesvorsitzender und Ministerpräsident zugleich", sagte Thomeczek mit Blick auf den SPD-Regierungschef.

SPD erwartet keine Konsequenzen für Koalition

Die SPD im Landtag zeigte Verständnis für den Schritt von Crumbach und erwartet nach eigener Darstellung keine negativen Folgen für die Koalition. "Es ist schon wichtig für das Bündnis Sahra Wagenknecht, sich jetzt auch als Partei in Ruhe aufzustellen", sagte SPD-Fraktionschef Björn Lüttmann. Er glaube, dass dies keine Auswirkungen auf die Arbeit habe. "Er bleibt ja als Minister und auch als Landtagsabgeordneter soweit ich weiß hier."

6 Kommentare

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  1. 6.

    Das hängt nur davon ab, wie ansteckend Heidi Reichinnek ist, also wieviele „versteckte“ kluge dynamische Kräfte ihres Schlages in der Linken erwachen. Mit philosophischen Schlafmützen wie den grauen Locken, Ausnahme Ramelow, ist kein Krieg mehr zu gewinnen.
    Die Grünen besetzen andere wichtige Themen; da sehe ich kein gegenseitiges Raubrittertum. Der klassische Konkurrent ist der linke Flügel der SPD. Aber der Flügel fristet seit Schröder nur noch ein Statistendasein.
    Das gesamte Thema Sozialpolitik ist offen wie ein Scheunentor, weil alle denken, mit diesem Thema gewinnt man sowieso keinen Wahlkampf mehr.

  2. 5.

    Gut analysiert. Leider wird die Linke bei der nächsten Bundestagswahl auch verschwinden, da die Grünen in der Opposition mit Rückendeckung der Medien sämtliche Linkspositionen besetzen werden.

  3. 4.

    Nein, das war klar, weil Wagenknecht nur auf den AfD-Populismuszug Migration und Ukraine-Krieg aufgesprungen ist. Viele der Mitglieder haben die Linken einfach aus niederen Beweggründen (Karriere) verlassen und was jetzt passiert ist, war in Anbetracht der stringenten Mitglieder- und Personalpolitik zu erwarten. daran sieht man, dass Wagenknecht bis heute nicht verstanden hat, warum man die "Brownsche Bewegung" im Sozialgefüge nicht mit Gewalt zielführend ordnen kann.
    Und was Wagenknecht offenbar überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, ist das Moment und die Fähigkeit Heidi Reichinnek, die der bereits tot geglaubten Linken Leben einhaucht, als attraktiver, intelligenter, redegewannter Mensch und durch Besetzung der wichtigen sozialen Themen jenseins von Migration und Ukrainekrieg. Der Plan sich auf Kosten der Linken in den Bundestag zu mogeln - den hat die schlaue Reichinnek sehr elegant pariert.

  4. 3.

    Sahra braucht einen neuen Parteien.

    Wie wäre es mit BSW - ausgeschrieben " Bündnis Sozialisten Werteunion " .

  5. 2.

    Ob der BSW gescheitert ist wird Mann sehen. Der Bundesvorstand und Sarah Wagenknecht ist jedenfalls nicht an konstruktiver Politik interessiert. Siehe Thüringen. Für mich ist die Partei nicht wählbar wegen ihrer AfD/CSU nahen Ausländerpolitik.

  6. 1.

    Das BSW ist leider an sich selbst gescheitert. Interne Streitigkeiten öffentlich auszutragen kommt bei der Wählerschaft nicht gut an. Schade um dieses vielversprechend gestartete Projekt.

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