Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten - Russische Vertreter bei Gedenken in Sachsenhausen und Ravensbrück unerwünscht

Di. 22.04.25 | 17:52 Uhr
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Archivbild: Politiker legen in der Gedenkstätte Sachsenhausen Kränze nieder. (Quelle: dpa/Sommer)
Bild: dpa/Sommer

Die Rote Armee hat die Konzentrationslager in Sachsenhausen und Ravensbrück einst befreit. Wenn daran offiziell Anfang Mai gedacht wird, sind russische und belarussische Botschafts-Vertreter aber unerwünscht - nicht zum ersten Mal.

Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, zu der die ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück gehören, wird keine Vertreter der russischen und belarussischen Botschaft zu Veranstaltungen anlässlich der Befreiung der beiden KZ vor 80 Jahren einladen. Das bestätigte die Leiterin der Gedenkstätte Sachsenhausen, Astrid Ley, am Dienstag auf Anfrage von rbb|24.

Demnach haben die russischen und belarussischen Vertreter Schreiben erhalten, in denen sie gebeten werden, nicht zu diesen Veranstaltungen zu kommen. Stattdessen könnten sie einen anderen Tag wählen, an dem sie als kleine Gruppe eine stille Gedenkveranstaltung abhalten.

Gleichzeitig habe die Gedenkstätte auf die Hausordnung verwiesen, die das Tragen von Nationalflaggen, Uniformen und ähnlichen Symbolen verbiete - zum Beispiel die des Sankt-Georgs-Bändchens, eines russischen Militärabzeichens. Dieses Vorgehen ist laut Gedenkstätten-Leiterin Ley seit dem russischen Angriff auf die gesamte Ukraine im Februar 2022 üblich.

Warnung des Auswärtigen Amtes

In der Gedenkstätte Sachsenhausen soll das Hauptgedenken zur Befreiung des Konzentrationslagers am 4. Mai stattfinden. Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist einer der Gäste. Am gleichen Tag soll an die Befreiung des damaligen KZ Ravensbrück erinnert werden. Dazu werden die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, und die Brandenburger Kulturministerin Manja Schüle (SPD) erwartet.

Das Auswärtige Amt hatte in einer vertraulichen Handreichung vor einer möglichen Vereinnahmung von Gedenkveranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs durch russische oder belarussische Vertreter gewarnt. Hintergrund ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Russische Botschaft findet Handreichung "äußerst bedauerlich"

Die Handreichung wurde bereits im Januar an Kommunen und Gedenkstätten versandt. Darin heißt es, dass mit "massiver Propaganda, Desinformation und geschichtsrevisionistischer Verfälschung" zu rechnen sei. Demnach empfiehlt das Ministerium, keine offiziellen Vertreter Russlands oder Belarus einzuladen – und sie im Zweifel auch nicht zuzulassen.

Die russische Botschaft in Berlin nannte die Empfehlung "äußerst bedauerlich". Die Sowjetunion habe im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Menschen verloren, die meisten davon Zivilisten. "Dieser Krieg gegen die Sowjetunion war ein Vernichtungskrieg, dem Völkermord gleich", erklärte die Botschaft.

Gedenken zur Schlacht in Seelow mit russischem Botschafter

Beim stillen Gedenken zum 80-jährigen Jahrestag der Schlacht um die Seelower Höhen am 16. April in Seelow (Märkisch-Oderland) war der russische Botschafter Sergej Netschajew trotz der Warnung des Auswärtigen Amtes anwesend, ebenso wie Vertreter der Landes- und Kommunalpolitik sowie anderer Gruppierungen. Sie alle wurden von Vize-Landrat Friedemann Hanke (CDU) willkommen geheißen und legten Kränze und Blumensträuße nieder.

Der russische Botschafter war nicht vom Landkreis Märkisch-Oderland und der Stadt Seelow eingeladen worden. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev kritisierte dessen Teilnahme scharf - vor allem das Tragen des Sankt-Georgs-Bands, eines russischen Militärabzeichens.

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29 Kommentare

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  1. 29.

    Was für ein Affenzirkus. Diese ganze Symbolpolitik hilft der Ukraine nicht für einen Meter Bodengewinn und vermischt Putins „Spezialoperation“ mit dem Sieg der Roten Armee gegen die deutsche Wehrmacht und Waffen-SS unter astronomisch hohen Opfern und den Befreiungen nicht nur dieser kleinen KZ‘s sondern vor allen Dingen die der Endlösungen im Osten.

  2. 28.

    Nach Ihrer Aussage dürfen also keinerlei echte Befreier erscheinen (RU/UA/BRU usw). Was für ein Blödsinn. Ich vermisse auch echte Angehörige der Opfer, Nachfahren usw. Dafür kommen Politclowns ohne echten Bezug zum Ort und Taten.

  3. 27.

    Viele sind leider nicht besorgt, dass Putin tatsächlich der durchgeknallte russische Nationalist ist, als der er schon vor Februar 2022 dargestellt worden ist und Diplomatie deshalb hoffnungslos verloren hat. Selbst Wagenknecht hat ihn vor ein paar Wochen als Verbrecher bezeichnet.

  4. 26.

    Vernünftig.Das heutige ROS kann unmögl. der Erbe der UdSSR sein. Diese UdSSR gibt es seit 1990/91 nicht mehr.
    Es war die Sowjetarmee nicht die Armee Russlands, die Europa von den dt. Nazis befreite, darunter auch sehr verdiente Kommandeure, die eigentl. aus der Ukr. stammten. Schlimm ist, dass die allg. Bevölkerung nicht zu differenzieren weiß. Es geht von ROS Seite gegen die angebl. Nazis in der Ukr. Und gehetzt wird damit auch gg. D. Also was soll das? Es sollte wirkl. ein stilles Gedenken sein, ohne Rede-Tam-tam ohne Flaggen. Kommen hier nun Menschen zusammen? Schon allein der russ. Botschafter, der einer anerkannten dt. Journalistin erklärte, dass sich ROS noch nicht im Krieg mit D befinde, hat sich als offizielle Person selbst disqualifiziert.
    Fr. ALB hat zurUnzeit geplappert, aber auch andere haben sich mit Diplomatie schwer getan. Seiner Zeit unpassend, zeigen diverse Vorkommnisse m.Ankern von aus ROS gestarteter Schrott-Schiffe längst, was Phase ist- hybride Kriegsführ

  5. 25.

    Ersteinmal Danke für Ihre Darstellung. Ich kenne auch noch Familienangehörige von ehem. KZ-Häftlingen. In der DDR waren das OdF/VdN bis in die nächste Generation. Das alles können wohl temporäre Politiker nie nachvollziehen und keine Botschafter die glauben, hier Vorgaben machen zu können. Sie haben recht, es waren damals auch deutsche Politiker die KZs planten mit Mitbürger dorthin verbrachten. Es sollte ein Gedenken ohne Politiker sein sondern mit Familien der ehem. Opfer stattfinden. Sie gehören dorthin, keine Roth und Co.

  6. 23.

    Teils teils gebe ich Ihnen Recht. Man kann über diplomatische Kanäle die Botschafter beider Staaten darauf hinweisen, dass dies ein Gedenken ist und keine Propagandaveranstaltung und die Formulierungen entsprechend zu wählen sind. Aber: Die anderen an diesem Gedenken teilnehmenden Ländervertreter können im Angedenken auch eine Brücke zu ihrem jetzigen friedlichen Zusammenleben mit den Nachbarvölkern in der internationalen Weltengemeinschaft schlagen. Das kann Russland und mit am russischen Ukraine-Angriff indirekt auch beteiligt Belarus nicht. Offensichtlich haben beide Staaten aus diesem schrecklichen 2. Weltkrieg nichts gelernt.

  7. 22.

    Sie irren sich!

    Rußland ist laut Verfassung und international anerkannt der Rechtsnachfolger der Sowjetunion.

    Man sollte eine würdige Form des Gedenkens unter Einbeziehung aller Völker der ehemaligen Sowjetunion finden.
    Das was hier praktiziert wird, ist politische und diplomatische Dummheit.



  8. 21.

    Anspruch haben die Russen vielleicht nicht, aber der Anstand würde es rechtferigen. Andernfalls müssten Vertreter aller ehemaligen Sowjetrepubliken eingeladen werden.

  9. 20.

    Die Handreichung des Außenministeriums ist eine Frechheit und zeigt, wie wenig Diplomatie dort vorherrscht. Aber Taktgefühl war wohl noch nie eine Stärke dieser Einrichtung.

  10. 19.

    Danke für den sehr guten Kommentar an Nr. 1
    Dem ist nichts hinzuzufügen!

  11. 18.

    Ja es werden gar keine Amerikaner und Engländer zu Siegesfeiern eingeladen.Schließlich war der angloamerikanische Bombenangriff auf Dresden unnötig und überzogen.Und das die sogenannte freie Welt,Thüringen,Sachsen Anhslt und Mecklenburg für den Georgier Stalin räumte,war sicher auch gerechtfertigt,war er doch kein böser Russe.
    Und wie war es doch bei der Familie Bush,war die in Deutschland auch unerwünscht?Ich kann mich daran gar nicht mehr erinnern.

  12. 17.

    Da auch Vertreter des RBB in Seelow vor Ort waren, würde mich interessieren, wo es zu "massiver Propaganda, Desinformation und geschichtsrevisionistischer Verfälschung" vor Ort kam? Wieso kritisiert der Ukrainische Botschafter die Teilnahme, wo die Vertreter der Ukraine generell diese Denkmäler nicht besuchen?

    Aus diesem Grund verstehe ich nicht die explizierte Ausladung der russischen vertreter, waren es damals aus Russen aus der Sowjetunion neben Ukrainern, Georgiern, die Deutschland mit hohen Opferzahlen vom Nazionalsozialismus befreiten ...

  13. 16.

    Es sollten alle Vertretungen der an der ehemaligen Sowjetunion beteiligten Länder eingeladen werden, weil sie seinerzeit gemeinsam gegen das Naziregime kämpften, gleich ihres Anteils daran. Es sollten alle Fahnen aufgezogen werden, die ehemalige Fahne der S U nicht, weil die inzwischen selbstständigen Länder diese teilweise als Zwangsgemeinschaft ansehen.

  14. 15.

    Was soll dieses Aufrechnen bringen? Zumal seinerzeit die Sowjetunion mit ihren vielen Völkern den Krieg gegen das faschistische Deutschland gewonnen hat. Russland ist nicht der Erbe der Sowjetunion und hat keinen Anspruch auf die Teilnahme an einer Veranstaltung in Deutschland!!! Die Nichteinladung ist sehr gut.

  15. 14.

    Haben die heutigen Offiziellen denn vergessen, wer diese Lager befreit hat ?
    Haben sie vergessen wer die höchsten Opferzahlen bei der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus gebracht hat ?
    Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, das jemals US Offizielle von Gedenkveranstaltungen ausgeladen wurden. Weder während des Vietnam-, Korea-, Afghanistan oder Irakkrieges oder während des Unruhen in Nordafrika .
    Wiese wird hier wieder mit zweierlei Maß gemessen ?
    Diese russophobie und Arroganz des Westens ist nicht nachvollziehbar !

  16. 13.

    Ich möchte mal hier etwas klarstellen, es wird ja hier von jemanden behauptet das wäre Geschichtsrevisionismus , wenn man den russischen Botschafter und den aus Belarus nicht einladen würde.Das ist kurz gesagt Blödsinn , den russischen Anteil am Ende des zweiten Weltkrieges wird nicht in Abrede gestellt , sondern es wird auf die aktuelle Situation in der Ukraine reagiert. Leider gibt es hier nach meinem Geschmack zu viele Putinfreunde. Niemand ,nirgendwo sollte einen unabhängigen Staat der sich zu einem Beitritt , ob zur Nato oder oder ....entschieden hat , durch Überziehung von Krieg zu irgend etwas zwingen und damit auch durchkommen. Zivile Ziele anzugreifen und dieses als legitim zu bezeichnen und im Gegenzug andere zu bedrohen , wenn diese Hilfe in Form von Waffen liefern geht gar nicht. Von diesem Hr. Trump will ich gar nicht erst anfangen , der wollte den Krieg ja in 24 Stunden beenden. Viele haben ja hier geglaubt das er das schafft.Das war ja wohl lächerlich.

  17. 12.

    Ach je die alte Garde, wie eh und je. Feindbild bleibt bestehen, wie es die Genossen vorgegeben haben. Seit ihr eigentlich immer noch so verbittert, daß Erich seine geliebte DDR aufgeben musste und aus dem Land geschmissen wurde ?

  18. 11.

    Werden demnächst auch US-Vertreter wegen ihrer Vernichtungskriege in Vietnam und Irak ausgeladen oder Vertreter von Frankreich wegen deren Vernichtungskriege in Indochina und Algerien? Ach, das ist was ganz anderes? Na, dann... Was für eine verlogene Meschpoche.

  19. 10.

    Mir ist nicht bekannt, dass jemals US-Amerikanische Vertreter in den letzten Jahrzehnten irgendwo wegen ihrer Angriffskriege ausgeladen wurden. Aber egal, 27 Mio Tote und damit die Hauptlast des 2. Weltkrieges trug die Sowjetunion und damit auf anteilig Russland. Die Vertreter auszuladen zeigt eine völlige Inkompetenz der Verantwortlichen, sicherlich will man weiterhin Fördergelder bekommen.

    Da lobe ich mir die Handhabung in Seelow, wo man niemanden einlud und jeder der sein Gedenken bekunden wollte, auch kommen konnte. Was bitteschön hatten die Vetreter Russlands und Belarus in Seelow gemacht? NICHTS - was dagegen von den vielen Medienvertretern vor Ort erhofft wurde.

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