"Halte an Einschätzungen fest" - Senatorin verteidigt umstrittene "Nazi"-Äußerung zu Tesla

Fr. 25.04.25 | 17:02 Uhr
  102
Archivbild:Cansel Kiziltepe (SPD), Senatorin für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung, am 26.03.2024.(Quelle:picture alliance/dpa/B.Pedersen)
Audio: rbb24 Inforadio | 25.04.2025 | Ute Schuhmacher | Bild: picture alliance/dpa/B.Pedersen

Als "Nazi"-Autos hatte die Berliner Arbeitssenatorin Kiziltepe die Fahrzeuge des US-Autobauers Tesla in einem Post auf X bezeichnet und dafür scharfe Kritik geerntet. Der Post ist inzwischen gelöscht. Sie bleibt aber bei der Kritik an Tesla-Chef Musk.

Die Berliner Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) hat ihre Äußerung über den Elektroautobauer Tesla verteidigt. "Ich halte an meinen Einschätzungen zu Elon Musk ausdrücklich fest", erklärte Kiziltepe in einem Post auf X. "Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass ich die Mitarbeitenden oder die Kunden Musks für dessen politische Positionen verantwortlich mache."

Die SPD-Politikerin betonte aber: "Tesla erlebt gerade eine Absatzflaute, weil dem Unternehmen von den Kunden die rechtsextremen Positionen seines Anteilseigners Elon Musk zugeschrieben werden, der rund 13 Prozent am Unternehmen hält."

Am Donnerstag hatte Kiziltepe in Reaktion auf einen Beitrag von rbb|24 über den sinkenden Absatz des Autobauers gepostet: "Wer will auch ein #Nazi-Auto fahren?" Der Tweet zum "Nazi-Auto" war am Freitag allerdings nicht mehr auf ihrem X-Kanal zu sehen.

Die Kritik von Kiziltepe zielt auf Tesla-Chef Musk, der inzwischen US-Präsident Donald Trump berät und mit äußerst rechten politischen Ansichten auf Protest stößt. Tesla in Grünheide äußerte sich nicht zu dem Thema. Der Sprecher der Sozialverwaltung sagte, auch Kiziltepe werde dazu vorerst nicht weiter Stellung nehmen.

Keller sieht Thema als beendet an

Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) bezeichnet es gegenüber dem rbb als "richtige Entscheidung", dass Kiziltepe ihren Tweet gelöscht habe. Darin hatte die Arbeitssenatorin mit Bezug auf Tesla gefragt: "Wer will schon ein Nazi-Auto fahren?" Keller betonte, auch er habe deutlich andere Positionen als Musk und dazu könne man sich auch äußern. "Aber nicht über ein Unternehmen und mehr als 10.000 Beschäftigte, die da tagtäglich arbeiten." Er gehe davon aus, dass mit der Klarstellung der Senatorin das Thema beendet sei, so Keller.

Zuvor hatte Berlins SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, erklärt, etwaige "Mißverständlichkeiten" seien ausgeräumt. "Die Sache ist erledigt." Dem rbb sagte Saleh, er kenne niemanden in der SPD, die oder der Musk für einen lupenreinen Demokraten halte. Andernfalls hätte er dazu erheblichen Gesprächsbedarf.

Kritik an Kiziltepe auch aus eigenen Reihen

"Mit historischen NS-Vergleichen muss man immer vorsichtig sein. Dafür braucht es das notwendige kommunikative Fingerspitzengefühl", teilten Berlins SPD-Landesvorsitzende Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel mit. "Wir begrüßen die Klarstellung von Senatorin Kiziltepe." Der Standort Tesla sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Metropolregion Berlin-Brandenburg. "Die Menschen, die am Standort Grünheide arbeiten und aus vielen verschiedenen Nationen stammen, dürfen nicht für einen vermeintlichen Hitler-Gruß ihres Chefs haften."

Die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) schrieb auf ihrem Instagram-Kanal: "Man kann über Elon Musk denken, was man will. Und sicherlich auch Positionen, die er vertritt, ablehnen." Das ändere aber nichts daran, dass die Tesla-Fabrik in Grünheide ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Innovationstreiber für die Region sei.

Rücktrittsforderungen aus der brandenburgischen CDU

Für die Unternehmensverbände UVB zeigte sich Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp nachhaltig empört. Er kritisierte Kiziltepe noch einmal für den "völlig unangebrachten" Vergleich. Dem rbb sagte er, wirre Sprüche auf Social-Media-Kanälen sorgten nicht dafür, dass das Ansehen Berlins bei Investoren steige.

Aus der brandenburgischen CDU kamen Rücktrittsforderungen, während Berlins CDU-Fraktionschef Dirk Stettner sich versöhnlicher zeigte. Stettner sagte dem rbb, er gehe fest davon aus, dass Kiziltepe den Holocaust nicht relativieren wollte. Das habe sie mit der von ihm geforderten Löschung des Ursprungspost gezeigt. Kiziltepes Position zu Tesla-Chef Musk an sich bezeichnete Stettner als Privatmeinung. Er selbst könne aber Kritik an Musk sehr gut nachvollziehen.

Sendung: rbb4 inforadio, 25.04.2025, 10:40 Uhr

102 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 102.

    Amtseid des Berliner Senats: "'Ich schwöre, mein Amt gerecht und >>unparteiisch<<, getreu der Verfassung und den Gesetzen zu führen und meine ganze Kraft dem >>Wohle des Volkes<< zu widmen."
    §4 SenG

    Ich bezeichne so etwas, dem Volke zu dienen. Sie nicht?
    Ich überspitze mal stark: wenn Frau Kiziltepe den feinen Unterschied zwischen einer Privatperson (wie mir) und einer Senatorin der Stadt Berlin nicht erkennt, sowie die Verpflichtungen, die dahinterstehen, ist sie meiner Auffassung für einen solchen Posten ungeeignet. Sie kann gerne Influencerin werden und sich auf social media austoben. Eine extreme private und meiner Einschätzung beleidigende Meinung auf X zu posten, im Amt einer Senatorin, ist unterirdisch zu rechtfertigen. Beratungsresistenz, auch nach umfassender Kritik aus den eigenen Reihen, zu zeigen, hinterlässt mich sprachlos! Von solchen Menschen fühle ich mich nicht unparteiisch vertreten!

  2. 101.
    Antwort auf [Sebastian] vom 25.04.2025 um 19:56

    Da dürfen Sie aber jetzt nicht ungerecht sein. Da hat sich mancher auch so ein bißchen rumempört.
    Aber natürlich völlig folgenlos für diesen Wernher von Braun, diesen Albert Speer der Neuzeit namens Musk.
    Immer überall dabei, auch mal bisschen Hitler grüssend. Aber "Genie" halt. Immer akzeptiert, falls nützlich.

    Die Idee man beleidige die Arbeiterinnen und Arbeiter Teslas ist natürlich ein hübsche propagandistische Wendung aus jenem Lager, das immer 200 Worte und Fertigsätze kennt, dass ein Nazi nicht Nazi, ein Faschist nicht Faschist genannt, ein interplanetarischer Herrenmenschenträumer nicht in die Kontinuität des faschistischen Futurismus gestellt werden darf.

    Und die rechtsretardierenden SPD-Granden mal wieder ganz vorne mit dabei. Wer ist schon diese Kiziltepe. Hat sie Glück nicht zum falschen Zeitpunkt der Polizei den Rücken zukehren.

    Der Marsch in den Abgrund hat sowohl ein konkretes Gesicht, als auch die Fähigkeit diesen Marsch als schleichend zu verschleiern.


  3. 100.

    Sorry, aber Solidarität ist schon lange nicht mehr zeitgemäß.
    Erst wenn es mir relativ gut geht, ich zurande komme,
    überlege ich ein Solidarverhalten zu praktizieren.
    Und bitte, das möchte ich entscheiden dürfen!

  4. 99.

    Sprach ein/es, was bis zur neuen US-Wahl sicher einen Schrein, wo auch immer, für den Erleuchter Musk gehabt hatte.
    Und nun, Du zeigst im Oval-Office wie hoch Weizen maximal wachsen sollte, das geht gar nicht!
    Weizen darf nicht diskriminiert werden!

  5. 98.

    Ich finde Tesla cool.

  6. 97.

    "Also sind alle die ein TESLA fahren in den Augen der Politikerin NAZIS !?"

    Nö. Hat Frau Kiziltepe auch rein gar nicht gesagt. Das Scheiben Sie nur, weil Sie sich keine Gedanken machen wollen, ob man diesem Herrn ein Auto abkaufen sollte.

    Wenn es angezeigt ist kein russisches Gas zu kaufen, dann kann man auch mal das Produkt des Herrn negativ bewerben, der mit dem parlamentarischen Arm des Rechtsterrors AfD nicht nur flauschige Gespräche über kommunistische Hitlers führt, sondern mit seinen Social-Media Kumpels die Algorithmen bestimmt, die die Erzählungen und Hetze der rechten, Rassisten, Nationalisten im Propgandakrieg ganz prominent auf die Endgeräte schickt. Als das was Sie mal über Goebbels in der Schule lernten.

  7. 96.

    „Kiziltepe hat ihre Aufgabe als Senatorin zu erfüllen und der Bevölkerung zu dienen.“

    Ach, Manfred, Sie sollten sich besser mal mit den Aufgaben von Politikverantwortlichen bzw. Ihrer Verfassung auseinandersetzen. Sie verbreiten hier eine ganze Menge Unsinn. Zumal es auch Menschen in der Politik nicht verboten ist, eine Meinung zu haben und/oder diese zu äußern. Im Gegenteil. Und Sie sollten sich mal die Frage stellen, mit welcher Logik Sie hier Toleranz einfordern und ebendiese anderen komplett versagen. Und immer dran denken: Schaum vorm Mund ersetzt keine Logik. Klischees auch nicht.

  8. 95.

    Soso - was muss das hitlergrüssende "Genie" denn Ihrer "Meinung" zweifelsfrei umgesetzt und praktiziert haben, damit die Lordsiegelbewahrerstelle was Nazi genannt werden darf seine amtliche Zustimmung gibt? Und auf welches Lordsiegelbewahrer-Grundlagenbuch bezieht sich denn diese Lordsiegelbewahrerstelle des bürgerlichen Mainstreams, erteilt sie Genehmigung, erlaubt sie "Stimmung" und "Gefühl" das jemand Naziszeug verbreitet? Gar Naziparteien unterstützt.
    Könnte es sein, dass man sich da immer noch der Kriterien, der Messlatten bedient, die NSDAP, SA, SS vorgeben haben - also der späte Sieg des Nazitums zu bestimmen, wann man etwas Nazi nennen darf? Wer es schafft unter dieser Messlatte seinen Limbo zu machen gilt laut NSDAP, SA,SS, Hitler-Himmler-Goebbels-Superverbrecher-Vorlage als halb so schlimm?
    Sehr wirkmächtig diese Nazis. Bestimmen bis heute den Beginn des Nazitums nicht als solchen zu erkennen.
    Ja das Volk der Dichter, Denker und Ingenieure. Immer auf Zack. Im Selbstbild.

  9. 94.

    Also sind alle die ein TESLA fahren in den Augen der Politikerin NAZIS !?

  10. 93.

    Verharmlosung kann ich eher von den Leuten mit der anderen Feldpostnummer erkennen.

    Warum fordern ausgerechnet diejenigen Toleranz und Kompromissfähigkeit ein die intolerant und nicht kompromissfähig sind?

  11. 92.

    Tag Morena - sorry, aber ich glaub nicht, daß dies der ,,Barndenburger'' versteht. Will er auch nicht, der ist verlorn, Perlen für die Säue sagt man bei uns in Brandenburg!

  12. 91.

    Ich weiß schon das Tatra da als Vorlage/Beispielgebend galt.
    Und ja, F. Porsche wurde so oder so damit beauftragt.
    Nur ist sonderbar, das das "Nazi"-Konzept inklusive de Bezeichnung "Volkswagen" nie in Frage gestellt wurde.
    Und hoppla, es, der "Nazi-Käfer", wurde übernommen und Millionenfach an Kunden gebracht,
    und das ganz ohne idiologische Keule.
    Aber klar, Internet + Google + TikTok hatten damals die Wenigsten, was selbstredend alles rechtfertigt!

  13. 90.

    Meinungsfreiheit ist richtig und gut, blödsinnige Nazi-Vergleiche kann man daher bringen. Man disqualifiziert sich damit jedoch selbst und muss, ob der Verharmlosung eben mit Widerspruch rechnen.

  14. 89.
    Antwort auf [Brandenburger] vom 25.04.2025 um 18:41

    Was wollen Sie mit Ihrer Denunziation von Haltung ausdrücken?
    Basebalschlägerjahre waren "bloß Rivalitäten unter Jugendlichen"? NSU existiert nicht, aber kriminelle Ausländer sich gegenseitig abschlachten? (...)
    Ein hitlergrüßender Unterstützer des parlamentarischen Arms des Rechtsterrors AfD rein gar nicht Nazi genannt werden darf? Das Produkt das er mit seiner Identität bewirbt? Die Vorstellung des "interplanetarischen Menschen" im Zusammenhang der wissenschaftsfeindlichen Praxis seines Kumpels Trump eine höchst fragwürdige Mischung aus Herrenmenschentum und interplanetaren Kommandounternehmen ist - unter der Führung einer Wirtschafts-Militär-Politik-Elite, die auch nur sie meint?
    Was ist von der Analyse, die einmal zum Kanon der Allgemeinbildung gehörte geblieben, wie Faschismus, Hitler-Staat errichtet wurde. Industrie- und Medienmagnaten-Interessen, gepaart mit dem Futurismus des italienischen Vorbilds, dem völkischen Dumpfback "Konservativer"?

  15. 88.

    Ich weiß schon das Tatra da als Vorlage/Beispielgebend galt.
    Und ja, F. Porsche wurde so oder so damit beauftragt.
    Nur ist sonderbar, das das "Nazi"-Konzept inklusive de Bezeichnung "Volkswagen" nie in Frage gestellt wurde.
    Und hoppla, es, der "Nazi-Käfer", wurde übernommen und Millionenfach an Kunden gebracht,
    und das ganz ohne idiologische Keule.
    Aber klar, Internet + Google + TikTok hatten damals die Wenigsten, was selbstredend alles rechtfertigt!

  16. 87.
    Antwort auf [Peter Kulisch] vom 25.04.2025 um 18:29

    Bin ganz sicher. Weil alle und alles irgendwie gar schröcklich mit der sogenannten "Nazikeule" niedergemacht wird, haben wir hunderte von Nazis Ermordete. Sitzt in den Parlamenten ein parlamentarischer Arm des Rechtsterrors. Ist international eine rechtsretardierende, rechtsreaktionäre Machtergreifung einschliesslich ihrer Erzählungen, Geschichtsklitterungen, ihres Imperialismus im Gange. Während sich ein "ich bin-doch-bloß-konservativ" Mainstream von irgendwas mit links umstellt sieht. Obwohl es seit 30 Jahren keine linke Regierung, linkes Rezept, oder Konzept -gar international- gibt das in Bund, Europa oder auf der Weltbühne Dominanz hätte.
    Seit ich denken kann -mit bundesrepublikanischer Biografie im 65. Jahr- gab es nie niemals und war nie jemand Nazi. Der Vorhalt immer "Keule" oder bolschewistische Propaganda. Und immer waren es diese feinsinnigen Diskutanten, die historisch gesehen die Machtentfaltung von Faschisten "verpassten" Glaubten "der Spuk ist schnell vorbei"

  17. 86.

    So eine Mutter wünschte ich mir! Mein Vorbild - Thanks!

  18. 85.
    Antwort auf [Peter Kulisch] vom 25.04.2025 um 18:29

    Ja wenn für sie selbst Leute, die sich nicht mal die Mühe von Höckes doppeldeutiger oder allgemein neonazionslsozialistischer Verschleierungstaktik machen, sondern ihren Müll direkt ausdünsten, für Demokraten halten, dann war natürlich Hitler auch ein Kommunist und die AfD eine lupenreine demokratische Partei.

  19. 83.

    Ihr Text, der ziemlich naiv daherkommt, könnte direkt aus dem Drehbuch der Afd-Propaganda konmen: die ÖR diskreditieren und den Kopf in den Sand stecken. Sie sind verloren.

Nächster Artikel