Streit über Zulässigkeit - Verfassungsgerichtshof verhandelt über "Volksentscheid Berlin autofrei"

Mi. 02.04.25 | 15:20 Uhr
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Archivbild: Eine belebte Spielstrasse in Berlin Neukölln. (Quelle: dpa/Held)
Video: rbb24 Abendschau | 02.04.2025 | Autor:innen: Sami Chahbani, Thomas Rostek, Antje Tiemeyer | Bild: dpa/Held

Der Verfassungsgerichtshof Berlin hat am Mittwoch in einer öffentlichen Anhörung die Zulässigkeit des Volksbegehrens "Berlin autofrei" verhandelt. Die Initiative will den privaten Autoverkehr innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings weitgehend verbieten.

Geplant ist, dass Anwohnerinnen und Anwohner ihre privaten Autos dort künftig nur noch an maximal zwölf Tagen pro Jahr nutzen dürfen - die sogenannte Slot-Regelung. Ausnahmen sind unter anderem für Menschen mit Behinderungen, Rettungsdienste oder den Wirtschaftsverkehr vorgesehen. Für die Umsetzung sieht die Initiative eine Übergangsphase von vier Jahren vor.

Die Initiative verteidigte den Gesetzentwurf vor Gericht als verfassungsgemäß. Sie sieht darin einen notwendigen Schritt, um den öffentlichen Raum gerechter zu verteilen, die Klimakrise zu bekämpfen, sowie die Gesundheit und Sicherheit der Berliner Bevölkerung zu schützen. Die Verdrängung des Autoverkehrs sei im Interesse der Allgemeinheit und verhältnismäßig.

Innenverwaltung sieht Verstoß gegen Grundgesetz

Vertreterinnen und Vertreter des Berliner Senats argumentierten dagegen, das Gesetz greife unzulässig in die Bundeskompetenz beim Straßenverkehrsrecht ein. Außerdem stelle die Slot-Regelung einen unverhältnismäßigen Eingriff in die allgemeine Handlungsfreiheit der Berlinerinnen und Berliner dar.

Der Senat hatte die Initiative deshalb vor Gericht gebracht und die Feststellung beantragt, dass das Volksbegehren unzulässig ist. Die Senatsvertretenden halten es außerdem für unrealistisch, innerhalb einer Übergangsphase von vier Jahren das jetzige Aufkommen des motorisierten Individualsverkehrs zu einem Großteil auf den öffentlichen Nahverkehr umzuschichten.

Drei Monate bis zu möglichem Urteil

Die Verhandlung dauerte fast vier Stunden, im Saal waren auch etwa 80 Zuhörer - viele davon Sympathisanten oder Aktive der Initiative. Eine Entscheidung fiel am Mittwoch nicht, vielmehr ging es darum, die Argumente der beiden Seiten zu erörtern. Für die Urteilsverkündung haben die Richterinnen und Richter jetzt maximal drei Monate Zeit.

Ein Volksbegehren ist erfolgreich, wenn sich mindestens sieben Prozent der Wahlberechtigten zum Abgeordnetenhaus - rund 170.000 Menschen - innerhalb einer Frist von vier Monaten in Unterschriftenlisten eintragen und das Anliegen damit unterstützen. Sollte das gelingen, würde sich innerhalb von vier Monaten ein Volksentscheid anschließen, der abläuft wie bei einer Wahl. Verliefe auch dieser erfolgreich, wäre das Gesetz beschlossen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.04.2025, 14:00 Uhr

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121 Kommentare

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  1. 121.

    Dann sind Sie doch wenig betroffen, es geht im wesentlichen um die Gebiete innerhalb des Stadtrings und da gibt es eh kaum kostenlose Parkplätze. Ansonsten drum herumfahren.

  2. 120.

    Denken Sie doch bitte mal an die Menschen, die nicht den ganzen Tag Freizeit haben wie Sie. Menschen, wie ich, Ü 60 Gehbehindert, voll beruflich tätig vom Stadtrand kommend nach Moabit. Täglich mindestens 3-4 Stunden Fahrzeit haben. Nicht alle Menschen sind Rentner und können ihren Tag beliebig planen. Bitte denken Sie mal über Ihren "Tellerrand hinaus

  3. 119.

    Ich finde es befremdlich, dass die heilige Kuh der Deutschen trotz aller täglichen Verkehrstoten so vehement verteidigt wird. Es wird einem somit saubere Luft und Sicherheit des Lebens aller Fußgänger und Radfahrer verboten.

  4. 118.

    Na ja ich behaupte auch nicht, daß jeder Autofahrer so handelt, wie vor kurzen einer, der wegen einem Krankenwagen mit Blaulicht erst minutenlang dauerhupt und dann die Rettungskräfte mit Patient sehr lautstark anbrüllt, und daß obwohl es ein leichtes gewesen wär 5Meter zurückzusetzen. Auf dieses Niveau will ich nicht.

  5. 117.

    Ist Ihnen mal Ihr eigener Kommentar aufgefallen? " in der Stadt wohnend" ...genau Leute wie Sie sind das Problem. Bei weitem nicht alle wohnen im Ringbahnbereich, ich muss täglich mit über 60 Jahren und gehbehindert von Bohnsdorf nach Moabit. Kein Auto, Fahrrad nicht möglich. Mal nicht nur so egoistisch seine eigene komfortable Wohnsituation im Kopf haben, sondern auch mal darüber nachdenken, das Berlin nicht nur aus dem Ringbahnbereich besteht. Oh man, weniger ICH, mehr auch Andere....Perspektive öffnen täte Ihnen gut!!!!

  6. 116.

    *109.Dorothea.
    " Haben wir nicht andere Probleme? Geht zurück aufs Land, wenn Euch die Stadt nicht passt."

    Nein, das sind die GROSSEN Probleme in Berlin, die schnellstens behoben werden müssen. Die Menschen in Berlin leiden unter den Abgasen, dem Lärm und Gestank des Individualverkehrs.
    Und das Sie den Menschen, die sich (auch in der Stadt) das Bleiberecht absprechen und sie gewissermaßen deportieren wollen. UNd woher wollen Sie wissen, dass die Menschen, die sich über die Lebensbedingungen in der Stadt Gedanken machen, nicht in Berlin geboren wurden und nur vom Lande kommen, wohin sie zurückgehen sollen. Und wenn Sie die Kommentare gegen den Verkehrswahnsinn nicht ertragen können, gehen Sie zurück aufs Land. MfG

  7. 115.

    Ich inhaliere die gesundheitsschädlichen Emissionen von "nachhaltigen" Holz Heizungen und Kaminöfen. Das ist 10x schlimmer...

  8. 114.

    Da ziehen Menschen aus aller Herren Länder und ganz besonders aus gewissen Süddeutschen Dörfern nach Berlin, kriegen dann gaaaaaanz große Augen, was in einer "Weltstadt " abgeht und versuchen dann, die Berliner Innenstadt in ihre dörfliche Idylle zu verwandeln. Erst wollen alle nach Berlin, um hier Party ohne Ende zu feiern, wie die Anwohner das finden...sch..egal, sobald man dann selbst Kinder hat, ist ja alles ganz furchtbar und zu laut. Haben genau das Thema im ( ehemaligen) Freundeskreis gehabt. Ich hab täglich mindestens 3 Stunden Arbeitsweg innerhalb Berlins und gehe genau deswegen nächstes Jahr vorfristig nach 43 Jahren in Rente. Ich nehme die Abzüge in Kauf, eben weil ich leider nicht Auto fahre und die Öffis in Richtung Grünau nur sporadisch funktionieren, so dass auch 4 Stunden Arbeitsweg durchaus normal sind. Neben Haushalt und Pflege meiner Eltern für mich nicht mehr leistbar. Also der ständige dumme Verweis auf Fahrrad oder Öffis ist voll daneben und Vera...!

  9. 113.

    Und wenn es alles E Autos sind welches Argument haben Sie dann dagegen?

  10. 112.

    Spannend. Wenn der ÖPNV funktionieren WÜRDE (ja, viele Konjunktive), wäre dieser kapazitiv gar nicht in der Lage die vielen Menschen zu transportieren. Vielleicht mal, und das ist ein gut gemeinter Ratschlag, erstmal das Gehirn einschalten (falls möglich). Ausserdem, wie sollen denn die Kinder der Protagonisten von A nach B gekarrt werden ?

  11. 111.

    Nun, es sollte allgemein bekannt sein, dass die Grundsätze der Demokratie nur im Rahmen der Verfassung "ausgelebt" werden dürfen.
    Das lässt der Senat bei Verfassungsgerichtshof prüfen. da das geplante Vorhaben " Berlin Autofrei" von ihm als nicht Verfassunfskonform vermutet wird.

  12. 110.

    *79.M.
    Ich stimme Ihnen vollständig zu.
    Aber bei den Auto-Fans werden Sie mit vernünftigen Argumenten nicht weiter kommen. Ich versuche es auch schon längere Zeit, aber die Einsicht der Autofreaks ist völlig selbstbestimmt gleich null!

  13. 109.

    Ich finde es befremdlich, was einem hier noch alles vorgeschrieben werden soll. Kann nur hoffen, das diesen Schwachsinn kein gesunder Menschenverstand mitmacht. Haben wir nicht andere Probleme? Geht zurück aufs Land, wenn Euch die Stadt nicht passt.

  14. 108.

    Ich würde mich freuen, wenn das wirklich kommt. Muss mit dem Fahrrad jeden Tag durch die Stadt und inhaliere dabei die gesundheitsschädlichen Abgase der Autos.

  15. 107.

    Ich habe die Kommentare hier nur überflogen aber es hat schon gereicht was ich lesen mußte.

    Die üblichen Untergangsgesänge wie "Bullerbü... Pferdeställen... zugereisten [sic!]... sauberste Luft, die wir je hatten... ins Mittelalter zurück versetzen [sic!]... usw. usf.

    Andere wiederum können nicht lesen und beklagen dass "die Gesunden auch daran wie Gehbehinderte, Kranke und Alte Menschen zB. Zum Arzt und Krankenhaus kommen" denken sollen, obwohl es dafür Ausnahmen geben soll, andere suchen sich absurde Ausreden warum sie nicht auf ein Auto verzichten können.

    Deshalb danke ich Ihnen für Ihren Kommentar als Abwechslung zu dem hier schon üblichen Gejammer.

  16. 106.

    Und unseren Lungen täte es auch gut! Zuviele Lungenkrebstote im Jahr in Berlin!!!! Schluß damit.

  17. 105.

    Sind das keine Regeln, die teilweise sogar in Gesetze gepackt wurden? Auch Verkehrsberuhigungen und 30er Zonen und neue, ja teilweise sinnlose, Ampeln etc.

  18. 104.

    Das wäre wirklich toll und verantwortungsvoll! Für Gehändicapte und Feuerwehr, gibts ja Ausnahmen - also ich drücke die Daumen!!!!!

  19. 103.

    Ich denke auch, daß die Entscheidung zu Gunsten der Autofreien Stadt fällt! Das wäre super undein Vorbild für Europa!

  20. 102.

    Sie können mit nem Taxi oder der SMH fahren, eventuell auch sich auch mit ner Rikscha oder Lastenrad hinbringen lassen. man muß nur wollen!

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