Lehrermangel - Zahl der Unterrichtsausfälle in Brandenburg sinkt nur leicht

Mo. 21.04.25 | 14:35 Uhr
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Symbolbild: In einer Federtasche befinden sich Buchstabenwuerfel mit dem Schriftzug Lehrermangel. (Quelle: dpa/Steinach)
Audio: Antenne Brandenburg | 20.04.2025 | David Klevenow | Bild: dpa/Steinach

Wegen Lehrermangels sind in Brandenburg in den ersten sechs Monaten des laufenden Schuljahres bereits rund 152.000 Stunden oder 2,23 Prozent des geplanten Schulunterrichts ersatzlos ausgefallen. Das waren 18.000 Stunden weniger als im ersten Halbjahr 2023/24, in dem der Ausfall 2,5 Prozent betrug. Das geht aus Antwort des Bildungsministeriums in Potsdam auf Anfragen aus der AfD-Landtagsfraktion her.

Damit hat Brandenburg beim Unterrichtsausfall noch immer nicht das Vor-Corona-Niveau von 1,8 Prozent des ersatzlosen Stundenausfalls vom ersten Halbjahr 2019/2020 erreicht. Laut Ministerium ist der Unterrichtsausfall jedoch kein flächendeckendes Problem in Brandenburg.

Unbestreitbar aber gebe es an einzelnen Schulen sowie durch die Häufung von Langzeiterkrankungen und wegen des Mangels an fachlichem Ersatz einen "erheblich über dem Durchschnitt liegenden Vertretungsbedarf", hieß es vom Ministerium. Erhoben wurden die Daten an Grund-, Ober- und Gesamtschulen sowie an Gymnasien und Förderschulen.

Brandenburgs Schüler warnen vor Kürzungen bei Lehrern

Derweil krisitierten die Schülerinnen und Schüler in Brandenburg die geplanten Kürzungen im Bildungsbereich. "Wir finden, das Zeichen, was damit gesetzt wird, ist grotesk", sagte der Sprecher des Landesschülerrates, Stefan Tarnow. "Man verunsichert die Lehrkräfte im Land, man verunsichert die Schüler."

Er verwies darauf, dass den Schulen Geld fehle. "Dann stellt sich die Landesregierung hin und kürzt im Bildungsbereich. Der Unterricht muss gewährleistet werden", sagte der Abiturient aus Lübben.

In Brandenburg fehlen Lehrerinnen und Lehrer. Die Zahl der Lehrkräfte soll nach den Plänen der SPD/BSW-Landesregierung nicht steigen, sondern von knapp 20.800 auf 20.542 im Schuljahr 2025/2026 und 20.442 im folgenden Schuljahr zurückgehen. Ein kurzzeitiger Einstellungsstopp für Lehrerinnen und Lehrer - aufgrund von Sparmaßnahmen - wurde nach Kritik wieder aufgehoben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.04.2025, 12:00 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Insbesondere zu Ihrem letzten Satz: Warum wohl sträuben sich sämtliche Bildungsministerien um eine (laut EU - Recht verpflichtende) Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte? Es kämen garantiert nicht zu wenige Stunden raus. Entsprechende unabhängige Studien haben eine (bereits ferienbereinigte) Wochenarbeitszeit von über 45 Stunde ermittelt.
    Die angedeuteten "Entlastungen" führen grob geschätzt auf ca. 20 Zeitstunden pro Schuljahr, wenn man von allen Maßnahmen betroffen ist - sonst eher weniger. Der Mehraufwand bei einer Wochenstunde mehr liegt bei (ebenfalls grob geschätzt) mehr als dem Doppelten. Ganz abgesehen davon, dass weniger Klassenarbeiten die Benotung immer weniger ausgewogen werden lassen.
    Das besonders Gemeine an der Spartaktik der Regierung: Wenn etwa 23000 Lehrer je eine Stunde mehr geben müssen, ist der Lehrermangel plötzlich beseitigt, ohne dass auch nur eine Person mehr an den Schulen eingestellt wird. Es hat sich personell also nichts verändert, nur die Belastung steigt.

  2. 8.

    Genau das so erlebt. Zusätzlich: Wenn Bereitschaft zu (bezahlten) Überstunden vorhanden sein sollte, wird schnell geschaut, ob nicht jemand anderes bereit ist, diese unbezahlt zu übernehmen. Schulleitungen erhalten Druck aus dem Schulamt, dass dies nicht zu häufig vorkommen solle, da sonst ja "eine Fehlplanung der Stundentafel" vorliege.
    Die Bereitschaft zur langfristigen Zusatzarbeit (30 statt 27 LWS) für ein Schulhalbjahr wird erst propagiert, dann ausgesessen und schließlich mit Hinweis darauf, dass alle Stunden für die Schule vergeben sind, abgewiesen. Überstunden werden trotzdem geleistet und Lehramtsstudenten im ersten Semester eingestellt und zur Vertretung gebeten. Schließlich kam noch der großartige Vorschlag, dass ab 2026 eine Stunde Mehrarbeit (ohne zusätzliche Vergütung) angeordnet werden solle.
    Ein Schelm wer Böses im Sinne hat.
    Und dann wird man als Beamter als arbeitsfaules Gesindel aus diversen Richtungen abgestempelt.

  3. 7.

    Gibt es Schwerpunkte, welche Unterrichtsfächer besonders betroffen sind beim Ausfall? Ist das gleich den besonders fehlenden Fächern beim Lehrermangel? Gibt es besondere Schwerpunkte bei Schulen (örtlich oder Schultyp/Klassenstufe)?

  4. 6.

    Davor, dass die Bildung Chefsache wird, fürchte ich mich. Denn bisher haben alle Landesregierungen die Bildung als Sparschwein genutzt. Und Herr Woidtke hat sich ja bereits geäußert, wobei er anscheinend von der Situation in den unterbesetzten Schulen ländlicher Regionen keine Ahnung hat oder diese ignoriert. Dort arbeiten die Lehrerinnen und Lehrer grundsätzlich über das normale Maß hinaus, oft bis zur Erschöpfung. Das ist für viele nur mit Teilzeit auszuhalten. Den Quereinsteigern die Schuld an der sinkenden Qualität zuzuschieben, finde ich scheinheilig (obwohl ich den hohen Anteil auch als problematisch ansehe), denn diese wurden ja nach jahrelanger Personalfehlplanung als wichtiger Teil der Lösung hochgelobt. Ursache der schwindenden Qualität ist jedoch nicht deren Anteil, sondern dass Bildung auf dem flachen Land pure Mangelverwaltung darstellt. Man kann aber seitens der Politik nicht zugeben, über Jahre hinweg geschlafen zu haben, statt wirkliche Lösungen zu suchen.

  5. 5.

    Hier gehts primär um die ordinäre Schulausbildung. Von Berufsausbildung ist hier überhaupt nicht die Rede. Denn das die praktisch in der Wirtschaft stattfindet muss, ist eine Binsenweisheit. Aber selbst das kann man nicht einfach anordnen.

  6. 4.

    Das Fachkräfteproblem kann die Schule nicht alleine lösen. Industrie und Handwerk sollten sich noch mehr bei Praktika für Schüler und Lehrer einbringen. Ich weiß, dass das gerade für kleine Betriebe schwierig ist. Aber der Aufwand lohnt sich für beide Seiten. Na und bei der Lehrerausbildung hat das politische System versagt!!! Der langfristige Lehrermangel war bekannt. Und jetzt durch Stundenerhöhung und Einstellungsstopp zu reagieren, ist der falsche Weg. Die Bildung hätte schon längst Chefsache sein müssen!!!

  7. 3.

    Die Wirtschaft deren einziges Zielfunktional die Gewinnmaximierung ist soll also für unsere politischen Vertreter das Bildungsproblem lösen?
    Ist das jetzt eine rationale Entwicklung irgendeiner Lösungsstrategie oder nur der übliche Einwurf?

  8. 2.

    Zurzeit sind vom MBJS 865 Lehrrrstellen ausgeschrieben. Der Mangel an Lehrkräften ist enorm und tatsächlich gibt es Schulen, die seit Beginn des Schuljahres aufgrund fehlender Lehrer Unterricht und Förderungen massiv kürzen mussten. Das Ministerium sollte aufgrund der Situation Abordnungen von Lehrkräften zum Libra usw. massiv runterfahren. Und ja, zusätzliche Belastungen ebenfalls weglassen. Dazu gehört auch das Aussetzen von Visitationen. Und die Ausbildung von MINT Lehrkräften muss gezielt gefördert werden. Vielleicht sollte vor allem die Wirtschaft hier mehr helfen.

  9. 1.

    Ersatzloser Ausfall wird an Schulen mit Vorgaben bekämpft. Eine fachfremde Vertretung ist demnach kein Ausfall. Im Artikel liest sich das so:
    „Unbestreitbar aber gebe es an einzelnen Schulen sowie durch die Häufung von Langzeiterkrankungen und wegen des Mangels an fachlichem Ersatz einen "erheblich über dem Durchschnitt liegenden Vertretungsbedarf"..-
    selbst das. Bauen von Plänen mit extra Freistunden für Lehrer, damit diese dann zusätzlich vertreten können, sind Methoden, die an Arbeitsbedingungen erinnern, die das Verkürztarbeiten forcieren.

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