Gedenkstunde im Roten Rathaus - Senat und Abgeordnetenhaus erinnern an Kriegsende vor 80 Jahren

Mi. 07.05.25 | 13:49 Uhr
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Margot Friedländer, Zeitzeugin, Holocaust-Überlebende und Ehrenbürgerin von Berlin, sitzt während einer Gedenkveranstaltung des Berliner Senats und Abgeordnetenhauses im Fest- und Wappensaal des Roten Rathauses bei stehenden Ovationen auf der Bühne. (Quelle: dpa/Gollnow)
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Video: rbb24 | 07.05.2025 | Alice Kuropka & Dorit Knieling | Bild: dpa/Gollnow

Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren waren eine Zäsur. Der Berliner Senat und das Landesparlament haben am Mittwoch gemeinsam daran erinnert - zusammen mit einem besonderen Gast.

Der Berliner Senat und das Abgeordnetenhaus haben am Mittwochvormittag an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren und die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnert.

"Bitte seid Menschen"

Als besonderer Gast bei einer Gedenkveranstaltung im Roten Rathaus war die 103-jährige Holocaust-Überlebende und Berliner Ehrenbürgerin Margot Friedländer geladen. Sie sagte an die im Festsaal Versammelten gerichtet: "Bitte seid Menschen." Zuvor hatte Friedländer Passagen aus ihrem Buch "Versuche, dein Leben zu machen" gelesen, die ihre Befreiung im Frühjahr 1945 in Theresienstadt schilderten.

Friedländers Appell wurde von den geladenen Gästen mit stehenden Ovationen bedacht. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) dankte ihr für ihre dauerhaften Mahnungen und sagte, er sei stolz darauf, dass Friedländer Ehrenbürgerin Berlins sei.

Wegner rief in seiner Rede zu Wachsamkeit und Mut auf. Er warnte vor einer Verklärung oder Romantisierung der NS-Zeit, aber auch der DDR-Zeit: "Da müssen wir wachsam bleiben. Denn wer das Unrecht des einen vergisst, wird das Unrecht der anderen nicht erkennen."

"Tag der Befreiung und Hoffnung"

Den 8. Mai 1945 bezeichnete Wegner als "Tag der Befreiung und der Hoffnung - erst mit dem Sieg über die Nazis war für viele Menschen wieder ein Leben möglich". Das Leid, dass die Verfolgten des NS-Regimes erleiden mussten, sei bis heute kaum in Worte zu fassen. Doch nicht allen Menschen in Deutschland habe der 8. Mai Freiheit gebracht: "Der antifaschistische Anspruch der DDR wurde zur ideologischen Staatsdoktrin, die schon bald wieder Menschen entrechtete."

"Es ist unsere Verantwortung, wachsam, mutig und wehrhaft zu sein und die Demokratie gegen die Feinde von innen und außen zu verteidigen", so Wegner.

Gedenkwoche und ein angestrahltes Brandenburger Tor

Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht endete 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa. Vertreter der Wehrmacht unterzeichneten in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 ein entsprechendes Dokument vor den Siegermächten USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion im Gebäude des heutigen Museums Berlin-Karlshorst.

Berlin erinnert an die historischen Ereignisse vor 80 Jahren mit einer Gedenkwoche, die am 2. Mai startete. Sie umfasst bis zum 11. Mai rund 100 Veranstaltungen. Darunter sind Ausstellungen, Diskussionsrunden, Kranzniederlegungen, Führungen und Konzerte. Einer der Höhepunkte ist am Donnerstagvormittag ein zentraler ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Dazu werden neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auch die Spitzen der Verfassungsorgane erwartet.

Der eigentliche Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai wird in Berlin einmalig als gesetzlicher Feiertag begangen. An dem Tag soll das Brandenburger Tor von Sonnenuntergang bis Mitternacht in besonderer Weise angestrahlt werden: An dem Berliner Wahrzeichen soll der erste Satz des ersten Artikels aus dem Grundgesetz "Die Würde des Menschen ist unantastbar" zu lesen sein. Das teilte die Senatskanzlei am Dienstag mit.

Als der Krieg in Berlin plötzlich zu Ende war

Sendung: rbb24, 07.05.2025, 13:00 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Bekommt diese großartige Frau Friedländer wenigstens auch eine Opferrente von Deutschland oder nur diese widerlichen SS-Verbrecher?
    Spiegel, 23.1.2025: Deutschland zahlt weiter Opferrenten an ehemalige SS-Soldaten
    Bis heute zahlt der deutsche Staat Kriegsopferrenten an Versehrte des Zweiten Weltkriegs aus. Neue Recherchen zeigen nun, dass diese auch an Naziverbrecher gehen, obwohl ein Gesetz das eigentlich verhindern soll.

  2. 10.

    Die Frage zum Kriegsende, die sich stellt: Warum sind ausgerechnet die Siegermächte in so viele Kriege involviert (gewesen) bzw. Auslöser dieser? Haben sie nichts gelernt?
    Beteiligungen an Kriegen / Gewaltkonflikten 1946 - 2017:
    Top 10 > Frankreich 28, Vereinigtes Königreich 27, Russland 25, USA 24 Quelle: bpb.de

    Der Sieg war ein großes Geschenk für Deutschland!
    Er brachte endlich Schutz für die gequälten Juden und verfolgte Minderheiten, sowie Freiheit und Demokratie, zumindest in den Westen, sehr viel später auch in den Osten des Landes.

    Aber Krieg als Lösung von Konflikten oder Großmannssucht ist leider auf der Welt geblieben >> Gaza, Ukraine, Naher Osten insg. oder mit Besorgnis nach Taiwan.
    "Bitte seid Menschen." sagt Frau Friedländer immer wieder so sanft und weise.
    Haben uns die Siegermächte aufrichtig das Richtige gelehrt?
    Halten Sie sich an "die Würde des Menschen ist unantastbar"?
    "Friedensparade" ohne Panzer können nur wir?

  3. 9.

    Ein schwaches statement von Berlin, die sowjetischen Flaggen zu verbieten. Je kleiner der Mann umso großer der Hang zu Geltungsbedürfnis. Aber immer mehr beschleicht einen das Gefühl, dass der westen immer noch nicht glücklich über den Tag der Befreiung ist.

  4. 8.

    Gottesdienst iat kein Gexenken.

  5. 7.

    "An dem Tag soll das Brandenburger Tor von Sonnenuntergang bis Mitternacht in besonderer Weise angestrahlt werden" und hoffentlich nicht in blau-gelb oder Regenbogenfarbe.
    Blau-weiß halte ich auch nicht für angebracht.

  6. 6.

    "Und daß der II.Weltkrieg zu Ende gegangen ist, das ist keines Gedenken wert, oder wie?" Der WKII war da erst nur in Europa zu Ende, insgesamt war er erst am 2. September 45 mit der Kapitulation Japans zu Ende.

  7. 4.

    Es muß heißen: 8.Mai-Tag der Befreiung vom Faschismus!

  8. 3.

    Das der Hitler-Stalin-Pakt den Beginn des WK2 mit dem Überfall Deutschlands UND der von Russland geführten, genauso imperialistischen Sowjetunion auf Polen und das Baltikum ausgelöst bzw. erst möglich gemacht hat, wird mir bei alledem viel zu wenig Beachtung geschenkt ... ... Vor allem auf "der russischen Seite" scheint diese traurige und böse Mitschuld an der Auslösung des WK2 (und seinen später auch für Russland selbst verheerenden Folgen) überhaupt kein Thema zu sein ... Sie sehen dort nur den Sieg über das Feuer, das sie seinerzeit SELBST mit-gelegt haben ... Und ja, unter dem sie dann sehr gelitten haben ... Und nur nach dem Motto "Der Feind (SU) meines Feindes (Nazi) ist mein Freund" kann hier hinsichtlich Russlands schlimmer Verstrickung in die Auslösung gedacht, geredet und gehandelt werden finde ich ... Ja, ja ... Gut, dass die 4 Alliierten uns die Nazis schließlich vom Hals geschafft haben. Das Mahnen bzw. das Gedenken an das Ende des WK2 ist natürlich richtig und wichtig.

  9. 2.

    Russland ist nicht die Sowjetunion. Fahnen der Siegermächte darf mann nicht verbieten.

    Russlandfahnen des Rechtsextremen Altleninisten schon.

    Das BSW in Brandenburg ist ja auch schon auf dem Weg nach rechts. Querfront und AfD Affinität.

    Die AfD IST in ihrer Gesamtheit rechtsextrem. Die Aussage Wagenknechts und ihres Jüngern im Brandenburger Landtag sind verharmlosend und zeugen von Geschichtsvergessenheit.

    Ich vertraue den Gerichten und ( diesmal ) dem BfV. Rin Gutachten mit mehr als Tausend Seiten kann nicht in seiner ganze falsch sein.

  10. 1.

    Warum vermeidet der RBB den Begriff "Tag der Befreiung", der selbst auf Berlin.de genutzt wird?

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