Entlassener Verfassungsschutzchef - Woidke stellt sich erneut hinter Innenministerin Lange

Fr. 09.05.25 | 13:46 Uhr
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Archivbild:Dietmar Woidke (l-r, SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, Katrin Lange (SPD), Brandenburgs Ministerin des Inneren und für Kommunales, am 26.02.2025.(Quelle:picture alliance/dpa/S.Stache)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 09.05.2025 | Markus Woller | Bild: picture alliance/dpa/S.Stache

Die Brandenburger Innenministerin Lange steht wegen der Entlassung des Verfassungsschutzchefs Müller weiter in der Kritik. Die Grünen fordern gar ihren Rücktritt. Ministerpräsident Woidke hält Langes Vorgehen dagegen für richtig.

In der Debatte um die Entlassung des Brandenburger Verfassungsschutzchefs Jörg Müller hat Ministerpräsident Dietmar Woidke Innenministerin Katrin Lange erneut den Rücken gestärkt.

Auf die Frage, ob er hinter Lange stehe, sagte der SPD-Politiker dem rbb am Freitag: "Die Frage muss ich gar nicht beantworten, weil Katrin Lange die richtige Entscheidung getroffen hat und Katrin Lange eine gute Arbeit macht." Die Innenministerin sei darauf angewiesen, dass sie in ihrem Haus mit den Menschen vertrauensvoll zusammenarbeiten kann. Wenn das nicht der Fall sei, müsse sie die entsprechenden Entscheidungen treffen, sagte Woidke über seine Parteikollegin.

Wann war Lange wie über die Pläne informiert?

Lange hatte Müller am Dienstag in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Als Grund führte sie fehlendes Vertrauen an. Müller habe die AfD Mitte April intern als "gesichert rechtsextrem" eingestuft, sie aber erst am Montag darüber in Kenntnis gesetzt. Auch Woidke hatte nach eigenen Angaben nicht früher als Lange Kenntnis von der Einstufung durch den Verfassungsschutz.

Nach rbb-Informationen war Lange frühzeitig umfänglich über die Pläne zur Höherstufung informiert. Das zeigen Hinweise aus Kreisen des Ministeriums. Demnach habe es im April mehrfach Gespräche zwischen Ministerin und Verfassungsschutzleitung gegeben, in denen die Höherstufung Thema gewesen sei, heißt es. Dabei sei der Ministerin auch ein Ausdruck des Berichts mit mehreren hundert Belegen vorgelegt worden, die eine Neubewertung rechtfertigten.

Im Innenausschuss des Landtages am Mittwoch hatte Lange eingeräumt, es habe "selbstverständlich Gespräche gegeben". Dass die Arbeit über die Höherstufung aber abgeschlossen sei, sei ihr erst am Montag "zur Kenntnis gelangt."

Müller wiederum hatte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur beteuert, er habe sich "nichts vorzuwerfen".

Grüne bezichtigen Lange der Lüge und fordern Rücktritt

Die Brandenburger Bündnisgrünen, die nicht mehr im Landtag vertreten sind, forderten am Freitag den Rücktritt Langes und starteten eine entsprechende Online-Petition. Der Grünen-Landesvorsitzende Clemens Rostock sprach in einer Mitteilung von einem Skandal und unterstellte Lange, nicht die Wahrheit gesagt zu haben: "Die Erläuterungen von Ministerin Lange zum Rausschmiss von Jörg Müller fallen immer mehr wie ein Kartenhaus zusammen. Man kann es sich eigentlich nur noch damit erklären, dass sie gelogen hat", erklärte Rostock.

Die Brandenburger CDU kündigte am Donnerstag an, der Kommunikation zwischen dem entlassenen Chef des Verfassungsschutzes und der Innenministerin auf den Grund gehen zu wollen. "Die Ausführungen der Ministerin gestern im Innenausschuss, von dem Vorgang der Hochstufung nichts gewusst zu haben, halte ich für nicht glaubwürdig", sagte der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Rainer Genilke, laut einer Mitteilung.

AfD in Brandenburg laut Verfassungsschutz "gesichert rechtsextrem"

Lange hatte betont, dass sie keine Kritik an der fachlichen Bewertung der AfD durch den Verfassungsschutz habe. Nur einen Tag nach der Entlassung Müllers teilte die Innenministerin am Mittwoch mit, dass der Landesverband der AfD in Brandenburg nun vom Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextrem" eingestuft wird. Dafür soll auch das entsprechende Gutachten veröffentlicht werden, wie Lange am Donnerstag mitteilte.

Die AfD forderte hingegen die Rücknahme der Einstufung. Als Grund nannte der Landesvorsitzende René Springer, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz die Hochstufung der Bundes-AfD zurückgenommen habe.

Nach der Einstufung der Gesamt-AfD als "gesichtert rechtsextrem" vergangene Woche hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz zugesagt, die AfD bis zu einer Gerichtsentscheidung über ein Eilverfahren nicht mehr öffentlich als "gesichert rechtsextremistische Bestrebung" zu bezeichnen [tagesschau.de]. Auch die Pressemitteilung zur Hochstufung der AfD wurde von der Internetseite des Verfassungsschutzes gelöscht. Dies bedeutet allerdings nicht, dass der Verfassungsschutz die Hochstufung der AfD zurückgenommen hat. Sie ist lediglich bis zur Entscheidung des Gerichts ausgesetzt, weil die Folgen der Einstufung für die Partei gravierend sein können.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 09.05.2025, 19:30 Uhr

44 Kommentare

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  1. 44.

    Falsch ist darüber hinaus, dass „die Zahl der Dekrtete [sic!] beschränkt ist“. Das hieße ja, dass dem Präsidenten die Hände gebunden wären und er auf Herausforderungen nicht mehr reagieren könnte, nur weil eine vordefinierte Anzahl erreicht worden ist. Diejenigen, die Verfassungen kreieren, versuchen üblicherweise, staatliche Handlungsfähigkeit zu garantieren. Und nicht leichtfertig zu begrenzen. Schon gar nicht anhand von irrelevanten Zahlenwerten, die niemand sinnvoll voraussehen kann.

  2. 43.

    „Ergo, dass Parlament steht außen vor, hat weder Einfluss noch Kontrolle.“

    Das ist schlicht falsch. Dafür gibt es das Parlamentarische Kontrollgremium. Es gibt nur sehr wenige Instanzen im deutschen Staatsaufbau, die nicht der Kontrolle unterliegen. Das Thema ist übrigens sehr viel interessanter, als es scheint. Einfach mal recherchieren und nicht immer alles von interessierter Seite vorkauen lassen. Sie werden überrascht sein, wie vielfältig die Kontrollen (auch des BfV) gestaltet sind.

  3. 42.

    Nun ja, USA hat ein Präsidialsystem, und alle Präsidenten haben sich bis dato daran gehalten, samt Erlassung von Dekreten in ihrer Anfangsphase, so sieht es die USA- Verfassung vor, wobei die Zahl der Dekrtete beschränkt ist.
    Wer meint das ein Dekret nicht Verfassungskonform sei,, der kann klagen.

    Deutschland hat eine parlamentarische Demokratie, aber der Verfassungsschutz hat mit Parlament nichts zu tun, und schon gar nicht eine Kontrolle über diese Behörde,
    Der jeweilige Innenminister, der ist der Dienstherr, ihm ist diese Behörde unterstelltt und weisungsgebunden. Ergo, dass Parlament steht außen vor, hat weder Einfluss noch Kontrolle.

  4. 41.

    Von einem Ehrenvorsitzenden der AfD.

    Wer statt Glatze, Bomberjacke, Springerstiefel und Baseballschläger jetzt schwarz vermummt mit Sonnenbrille und Baseballkappe durch die Straßen zieht, ist noch lange kein Demokrat. Auch die AfD Schlipsträger im Parlament sind nur Wölfe im Schafspelz.

  5. 40.

    "Inlandsgeheimdienst " ist eine Phrase der Rechtsextremisten um die VS Ämter zu diskreditieren.

    "Rechtswissenschaftler Markus Ogorek von der Universität zu Köln widerspricht der Darstellung von Chrupalla: "Ich halte es für fernliegend, dass eine politische Einflussnahme erfolgt ist - die AfD liefert keinerlei Belege für ihre Behauptung."

    https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/afd-strategie-gutachten-100.html

    Ich frage mich warum der rbb dieses rechtsextreme Framing nicht löscht.

  6. 39.
    Antwort auf [Fragnix] vom 10.05.2025 um 10:48

    „ Wird haben hier ein preußisches Erbe, von Geheimpolizei, Gestapo, Stasi und VS“
    Der Verfassungsschutz ist kein Geheimdienst, auch wenn er nach gerichtlich bestätigter Einstufung einer Partei auch mit geheimdienstlichen Mitteln agieren darf. Der Verfassungsschutz wird parlamentarisch kontrolliert.
    Das was Sie meinen, ist der Bundesnachrichtendienst BND.
    Kann es sein, dass Sie sich mit den Organen hier in Deutschland und den Ländern nicht auskennen?
    Der Verfassungsschutz wurde als Lehre aus der Nazi-Machtübernahme installiert. Was nützt die beste Demokratie, wenn sie nicht geschützt wird. Wie man Demokratie ohne Kontrolle aushebeln kann, sehen Sie gerade in den USA. Trump herrscht ohne jede parlamentarische Zustimmung mit seinen Dekreten.

  7. 38.

    Zur Information: Ich bin draußen.
    Alle zurzeit und demnächst geschriebenen Beiträge sind vom okkupierenden "Helmut Krüger / Potsdam."

    Viel Spaß - ... oder wie auch immer.

  8. 37.

    In welcher "Partei" werden denn offen Taten der SS Verbrecher verharmlost und von einem "Fliegenschiß" gesprochen?

  9. 36.

    Wahrscheinlich meint er die Parteien Die Heimat und 3.Weg, die mit Sicherheit Anhänger der faschistischen Ideologie haben und insgesamt rechtsextrem sind. Gottseidank sind das aber nur Kleinstparteien.

  10. 34.

    Wenn Woidke Lügen als Zeichen guter Arbeit ansieht ... Lange hat mit ihrem Vorgehen dem Verfassungsschutz schweren Schaden zugefügt. Fürchte Woidke, dass ihm Liebesentzug von Wagenknecht droht?

  11. 33.

    Um was geht es hier? Um die Karriereperspektiven eine Frau Innenministerin oder um die Person des Ministerpräsidenten, nach denen in ein paar Jahren kein Hahn mehr kräht!? Oder um die Verhinderung einer neonationalistischen und faschistischen Partei? Was ist wohl bedeutender für ALLE Menschen der Region?? Vielleicht geht das ja auch in die Birne von SPD Mitgliedern.

  12. 32.

    103 ist ein schönes Alter. Es liegt an uns ihr Vermächtnis in Ehren zu halten.

    Danke Margot, du bist nicht vergessen.

  13. 31.

    Danke, dass Sie es benennen. Mir verschlägt es hier immer wieder die Sprache.

  14. 29.

    „ Lehrstück über linke Doppelmoral.“
    Na nun machen Sie das mal nicht nur an den Linken fest. Sie dürfen das auf alle Nachkriegspartreien anwenden. In der CDU waren besonders viele. Aber das Thema mit noch lebenden Personen dürfte auf Grund des natürlichen Abgangs erledigt sein. Wichtiger ist doch für uns heute, wer solche Ideologie weiterhin vertritt und schlimmer noch - danach handelt!

  15. 28.

    Hören Sie doch auf, den Verfassungsschutz zu diskreditieren. das macht schon zur Genüge diese rechtsextremistische AfD! Es reicht langsam mit Ihrer Propaganda!

  16. 27.

    Nur, sind die neuen Nationalsozialisten in ganz Deutschland wieder aktiv, betreiben Ausbildungcamps für Kids und Jugendlichen, alles uniformiert in der Kleidung der NSDAP und Hitlerjugend. Sie bilden im Straßenkampf aus, singen am Lagerfeuer Nazilieder usw.! Alles dokumentiert. Warum wird da nicht konsequenter eingeschritten, bevor diese Kids erwachsenen Hardcore-Nazis werden!? Bei einem wurde vor kurzem sogar ein Maschinengewehr in seiner Wohnung gefunden! Diese ganze NSDAP-Folklore in Brandenburg soll endlich verboten werden!

  17. 26.

    Wenn es um Nazis geht, kennt die Linke kein Pardon – es sei denn, sie sind Mitglied der eigenen Partei. Im Präsidium des Ältestenrat der SED-Nachfolger saß bis 2023 sogar ein ehemaliger NSDAP-Parteigenosse. Hermann Klenner, Mitgliedsnummer 9756141. Lehrstück über linke Doppelmoral.

  18. 25.

    „ Nichts muss stimmen, nur weil das BfV das sagt.“
    Natürlich muss das stimmen und mit Beweisen belegt werden, wenn der Verfassungsschutz solch eine Einstufung herausgibt. Die machen das auch nicht im stillen Kämmerlein. Die Arbeit des BfS und Landesverfassungsschutzes wird kontrolliert durch parlamentarische Kontrollgremien. Dass die Arbeit des Verfassungsschutzes nur von vorher gewählten und bestimmten Parlamentariern eingesehen und nicht in die breite Öffentlichkeit getragen wird, versteht sich durch den Zweck des Verfassungsschutzes mit auch Geheimdienstmitteln und Erkenntnissen von selbst.

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