Verfassungsschutz - Woidke: War auch nicht über AfD-Hochstufung informiert

Mi. 07.05.25 | 17:28 Uhr
  20
Archivbild: Katrin Lange (r, SPD), Brandenburgs Ministerin des Inneren und für Kommunales, sowie Dietmar Woidke (l, SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, unterhalten sich. (Quelle: dpa/Stache)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 07.05.2025 | Nachrichten | Bild: dpa/Stache

Der Chef des Brandenburger Verfassungsschutzes ist entlassen worden. Innenministerin Lange wirft ihm vor, sie nicht über die Einstufung als "gesichert rechtsextrem" informiert zu haben. Nun stellt sich Regierungschef Woidke hinter Lange - auch er habe nicht Bescheid gewusst.

Dietmar Woidke stellt sich nach der Entlassung des Chefs des Brandenburger Verfassungsschutzes hinter seine Innenministerin Katrin Lange (beide SPD). Auch er habe nicht früher als Lange Kenntnis von der Einstufung der AfD als "gesichert rechtsextrem" durch den Verfassungsschutz gewusst, sagte Woidke am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. "Ich habe es auch nicht gewusst, woher sollte ich es wissen, wenn die Innenministerin nicht mal informiert war. Ich finde das schon bemerkenswert."

Woidke bestärkt Lange: "Vertrauensverhältnis muss da sein"

Der Brandenburger Verfassungsschutz hatte den AfD-Landesverband bereits am 14. April hochgestuft und führt die Partei seitdem als "gesichert rechtsextrem". Zuvor war sie als Verdachtsfall bewertet worden.

Innenministerin Lange sagte, sie habe davon erst am 5. Mai erfahren. Am Dienstag entließ sie den Leiter des Verfassungsschutzes, Jörg Müller, und sprach von zerstörtem Vertrauen.

Woidke unterstützte am Mittwoch diese Einschätzung: "Man kann die Arbeit nur gut machen, mit einem Vertrauensverhältnis, das muss da sein, es ist die Basis der Zusammenarbeit", sagte er. Die CDU-Fraktion hatte zuvor im Innenausschuss angezweifelt, dass Lange tatsächlich so lange nichts von der Hochstufung der AfD gewusst haben könnte, das sei "wenig glaubwürdig", so der innenpolitische Sprecher Rainer Genilke.

Verfassungsschutz-Chef Müller: "Habe mir nichts vorzuwerfen"

Nach der Entlassung Müllers hatte das Innenministerium mitgeteilt, dass die Hochstufung der AfD nicht gegen die Dienstanweisung verstoßen habe, er aber die Hausleitung hätte informieren müssen. Im Innenausschuss räumte Lange allerdings ein, dass das nicht der Fall gewesen sei und Müller sie nicht hätte in Kenntnis setzen müssen. Müller selbst hatte ohnehin bereits gesagt, er habe sich "nichts vorzuwerfen".

rbb-Recherchen zufolge gab es im April mehrfach Gespräche zwischen Ministerin und Verfassungsschutzleitung, in denen die Höherstufung Thema gewesen sein soll. Dabei sei der Ministerin auch ein Ausdruck des Berichts mit mehreren hundert Belegen vorgelegt worden, die eine Neubewertung rechtfertigten, heißt es aus Kreisen des Ministeriums. Im Innenausschuss des Landtages am Mittwoch sagte Lange, es habe "selbstverständlich Gespräche gegeben". Dass die Arbeit über die Höherstufung aber abgeschlossen sei, sei ihr erst am Montag "zur Kenntnis gelangt."

Innenministerium änderte Hausregeln

Ein Sprecher des Innenministeriums sagte am Mittwoch auf Anfrage von rbb24 Recherche, dass der Hausleitung bis zum Wochenende unbekannt gewesen sei, dass auch der Abteilungsleiter des Verfassungsschutzes Entscheidungen über eine Einstufung alleine treffen konnte. Das sei bis 2023 anders gewesen.

Am Mittwochnachmittag teilte das Ministerium mit, eine Dienstanweisung des Verfassungsschutzes aus dem Jahr 2023 werde wieder außer Kraft gesetzt. Diese besagte den Angaben zufolge, dass die Abteilungsleitung des Verfassungsschutzes selbst über die Einstufung entscheidet. Die Innenministerin sei lediglich "in Fällen besonderer Bedeutung" zu unterrichten. Statt diesem Vorgehen gelte nun wieder die vorherige Dienstanweisung aus dem Jahr 2017: Nach der werden die Einstufungsentscheidungen bei Beobachtungsobjekten, die von "besonderer, insbesondere politischer Bedeutung" sind, von der Innenministerin getroffen.

Woidke und Lange wollen inhaltlich nicht bewerten

Der Einstufung der AfD als "gesichert rechtsextrem" widersprechen Woidke und Lange in der Sache nicht. Der Regierungschef sagte allerdings, er könne das "momentan nicht einschätzen, weil ich nicht weiß, auf welchen Daten und Fakten jetzt die Bewertung des Verfassungsschutzes beruht." Die AfD habe sich in den vergangenen Jahren allerdings in die extremistische Richtung entwickelt.

Lange hatte bereits versichert, dass die Einstufung nun "vorerst" Bestand habe. Auch sie hatte das Gutachten inhaltlich allerdings nicht bewerten wollen.

Der Landesverband der AfD in Brandenburg galt laut Verfassungsschutz seit 2020 als rechtextremistischer Verdachtsfall. Am Freitag war bekannt geworden, dass der Bundesverfassungsschutz die Bundes-AfD als "gesichert rechtsextrem" einstuft.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.05.2025, 19:30 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 07.05.2025 um 18:02 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

20 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 20.

    Hey, du finanzierst also die Linksextremen?! Finde ich klasse!lol

  2. 19.

    Dass es die aktuelle Innenministerin mit der Kommunikation noch nie so genau nahm, weiß der geneigte Beobachter ja bereits länger. Aber das hier ist selbst für Langes Verhältnisse ein ganz besonderes Kabinettstückchen. Man hat das Gefühl, dass je größer der Bedarf an Stabilität und qualitativ hochwertiger Sacharbeit ist, desto wilder verhalten sich die politischen Akteure und man will sich nur noch schämen.

    Aber vielleicht verzichtet Woidkes Kronprinzessin hier auch nur auf "Überflüssige politische Lyrik, die niemanden interessiert" und nimmt sich so "die nötige politische Luft zum Atmen" (frei nach K. Lange). Und gute Abteilungsleiter wachsen ja bekanntlich auf den Bäumen.

  3. 18.

    Frau Lange sagt: dass "Müller sie nicht hätte in Kenntnis setzen müssen." Damit ist völlig klar, dass dieser Herr Müller nicht einfach der Aufgaben entbunden werden kann, weil er einen Fehler machte. Deshalb auch der Begriff mit dem Vertrauensverhältnis, der nicht unbedingt ein Verstoß gegen ein Regelwerk erfordert. Kurzum: Frau Lange ist mit ihm als Chefin nicht klar gekommen und deshalb muss er gehen. §1 beim Innenministerium lautet wohl: Frau Lange macht alles richtig und hat immer Recht! So, wie schon in der Vergangenheit immer Schuldige für das Versagen von Frau Lange gefunden wurden - das wird auch in Zukunft so bleiben.

  4. 17.

    Längst überfällig. Wird ja Zeit, daß diese Partei die finanziellen Mittel entzogen werden. Nicht verbieten, aber die Hardcore-Hetzer, wie Berndt und Holoch u.a. rund um die Uhr mit allen geheimdienstlichen Mitteln, überwachen.

  5. 16.

    Ich mag überhaupt keine Extremisten, egal aus welchem Lager.

  6. 14.

    "werden die Einstufungsentscheidungen bei Beobachtungsobjekten, die von "besonderer, insbesondere politischer Bedeutung" sind, von der Innenministerin getroffen." Hat schon einmal jemand bedacht, was mit solchen Anweisungen wird, sollte der politische Gegner mal an die Macht kommen?

  7. 13.

    "werden die Einstufungsentscheidungen bei Beobachtungsobjekten, die von "besonderer, insbesondere politischer Bedeutung" sind, von der Innenministerin getroffen." Also ist dann der VS nur noch verlängerter Arm des Innenministeriums und damit ein rein politischer Dienst. Nicht gut.

  8. 12.

    Ich hatte mir von dieser Partei eine echte Alternative erhofft, aber durch diese Einstufung jetzt, seh ich mich gezwungen, auszutreten! Ich hatte schon länger mit diesem Schritt geliebäugelt, da es in meinem Dorf in Brandenburg zu extremen Äußerungen, seitens des Vorsitzenden kam. Aber jetzt ist das Faß zum Überlaufe gebracht und als ich grad die Hetzreden und Lügen von Hr.Berndt, Gnauck und Holoch nochmal gelesen habe, war ich schockiert. Das ist nicht mit meinen Moralvorstellungen vereinbar und beleidigt auch meinen Intellekt!

  9. 10.

    "Der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Renner spricht von einer „neu-marxistischen Herrschaftssucht des Altparteien-Kartells“. Sein Fraktionskollege Peter Boehringer bezeichnet das Amt der Bundesinnenministerin als „gesichert linksextrem“."

    Wie sich die Worte ähneln. Euch Rechtsextremisten geht der Ar... auf Grundeis. Herrlich!

  10. 9.

    ... die Informationspflicht geht in diesem Fall von unten nach oben... vielleicht beim täglichen Briefing gepennt, überhört oder man kann sich nicht erinnern...

  11. 8.

    Das Verhöhnen ist mir fremd. Allerdings kann sich etwas Sarkasmus einschleichen wenn man von den hinteren Rängen nie wegkommt...trotz des vielen Geldes aus dem Finanzausgleich. Gerne sehe ich Brandenburg als echten Vorreiter: Beim Zurückgeben, ähnlich wie es Bayern mit der richtigen Einstellung gelungen ist...als nun Geberland. 35 Jahre reichen langsam und macht Populisten stärker wie man hier sieht.

  12. 7.

    Hat was mit Dienstregeln zu tun, aber sicher wissen Sie nicht, was das ist, denn sonst hätten Sie ja nicht den Kommentar geschrieben, der eigentlich sinnbefreit ist. Oder verhöhnen Sie gerade unser Land vom bequemen und sicheren Sofa aus? Man könnte es heraushören. Ist dem so?

  13. 6.

    da gab es keine Hochstufung. das wird eh noch nach hinten losgehen. linksextremisten denken sie haben die Weisheit gefressen. warum hauen die eigentlich nicht ab. die hassen dieses Land, also warum hängen sie hier ab auf meine kosten??

  14. 5.

    Auch nach zwei Tagen haben sie es immer noch nicht gelesen? Wollen Sie das als Gute-Nacht-Lektüre mit in den Urlaub nehmen?

  15. 4.

    Vertrauensverhältnis hin oder her. Der Chef oder die Chefin haben die Pflicht sich selbst zu informieren und nicht abzuwarten, ob jemand was auf das Tablett legt. Selbstverantwortung übernehmen und Führungsqualitäten zeigen.

  16. 3.

    Offensichtlich färbt die Querfront Politsekte BSW auf Woidke und Lange ab. Sie verfärben sich langsam braun.

  17. 2.

    Dass die AFD eine faschistische Partei ist, wusste jeder (der es wissen wollte). Dass Leute nun überrascht tun, ist völlig absurd und nur mit Leben in einer parteipolitischen Blase zu erklären. Nach dem Motto: Bei Abstimmungen braucht man womöglich deren Stimmen, also so tun, als wär nichts verkehrt. Übles Schauspiel.

    Dass allerdings BSW-Leute diesen Fakt noch immer leugnen, zeigt, auf welcher Seite des politischen Spektrums diese Sekte steht.

    Es braucht Konsequenzen. Eine wehrhafte Demokratie verbietet diese und andere faschistische Parteien umgehend.

  18. 1.

    Was hätte sich in 14 Tagen ereignet oder ereignen können? Der Verfassungsschutz streut seine Unterlagen auch nicht einfach sofort an die Chefin.... Bedacht ist eine Zier...
    Herr Woidke sagte vor vielen Jahren „Er werde alles tun, damit die AfD nicht in den Landtag einzieht“...
    Und jetzt sollen 14 Tage wichtig sein?

Nächster Artikel