Landesverband - Brandenburger Verfassungsschutz stuft AfD als gesichert rechtsextrem ein

Mi. 07.05.25 | 20:44 Uhr
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Szmbolbild: AfD ist gesichert rechtsextremistisch. (Quelle: dpa/Sven Simon)
Video: rbb24 | 07.05.2025 | Gespräch mit Hanno Christ (rbb24 Landespolitik Brandenburg) | Bild: dpa/Sven Simon

Die AfD in Brandenburg wurde vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft. Laut Innenministerium soll eine fehlerhafte Kommunikation dazu zur Entlassung von Präsident Jörg Müller geführt haben - nicht alle glauben das.

  • Die AfD in Brandenburg gilt nun dem Verfassungsschutz zufolge als gesichert rechtsextrem
  • Innenministerin Lange (SPD) verteidigte den Rauswurf - Verfassungsschutz-Chef soll in Folge fehlerhafter Kommunikation entlassen worden sein
  • Die neue Einstufung führt zu Streit im Innenausschuss des Landtags
  • SPD-Fraktion trifft sich zu Sondersitzung

Der brandenburgische Verfassungsschutz hat den Landesverband der AfD als gesichert rechtsextremistisch eingeordnet. Das gab Innenministerin Katrin Lange (SPD) am Mittwoch bekannt. Demnach habe die Einstufung bereits am 14. April stattgefunden. Sie habe jedoch erst am 5. Mai davon Kenntnis erlangt, sagte Innenministerin Katrin Lange (SPD). Bisher wurde die AfD-Landespartei in Brandenburg als Verdachtsfall bewertet.

Müller-Entlassung laut Lange wegen fehlerhafter Kommunikation

Die Nachricht folgt einen Tag, nachdem Lange den bisherigen Leiter des Verfassungsschutzes in Brandenburg, Jörg Müller, entlassen hatte. Am Mittwoch teilte das Innenministerium mit, der zuständige Verfassungsschutzchef habe mit der Einstufung nicht gegen Dienstanweisungen verstoßen. Er habe aber die Hausleitung informieren müssen. Weil dies erst sehr spät geschah, habe ihn Lange von seinen Dienstgeschäften entbunden.

Lange verteidigte im Innenausschuss des Landtages den Rauswurf von Verfassungsschutzchef Müller. Müller habe sie erst am Montag darüber informiert, dass der Landesverband der AfD als gesichert rechtsextreme Vereinigung hochgestuft wurde. Die Einstufung durch den Verfassungsschutz habe aber bereits seit Mitte April gegolten. Müller sei laut Dienstanweisung zwar nicht verpflichtet gewesen, sie zu informieren, so die Ministerin. Sie habe das aber als Vertrauensbruch bewertet. Müller hatte in den vergangenen Wochen offenbar auch andere Landesverfassungsschutzämter über die Hochstufung unterrichtet.

Das Ministerium hatte am Dienstag mitgeteilt, dass das Vertrauen von Innenministerin Lange in Müller nicht mehr gegeben sei. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur hatte Müller am Dienstag gesagt, er habe sich "nichts vorzuwerfen."

Lange machte gleichzeitig klar, dass die Einstufung als gesichert rechtsextremer Landesverband nun Bestand habe, allerdings mit der Einschränkung "vorerst". Inhaltlich wollte Lange das Gutachten zur Hochstufung durch den Verfassungsschutz nicht bewerten. Sie habe noch keine Zeit gefunden, sich mit dem Einstufungsvermerk zu befassen.

Konträre Reaktionen auf Einstufung und Entlassung

Landtagsabgeordnete der AfD in Brandenburg reagierten empört auf die Einstufung der Landespartei als gesichert rechtsextremistisch reagiert. Es sei "hanebüchen", dass die Gesamtpartei rechtsextremistisch sein soll, sagte die AfD-Abgeordnete Lena Kotré im Innenausschuss des Landtages in Potsdam. Ihr Fraktionskollege Wilko Möller sprach von "reinem Vernichtungswillen" mithilfe von geheimdienstlichen Mitteln.

Im Innenausschuss kam es am Mittwoch zu Streit mit SPD-Abgeordneten. Der SPD-Abgeordnete Andreas Noack sagte an die Adresse des AfD-Abgeordneten Daniel Freiherr von Lützow: "Sie sind der Wolf im Schafspelz, Sie bekämpfen diese Verfassung. Nur weil Sie demokratisch gewählt sind, sind Sie noch lange kein Demokrat". Von Lützow sprach von einem "Schmierentheater" und sagte, er vertrete das Grundgesetz.

Die Brandenburger CDU kritisierte ihrerseits Innenministerin Lange scharf. Die Aussage, vom Verfassungsschutzchef nicht über die Einstufung informiert worden zu sein, halte er für "wenig glaubwürdig", erklärte der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Rainer Genilke. Er warf Lange zudem vor, die "politische Unabhängigkeit" des Verfassungsschutzes zu beschneiden und die Behörde dem "Vorwurf der politischen Einflussnahme" auszusetzen. Das spiele Extremisten in die Hände.

Sondersitzung der SPD-Fraktion

Auch in Langes eigener Partei sorgt die Entlassung offenbar für Nachfragen. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Erik Stohn sagte gegenüber rbb|24, er finde den Schritt "sehr bedauerlich". Er betonte, seine Fraktion habe Vertrauen in die Arbeit des Verfassungsschutzes, die dieser "unabhängig nach Recht und Gesetz" leiste. Viele seien von Müllers Entlassung überrascht gewesen, sagte Stohn, der auch Mitglied im Innenausschuss des Brandenburger Landtags ist. Müller sei landes- und bundesweit ein anerkannter Verfassungsschutzchef gewesen.

Stohn räumte jedoch ein, dass auch das Vertrauen zwischen Behördenleitung und Ministerin gegeben sein müsse. "Vertrauen ist ein hohes Gut", sagte er. Die Frage, ob die SPD-Fraktion noch Vertrauen in die Innenministerin habe, ließ Stohn am Mittwochnachmittag offen. Am Mittwochabend finde eine Sondersitzung der SPD-Fraktion statt, kündigte Stohn an.

Andrea Lübcke, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Brandenburg, äußerte sich am Mittwoch zur Einstufung der Brandenburger AfD: "Diese Einstufung ist kein politisches Urteil, sondern das Ergebnis jahrelanger Beobachtung und gründlicher Prüfung durch den Verfassungsschutz", betonte Lübcke. Kritik äußerte sie allerdings an den Erklärungen Langes zu Müllers Entlassung: "Für uns Bündnisgrünen stellt sich die Entlassung weiterhin wie ein politischen motivierter Rauswurf eines anerkannten Fachmannes und Kämpfer gegen Rechtsextremismus dar. Die Vermutung konnte die Ministerin heute nicht entkräften."

Sebastian Walter, Landesvorsitzender der Brandenburger Linken, sprach von einer "Enthauptung" des Verfassungsschutzes. Müller habe "klar Stellung zum rechtsextremistischen Charakter auch der Brandenburger AfD bezogen", so Walter. "Offenbar ist dies nun der Grund für seine Entfernung aus dem Amt." Lange schaue weg und bagatellisiere. "Diese Landesregierung ist ganz offensichtlich auf dem rechten Auge blind", so Walter.

Schon länger Verdachtsfall

Der Landesverband der AfD in Brandenburg galt laut Verfassungsschutz seit 2020 als rechtextremistischer Verdachtsfall. Medienberichten zufolge war bereits im Herbst vergangenen Jahres eine Höherstufung als gesichert rechtsextremistisch geplant, wurde aber mit Rücksicht auf Landtags- und Bundestagswahlen nicht umgesetzt.

Am Freitag vergangener Woche hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz den Bundesverband der AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Die AfD hat dagegen Klage eingereicht.

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ordnet der jeweilige Landes-Verfassungsschutz die Partei bereits als gesichert rechtsextremistisch ein.

Sendung: rbb24, 07.05.2025, 13:00 Uhr

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61 Kommentare

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  1. 61.

    Ganz anderes Thema. Es gibt das Wahlgeheimnis. Niemand weiß, wer, was gewählt hat. Und das ist auch gut so.

  2. 60.

    So ist das in einem Unrechtsstaat!

  3. 58.

    Diese sogenannte Afd sollte sich vorsehen, es gaht jetzt ganz schnell, daß man denen die Gelder entziehen kann (zu Recht!).

  4. 57.

    Sie verwechseln hier was! Nicht die SPD, sondern die Afd-Eliten stopfen sich mit unseren Steuergeldern die Taschen voll. Das muß aufhören. Die Parteienfinanzierung dieser Extremisten muß entzogen werden. Holoch und Berndt sind extrem rechte Hetzer, die in der Vergangenheit immer wieder damit auffielen.

  5. 56.

    Na und?
    Wenn die, so wie ich, niemand wählt gibt es auch keine Gelder, oder?
    Es muss nur von den demokratischen Parteien die Erkenntnis kommen und auch umgesetzt werden: Wir sind besser als Ultra-Rechts oder Ultra-Links.

  6. 55.

    Blödsinn. Diese ,,AfD'' wird nicht verboten. Aber da sie rechtsextrem ist, wird sie jetzt rund umdie Uhr überwacht, auch telefonisch. Auch das gesamte rechtsradikale Netzwerk. Und das ist überfällig. Danach werden sämtliche Zahlungen an diese Partei aus unseren Steuergeldern, eingestellt.

  7. 54.

    Der ÖRR wird nie verzichten, den dass wären grob geschätzt knapp ca. 2,2 Milliarden ! Allein schon die Pensionslasten belasten die Zwangs-Gebührenzahler immens. Ein geschicktes Konstrukt, dass eigentlich nicht mehr zeitgemäß ist.

  8. 53.

    Der ÖRR wird nie verzichten, den dass wären grob geschätzt knapp ca. 2,2 Milliarden ! Allein schon die Pensionslasten belasten die Zwangs-Gebührenzahler immens. Ein geschicktes Konstrukt, dass eigentlich nicht mehr zeitgemäß ist.

  9. 52.

    Ich glaube mir selbst kein Wort wenn ich behaupten würde das bei der SPD=VS alles richtig läuft

  10. 51.
    Antwort auf [Brandenburger] vom 07.05.2025 um 15:45

    Erwachsen und Lebenserfahren sind dann auch nochmal zwei Paar Schuhe. Wobei kein Alter für mich eine Entschuldigung für Hass ist.
    Ist/wäre die CDU die bessere Wahl? Sind es die Nachdenklichen welche die Union wählen? Ist das Niveau von Merz das höhere als das von Weidel?

  11. 50.

    "Dann dürft Ihr eben den Öffentlichen Rundfunk nicht bezahlen, Ihr stellt ihn sowieso in Frage, aber dazu seid Ihr auch zu feige oder?" Warum nimmt der ÖRR überhaupt Gelder von Extremisten an?

  12. 49.

    In der Regel bin ich viele, aber allein. Ich fülle gern Kommentarspalten mit sinnlosen Text.

  13. 48.

    Liest man die Erkenntnisse im Tagesspiegel müsste die Dame sofort entlassen werden.

  14. 47.

    Richter der rechtsextremen AfD...

    Polizisten die rechtsextreme Zeichen und Parolen an Wände schmieren und noch so blöd sind sich dabei zu fotografieren...

    Wo war da ihr "4-Augen-Prinzip"?

  15. 46.

    Einige Zitate von AfD-Politikern wurden schon veröffentlicht, auf Grund dessen diese Einstufung basiert.
    Lächerlicher geht es kaum. Alles durch die Meinungsfreiheit gedeckt und zum Teil auch ähnliche Sätze aus anderen Parteien.
    Glaubt man ernsthaft, dass jetzt alle AfD-Wähler wieder zu den Parteien zurückkehren, die die ganzen Probleme erst verursacht haben, wegen denen die AfD gegründet wurde?

  16. 45.

    Erst wird die AfD verboten, weil sie rechts ist, danach steht die CDU dann rechts. Die ist dann als nächstes dran, bis in Deutschland linke Harmonie herrscht.
    Das haben nur noch nicht alle in der CDU verstanden.

  17. 44.

    Auf welcher juristischen oder gesetzlichen Grundlage wollen Sie denn die Finanzierung für die AfD stoppen? Bislang hat kein einziges Gericht jemals festgestellt, dass die AfD tatsächlich rechtsextremistisch und aktiv gegen die FDGO agieren würde. Es gab lediglich (noch nicht rechtskräftige) Urteile, dass der Verfassungsschutz bestimmte Einstufungen vornehmen darf. Der Verfassungsschutz ist aber keine Gerichtsbarkeit, sondern eine weisungsgebundene Behörde, die Aussagen einzelner Parteimitglieder nach eigenem Ermessen auslegt. Rechtlich ist die Einstufung dagegen irrelevant. Wenn die Politik tatsächlich fest davon überzeugt ist, dass hier extremistische Bestrebungen vorliegen, kommt sie um ein Parteiverbot gar nicht herum. Genau das wird aber nicht passieren, weil die Beweislage nicht existent ist. Das BVerfG würde das vollkommen zerppflücken und die AfD freisprechen müssen. Deshalb tönen die Politiker viel, tun aber nichts.

  18. 43.

    Dann dürft Ihr eben den Öffentlichen Rundfunk nicht bezahlen, Ihr stellt ihn sowieso in Frage, aber dazu seid Ihr auch zu feige oder?

  19. 42.

    Sie denken die Dinge aber nicht bis zu Ende. Sie haben richtig festgestellt, dass es sich bei den Führern der Neonazis (ich benutzte jetzt mal etwas schwammig diese Einordnung)überwiegend um Westimporte handelt, haben aber nicht die Frage beleuchtet, warum dieser Import in deren Kreisen offenbar als sehr sinnvoll erscheint?
    Denn es scheint ja für diese "Höckes" offenbar sehr attraktiv zu sein, den Osten Deutschands zu domestizieren. Warum ist das so? Warum stößt ein und derselbe (eigentlich orts- und zeitunabhängige)Bullshit im Osten auf fruchtbareren Boden?

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