Inklusion ist deutlich umstrittener als der Leitspruch "Eine Schule für alle" vermuten lässt.
Der Widerstand gegen Inklusion zieht sich durch alle sozialen Schichten und politischen Lager hindurch - und er hat nur in den seltensten Fällen etwas mit purer Ablehnung zu tun. Auf der einen Seite stehen Eltern und Lehrer, die um das schulische Niveau fürchten. Die Inklusion von förderbedürftigen Schülern, so ihre Angst, könnte dazu führen, dass die Anforderungen für alle Schüler sinken, um Chancengleichheit herzustellen. Außerdem befürchten vor allem Lehrer und ihre Gewerkschaften, dass die Pädagogen unter der zusätzlichen Arbeitslast zusammenbrechen. Inklusion bedeutet auch, dass regulär ausgebildete Lehrer weitere Zusatzqualifikationen erwerben müssen, um im Unterricht jedes Kind gleich gut betreuen zu können - eine enorme Doppelbelastung. Auch Sonderschulpädagogen machen sich Sorgen: Mit der Umsetzung von "Inklusiven Schulen" werden weniger Sonder- und Förderschulen benötigt.
Befürworter verweisen einerseits auf den moralischen Aspekt von Inklusion: Statt Menschen mit Behinderungen, Lernschwächen oder sozialen Schwierigkeiten zu isolieren, werden ihnen die gleichen Rechte und Möglichkeiten gegeben wie allen anderen Menschen auch - zum Beispiel bei der Bildung. Inklusive Schulen sollen deswegen allen Kindern offen stehen und denen, die mehr Förderung brauchen, gezielt helfen. Anderseits ist Inklusion auch eine wichtige Erfahrung für Kinder, die keinen speziellen Förderbedarf haben: So lernen sie früh, dass Menschen mit Einschränkungen nicht anders oder gar "schlechter" sind als sie selbst.
Abschließend lässt sich diese Frage nicht beantworten. Bisher fehlen einfach die nötigen Erfahrungswerte mit Inklusion.