- Stellungnahme zum Bericht:"Saudischer Hassprediger sprach 2009 in Neukölln "

Fr 22.12.17 | 13:55 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Schimmel,

vielen Dank für Ihre kritischen Worte, die wir sofort nach ihrem Eingang auf rbb24.de online gestellt haben, um Ihre Kritik auch gegenüber unseren Userinnen und Usern transparent zu machen.

Damit sind wir bereits beim Thema. Sie unterstellen der Berichterstattung im rbb zur Neuköllner Begegnungsstätte und ihrem Imam Mohamed Sabri, Aspekte, die für diesen Verein sprechen, weggelassen zu haben. Hierzu müssen wir Ihnen – auch nach Rücksprache mit den für die Religionsberichterstattung in unserem Hause zuständigen Redakteurinnen und Redakteuren deutlich darauf hinweisen, dass die NBS in den vergangenen Jahren immer wieder in positivem Zusammenhängen Gegenstand von Berichterstattung war. Das Wort „Kampagne“ müssen wir daher deutlich zurückweisen. Jahrelange positive Berichterstattung kann hingegen nach unserer journalistischen Auffassung nicht vor der Berichterstattung kritikwürdiger Umstände schützen.

Im Fall der Auftritte des saudischen Hasspredigers haben die Autoren Sascha Adamek und Jo Goll alle Aspekte, die damit in direktem Zusammenhang stehen, durch einen umfassenden Fragenkatalog behandelt. Die Antworten wurden in der Berichterstattung berücksichtigt. Insofern sind die Autoren ihrer Sorgfaltspflicht umfänglich nachgekommen.

Die rein faktische Wiedergabe der Rede des NBS-Imams bei der „Palästinensischen Gemeinschaft Deutschlands“, die laut NRW-Verfassungsschutz als Vertretung der Terrororganisation Hamas gilt, warf in den Augen der Autoren keine Fragen auf. Sie steht für sich. Aber gern werden wir den Redebeitrag des Imams Sabri dort inhaltlich wiedergeben, wenn er uns – nachvollziehbar und belegbar - zur Verfügung gestellt wird.

Ein weiterer Aspekt Ihrer Kritik: Sie schreiben über die rbb-Berichterstattung zur Reda Seyam: „passt da gut in das konstruierte Bild einer salafistischen Moschee.“ Es ist nicht nachvollziehbar, wie sie auf diese Interpretation kommen. Die NBS wird auch in der Berichterstattung unserer Autoren Adamek und Goll nie als salafistisch bezeichnet. Es geht vielmehr um zahlreiche finanzielle, personelle und ideologische Verbindungen zur internationalen Muslimbruderschaft – mithin also einer Organisation, die von deutschen Verfassungsschutzbehörden als „legalistische“ Islamisten bezeichnet werden. Ihre Behauptung ist schlicht falsch. Im Übrigen weist zum Beispiel Ahmad Mansour, der in seiner Jugend selbst bei der Muslimbruderschaft war, auf deren Doppelstrategie hin: Verbal öffnet man sich der sogenannten „Mehrheitsgesellschaft“, gegenüber der eigenen Community dagegen versucht man, das eigene starre Islambild zu verfestigen und zu bewahren. Diese Doppelstrategie ist auch in der Wissenschaft hinlänglich bekannt. Unsere Berichterstattung setzt genau hier an: Wie passen die liberalen Signale eines Imams zu solchen wiederholten Vorfällen in der eigenen Community?

Auch die von wem auch immer stammende Behauptung, Islamkritiker wie Herr Abdel-Hakim Ourghi oder Ahmad Mansour hätten in der NBS öffentlich geredet, ist so nicht ganz richtig: Herr Ourghi hat spontan beim Anbringen seiner islamkritischen Thesen mit Imam Sabri gesprochen und Ahmad Mansour kam zu einer Podiumsdiskussion der Deutschen Welle in die Räumlichkeiten der NBS – und das unter Personenschutz.

Zu Ihrem Argument bezüglich der Veranstaltung am Breitscheidplatz bleibt nur zu sagen, dass Imam Sabri die von seiner NBS und weiteren vom Verfassungsschutz Berlin gelisteten Vereinen organisierte „Gedenkveranstaltung“ nutzte, um im Beisein des Regierenden Bürgermeisters zu negieren, dass dieser Anschlag „islamistisch“ sei.

Ihren Kernvorwurf, die Berichterstattung käme zu einer Zeit, in der der VS Berlin im Rechtsstreit mit der NBS liege, können wir nicht nachvollziehen. Wir schützen generell unsere Quellen, können Ihnen aber hiermit versichern, dass diese nicht bei einem Vertreter des Verfassungsschutzes Berlin liegt, selbst wenn ihm unsere Erkenntnisse möglicherweise im Prozess zu Gute kommen.

Dass unsere Berichterstattung keineswegs eine Kampagne ist, sondern journalistisch relevant, können Sie auch der Berichterstattung im Tagesspiegel http://www.tagesspiegel.de/berlin/dar-as-salam-moschee-in-berlin-hassprediger-trat-schon-2009-in-neukoelln-auf/20719568.html entnehmen und ebenso dem Bericht der Bild vom 21.12.2017, der auf den möglichen  Nachfolger von Mohamed Sabri, Mohamed Matar, eingeht: „Ein Radikal-Imam beim Breitscheidplatz-Gedenken?“

Sollten Sie trotz der klaren Faktenlage und der sich weiter entwickelnden Berichterstattung weiteren Gesprächsbedarf haben, können Sie gerne direkt auf uns zukommen.

Mit freundlichen Grüßen
die rbb|24-Redaktion

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