Leben im Berliner Speckgürtel - "Wir haben hier die schöneren Probleme"

Mi 14.05.14 | 10:15 Uhr | Von Alex Krämer
Audio: Inforadio | 14.05.2014 | Alex Krämer

Wenn die Brandenburger am 25. Mai neue Kommunal-Parlamente wählen, dann ist die Demografie ein wichtiges Thema: Vor allem in den ländlichen Gegenden gibt es immer weniger Einwohner und immer weniger Kinder. Doch nicht so in Falkensee. Die Einwohnerzahl in der Gemeinde im Havelland zum Beispiel wächst seit Jahren. Doch auch Wachstum kann Probleme bereiten. Von Alex Krämer

Wenn sich im Falkenseer Rathaus die Stadtverordneten treffen, reden sie nicht über Schul-Schließungen oder leer stehende Kitas. Sie reden darüber, dass die neuen Schulen schon wieder voll sind, und dass man vielleicht ein Hallenbad bauen müsste. Wir haben hier die schöneren Probleme, sagt Bürgermeister Heiko Müller von der SPD.

1990 hatte Falkensee noch 22.000 Einwohner, heute sind es fast 43.000. Für Ursula Nonnemacher von den Grünen eine Herausforderung, wie sie sagt. Ihre Partei ist die drittstärkste Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, fast genauso stark wie SPD und CDU, was in Brandenburg eine Besonderheit ist.

Streit um neues Einkaufszentrum

Beim Geld für Schulen und Kitas sind sich alle einig - von der Linken bis zur CDU. Das ist bei anderen Wachstums-Fragen nicht so: Bis heute hat Falkensee kein richtiges Zentrum. In der Bahnhofstraße gibt es einen Bioladen, einen Fleischer, eine Eisdiele und ein paar andere Geschäfte. Das war's.

SPD-Bürgermeister Müller will deshalb auf einem früheren Industriegelände, ein paar hundert Meter weiter auf der anderen Seite der Eisenbahnlinie, ein Einkaufzentrum ansiedeln. Denn Falkensee braucht Platz für größere Geschäfte, meint er - als Konkurrenz zu den Nachbargemeinden, die bisher die Kaufkraft abziehen.

"Das Ergebnis ist, dass der typische Falkenseer überhaupt nicht mehr nach Falkensee schaut, um einzukaufen, sondern gleich woanders hinfährt." Und in der eher toten Innenstadt taucht er dann gar nicht auf. Die CDU, die bisher mit Müllers SPD eine Art Koalition bildet, ist ebenfalls für das Einkaufszentrum. Allerdings plädiert ihre Vertreterin Barbara Richstein für mehr Rücksicht auf die kleineren Läden, die schon da sind.

Grüne befürchten "vernagelte Schaufenster"

Die CDU-Politikerin wünscht sich keine Doppelangebote, sondern "ein Zusammenspiel zwischen dem Einkaufszentrum und der Bahnhofstraße". Die Grünen wiederum lehnen die geplante Mall grundsätzlich ab, denn die lockt nur die Kunden weg von dem, was sich in der Bahnhofstraße gerade erst entwickelt, meint Ursula Nonnemacher. Sie befürchtet "vernagelte Schaufenster" im eigentlichen Zentrum der Stadt, was für die Stadtentwicklung nicht förderlich ist.

Man merkt es, Wachstum lenken, kann genauso schwer sein wie Schrumpfung steuern - aber mehr Spaß macht es vermutlich tatsächlich.

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