Job als Ehrenamt - Ein Dorf sucht seinen Bürgermeister

Fr 16.05.14 | 10:07 Uhr | Von Alex Krämer
Audio: Inforadio | 16.05.2014 | Alex Krämer

Neben den Abgeordneten in den Kommunal-Parlamenten wählen die Brandenburger am 25. Mai auch eine ganze Menge Bürgermeister, nämlich die ehrenamtlichen: 270 Gemeinden sind so klein, dass der Job des Bürgermeisters dort ein Ehrenamt ist. Allerdings findet die Wahl nicht in allen 270 Orten statt. Vier Wahlen fallen aus, weil einfach niemand Bürgermeister werden will - zum Beispiel in Kroppen in der Lausitz. Von Alex Krämer

Für die nur 700 Einwohner bietet Kroppen jede Menge: Es gibt einen Bäcker, einen Supermarkt, einen Schlosspark ohne Schloss, eine renovierte Barock-Kirche, eine Kneipe – und keine leer stehenden Häuser. Letzteres hat damit zu tun, dass Dresden nur eine halbe Autostunde weit weg ist.

Doris Bodack ist in dem kleinen Dorf im Süden Brandenburgs seit 2003 Bürgermeisterin - und das offenbar nach wie vor mit Leib und Seele. Als sie mit dem Auto an der alten Dorfschule vorbeikommt, hält sie spontan an, inspiziert kurz die Baustelle auf dem Hof, der gerade neu gepflastert wird.

Per Zufall im Amt

Es sind Bodacks letzte Wochen. Zu ihrem Amt kam die energische Frau mit den kurzen Haaren vor elf Jahren per Zufall. Der Altbürgermeister rief sie im Urlaub an - und fragte, ob sie kandidiert. Bodack, die damals arbeitslos war, glaubte, dass sie niemand wählen würde. Doch als sie aus dem Urlaub zurückkam, musste sie feststellen, dass sie die einzige Kandidatin war.

Es habe Spaß gemacht, aber elf Jahre reichen, resümmiert sie - mit ihrem Vollzeitjob lässt sich das Ehrenamt nicht mehr vereinbaren, da es zu viel Zeit kostet. "Man muss zu jeder Veranstaltung, nicht nur zum 80. Geburtstag oder zur Diamantenen Hochzeit, sondern man muss sich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr oder im Kindergarten mal blicken lassen", sagt Bodack.

Suche nach Nachfolger schwieriger als gedacht

Engagment, das Arbeitgeber eher ungern sehen, das hat Doris Bodack gemerkt, als sie kürzlich auf Jobsuche war. Und als ein Nachfolger für sie gesucht wurde, wollte keiner antreten - obwohl die Gemeindevertreter sagen, es wäre echt blöd ohne Bürgermeister - ein Dorf braucht einen, der vorne weggeht, meinen Manula Jahn - und Wolfgang Merbeth.

"Wir hoffen, dass sich jemand vor den Karren spannen lässt", bringt es Jahn auf den Punkt. Die Chance gibt es noch - im Juni könnte die neue Gemeindevertretung ihren Nachfolger wählen, sagt Doris Bodack. "Dann ist es so, dass alle scharf angeguckt werden und einer sollte sich dann bereit erklären, es zu machen", fasst Bodack das Prozedere zusammen. Und wenn man Gerüchten glauben mag, scheint es jemanden zu geben, denn offenbar haben die Gespräche im Dorf etwas gebracht. Und Kroppen hat ab Juni doch einen neuen Bürgermeister. Oder eine Bürgermeisterin.

Beitrag von Alex Krämer

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