Kommentar zum Streit um Diktatorenporträts - Kunst muss man aushalten

Mi 15.01.14 | 16:54 Uhr

Fünf Tage heftigste Diskussion, nun bleibt alles beim Alten: Die umstrittenen Bilder im neuen brandenburgischen Landtag werden nicht abgehängt, hat das Präsidium entschieden. 112 Selbstporträts hatte der Maler Lutz Friedel für das neue Parlamentsgebäude gemalt: er selbst in Gestalt historischer Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer, aber auch Diktatoren wie Stalin oder Hitler. Gut, dass die Bilder bleiben, meint rbb-Kommentator Alex Krämer.

Man muss es nicht mögen, auf dem Weg ins Büro an einem Porträt Adolf Hitlers vorbeizulaufen. Man muss es auch nicht toll finden, beim Kaffeeholen Josef Stalin ins Gesicht zu blicken. Man muss es nicht mal mögen, jeden Tag Konrad Adenauer oder Helmut Schmidt zu sehen.

Aber aushalten muss man das alles – zumindest dann, wenn sich ein Parlament ganz bewusst dazu entschlossen hat, zeitgenössischer Kunst einen Raum zu geben. Denn die kann dann eben auch mal provozieren.

Wer nur Deko will, soll den Raumausstatter anrufen

Zu sagen, passt uns aber nicht, sogar zu fordern, einzelne Porträts abzuhängen, obwohl es ja gerade das Nebeneinander von Positiv und Negativ, von Gut und Böse ist, auf das es dem Künstler ankommt – das ist Rosinenpickerei.

Das kann man dann machen, wenn man ein bisschen Dekoration  wollte, ein wenig Farbe für die weißen Flure – nur hätte man dann eben beim örtlichen Raumausstatter anrufen sollen, statt sich ein Kunstkonzept zu überlegen. Mit einer hübschen Tapete hätte es den ganzen Ärger nicht gegeben.

Jeder kann sich selbst ein Urteil bilden

Ein Jahr werden die Gemälde jetzt hängen bleiben. Hoffentlich kommen viele vorbei, um sie sich anzuschauen und sich ein eigenes Urteil zu bilden – gut, schlecht, unmöglich, supertoll  - Möglichkeiten gibt’s da viele.

Nur das irgendwer nach dem Besuch der Ausstellung auf die Idee kommt, hier solle Hitler verherrlicht werden, oder Stalin, oder Gadhafi  – das kann ich mir, nachdem ich im Landtag war, beim besten Willen nicht vorstellen.

Ein Kommentar von Alex Krämer.