Streit um Wappentier im neuen Landtag - Steige hoch, du... weißer Adler?

Mo 26.08.13 | 18:45 Uhr

Die inoffizielle Landeshymne Brandenburgs feiert nicht nur den märkischen Sand und die märkische Heide, sondern auch das märkische Wappentier: den roten Adler. Der soll auch im neuen Landtag zu Potsdam hängen - allerdings ganz in weiß, was nun für Ärger sorgt.

Das neue Wappen im neuen Brandenburger Landtag erhitzt die Gemüter. Kaum wurde es das erste Mal gezeigt, sind bereits Dutzende Beschwerden über den weiß lackierten Adler aus Stahlblech bei der Landtagsverwaltung in Potsdam eingegangen, berichtete Sprecherin Katrin Rautenberg am Montag.

Per E-Mail und telefonisch machen die Menschen ihrem Ärger Luft. Rot müsste das Tier aus ihrer Sicht sein - wie der historische Märkische Adler. Andere Kritiker befürchten, dass das Wappen angesichts der ebenfalls weißen Wände und Ausstattung untergeht. Der 1,80 Meter große und über 100 Kilogramm schwere Adler aus Stahlblech war am Samstag im Plenarsaal installiert worden.

Weißer Adler auf weißem Grund

Rautenberg ist die Kritik nicht fremd: Auch Landtagspräsident Gunter Fritsch hätte gerne einen roten Adler gehabt. "Er gehörte jedoch nicht der Kunst-Kommission an", erklärte die Sprecherin. Die Diskussion um die Farbwahl gibt es schon länger. Gegner des weißen Vogels wehren sich mit einer Online-Petition "Brandenburgs Adler ist rot! Erst recht im Plenarsaal!".

Der Landtag möge feststellen, dass der Märkische Adler im zukünftigen Plenarsaal des Brandenburger Landtages ein Abbild des Wappentieres gemäß Artikel 4 der Verfassung des Landes Brandenburgs ist und somit auch entsprechend dieses Artikels zu gestalten ist", heißt es in der Petition.

Hintergrund

Der Adler wurde schon im Römischen Reich als Wahrzeichen staatlicher Ordnung und Reichsgewalt genutzt. Er fand sich später auf dem deutsche Kaiserwappen wieder und war Ursprung des Staatswappens der Bundesrepublik Deutschland.

Seit den Askaniern im 12. Jahrhundert fand sich der rote Adler kontinuierlich in brandenburgischen Wappen wieder. Erst nach Ende des 2. Weltkrieges erfolgte ein radikaler Bruch. 1945 schuf die Provinzialverwaltung ein gänzlich neues Wappen ohne Adler - doch es verschwand schon kurz darauf wieder.

1990 wurde er Adler per Gesetz im Wappen verankert: in rot, auf einem weißen Schild.

Selbst der Hersteller ist skeptisch

Weißer Adler auf weißer Wand - da gehe das Wappen im Landtag doch "völlig unter", meinte Tino Harder von der Otto Metallbau GmbH. Die Firma aus Zehdenick (Oberhavel) hat den Blech-Adler mit einem speziellen Wasserstrahllaser hergestellt. Die Farbe des Plenarsaal-Adlers sei ja schon länger ein Streitthema in Brandenburg, sagte Harder. "Persönlich finde ich rot viel schöner." Auf jedem märkischen Autokennzeichen prange schließlich ein roter Adler. Die für den Landtagsneubau zuständige Firma BAM wollte sich nicht näher zu der Farbwahl äußern. Das sei Sache des Architekten Peter Kulka und des Finanzministeriums als Bauherren, erklärte BAM-Projektleiter Jens Heindorf. Er sprach von einem "symbolisch ganz markanten Teil" der Ausstattung im neuen Plenum.

Auch Bundesadler am Reichstag hatte Startschwierigkeiten

Die Brandenburger können sich selbst einen Eindruck verschaffen in dem Schloss der preußischen Könige, das nach Plänen des Dresdner Architekten Kulka wieder aufgebaut wurde: Am 18. und 19. Januar 2014 ist ein Wochenende der offenen Tür geplant. Mit einer Festveranstaltung am 21. Januar 2014 soll das Gebäude dann offiziell eröffnet werden, bevor einen Tag später die erste Plenarsitzung ist.

Hitzige Diskussionen um hoheitliche Wappentiere sind nichts Neues: Auch die Gestaltung des Bundesadlers im Plenum des Reichstagsgebäudes in Berlin sorgte Ende der 1990er Jahre für hitzige Diskussionen - um am Ende der alten "fetten Henne" des früheren Bundestages in Bonn fast bis auf die Feder zu gleichen.

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