"Schluss mit der Besatzung" - Hebräischer Schriftzug bei Mauerfall-Show führt zu Kritik

Mo 11.11.19 | 16:42 Uhr
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Projektionen bei der Feier anlässlich der Festivalwoche "30 Jahre Friedliche Revolution – Mauerfall" am Brandenburger Tor am 09.11.2019. (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka

Ein Schriftzug auf Hebräisch während der Bühnenshow zum 30. Jahrestag des Mauerfalls hat Kritik ausgelöst. Beim Auftritt der Sängerin Anna Loos am Samstagabend auf der Bühne neben dem Brandenburger Tor war als Videoprojektion in hebräischen Buchstaben für kurze Zeit der Schriftzug "Schluss mit der Besatzung" zu lesen.

Der in Israel bekannte Slogan kritisiert die dortige Politik in den Palästinensergebieten. Moritz van Dülmen, Chef der Agentur Kulturprojekte Berlin, die für die Bühnenshow verantwortlich zeichnete, hat sich für den Schriftzug nach eigenen Angaben am Montag beim israelischen Botschafter entschuldigt. 

Lederer: "Das hätte nicht passieren dürfen"

Ihm sei die Bedeutung des Schriftzugs nicht bewusst gewesen, sagte van Dülmen. "Das entschuldet es aber nicht." Das Zitat sei ein Fehler gewesen und mehr als nur unglücklich.

Auch Kultursenator Klaus Lederer (Linke) äußerte sein Bedauern über den Vorfall. "Die Irritationen, die die Schriftzüge ausgelöst haben, kann ich mehr als nachvollziehen. Das hätte nicht passieren dürfen. Ich bitte um Entschuldigung", teilte er mit. Die transportierten Botschaften reflektierten weder die Haltung des Berliner Senats noch die der Veranstalter, so Lederer. "Dass ein solcher Fehler - und das auch noch zum Jahrestag der Pogromnacht von 1938 - unterlaufen konnte, schmerzt mich persönlich sehr."

Der israelische Botschafter, Jeremy Issacharoff, sagte am Sonntag der "Bild"-Zeitung: "Am 9. November haben wir den Mauerfall gefeiert, aber auch würdevoll an die Pogromnacht vor 81 Jahren erinnert, die auch symbolisch für die Schrecken des damals nahenden Holocaust steht." Es sei eine Schande, dass einige es für angebracht gehalten hätten, dieses Ereignis für politische Zwecke gegen Israel zu instrumentalisieren.

Er verstehe die Kritik, sagte van Dülmen. "Ich habe mit dem israelischen Botschafter telefoniert und mein Bedauern und meine Entschuldigung vorgetragen."

Sendung: Radioeins, 11.11.2019, 16 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Ein Schriftzug in hebräisch hat nichts mit den Feierlichkeiten zur deutschen Einheit zu tun und seine Botschaft hätte man auch in anderer Form auf die Bühne bringen können. Wirkte für mich eher als opportunistische "mit offenen Armen" Geste aufgrund der (abscheulichen) antisemitischen Vorfälle in letzter Zeit.

  2. 17.

    Die Mauer in Israel dient aber dem Schutz des Staates Israel vor palästinensischen Terroristen. Es ist schlimm genug, dass diese notwendig ist. Diese aber mit der Mauer der DDR zu vergleichen, die ein ganzes Volk menschenrechtswidrig eingesperrt hat, zeugt nur von Unkenntnis und Ignoranz! Wenn man die Mauer in Israel mit einer anderen vergleichen will, dann bietet sich einzig die Mauer in Nordirland an. Die ist genau so bedrückend und man kommt ins Grübeln, warum so etwas nötig ist. Die Berliner Mauer ist bzw. war eine ganz andere Nummer!

  3. 16.

    Offen gesagt, kann ich an Ahnungslosigkeit nicht glauben. Für mich ist dies wieder mal ein Beweis, wie weit verbreitet Antisemitismus in unserer Gesellschaft ist und wie sich dieser gern als Israelkritik tarnt! Solch ein Satz zu diesem Anlass ist nicht zufällig. Und es gibt auch keine schlüssige Erklärung für eine harmlose Deutung. Der Skandal am Skandal ist, dass es eben kein öffentlicher Skandal ist, dass die breite öffentliche Diskussion und Entschuldigung ausbleibt. Solch ein Satz von der AfD und die Dauerempörung mit Talkshows und Politikerauftritten wäre sicher. Warum bleibt das hier in dieser Deutlichkeit aus? Sätze wie: "Das hätte nicht passieren dürfen" sind eine Verharmlosung sondergleichen. Ist ja diesmal nicht von "rechts". Das Einzige, was ich Frau Merkel vorhalte, ist die wieder einmal Nichtreaktion, nicht dass sie oder ihr Stab das hätte überwachen müssen. Da muss ich Ihnen widersprechen.

  4. 15.

    Die Mauer, die der Staat Israel mitten durch Palästina gebaut hat, ist mindestens genauso eine Schande, wie die Berliner Mauer es war!
    Und ich weiß wovon ich spreche, denn ich stand bereits vor dieser Mauer dort.....

  5. 14.

    Nachdenken vorm drauf los texten hilft! "Antisemitisch" und "Anti-Israel" sind zwei komplett verschiedene Dinge. Religion und Staat .... mal drüber nachdenken. Einfach nur peinlich Ihr Kommentar... *kopfschüttel*

  6. 13.

    Dabei zeigt sich, wie ahnungslos die Veranstalter, die Kulturprojekte Berlin GmbH, verfahren sind. So wurde beim Auftritt der Sängerin Anna Loos ein hebräischer Schriftzug eingeblendet, dessen Übersetzung „Schluss mit der Besatzung“ lautet. Das ZDF übertrug für ein Millionen-Publikum. Und das ausgerechnet am Jahrestag der Reichspogromnacht 1938, die eine Gewaltorgie war, gerichtet gegen die jüdischen Mitbürger in Deutschland. Niemandem fiel offenbar auf, dass es sich um eine antisemitische Botschaft handelte. Weder Politik noch Qualitätsmedien nahmen Anstoß an dem Skandal, ja, realisierten offenbar nicht einmal, dass es sich um einen solchen handelte. Auch die Kanzlerin, die in ihrer 9. November – Rede zum Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen hatte, erkannte nicht, was sich da abspielte. Was macht ihr Stab eigendlich?

  7. 12.

    Es gibt nun mal einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen Mauern, um die eigene Bevölkerung einzusperren und mittels Schießbefehl bei Zuwiderhandlung zu erschießen und Mauern, die eine unberechtigte Einreise unterbinden, bei denen aber an jedem Grenzübergang ganz legal Asyl beantragt werden kann. Kurz: eine Mauer nach außen unterbindet keinerlei Rechte, eine Mauer nach innen schafft ein riesiges Gefängnis, in dem kein einziger Verurteilten einsitzt.

  8. 11.

    Was hat die Politik Israels mit dem Mauerfall 1989 zu tun? Warum ist der Schriftzug dann genau richtig? Warum soll man nicht darüber diskutieren dürfen? Und warum scheint ständig in gewissen Kreisen einzig Israel als Aggressor in der Region zu gelten, obwohl ein nicht zu vernachlässigender Anteil der israelischen Bevölkerung Araber sind und auch nicht gerade wenige Palästinenser ihr Einkommen in Israel generieren?

  9. 10.

    Wo kämen wir denn hin, wenn Kritik an völkerrechtswidrigem Verhalten eines Staates möglich wäre?

  10. 9.

    Mauerfall....deutsche Einheit ......Show.......
    aber kein Mut zur dt. Flagge ??
    Armutszeugnis pur.

  11. 8.

    Es macht einen Unterschied ob ich vom politischem Handeln des Staates Israel oder von den Juden als Bevölkerung schreibe. Diese müssen das Handeln ihrer Staatsmacht nicht gutheißen.
    Und der Staat Israel verletzt täglich internationale Abkommen und annektiert z.B. besetzt Gebiete (Siedlungspolitik) oder verletzt Menschenrechte. Wo ist der Friedensprozess zur 2-Staatenlösung geblieben?
    Ist das nicht kritikwürdig und warum soll diese Kritik nicht hebräisch sein? Sie sehen doch, dass diese Kritik auch der Rest der Welt mitbekommt. Warum? Weil der politische Staat Israel aufheult, wie ein umgangssprachlich getroffener Hund.
    Es muss kritisiert werden, um eine sachliche Diskussion in Gang zu setzen, die zu Veränderungen führen und das Miteinander im Nahen Osten zu fördern und die Spannungen zu lösen. Dies muss immer erlaubt sein, auch wenn es dem politischen Staat Israel nicht passt.

  12. 7.

    Zitat: [...] In der Videosequenz werden insgesamt rund 20 Protestsituationen weltweit gezeigt. Dabei handelt es sich um eine reine Bebilderung und keine Identifikation mit einzelnen Aussagen. Einzelne zu sehende Botschaften stellen nicht die Meinungen des Veranstalters dar. [...]

    Einfach mal den Kontext beachten und die Kirche im Dorf lassen! Kritik am menschenverachtenden Vorgehen des Staates Israel muss erlaubt sein, jederzeit und an jedem Ort. Und das hat nichts mit Antisemitismus zu tun, denn auch in Israel leben Angehörige verschiedener Religionen zusammen.

  13. 6.

    Besser wäre gewesen Bilder von den Mauern und Zäunen einzublenden, die um Europa und an vielen Orten der Welt neu gebaut werden - und noch einzureissen sind ;)

  14. 5.

    @Immanuel:
    Das mehr oder minder als antisemitische Stimmungsmache zu bezeichnen und so zu skandalisieren wie Sie, finde ich schon sehr weit hergeholt. Die Bundeskanzlerin zumindest indirekt auch gleich mit als Antisemitin hinzustellen, ist schlicht abstrus. Das klingt ja schon fast wie das Gegenstück zu Märchen einer jüdischen Weltverschwörung. Sicher ist die politische Forderung völlig deplatziert gewesen. Abseits dessen, wie soll bspw. eine Kritik an der israelischen Staatsführung und ihrem Handeln möglich sein und darauf aufbauend z.B. eine Konfliktlösung oder aber die Forderung der Einhaltung von Beschlüssen der UNO, wenn jede Kritik durch Gleichsetzung von Staat und Religion sowie historischer Entwicklung der Region zum Antisemitismus und so gleichsam negiert und abgewertet wird? Wie kann ich ohne Hebräischkenntnisse sichergehen, von Ihnen nicht als Antisemit bezeichnet zu werden? Ich hätte ebenfalls gar nicht verstanden, was dort stand und v.a. nicht so erkannt/gewertet.

  15. 4.

    Ich finde diese Diskussion unglaublich. Selbst wenn der Schriftzug der Nahostpolitik galt, so war er in dem Zusammenhang genauso richtig. Wie hier sachlicher Kritik, wenn es denn überhaupt eine war, der Mund verboten wird ist ungeheuerlich.
    Die Veranstaltung hatte nicht ansatzweise etwas mit der Reichspogromnacht zu tun sondern einzig und alleine mit dem Mauerfall. Was sich manche wieder zusammen-phantasieren und aus den Fingern saugen ist langsam nicht mehr nachvollziehbar.

  16. 3.

    Am 9. November 2019, 81 Jahre nach der Reichspogromnacht, in der in Deutschland Juden misshandelt, Synagogen niedergebrannt, Toras geschändet und jüdische Geschäfte zerstört wurden, fand in Deutschland eine Feier zum dreißigsten Jahrestag des Mauerfalls statt, bei der die deutsche Regie dachte, dass es endlich mal wieder Zeit wird, Juden zu kritisieren.
    Während der Show, die unter Verantwortung der Kulturprojekte Berlin GmbH stattfand, wurde folgende Aussage an Juden gerichtet: „Es reicht mit der Besatzung!“ Damit die Juden auch wissen, dass sie gemeint sind, wurde die Nachricht selbstverständlich auf Hebräisch verfasst.

    Hat das was mit Kritik zu tun, @Tut nix zur Sache?


  17. 2.

    Dabei zeigt sich, wie ahnungslos die Veranstalter, die Kulturprojekte Berlin GmbH, verfahren sind. So wurde beim Auftritt der Sängerin Anna Loos ein hebräischer Schriftzug eingeblendet, dessen Übersetzung „Schluss mit der Besatzung“ lautet. Das ZDF übertrug für ein Millionen-Publikum. Und das ausgerechnet am Jahrestag der Reichspogromnacht 1938, die eine Gewaltorgie war, gerichtet gegen die jüdischen Mitbürger in Deutschland. Niemandem fiel offenbar auf, dass es sich um eine antisemitische Botschaft handelte. Weder Politik noch Qualitätsmedien nahmen Anstoß an dem Skandal, ja, realisierten offenbar nicht einmal, dass es sich um einen solchen handelte. Auch die Kanzlerin, die in ihrer 9. November – Rede zum Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen hatte, erkannte nicht, was sich da abspielte. Was macht ihr Stab eigendlich?

  18. 1.

    Sachliche Kritik an der Politik des Staates Israel muss erlaubt sein! Egal wo und wann auch immer.

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