Vorstoß aus Schleswig-Holstein - Absage der Abiturprüfungen auch in Berlin möglich

Di 24.03.20 | 18:33 Uhr
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Abiturienten in Bayern im Jahr 2011 (Bild: dpa/Armin Weigel)
Audio: Inforadio | 24.03.2020 | Ute Schuhmacher | Bild: dpa/Armin Weigel

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Auch das Land Berlin bereitet sich darauf vor, dass in diesem Schuljahr gar keine regulären Abiturprüfungen stattfinden können. Das bestätigte die Bildungsverwaltung dem rbb auf Nachfrage. Weil in Berlin die Sommerferien schon Ende Juni starten, könne das Land die Prüfungstermine nicht wie andere Bundesländer deutlich nach hinten verschieben, hieß es zur Begründung.

Letztlich hänge alles davon ab, ob die aktuellen Ausgangsbeschränkungen durchschlagende Wirkung zeigen und die Dynamik der Neuinfektionen mit dem Coronavirus abschwächen können. Komme es zu diesem erhofften Effekt, könnten die Abi-Prüfungen an den ursprünglich geplanten Terminen stattfinden. Tun sie das nicht, werden sie vermutlich ganz abgesagt, bestätigt der Sprecher der Bildungssenatorin, Martin Klesmann, dem rbb.

Scheeres will Lösung für mögliche Durchfaller

Für die Abiturientinnen und Abiturienten müsste in diesem Fall eine Regelung gefunden werden, wie sie dann zumindest ein sogenanntes Anerkennungsabitur bekommen können. Denkbar ist aus Sicht von Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), dass bisherige Leistungen in den Abiturfächern an- und hochgerechnet werden. Und das "eventuell mit einer zusätzlichen Gewichtung von Noten aus Prüfungssituationen", so Scheeres.

Nötig ist aus ihrer Sicht aber auch eine gerechte Lösung für diejenigen, die bislang durchs Abi zu fallen drohen. Denn die könnten - mit diesem Modus statt guter Abiturprüfungen - ihre Hochschulreife nicht mehr retten, jedenfalls nicht in diesem Schuljahr. Wie so eine Regelung für diese Gruppe aussehen kann, ließ die Senatorin vorerst offen. Ihr Ziel sei aber, dass "auch dieser Weg zum Abitur die individuellen Leistungen der Abiturientinnen und Abiturienten widerspiegeln muss", so Scheeres.

Berlin und Brandenburg wollen bundesweite Lösung

Wann Berlin endgültig über die Abiturprüfungen in diesem Schuljahr entscheidet, ist noch offen. Scheeres will sich zumindest mit jenen Bundesländern abstimmen, in denen auch früh die Sommerferien beginnen und die deshalb auch terminlich besonders unter Druck stehen. Dabei handelt es sich um Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein.

Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) schloss sich am Dienstag der Scheeres-Forderung nach einer bundesweit einheitlichen Regelung an. Das werde Thema bei einer Telefonkonferenz der Kultusministerkonferenz am Mittwoch sein, gab die SPD-Politikerin bekannt. Ernst sagte weiter, eine Umfrage bei den Schulen habe ergeben, dass die Mehrheit der Schulen die ursprünglich geplanten Termine für die Prüfungen nutzen wollten. Das sei auch ihre eigene Position. Die Schüler sollten die Möglichkeit bekommen, ihre Laufbahn erfolgreich abschließen zu können.

Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien (CDU) hat mitgeteilt, dass sie den Weg des Anerkennungsabiturs in Schleswig-Holstein gehen will. Eine entsprechende Regelung will sie dem Landeskabinett am Mittwoch zum Beschluss vorlegen. Damit würden die regulären Abiprüfungen in Schleswig-Holstein in diesem Jahr ausfallen.

Sendung: Inforadio, 24.03.2020, 18 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Das macht keinen Sinn, da es zu dem Zeitpunkt die zweite oder dritte Welle gibt

  2. 3.

    Könnte man nicht überlegen, die Sommerferien deutschlandweit in den August/September verschieben?

  3. 2.

    Was ist denn der Unterschied - auch rechtlich bezüglich Bewerbungen für ein Studium oder eine Stelle - zwischen einem "Anerkennungsabitur" und einem konventionellen Abitur? Den ersten Begriff finde ich so nirgendwo definiert.
    Wäre man mit einem sog. Anerkennungsabitur schlechter gestellt als jemand mit einem gewöhnlichen Abitur? Würde der Begriff "Anerkennungsabitur" dann auch so im Zeugnis stehen?

  4. 1.

    Ein Wegfall der Prüfungen ist keine Lösung, insbesondere nicht für die Schülerinnen und Schüler, die in diesen ordentlich Punkte sammeln. Wenn den Abiturienten das System verständlich ist, bauen sicher viele auf die Gesamtwertung und eben auch die Abschlussprüfungen. Aber auch hier wäre es lobenswert, wenn man eine bundeseinheitliche Regelung finden würde, um z.B. den Hochschulzugang gleichberechtigt zu gestalten.

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