Hoffen auf pensionierte Ärzte und Pfleger - Berliner Corona-Krankenhaus soll in gut drei Wochen fertig sein
Ein neues Corona-Krankenhaus mit 1.000 Betten auf dem Messegelände soll die Berliner Kliniken im Verlauf der Coronawelle entlasten. In weniger als einem Monat soll es bezugsfertig sein. Auch die Bundeswehr soll helfen - doch in der Truppe gibt es Skepsis.
Das Corona-Krankenhaus auf dem Berliner Messegelände mit tausend Betten soll so schnell wie möglich bezugsfertig sein. Das betonten Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) und Projektkoordinator Albrecht Broemme am Mittwochabend dem rbb.
Kalayci setzt beim Aufbau der improvisierten Klinik auf die vorhandenen Potentiale der Stadt. Sie hoffe auf die Solidarität von pensionierten Ärzten und Pflegern sowie von Studierenden, sagte Kalayci in der rbb-Abendschau. "Das spüren wir jetzt schon, dass viele pensionierte Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und Studierende sich melden und sagen, wir würden bei einem solchen Projekt mithelfen."
Auch wenn das Gesundheitssystem gut aufgestellt sei, könne dieses bei einer Pandemie an seine Grenzen stoßen. Deshalb habe der Senat beschlossen, mit einem Krankenhaus für Corona-Patienten die Kapazitäten zu erweitern. Bis zu 1.000 Betten sollen in dem Covid-19-Krankenhaus auf dem Messegelände unter dem Funkturm eingerichtet werden.
"Nicht lange rumeiern"
Der Koordinator für den Aufbau des Corona-Krankenhauses, Albrecht Broemme, zeigte sich in der Abendschau zuversichtlich, dass die neue Klinik "mit vereinten Kräften" innerhalb weniger Tage aufgebaut werden kann. Konkret wollte er sich vorerst nicht festlegen, allerdings müsse das sogenannte Überlaufkrankenhaus innerhalb von 20 bis 25 Tagen fertig werden.
"Das Ganze soll nicht irgendwann vielleicht fertig sein, sondern ich stehe unter einem hohen Erwartungsdruck", sagte er am Donnerstagmorgen im Inforadio vom rbb. "Wenn die Prognosen des RKI auch nur einigermaßen stimmen, müssen wir das am Laufen haben, weil sonst trotz der in Berlin besonders guten Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser, trotz der Aufstockung der Betten für Beatmete in allen Krankenhäusern Berlins, wir mit einem Überlaufen rechnen müssen." Genau das müsse unbedingt verhindert werden, so Broemme weiter: "Wir möchten nicht haben, dass man dann selektieren muss, wen man noch beatmen kann und wer hat eben Pech."
"Wir können nicht lange rumeiern"
Entstehen soll das Krankenhaus laut Broemme in einer umfunktionierten Messehalle, der Halle 26 an der Jafféstraße, die von der Messe an das Land abgetreten wird. Die Entscheidung für das Messegelände in Charlottenburg begründete er damit, dass dies der Ort sein, an dem "das am schnellsten machbar sein dürfte".
Broemme zufolge unterstützen bereits zahlreiche Firmen der Stadt sowie die existierenden Berliner Krankenhäuser das Projekt. "Wir können nicht lange rumeiern. Wir müssen anpacken, planen und dann umsetzen", sagte er. Dabei spüre er eine große Hilfsbereitschaft: "Da sind die Berliner unschlagbar, auch mit ihren Firmen." Man werde eine Art Trockenbau aufstellen, "mit Leuten, die froh sind, wenn sie jetzt ein paar Aufträge kriegen".
Bundeswehr will keine Mediziner schicken
Außerdem werde noch am Donnerstag bei der Bundeswehr ein Amtshilfe-Antrag gestellt: "Knowhow brauchen wir. Und das medizinische Personal können wir nicht von Praxen und Krankenhäusern abziehen." Geplant sei auch, über die Medien Aufrufe zu machen, um zusätzliches Personal zu mobilisieren. Unterstützung werde außerdem von THW, Feuerwehr und den Hilfsorganisationen kommen.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer stellte am Donnerstagmittag allerdings klar, dass die Bundeswehr nicht in der Lage sei, medizinisches Personal für das Krankenhaus zu stellen. "Wir können beim Aufbau und bei der Ausrüstung von Feldbetten und anderem Material helfen", so die CDU-Politikerin. "Aber wir können ein solches Krankenhaus nicht mit eigenem Personal betreiben - denn das wäre dann Personal, das wir wiederum aus dem Bundeswehr-Krankenhaus in Berlin abziehen müssten".
Der Bundeswehr-Generalstabsarzt Stephan Schoeps bezeichnete die Coronaklinik in der "Bild-Zeitung" als "nicht hilfreich". Er sehe das Projekt kritisch, sagte der Stellvertreter des Inspekteurs des Sanitätsdiensts der Bundeswehr. "Sie müssen es ja mit Menschen betreiben - und diese Menschen werden aus dem bisherigen Gesundheitssystem herausgezogen und müssen dann in den Messehallen arbeiten, warnte Schoeps.
Das Corona-Krankenhaus auf dem Messegelände soll laut Broemme keine Dauereinrichtung werden, aber solange in Betrieb bleiben, wie es erforderlich ist. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) kann die Coronawelle im schlimmsten Fall bis zu zwei Jahre andauern.
Albrecht Broemme leitete 1992 bis 2006 die Berliner Feuerwehr. Anschließend war er bis zu seiner Pensionierung Ende 2019 Präsident des Technischen Hilfswerks (THW).
Sendung: Inforadio, 19.03.2020, 8:30 Uhr