Hoffen auf pensionierte Ärzte und Pfleger - Berliner Corona-Krankenhaus soll in gut drei Wochen fertig sein

Do 19.03.20 | 17:11 Uhr
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Archivbild: Vielfarbig zeigt sich am 01.10.2015 in Berlin der Himmel über der Messe Berlin. Diesen Blick können Besucher des Funkturms bei gutem Wetter genießen (Quelle: dpa / Paul Zinken).
Audio: Inforadio | 19.03.2020 | Interview mit Albrecht Broemme | Bild: dpa

Ein neues Corona-Krankenhaus mit 1.000 Betten auf dem Messegelände soll die Berliner Kliniken im Verlauf der Coronawelle entlasten. In weniger als einem Monat soll es bezugsfertig sein. Auch die Bundeswehr soll helfen - doch in der Truppe gibt es Skepsis.

Was Sie jetzt wissen müssen

Das Corona-Krankenhaus auf dem Berliner Messegelände mit tausend Betten soll so schnell wie möglich bezugsfertig sein. Das betonten Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) und Projektkoordinator Albrecht Broemme am Mittwochabend dem rbb.

Kalayci setzt beim Aufbau der improvisierten Klinik auf die vorhandenen Potentiale der Stadt. Sie hoffe auf die Solidarität von pensionierten Ärzten und Pflegern sowie von Studierenden, sagte Kalayci in der rbb-Abendschau. "Das spüren wir jetzt schon, dass viele pensionierte Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und Studierende sich melden und sagen, wir würden bei einem solchen Projekt mithelfen."

Auch wenn das Gesundheitssystem gut aufgestellt sei, könne dieses bei einer Pandemie an seine Grenzen stoßen. Deshalb habe der Senat beschlossen, mit einem Krankenhaus für Corona-Patienten die Kapazitäten zu erweitern. Bis zu 1.000 Betten sollen in dem Covid-19-Krankenhaus auf dem Messegelände unter dem Funkturm eingerichtet werden.

"Nicht lange rumeiern"

Der Koordinator für den Aufbau des Corona-Krankenhauses, Albrecht Broemme, zeigte sich in der Abendschau zuversichtlich, dass die neue Klinik "mit vereinten Kräften" innerhalb weniger Tage aufgebaut werden kann. Konkret wollte er sich vorerst nicht festlegen, allerdings müsse das sogenannte Überlaufkrankenhaus innerhalb von 20 bis 25 Tagen fertig werden.

"Das Ganze soll nicht irgendwann vielleicht fertig sein, sondern ich stehe unter einem hohen Erwartungsdruck", sagte er am Donnerstagmorgen im Inforadio vom rbb. "Wenn die Prognosen des RKI auch nur einigermaßen stimmen, müssen wir das am Laufen haben, weil sonst trotz der in Berlin besonders guten Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser, trotz der Aufstockung der Betten für Beatmete in allen Krankenhäusern Berlins, wir mit einem Überlaufen rechnen müssen." Genau das müsse unbedingt verhindert werden, so Broemme weiter: "Wir möchten nicht haben, dass man dann selektieren muss, wen man noch beatmen kann und wer hat eben Pech."

"Wir können nicht lange rumeiern"

Entstehen soll das Krankenhaus laut Broemme in einer umfunktionierten Messehalle, der Halle 26 an der Jafféstraße, die von der Messe an das Land abgetreten wird. Die Entscheidung für das Messegelände in Charlottenburg begründete er damit, dass dies der Ort sein, an dem "das am schnellsten machbar sein dürfte".

Broemme zufolge unterstützen bereits zahlreiche Firmen der Stadt sowie die existierenden Berliner Krankenhäuser das Projekt. "Wir können nicht lange rumeiern. Wir müssen anpacken, planen und dann umsetzen", sagte er. Dabei spüre er eine große Hilfsbereitschaft: "Da sind die Berliner unschlagbar, auch mit ihren Firmen." Man werde eine Art Trockenbau aufstellen, "mit Leuten, die froh sind, wenn sie jetzt ein paar Aufträge kriegen".

Bundeswehr will keine Mediziner schicken

Außerdem werde noch am Donnerstag bei der Bundeswehr ein Amtshilfe-Antrag gestellt: "Knowhow brauchen wir. Und das medizinische Personal können wir nicht von Praxen und Krankenhäusern abziehen." Geplant sei auch, über die Medien Aufrufe zu machen, um zusätzliches Personal zu mobilisieren. Unterstützung werde außerdem von THW, Feuerwehr und den Hilfsorganisationen kommen.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer stellte am Donnerstagmittag allerdings klar, dass die Bundeswehr nicht in der Lage sei, medizinisches Personal für das Krankenhaus zu stellen. "Wir können beim Aufbau und bei der Ausrüstung von Feldbetten und anderem Material helfen", so die CDU-Politikerin. "Aber wir können ein solches Krankenhaus nicht mit eigenem Personal betreiben - denn das wäre dann Personal, das wir wiederum aus dem Bundeswehr-Krankenhaus in Berlin abziehen müssten".

Der Bundeswehr-Generalstabsarzt Stephan Schoeps bezeichnete die Coronaklinik in der "Bild-Zeitung" als "nicht hilfreich". Er sehe das Projekt kritisch, sagte der Stellvertreter des Inspekteurs des Sanitätsdiensts der Bundeswehr. "Sie müssen es ja mit Menschen betreiben - und diese Menschen werden aus dem bisherigen Gesundheitssystem herausgezogen und müssen dann in den Messehallen arbeiten, warnte Schoeps.

Das Corona-Krankenhaus auf dem Messegelände soll laut Broemme keine Dauereinrichtung werden, aber solange in Betrieb bleiben, wie es erforderlich ist. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) kann die Coronawelle im schlimmsten Fall bis zu zwei Jahre andauern.

Albrecht Broemme leitete 1992 bis 2006 die Berliner Feuerwehr. Anschließend war er bis zu seiner Pensionierung Ende 2019 Präsident des Technischen Hilfswerks (THW).

Sendung: Inforadio, 19.03.2020, 8:30 Uhr

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40 Kommentare

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  1. 40.

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich komme zwar nicht aus dem medizinischen noch Pflegebereich, aber vielleicht kann ich Ihnen mit meinem kaufmännischen BWL-Studium sowie handwerklichen Fähigkeiten meine Hilfe zur Verfügung stellen ...

  2. 39.


    Guten Tag,
    Ich bin mänlich, 63 J alt, fühle mich gesund und möchte helfen.

    Mit freundlichen Grüßen BC

  3. 38.

    Ich bin 63 J alt, fühle mich gesund und möchte helfen.

    Mit freundlichen Grüßen BC

  4. 37.

    Guten Tag,
    Ich bin Medizinerin mit langjähriger Berufserfahrung und würde meine Arbeitskraft gerne zu Verfügung stellen.
    Bitte teilen Sie doch Kontaktdaten mit!
    Mfg CH

  5. 36.

    Guten Tag, ich bin gelernte examinierte Altenpflegerin und arbeitssuchend. Ich finde keine Hotline, wo jetzt examiniertes Pflegepersonal gesucht wird. Sie können mir gerne Kontaktdaten zusenden.

  6. 35.

    Guten Tag, geehrtes RBB-Team
    Bin solo-selbständige Ärztin und Expertin für öffentliche Gesundheit (MScPh), einzige Erwachsene im Mehrere-Personen Haushalt. Und aufgrund der Entwicklungen vorübergehend arbeitssuchend. Gibt es eine Emailadresse, oder weitere Informationen, wie und mit welchen Kenntnissen ich mich bewerben kann?
    Wäre bereit und in der Lage auch zunächst ehrenamtlich zu arbeiten (langjährige, etwas zurückliegende Kenntnisse im DRK, Sanitätsdienst und Katastrophenschutz)
    Herzliche Grüsse
    B. Schiplak

  7. 34.

    Ich bin Allgemeinmediziner und würde am Wochenende oder ggf. nach den Praxiszeiten die Arbeit unterstützen können. Bitte geben Sie mir Kontaktdaten wo die Arbeit koordiniert wird.

  8. 33.

    Hi. Ich habe zwar keine Ausbildung im medizinischen Bereich, aber denke ich hatte das Virus bereits durch. Bin mir allerdings nicht ganz sicher.
    Ich würde gerne helfen, denn Betten machen oder was auch immer kann ich auch.
    Freue mich über Nachricht.
    Simon

  9. 32.

    Hallo, ich bin examinierte Krankenschwester und wohne direkt am Messegelände. Ich arbeite zwar mittlerweile in einem anderen Beruf, würde aber falls mein Arbeitgeber mitspielt, jederzeit aushelfen. Ich war über 10 Jahre in der Inneren und Chirurgie tätig.
    Bitte melden Sie sich bei mir!
    LG
    Jessica

  10. 31.

    Wer ist denn der Träger und wo kann man sich bewerben?

  11. 30.

    Toll - ein Notkrankenhaus. Parallel dazu werden funktionierende Stationen, mit funktionierenden Teams geschlossen und aufgelöst. Konkret werden im Humbold Klinikum (Vivantes) nächste Woche 3 Stationen geschlossen (u.a. die Urologie)und die Mitarbeiter werden im Haus verteilt.
    Das nenne ich gelungenes Kriesenmanagment: Die Urologie ist z.B. komplett ausgestattet, größtenteils sogar mit Sauerstoffversorgung, modernen Betten geschultem Personal. Vielen Dank!

  12. 29.

    Ich bin selbst ausgelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und würde gerne , sobald das Krankenhaus fertig gestellt ist mit meiner Kollegin vor Ort helfen und arbeiten, bitte melden Sie sich, wenn Sie noch Personal benötigen

  13. 28.

    Wenn schon medizinisches Personal aus der Rente zurück gerufen wird, das selbst zur Risikogruppe gehört, sollte dieses nicht im Corona-Krankenhaus eingesetzt werden sondern an anderen Kliniken, wo sie weniger Infektionsrisiken ausgesetzt sind. Dafür können dann Jüngere aus den übrigen Kliniken in die Corona-Klinik wechseln.

  14. 27.

    Krankenhaus?
    Was für eine Frechheit, haben die Herrschaften überhaupt keine Vorstellungen von Krankenhäusern?
    Keine Ausstellungshalle kann ein Krankenhaus werden, nur eine Bettenburg ohne Sicherheit für die Patienten. Intensivstationen sehen anders aus.

  15. 26.

    Das Personal ist ja da, nur hat u.a. die FDP das Gesundheitwesen mit etlichen "Unternehmenberatern", sprich McKinsey und Konsorten auf Gewinnoptimierung getrimmt. Also Hungerlöhne, Ausdünnung der Personaldecke etc. so dass viele Pflegekräfte andere Berufe ergreifen mußten um ihre Familien zu versorgen.

    Aber keine Angst, die werden nach der Krise wieder alle entlassen und das Gesundheitwesen wird weiter von diesen Verbrechern "optimiert" werden. Die sind lernresitent, bzw. die können sich Privatkliniken leisten.

  16. 25.

    Ich redete von Fachpersonal.
    Immerhin geht es um 1000 Betten mit Schwerkranken.
    Und wenn jetzt schon in ganz Deutschland Händeringend Klinik personal gesucht wird- da ist ihr Hinweis eher lächerlich.
    Nicht nur in Berlin erkranken Menschen.

  17. 24.

    https://www.rbb24.de/panorama/thema/2020/coronavirus/beitraege/aufruf-personal-mediziner-medizinisches-personal-krankenhaeuser.html

  18. 23.

    Welches Fachpersonal will man dort einsetzen ?
    Unsere Krankenhäuser stöhnen jetzt schon unter Personalmangel.
    Es ist mir ein Rätsel warum der RBB hier nicht nachhakt ?

  19. 22.

    Danke schön an berlin berlin 67 für ihren Beitrag. Das gibt Hoffnung im Umgang mit diesem Sch....virus!Alles gute!

  20. 21.

    Ja klar, hätte jemand was anderes berichtet wäre er auch im Gefängnis gelandet. In China gibt es keine Ausschreibungen, keinen Arbeitsschutz, nichts!

    Wenn ihnen eine Diktatur so gut gefällt, dann wandern sie doch aus!

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