Corona-Pandemie - Berlin schließt ab Montag schrittweise Schulen und Kitas

Fr 13.03.20 | 19:16 Uhr
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Eine Grundschule in Berlin (Quelle: imago images)
Video: Abendschau | 13.03.2020 | M. Kell/T. Nicolas | Bild: imago images

Angesichts der steigenden Zahl von Corona-Infizierten stellen Schulen und Kitas in Berlin ab Montag stufenweise ihren Betrieb ein. Als erstes trifft es die Oberstufenzentren, ab Dienstag schließen dann alle Schulen und Kitas - zunächst bis zum Ende der Osterferien.

Was Sie jetzt wissen müssen

Schulen und Kitas stellen in Berlin ab kommender Woche stufenweise den Betrieb ein. Mit dieser Maßnahme soll eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindert werden, teilten der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Freitagnachmittag nach einer Sondersitzung des Senats mit.

Die Schließung soll am Montag mit den Oberstufenzentren und Berufschulen beginnen. Ab Dienstag sollen dann alle Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schulen schließen.

Allerdings soll es an jeder Schule für Kinder von Eltern aus Berufsgruppen wie etwa Polizei oder Feuerwehr ein Notfallangebot geben. Das Notbetreuungangebot soll von den Schulen selbst organisiert werden. So könnten die Schulleiter entscheiden, ob Mitarbeiter zu Hause arbeiten oder präsent sein müssen. Müller und Scheeres bekräftigten, dass relevante Prüfungen wie Abitur und Mittlerer Schulabschluss (MSA) wie geplant durchgeführt werden können.

Die Maßnahmen sollen vorerst bis zum Ende der Osterferien am 19. April gelten.  

Kita-Notversorgung vor allem in der Nähe von Krankenhäusern

Für die Aufrechterhaltung von systemrelevanten Infrastrukturen des Gesundheitswesens will die Senatsverwaltung ein beschränktes Notversorgungssystem zur Kindertagesbetreuung aufrechterhalten. Eine Betreuung soll laut Müller vor allem für Kinder von Eltern sichergestellt werden, die wichtig seien für das Funktionieren der Stadt. Laut Scheeres gehören dazu Berufsgruppen wie Feuerwehr, Polizei und medinisches Personal.

So soll besonders in der Nähe von Kliniken ein Betreuungsangebot aufrecht erhalten werden. Zudem sollen an zentralen Orten in den Kiezen jeweils Notfallbetreuungen organisiert werden. Laut Scheeres verhandelt der Senat mit den Trägern darüber, eine Notversorgung von 15 Prozent aufrecht zu erhalten. Die Senatorin betonte aber auch: "Sinn ist ja, dass die Kinder zu Hause bleiben."

Die Berliner Feuerwehr plant bereits einen eigenen Notdienst für die Kinderbetreuung. Bislang ist noch offen, wie dieser umgesetzt wird. "Wir können nicht alle Kinder zusammenholen und betreuen, dann können wir gleich die Schulen offen lassen", sagte Sprecher Thomas Kirstein dem rbb. Die einzelnen Wachen könnten die Betreuung auch selbständig in die Hand nehmen. Laut Kirstein hat sich bislang noch kein Feuerwehrmann mit dem Coronavirus infiziert.

GEW sieht große Probleme für Abiturienten

Bereits vor der Sondersitzung des Senats war bekannt geworden, dass die Berliner Schulen ab der kommenden Woche schließen werden. Daraufhin waren Befürchtungen in der Lehrergewerkschaft GEW laut geworden, für die bevorstehenden Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) und Abitur könnten die Schulschließungen ein Problem werden. "Dafür muss es aber eine Lösung geben", forderte der GEW-Vorsitzende Tom Erdmann am Freitag. Notfalls müssten die MSA-Prüfungen auf die Zeit kurz vor den Sommerferien verschoben werden. Arbeitgeber seien dann gefordert, mit Bewerbungsfristen großzügig umzugehen. "Es kann nicht sein, dass Jugendliche das ausbaden müssen."

"Auch die Abitur-Prüfungen sind ein Problem", sagte Erdmann. "Der Unterricht wäre noch bis zu den Osterferien gegangen. Wenn er jetzt ausfällt, fallen auch Unterrichtsinhalte weg." Dabei könne es auch um Themen gehen, die bei den Prüfungen eine Rolle spielen, so der GEW-Vorsitzende. "Man muss aber sicherstellen, dass die Schüler in der Lage sind, an den Prüfungen teilzunehmen." Eine Möglichkeit sei auch in diesem Fall, die Prüfungen zu verschieben und die ausgefallenen Unterrichtswochen "hinten dran zu hängen".

Den Unterricht online zu organisieren, hält Erdmann für wenig realistisch. "Das wird nicht übers Wochenende möglich sein, die Schüler mit der notwendigen Technik auszustatten", sagte er. Wenn Kurse oder Klassen bereits zum Beispiel mit der Plattform Lernraum Berlin arbeiten, sei vorstellbar, Unterrichtsmaterial online zur Verfügung zu stellen. Das gehe aber nicht mit Schülern, die das noch nie gemacht haben.

"Jeder von uns wird diese Einschränkungen spüren"

Auch die Berliner Hochschulen treffen vorbeugende Maßnahmen. Alle Präsenzveranstaltungen werden bis auf weiteres eingestellt, wie die Senatskanzlei am Freitag mitteilte. Durch Online-Formate "und andere kreative Möglichkeiten" sollen die Hochschulen den Lehrbetrieb aufrecht erhalten.

Seit Freitag sind auch viele Bibliotheken in der Stadt geschlossen. Der Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) teilte mit, dass sämtliche angeschlossenen Einrichtungen bis zum 19. April für den Publikumsverkehr geschlossen bleiben. Ausgeliehene Medien können bis zum Ende dieser Schließzeit behalten werden, Mahngebühren werden nicht fällig, Rückgabeautomaten bleiben jedoch offen.

Der Regierende Bürgermeister erwartet, dass die Coronakrise noch Wochen oder sogar Monate andauern wird. Im Moment richte der Senat alle Aktivitäten darauf aus, die Ansteckungen gering zu halten und die Begegnungen in der Stadt auf ein Minimum zu reduzieren, sagte Müller: "Jeder von uns wird diese Einschränkungen spüren." Er gehe aber davon aus, dass diese nur für einen befristeten Zeitraum notwendig seien.

Fallzahlen für Berlin und Brandenburg

Stand Freitagnachmittag 15 Uhr gibt es 174 bestätigte Coronafälle in Berlin. Wie in den vergangenen Tagen auch schon, werden die Kontaktpersonen ermittelt, kontaktiert und unter Quarantäne gestellt. Inzwischen werden acht Personen im Krankenhaus isoliert behandelt, der Rest ist in häuslicher Isolation.

In Brandenburg wurden demnach bislang 44 Menschen positiv getestet. In ganz Deutschland waren laut Robert-Koch-Institut 3.062 Fälle bestätigt.

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

  • Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

  • Was passiert mit möglichen Infizierten?

  • Was passiert mit Kontaktpersonen?

  • Welche Kapazitäten haben die Kliniken?

  • Welche Reisebeschränkungen gibt es?

  • Wie viele bestätigte Fälle gibt es?

  • Ist das Virus meldepflichtig?

  • Was ist das Coronavirus?

  • Woher kommt das Virus?

  • Wie kann ich mich anstecken?

  • Wie ansteckend ist das Virus?

  • Wer ist besonders gefährdet?

  • Wie funktioniert der Test?

  • Was sind die Symptome?

  • Wie kann ich mich schützen?

  • Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

  • Gibt es Immunität gegen das Virus?

  • Wie hoch ist die Sterberate?

158 Kommentare

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  1. 158.

    Die Website Lernraum Berlin ist seit heute Vormittag offline... wahrscheinlich weil Schüler versuchen sie zu nutzen?

  2. 157.

    Na immerhin gibt es im Fernsehen ein spontan eingführtes TOGGO Ferienprogramm. Auch KIKA stellt auf Ferien um.

  3. 156.

    Genau das ist der Plan.

    Manchmal fällt der Groschen spät.
    Und manchmal hilft einfach nur
    richtiges durchlesen :)...

  4. 155.

    Wie sieht es denn aus mit den Berufsschulen (und Gesundheizsschulen) in Berlin aus - bleiben diese weiter offen oder auch geschlossen?

  5. 154.

    Ich meinte die Kitas, hätte ich vielleicht dazu sagen sollen.

  6. 153.

    Da das Notfallbetreuungsangebot von den Schulen selbst organisiert wird, fragen Sie dort am besten direkt nach.

  7. 152.

    Da gibt's doch diese Redewendung: Der Blinde, der von der Farbe spricht...

    Wären Sie halt mal Lehrer geworden,wenn der Beruf doch so entspannt ist.

  8. 151.

    Die Schulschließungen an sich finde ich absolut richtig, da Kinder zwar meist nicht am Coronavirus schwer erkranken, jedoch ohne Symptome infiziert sein können und als "heimliche Überträger" fungieren.

    Interessieren würde mich aber auch: Sind denn die Schwimmhallen bereits geschlossen? Die feuchte Luft dort kann sicher dem Virus zu Gute kommen, wodurch eine Übertragung verstärkt wird. Auch wenn das Wasser an sich durch Chlor relativ clean sein dürfte, macht mir das Klima in den Hallen doch Sorgen.

    Auf die Schulschließungen bezogen finde ich wichtig, dass das TV sofort auf Ferienprogramm umgestellt wird - langgeweilte Kinder sind unerträglich! ... also für gute Unterhaltung sorgen!

  9. 150.

    Liebes RBB Team,
    es ist immer die Rede von Notfallbetreuung, die angeblich zugesichert ist. Wo kann man denn verlässlich erfahren, welche Einrichtungen (und zu welchen Zeiten) diese Betreuung anbieten?

  10. 149.

    Wir Lehrkräfte empfangen nicht „entspannt“ weiter unser Gehalt. Wir haben trotz Schulschließungen zum Dienst zu erscheinen, u.a., um Kinder der wichtigen Berufsgruppen zu betreuen (auch wenn wir zu Hause selbst Kinder zu betreuen haben). Wir sind weiterhin dazu angehalten, über digitale Plattformen Aufgaben bereitzustellen und diese auch zu korrigieren. Zudem sind nehmen wir trotzdem sämtliche Prüfungen ab und beschäftigen uns z.B. auch mit Klausurersatzleistungen etc. Wir haben also keineswegs frei!

  11. 148.

    Auf den Seiten der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung werden viele Fragen beantwortet.
    Hier auf rbb.24 FAQ werden viele Fragen beantwortet, ebenso beim Internetportal des Berliner Tagesspiegel. Mit diesen drei Medien fühlen wir uns gut informiert.
    Hotlinenummern sowie Ärzte und erst recht die Nummern von Feuerwehr und Rettungsdiensten sollten nur gewählt werden wenn dringend notwendig ist!
    Auf weitere Fragen wird es sicher in den nächsten Tagen Antworten geben.

    Hoffentlich setzt sich nun die Einsicht durch wie wichtig ein gutes Gesundheitswesen ist und dass es keinen ökonomischen Gesichtspunkten unterliegen sollte, jedenfalls nicht an erster Stelle.

  12. 147.

    Sehe ich ganz genau so. Während Lehrer sich entspannt solidarisch zeigen, dabei weiter ihr Gehalt beziehen, bezeichnen sie mich als Egoistin, weil ich weiter Geld verdienen muss, wovon ich gern Steuern zahle, von denen dann der Öffentliche Dienst bezahlt wird. Das kann echt nicht wahr sein. Und das, nachdem ich schon diverse Mediziner, auch Virologin Prof. Brinkmann, habe sagen hören, dass sie die Maßnahmen für überzogen halten. Die meisten Frauen zwischen 30 und 59 haben den Infekt ohnehin schon durchgemacht - unbemerkt. Wie lange soll diese Situation aufrecht erhalten werden? Wir ahben bald keine Wirtschaft mehr - und dann auch kein Gesundheitssystem mehr. Wer jedoch so etwas laut äußert, wird, auch hier beim RBB als Stammtisch-Ideologe abgewürgt.

  13. 146.

    Ich frage mich nur, wer die Kinder von uns Lehrkräften betreut, wenn wir die Kinder der wichtigsten Berufsgruppen betreuen...

  14. 145.

    Einfach mal Herrn Müller persönlich fragen, besser noch RRG.
    Dieser inkompetente Meisterbürger sowie dieser ganze inkompetente Senat hat doch IMMER für ALLES keinerlei Lösung !!!

  15. 144.

    Ich verstehe diese schrittweose Taktik nicht, was hat es damit auf sich????

  16. 143.

    Die Zahl von 25000 Toten in der Grippesaison 2017/2018 stammt vom RKI. Ich frage mich nur warum es 2018 keine bundesweiten Schul-und KITA Schließung gab. Was sind berechtigte Vorsichtsmaßnahmen und was ist Aktionismus bzw. Hysterie ?

  17. 142.

    Wir sollten alle Politiker werden. Dann hat niemand Geldprobleme. Wir verhungern und verdursten dann gemeinsam. Ob Herr Müller den Sinn versteht ?

  18. 141.

    Wie und wo haben Sie diese Information gefunden?
    Unser Senat hat bisher davon nichts verlauten lassen.
    Bitte um Hintergrund.

  19. 140.

    dann sind Sie auch gegen das Kurzarbeitergeld? Da gehts doch dann auch nur um die Arbeiternehmer*innen mit ihren Problemchen, oder?

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