"Für die nächsten Stunden und Tage" - Brandenburg schließt Ausgangsbeschränkungen zunächst aus
Brandenburgs Ministerpräsident Woidke zeigt sich mit dem bisherigen Erfolg der Corona-Maßnahmen zufrieden. Ausgangssperren schließt er vorerst aus. Zudem plant Gesundheitsministerin Nonnemacher fast doppelt soviele Beatmungsplätze.
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat sich in einer Pressekonferenz am Freitag zufrieden mit der Wirkung der bisherigen Corona-Maßnahmen gezeigt. Ausgangsbeschränkungen, wie sie am Freitag einige Bundesländer verhängt hatten, könne er für diese Bundesländer zwar nachvollziehen, sagte Woidke, er schloss sie aber für Brandenburg zunächst aus: "für die nächsten Stunden und Tage zumindest". Man werde aber am Wochenende die Situation genau beobachten. Für Sonntag ist eine Besprechung der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geplant.
In Brandenburg müsse man wegen der Dauer der Inkubationszeit nun weiter abwarten, wie die erfolgreich die bisherigen Schritte waren. "Wir müssen auch leider damit rechnen, dass die Dynamik in den nächsten Tagen weiter zunimmt." Er habe für Brandenburg aber einen "sehr guten Eindruck", sagte Woidke. "Mich freut besonders, dass nicht nur die restriktiven Maßnahmen gut umgesetzt worden sind", so der Ministerpräsident, "sondern dass sich auch das Verhalten der Menschen im Land verändert hat."
"Nicht in zwei oder drei Wochen vorbei"
Es brauche bei jedem Brandenburger und bei jeder Brandenburgerin Verständnis für die derzeitige Situation: "Die Maßnahmen, die wir verhängen, wirken nur, wenn jeder einzelne verstanden hat, dass wir in einer sehr, sehr ernsten Situation sind und jeder einzelne nicht nur Verantwortung für sich, sondern auch für seine Familienmitglieder und Nachbarn übernimmt." Er appellierte inbesondere an junge Menschen, sich solidarisch zu verhalten und nicht die Gefahr unterschätzen, der auch Jüngere momentan ausgesetzt sind.
Man müsse sich zudem auf eine längere Zeit einstellen, sagte Woidke: "Es wird nicht in zwei oder drei Wochen vorbei sein."
232 bestätigte Corona-Infektionen in Brandenburg
Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Brandenburg hat sich am Freitag auf 232 erhöht (Stand: 8 Uhr). 28 bestätigte Fälle seien im Vergleich zum Vortag hinzugekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Potsdam mit. Neu gemeldet wurden demnach zehn Coronavirus-Infektionen in Potsdam, in der Landeshauptstadt verdoppelte sich damit die Zahl auf 20. Acht Infektionen kamen in Barnim dazu, sechs in Oberhavel. Jeweils zwei neue Infizierte verzeichneten Cottbus und Brandenburg/Havel.
Brandenburg verspricht fast doppelt so viele Beatmungsplätze
Um mehr Coronafälle mit schwerem Krankheitsverlauf therapieren zu können, will Brandenburg die Zahl der Beatmungsplätze auf 1.097 erhöhen. Derzeit verfüge das Land über 620, Anfang 2019 seien es 502 gewesen, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Freitag in Potsdam.
"Es sind noch wenige Patienten in Brandenburg, die der stationären Behandlung bedürfen", berichtete sie über den aktuellen Stand. "Wir haben auch erst ganz vereinzelt Beatmungsfälle, aber wir wissen, es wird jetzt drastisch zunehmen." Bund und Länder hatten sich auf eine Verdoppelung der Kapazitäten geeinigt.
Die Grünen-Politikerin traf sich am Freitag mit den Spitzen der Gesundheits- und Ärztevertreter des Landes. Materialengpässe müssten in den nächsten Tagen dringend behoben werden, forderte etwa Detlef Troppens, Vorsitzender der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg. Die Mitarbeiter in den Kliniken müssten sich selbst schützen können. "Das ist eine Krise ungeahnten Ausmaßes", sagte er. "Wir haben uns vor 14 Tagen alles Mögliche ausgemalt, aber dass es derartig schnell kommt - ich denke, das ist jetzt doch auch für Fachleute teilweise überraschend."
Umstellung von Regel- auf Coronaversorgung
Die Krankenhäuser stellten derzeit ihren gesamten Betrieb um, berichtete Troppens. Regelversorgung werde zum Teil nach hinten geschoben. "Wir haben auch viele Diskussionen mit Patienten diesbezüglich", sagte er und betonte: "Wir schaffen freie Kapazitäten, um diesem Ansturm gerecht zu werden." Außerdem appellierte er: "Bitte überfordern Sie die medizinische Versorgung nicht als Bevölkerung. Nicht jeder kann getestet werden." Die Möglichkeiten seien sehr beschränkt.