Regierender geht in Quarantäne - Müller, Pop und Lederer lassen sich auf Coronavirus testen
Nun gibt es auch den ersten Verdacht auf Coronavirus im Berliner Senat - und zwar an dessen Spitze: Der Regierende Bürgermeister Müller, Wirtschaftssenatorin Pop und Kultursenator Lederer lassen sich auf das Virus testen. Müller geht sogar in Quarantäne.
Wegen des Verdachts auf eine Infektion mit dem Coronavirus lassen sich Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) testen. Das bestätigte eine Sprecherin der Senatskanzlei auf Nachfrage des rbb. Auch der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, wird sich testen lassen.
Hintergrund ist eine Veranstaltung im Abgeordnetenhaus mit dem israelischen Botschafter Jeremy Issacharoff Anfang März. Damals wurde bei einer Feier das Bild der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer enthüllt. Inzwischen wurde der Botschafter positiv auf das Coronavirus getestet. Laut Senatskanzlei habe Müller den Botschafter nur "aus der Ferne" gergüßt.
Bei dem Termin waren auch verschiedene Abgeordnete von Bundestag und Bundesrat als Gäste geladen. Etliche Parlamentarierinnen und Parlamentarier hatten demnach direkten Kontakt mit Issacharoff. Das Abgeordnetenhaus hat seine Plenumssitzung am Donnerstag abgesagt.
Senat erklärt sich für "handlungsfähig"
Müller wird nun bis Sonntag nicht ins Rote Rathaus gehen, sondern sich freiwillig in Quarantäne zu Hause begeben. Kommenden Montag sind 14 Tage seit der Veranstaltung mit dem Botschafter und damit die Inkubationszeit vorbei. "Ihm geht es gut", sagte seine Sprecherin Melanie Reinsch. Auch Wirtschaftssenatorin Pop will sich nach rbb-Informationen freiwillig in häsuliche Quarantäne begeben. Sie zeige allerdings "absolut keine Symptome", so eine Sprecherin der Senatorin. Pop werde wie Müller über Email und Telefon weiterarbeiten.
Pop und Lederer waren zwar nicht bei der Veranstaltung mit Issacharoff, lassen sich aber auf das Virus testen, weil sie eng mit Müller zusammenarbeiten.
Nicht auf das Coronavirus testen lassen will sich dagegen Gesundheitssenatroin Dilek Kalayci. "Ich habe keinen Anlass dafür." Der Senat sei weiterhin handlungsfähig, so Kalayci.
Möglicherweise wird sich auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke testen lassen müssen. Er saß am Mittwoch lange mit Müller und mehreren Regierungsmitgliedern aus Berlin und Brandenburg bei einer Sondersitzung zusammen. Man werde "entsprechende Schritte einleiten", sagte Regierungssprecher Florian Engels auf rbb-Nachfrage. "Wir sind im Kontakt mit der Senatskanzlei."
In Berlin sind derzeit nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung 519 Corona-Fälle bestätigt (Stand: 18.03.2020, 16:10 Uhr).