Brandenburgs Gesundheitsministerin Nonnemacher - "Wir können das nicht über Wochen und Monate durchhalten"

Mi 25.03.20 | 11:21 Uhr
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Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Bild: dpa/Paul Zinken

Für eine Bekämpfung der Corona-Pandemie mit Augenmaß hat sich Brandenburgs grüne Gesundheitsministerin Nonnemacher ausgesprochen. Statt langfristiger drastischer Einschränkungen fordert sie eine Neubewertung, wenn die Kurven abflachen.

Was Sie jetzt wissen müssen

Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hat angesichts der großen Einschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus Augenmaß gefordert. "Wir haben jetzt sehr drastische Maßnahmen an den Start gebracht. In einer Demokratie und in einem Rechtsstaat noch weiter zu gehen, fände ich schon schwierig", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. "Wir müssen jetzt gucken, wann die Kurven abflachen und ob wir dann nachsteuern müssen." Sie betonte: "Ich glaube, wir können Maßnahmen dieser Intensität nicht über Wochen und Monate durchhalten. Erstens könnte man dann die Wirtschaft in diesem Land ad acta legen, außerdem brauchen wir funktionstüchtige Institutionen."

Strenge Maßnahmen bis zum 5. April

Damit sich das Virus langsamer ausbreitet, dürfen Brandenburger seit Montag draußen nur allein, mit Angehörigen aus dem eigenen Haushalt oder nur mit einer Person außerhalb des Haushalts bei 1,5 Meter Abstand unterwegs sein. Das gilt vorerst bis 5. April. Das Betreten öffentlicher Orte ist verboten, aber Ausnahmen gelten für Arbeit, Arztbesuche, Einkaufen, Krankenbesuche, Sport und dringende Behördentermine. 

Viele Läden sind geschlossen, Supermärkte, Drogerien, Banken, Poststellen und Tankstellen haben aber offen - auch Gaststätten, die Waren zum Liefern oder Abholen verkaufen. Andere Länder wie Bayern haben weitgehendere Regeln.

"Einheitliches Vorgehen finde ich gut"

Nonnemacher wirbt für möglichst einheitliche Beschränkungen, zeigt aber auch Verständnis für Unterschiede. "Bund und Länder haben bisher mehrfach versucht, bei Ausgehbeschränkungen einigermaßen einheitlich vorzugehen. Das finde ich gut", sagte Nonnemacher. "Natürlich ist es ein Problem, wenn in der Krise immer einige vorpreschen und dann wird gesagt, das sind die führungsstarken Leute und die anderen sind Bedenkenträger. Aber wir müssen auch sehen, dass Bayern und Baden-Württemberg ganz anders betroffen sind." Man müsse versuchen, relativ einheitlich vorzugehen, weil das sonst nicht vermittelbar sei, aber auch Verständnis für regionale Besonderheiten haben.

Krankenhäuser brauchen Sicherheit

Die Krankenhäuser sind nach ihrer Ansicht der Schlüssel zur Bewältigung der Krise. "Die Bilder aus Italien schockieren auch deshalb, weil dort die Krankenhäuser zusammenbrechen", sagte Nonnemacher, die selbst Medizinerin ist. "Wir müssen den Krankenhäusern die Angst vor finanziellen Nachteilen nehmen, wenn sie planbare Operationen und Eingriffe verschieben, mit denen sie Geld verdienen."

Das müsse die Allgemeinheit ausgleichen. "Die Pauschale für leere Betten ist schon etwas erhöht worden, das ist nach Meinung der Krankenhäuser noch deutlich unzureichend." Die Krankenhäuser bräuchten Sicherheit. "Sonst werden wir auch Widerstände erleben, mehr freie Betten zur Verfügung zu stellen und das können wir nicht gebrauchen." Sie wolle die Leistung ambulanter Ärzte mit ihrer Einschätzung nicht schmälern.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.03.2020, 10.00 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Was sind Sie denn für ein Experte? Es gibt mehrere Analysen, die vermuten, dass Italien deshalb so eine hohe Sterberate hat, weil sie vorrangig die schweren Fälle detektieren und kaum die weniger tragischen Fälle. Deutschland hingegen hat, so die Experten, aufgrund der vielen Tests eine vergleichsweise geringe Dunkelziffer. Deutschland hat früh angefangen zu testen und testet viel.
    Von Wegen Peak! Ich kommentiere zwar fast 24 h nach Ihnen, aber in dieser Zeit sind 5888 neue Fälle hinzu gekommen. Morgen haben wir dann vielleicht die 50.000 geknackt und nächsten Montag stehen wir irgendwo zwischen 60-70k. Also fast beim Doppeltem von dem, was Sie hier als Peak verkaufen.

  2. 27.

    Prinzipiell ist aber die Frage, welchen Plan Frau Nonnenmacher verfolgt. Hat sie einen? Die WHO sagt, man solle so viel wie möglich testen und die positiv Getesteten in Quarantäne schicken. Bei uns werden auch sehr Kranke nicht getestet, wenn sie nicht in einem Risikogebiet waren (NRW wird hier noch nicht dazugezählt) - so kann man Fallzahlen auch niedrig halten.
    Corona ist ja keine Einbildung und nichts, was sich von Ostern von allein erledigt haben wird. Daher ist die Frage, ob man einfach in den Normalbetrieb zurückkehrt und abwartet was passiert - warum aber hat man dann kurzfristig das gesellschaftliche Leben lahmgelegt? Zu bedenken ist, dass nach wie vor von Menschen jeder Altersgruppen Corona-Partys gefeiert werden im privaten Bereich.

  3. 26.

    Es ist schon erschreckend zu sehen wie viele Menschen hier durch die Panik total verblendet sind und nicht mal die Zahlen richtig mehr interpretieren können.
    Nein wir steuern nicht auf ein Chaos zu und wir sind auch nicht mit Italien vergleichbar, sollte man irgendwie mal als Mantra hier einfügen.
    Und es ist auch mitnichten der Anfang sondern ehet gerade der Peak, den man geht hier von dunkelziffern von mindestens dem zehnfachen aus.
    Da haben ebend aber 99,9% so gut wie nichts gehabt, in mild condition.

  4. 25.

    Rene aus Berlin, ich bin voll bei ihnen.Ich hatte schon so lange die Hoffnung, das die Grünen- gerne auch alle anderen Regierungsmitglieder gerne eine Spende für die schwächeren übrig haben. Weit gefehlt, es kam noch nichts, eine große Schande für unsere Volksvertreter!

  5. 24.

    Die Grünen haben doch sonst für ALLES angeblich eine Lösung, warum denn jetzt nicht !?

    Zeigt sich hier etwa doch das es nur Worthülsen sind was sie ständig verbreiten...

    Ich habe noch von keinem Grünen gehört das er freiwillig auf Gehalt verzichtet und dieses an Krankenhäuser spendet, das was sogar unsere Fußballmillionäre hinbekommen, selbst wenn deren Unterstützung auf Grund der Gehälter ein Witz sind.

    Aber unsere lieben Politiker denken eher noch drüber nach sich ihre Diäten zu erhöhen, anstatt auch mal über Verzicht nachzudenken !!!

  6. 23.

    Herr Schmdt, Sie sprechen mir au der Seele.

    Bei dieser Ministerin kann einem nur Angst und Bange werden.
    Keiner bedenkt, dass wir mit den Zahlen ca 6-10 Tage hinterherhinken.
    Die Infiziertenzahlen verdoppeln sich ca alle 4 Tage, die der verstorbenen ca alle 3 Tage.
    Das finde ich sehr beunruhigend!!!!

  7. 22.

    Man stelle sich vor, Flori Hinkelstein—Schmidt und Moni Ich—bin-nicht—zuständig—Herrmann steuern uns durch die Krise. Die Grünen sind eben Mega—Supi. Mit Regine die—alle—in—Busse—pfercht steuern wir dann in eine grandiose Zukunft.
    Tätää ..

  8. 21.

    Die FAZ benutzte den Ausdruck "Phrasendreschmaschine" anlässlich der Ausführungen der SPD Sozialministerin von RP im Hart Aber Fair Talk. Es wurden von der Dame nur Sprechblasen produziert, dem katastrophalen Mangel an elementaren Seuchenbekämpfungsmitteln, wie etwa dem Mundschutz begegnete sie mit Floskeln. Das politische Personal scheint teilweise völlig überfordert zu sein. Auch die Befürchtungen der Grünen Nonnemacher, dass man das nicht "durchhalten" könne, sind zur Zeit völlig deplatziert. Niemand weiß, wie sich die Seuche weiter entwickelt. In Spanien und in Italien wird das Militär zur Bekämpfung eingesetzt, Spanien ruft die NATO zur Hilfe und in Deutschland haben Linksgrüne Kreise den Ernst der Lage offensichtlich nicht verstanden, wenn sie Diskussion einen möglichen Bundeswehreinsatz von vornherein abwürgen wollen.

  9. 20.

    Endlich mal eine Politikerin, die den Ernst der Lage erkannt hat. Obwohl unsere Politik viel zu lange geschlafen hat und dann übereilt Maßnahmen entschieden hat, die nicht schlüssig sind (Tierpark zu, Baumarkt auf etc.) . Aber lange halten wir diesen Shut-Down nicht durch. Viele Betriebe und Einrichtungen brauchen dringend Einnahmen um Überleben zu können. Da helfen auch Sofortkredite nicht viel. Wenn unsere Wirtschaft am Boden liegt und Beschäftigten kündigt, werden die Sozialkassen arg belastet und es fehlt an Steuereinnahmen, aus denen dann Krankenhäuser, Kitas , Wohnungsbau etc. fiinanziert werden sollen. Folglich müssen alsbald auch alternative Lösungen her Es ist ja jetzt schon im Gespräch, dass in Berlin die Kitas bald kein Geld mehr vom Senat bekommen sollen, da ja kaum noch Kinder betreuut werden. Irgendwo muss das Geld für die Hilfspakete ja herkommen.

  10. 19.

    Wenn man diese weinerlichen, von Selbstmitleid strotzenden Äußerungen einer Landesgesundheitsministerin liest, kann einem nur Angst und Bange werden. Alle maßgeblichen Mediziner wiederholen seit Wochen, daß es erst der Beginn der Corona-Epidemie ist, da werden von ihr ohne Begründung schon wieder Skepsis und Zweifel gestreut. Diese Dame bekommt ihr nicht geringes Salär für die Ertüchtigung des Gesundheitswesens im Land Brandenburg. Darüber schweigt sie sich aus. Im übrigen sind die Quarantänemaßnahmen berechtigt und angemessen - es geht hier um die "Volksgesundheit" und die Bekämpfung einer bislang unbekannten, grassierenden Krankheit. Da muß die individuelle Freiheit jedes Einzelnen (auf unbekümmertes Shoppen und grenzenloses Reisen etc.) auch nach dem Osterfest zurückstehen. Das den Bürgern klarzumachen ist die Aufgabe einer Gesundheitsministerin, anstatt jetzt schon vom "Licht am Ende des Tunnels" zu philosophieren.

  11. 18.

    Nich können wohnt in der will nicht Straße

  12. 17.

    Eine Wirtschaft, in der sich eine gefährliche Seuche ausbreitet ist nicht "durchzuhalten". Glauben Sie im ernst, die Leute gehen wieder sorglos überall hin (z.B. in Hotels), obwohl sie wissen, dass eine Seuche grassiert? So dumm sind die Leute auch wieder nicht. China hat einmal hart und lange durchgegriffen und so die Voraussetzungen geschaffen, wieder einige Fabriken öffnen können. Anders geht es eben nicht.

  13. 16.

    Eine Wirtschaft, in der sich eine gefährliche Seuche ausbreitet ist nicht "durchzuhalten". Glauben Sie im ernst, die Leute gehen wieder sorglos überall hin (z.B. in Hotels), obwohl sie wissen, dass eine Seuche grassiert? So dumm sind die Leute auch wieder nicht.

  14. 15.

    "Dilemma" trifft es sehr gut. Das erste Problem ist, dass sich die Zahl der Erkrankten alle drei Tage verdoppelt, und die Zahl der Toten diesem Trend ungefähr folgt. Wir stehen also erst ganz am Anfang von dieser Scheiße, und in den nächsten Tagen und Wochen wird sich mancher, der es jetzt leicht nimmt, noch ganz schön umgucken. Das zweite Problem ist, dass wir uns nicht ewig einmauern können, und versuchen müssen Lösungen zu finden, wie man die Epidemie bekämpft, ohne dabei die Gesellschaft sozial und wirtschaftlich zu ruinieren; und das dritte Problem ist, dass wenn die Epidemie vorbei ist, wir keine chronischen Schäden an den Grundrechten zurückbehalten dürfen.

  15. 14.

    Ich finde ihre Äußerungen von heute auch vernünftig. Mal sollte die nächsten Tage und wenigen Wochen nutzen,um zu überlegen, wie man die Risikogruppen gezielt schützt, insbesondere auch beim Arzt. Dann steigt auch die Quote der stationären Behandlungen nicht so sehr. Die Einschränkungen für alle müssen auf Dauer verhältnismäßig sein.

  16. 13.

    Solche dümmlichen Kommentare zeigen, das einige den Ernst der Lage noch immer nicht begriffen haben. Einfach mal das Hirn einschalten.

  17. 12.

    Danke für die Zahlen, sieht doch ziemlich entspannt aus (Moment). Vielleicht sollen Sie solche Zahlen von nun immer mitliefern, damit sich die Panik der Menschen etwas relativiert - ohne zu Verharmlosen, natürlich. Schließlich steht das ganze Land mit seinen Bürgern auf dem Spiel - so oder so. Eine echte Dilemmaentscheidung.

  18. 11.

    Hallo Hans Christian,

    kein Problem, liefern wir Ihnen hiermit nach. In Brandenburg werden gegenwärtig 39 Infizierte stationär behandelt, drei davon werden künstlich beatmet und somit intensivmedizinisch behandelt (Stand 24.März, ), in Berlin werden 26 Patienten intensivmedizinisch behandelt.

    Insgesamt ist die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) um 4.191 auf 31.554 gestiegen. Die Zahl der Toten habe um 36 auf 149 zugenommen, teilt das Institut unter Verweis auf Daten von Mittwoch, 0.00 Uhr, mit.

    Beste Grüße und einen angenehmen Tag,

    Ihre Redaktion

  19. 10.

    Auch, wenn ich Frau Nonnenmacher Recht gebe, was das Augenmaß: Es geht nicht um DERZEIT drei Beatmete, sondern darum. dass es nicht viel viel mehr werden. Seltsam, dass das immer noch nicht bei allen angekommen ist.

  20. 9.

    " Politikerin mit Vernunft ""????? Wo bitte ist das vernünftig? Die Frau hat es bis heute nicht geschafft, für alle notwendige Schutzkleidung zu beschaffen. Und wo bitte ist denn überhaupt die GRÜNEN in dieser schwierigen Zeit? Sonst gibt's doch auch immer Vorschriften und komische Vorschläge??

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