Berliner Schulen - Elternausschuss zweifelt an Abiturprüfungen nach Ostern

Mo 13.04.20 | 14:01 Uhr
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Abiturienten eines Gymnasiums schreiben in einer Turnhalle die Abiturprüfung in Deutsch. (Quelle: dpa/Armin Weigel)
Audio: Inforadio | 13.04.2020 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Armin Weigel

Die Berliner Schülersprecher haben bereits gegen die Abiturprüfungen nach den Osterferien protestiert: In der aktuellen Lage sei eine ordentliche Vorbereitung nicht möglich. Die Elternvertreter sehen das ähnlich - und bringen unter anderem Sommerschulen ins Gespräch.

Schon unter normalen Bedingungen kann der Abi-Stress eine ziemliche große Belastung sein. In Zeiten der Corona-Pandemie aber sehen viele Berliner Schülerinnen und Schüler keine Möglichkeit, sich normal auf die anstehenden Prüfungen vorzubereiten - geschweige denn, sie durchzuführen. Ihre Vertreter auf Landesebene haben deswegen bereits gefordert, die Abiturprüfungen ausfallen zu lassen.

"Wir sehen auch große Bedenken, dass die Prüfungen in der Form stattfinden können, wie sie geplant sind", sagte nun auch der Vorsitzende des Landeselternausschsses, Norman Heise, dem rbb. Denn ausschließen lasse sich die Übertragung des Virus selbst mit speziellen Vorsichtsmaßnahmen zwischen den Jugendlichen in der Schule nicht, so Heise. Eine belastbare Risikobewertung für die Prüfungen liege nicht vor. "Wir alle haben große Fragezeichen, wie das mit den Einlass- oder Toilettensituationen, mit Begegnungen vor, nach und vor allem auf dem Weg zur Schule sein soll."

Ausnahmen für gefährdete Schülergruppen

Zudem gebe es Jugendliche, die selber zu einer Corona-Risikogruppe gehörten oder Familienangehörige hätten, die besonders gefährdet seien. Die sollten zur Not auch das Anerkennungsabitur auf Basis der bisher erbrachten Leistungen verliehen bekommen, sagte Heise. Alle anderen Schülerinnen und Schüler sollten die Prüfungen auch zu einem späteren Zeitpunkt bei einem Nachholtermin absolvieren können.

Für all diese Maßnahmen brauche es aber eine bundesweit einheitliche Regelung, sagte Heise weiter. Sonst sei nicht garantiert, dass etwa das Berliner Anerkennungsabitur auch in anderen Bundesländern gelte. "Die Berliner können dann nicht in München, Bonn, Hessen oder wo auch immer studieren. Das ist dann eine riesengroße Benachteiligung."

Scheeres hält an Abiturprüfungen fest

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) wiederum hält weiterhin an den Abiturprüfungen nach den Osterferien fest, selbst wenn die Schulen weiter geschlossen bleiben sollten. Denn das sei bisher die Beschlusslage der Kultusminister. Natürlich werde man bei den Prüflingen auf den Sicherheitsabstand achten, sagte Scheeres Anfang April, "dass dann nicht 100 Personen in einem Saal sitzen, sondern dass sie auf Klassenräume verteilt werden". Zudem habe man den Schulen Vorgaben zur Hygiene gemacht. "Dass wird jetzt alles organisiert, gemeinsam mit den Schulträgern und Schulleitungen."

Elternausschuss schlägt Unterricht in den Sommerferien vor

Eltern- und Schülervertreter in Berlin aber hoffen nun, dass die Kultusminister bei ihren Gesprächen am Mittwoch doch noch eine andere, gemeinsame Lösung finden.

Norman Heise vom Landeselternausschuss Berlin denkt derweil schon über den Abi-Jahrgang 2021 sowie alle anderen Klassenstufen darunter nach: Denen fehlten durch die Coronakrise bereits etliche Unterrichtsstunden, der Stoff sei unter normalen Bedingungen kaum aufzuholen, so Heise. Deswegen müssten nun die Lehrpläne entsprechend ausgedünnt und auf essentielle Fächer fokussiert - während auf Klassenarbeiten und andere Tests eine zeitlang verzichten werden sollte. "Wir haben auch vorgeschlagen, das Konzept der Sommerschulen erheblich ausbzubauen und vielleicht auch verbindlich zu machen, damit die Wissenslücken auch in den Sommerferien aufgeholt werden können."

Zudem, so Heise weiter, sollten Bildungspolitiker Angebote für Fernunterricht allen Schülergruppen zugänglich machen - vor allem denen, die zu Hause nicht die entsprechenden Geräte oder eine gute Internetverbindung hätten und aktuell Gefahr liefen, völlig abgehängt zu werden.

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36 Kommentare

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  1. 36.

    Es gibt in allen Bereichen übergeordnete Gesetze in Ausnahmesituationen wie jetzt mit dem Coronavirus und da werden eben auch bundesländerübergreifende Entscheidungen getroffen , die befinden sich nunmal in Gesamtdeutschland für das gehandelt werden muss!

  2. 35.

    Einheitliches Abi wurde angestrebt. Scheiterte aber, weil die Südländer nicht ihre Standards absenken wollten und andere die Abiprüfungen der Südländer zu schwer fanden. Zum Sonderweg ist nur zu sagen, dass Sie dann Berliner zB die Zugänge zu Studienplätzen in „anspruchsvolleren“ Ländern verbauen. Und auch wenn es Ländersache ist, so ist über die KMK ein Beschluss erfolgt.

  3. 34.

    Vielleicht könnte Berlin den Sonderweg gehen, dann wären die Berliner Abschlüsse aber allesamt wertlos!
    Alle anderen Bundesländer machen kein solches Aufhebens, da wird einfach organisiert, dass genügend Räume und Lehrer zur Verfügung stehen, um kleine Prüfungsgruppen und hohe Abstände zu gewährleisten. Damit liegt die Ansteckungsgefahr dann auch nicht mehr höher als beim Einkauf im Supermarkt und die Prüfungen können unter Abwägung aller Risiken stattfinden. Dieses Berliner Theater um einen möglichen Sonderweg ist langsam nicht mehr zu ertragen. Bei allem Verständnis vor den Ängsten einer Ansteckung, man kann es auch übertreiben. Draußen rumlaufen und Einkaufen geht, aber die Prüfung soll dann plötzlich der neue Infektionsherd sein?
    Zum Lernen hatten die jungen Damen und Herren ja nun auch genug Zeit, gerade als Abiturient muss man das eigenverantwortlich organisieren können, sonst braucht man ein Studium gar nicht erst anfangen.

  4. 33.

    @Kalle: Nein, das ist mir nicht entgangen. Allerdings ist Bildung Ländersache und die Entscheidungen der Kultusministerkonferenzen sind rechtlich nicht bindend, das jeweilige Bundesland hat letztendlich zu entscheiden.
    Ganz unabhängig von dieser Angelegenheit wünsche ich mir, dass man entweder den Föderalismus abschafft oder aber ja, wenn ein Bundesland in einer Sache anders denkt als der Rest, dann sollte es durchaus einen Sonderweg gehen können, gegebenenfalls sogar müssen. Dafür steht schließlich der Föderalsimus.
    Wenn schon Gleichheit der Bundesländer in Schulangelgenheiten, dann bitte ab sofort in allen Dingen.

  5. 32.

    Ich mache eine Ausbildung zur Erzieherin und befinde mich auch vor den Prüfungen. Wir hatten bis zu den Schulschließungen "normalen" Unterricht, da die Lehrer Noten für das Schulhalbjahr brauchten, und sollten dann eigentlich mit den Pfüfungsvorbereitungen beginnen. Wir haben gerade mal von 2 Lehrern (insgesamt haben wir 12!) Materialien und Hinweise zum "Homescooling" in Bezug auf die Prüfungen bekommen.
    Und da sich auch diese Prüfungen an den allgemeinen Prüfungen (Abitur, MSA, etc.) orientieren, werden auch wir schreiben müssen, wenn das Abitur normal stattfindet. Daher fänden wir (einige Mitschüler und ich) es auch besser, wenn es die Möglichkeit einer Verschiebung gibt, um eine "richtige" Prüfungsvorbereitung zu erhalten.
    Und auch bei uns gibt es viele, die aufgrund der Situation "psychisch angeschlagen" sind, sich Sorgen machen etc. - da ist es teilweise unmöglich zu lernen.

  6. 31.

    Vlt ist Ihnen entgangen, dass es einen Beschluss der Länder gibt? Berlin kann da nicht einfach mal machen. Wer hier diskutieren will, der muss es bundesweit machen. Allerdings sind das dann wieder nur Berliner, die einen Sonderweg haben wollen. Andere haben schon Lösungen gefunden und die Prüfungen wurden bzw. werden durchgeführt. Weshalb können wir das hier nicht?

  7. 30.

    Eine verbissen geführte Debatte mit jeweils wenig gezeigtem Verständnis für die jeweils andere Seite, was ich sehr schade finde.

    Eine Gruppe muss nun mal als Versuchskaninchen für die Lockerung der Maßnahmen herhalten. Dass man dafür nun ausgerechnet Prüflinge heranzieht, finde ich schon etwas unglücklich.
    Einen richtig guten Vorschlag, wie das diesjährige Abitur umzusetzen ist, habe ich indessen auch nicht.

    Auch ich wurde direkt vor meiner Abschlussprüfung durch Schließung der Schule (Umschulung in einer beruflichen Reha) aus dem Rennen geworfen und habe meine Probleme damit. Wir haben viele Menschen mit Vorerkrankungen in der Schule, da könnte eine Infektion für den einen oder die andere tatsächlich das Todesurteil bedeuten.
    Eine unheimlich schwierige Entscheidung der Politik!

    Mich würde es freuen und beruhigen, wenn die Debatte zu diesem Thema etwas sachlicher und etwas weniger emotional geführt würde.

  8. 29.

    Am 07.01. wurden die Q3 Zeugnisse verteilt , da wusste jeder Abiturient wie es um seine Prüfung steht ! Nach 12 Schuljahren, viel Unterrichtsausfall ist es lächerlich auf keine Lernmöglichkeiten rumzureiten, wegen einer Woche Unterrichtsausfall, die meisten Schüler haben Handys, damit gut gelernt , in Gruppen vor Corona sind per Mail mit Lehrern verbunden, auch die Armen! Der erste Prüfungstermin unserer Tochter wäre am 25.03. gewesen , die 15 Seiten LF Gesch. hat schon ihr Tutor als Prüfungsvorbereitung bearbeitet bekommen! Bei uns gibt es keinen Luxus, nur wo ein Wille ist , ist auch ein Weg

  9. 28.

    Am 07.01. wurden die Q3 Zeugnisse verteilt , da sollte jeder Abiturient gewusst haben wie es um seine Prüfungen steht. Nach 12 Schuljahren und viel Unterrichtsausfall ist es lächerlich auf keine Lernmöglichkeiten rumzureiten, wegen einer Woche Unterrichtsausfall, die meisten Schüler haben Handys, und damit gut gelernt , in Gruppen vor Corona sind per Mail mit Lehrern verbunden, auch die Armen! Der erste Prüfungstermin unserer Tochter wäre am 25.03. gewesen , die 15 Seiten LF in Geschichte hat schon ihr Tutor als Prüfungsvorbereitung bearbeitet von ihr bekommen! Bei uns gibt keinen Luxus, nur wo ein Wille ist , ist auch Weg

  10. 27.

    Eine Woche fehlt und die Möglichkeiten zum Lernen bis zum Prüfungstermin. Lernen zusammen geht ja z.B. auch nicht mehr und nicht alle haben den Luxus von Häusern mit Garten. Wenn der Ausnahmezustand vorbei ist, kann man ja die Prüfungen schreiben. Also ich würde mich nicht in so einen Prüfungsraum setzen und mich dann mit hoher Wahrscheinlichkeit anstecken lassen. Übrigens die Wahrscheinlichkeit bezieht sich nur darauf, ob jemand in dem Raum infiziert ist. Weil man sich automatisch ansteckt, wenn man 2 Stunden die Luft von solch einer Person einatmen muss. Da helfen auch keine 1,5m Abstand.

  11. 26.

    Falls Sie Abiturient sind , nicht in Quarantäne ab in die Schule zu den Prüfungen, mit nur Ausgangsbeschränkungen kann der Virus überall auf Sie und Mitstreiter lauern! Unsere Tochter möchte dabei sein , hat die eine Woche die fehlt wie auch schon Jahre vorher mit lernen verbracht! Trotz totkranken Vater, Armut und noch anderen schlimmen Sachen im Leben die ihre Seele belastet haben, auch ohne Corona

  12. 25.

    Jeder der nicht in Quaratäne ist hat Abiprüfung, so einfach ist das! Alle die nur Ausgangsbeschränkung haben, können sich den Virus überall einfangen , unsere Tochter geht dahin , ihr Vater ist Hochrisikopatient .wir sind arm, lernen konnte sie zu jederzeit! Die Abis hatten nur eine Woche Unterrichtsausfall bis zu Beginn der Prüfungen am 25.03.

  13. 24.

    Ich weiß nicht wie sie darauf kommen dass wir angeblich 14 Tage hinterher wären, im Gegenteil momentan sind wir sogar schon über den Berg.
    Dass man trotzdem erstmal vorsichtig bleiben sollte ist ja wohl klar.
    Trotzdem muss es irgendwann weitergehen, zumindest erstmal innerhalb Deutschlands, weil hier die Zahlen extremst gering niedrig und rückläufig sind.

  14. 23.

    Es fehlen nichtmal drei Wochen Unterricht , nur eine Woche! Der letzte Schultag in Berlin war am 17.03. und am 25.03. wären die ersten Abiturienten in die Präsentationsprüfungen gestartet und somit alle am 24.03. mit Abiturzulassung oder nicht aus der Schule entlassen!

  15. 22.

    Frau Merkel? Schulwesen ist Ländersache. Und andere Länder haben nicht solche Probleme mit den Prüfungen. Woran liegt es, dass Berliner jammern?

  16. 21.

    Nein, es geht nicht nach mir. Aber auch Sie werden sich mit den Massnahmen zur Eindaemmung der gegenwaertigen Pandemie abfinden muessen. Entscheidend ist dabei nicht Ihre Sicht auf die Dinge, sondern die Einschaetzung fachkundiger Kreise. Orientieren Sie sich doch einfach an der Empfehlung der EU-Kommissionspraesidentin.

  17. 20.

    Wahnsinn hin oder her, alle anderen EU Länder verlängern ihre Sperren. Wir sind ca. 14 Tage hinterher mit dem Virus und wollen jetzt Prüfungen durchziehen und Schulen öffnen? Ich hoffe das Fr. Merkel auf die Virologen hört, den diese sind einer Meinung und das ist die richtige.

  18. 18.

    Ich sag's doch schon lange: Nie wieder Schule!
    Da hat man die Büchse der Pandora geöffnet und kriegt sie jetzt nicht mehr zu. Wer könnte einen Schulstart vor einer weitgehenden Durchseuchung der Bevölkerung, die aber gerade verhindert wird, verantworten. Die für die Rechtfertigung der momentan gültigen Beschränkungen gesetzten Maßstäbe verhindern langfristig eine Rückkehr zur Normalität.
    Da ist das Thema Schule nur ein Beispiel!

  19. 17.

    Ich gönne ihnen natürlich ihren Urlaub. Kann es sogar nachvollziehen, weil wir selbst reiselustig sind. Nur sehe ich das nicht schwarz, sondern einfach nur realistischer. MFG

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