Berlins Justizsenator - Behrendt: Tracking-App zur Corona-Eindämmung sinnvoll

Di 14.04.20 | 14:33 Uhr
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Justizsenator Dirk Behrendt (Bündnis 90/ Die Grünen) schaut auf sein Handy.
Audio: Inforadio | 14.04.2020 | Interview mit Dirk Behrendt | Bild: dpa/Paul Zinken

Handydaten nutzen, um das Coronavirus einzudämmen - rein technisch gesehen scheint das vielen plausibel. Auch Berlins grüner Justizsenator Behrendt hält Corona-Apps für sinnvoll. Modelle aus Asien, sagt er, würde er allerdings nicht uneingeschränkt kopieren.

Der Berliner Justizsenator Dirk Behrendt (Bündnis 90/Die Grünen) hält eine spezielle App - unter Beachtung des Datenschutzes und der Freiwilligkeit - für sinnvoll, um das neuartige Coronavirus einzudämmen.

Behrendt sagte am Dienstag im Inforadio vom rbb, viele Menschen trügen Smartphones mit sich herum und es mache Sinn, darüber nachzudenken, die Daten darauf zu nutzen. Die Infektionsketten müssten möglichst schnell unterbrochen werden - dabei könne die App helfen. Ganz wichtig sei hier allerdings, dass die Menschen freiwillig mitmachten und dass der Datenschutz berücksichtigt werde, betonte der Grünen-Politiker.

Apps sammeln Vitaldaten

Solche Apps sind bereits zum Download auf das eigene Smartphone erhältlich. Mit einer Datenspende-App will das Robert-Koch-Institut (RKI) zum Beispiel besser herausfinden, wie viele Menschen mit dem Coronavirus infiziert sind. Dazu werden sogenannte Vitaldaten wie Blutdruck und Temperatur über Fitnesstracker oder Smartwatches gesammelt. 

Die Datenspende-App wertet diese Vitaldaten von Trägern der Fitnessarmbänder aus und kann so typische Covid-19-Symptome erkennen. Das RKI soll aber zu keinem Zeitpunkt persönliche Daten wie Name oder Anschrift der App-Nutzer kennen, heißt es. Wenn dann in einem bestimmten Postleitzahlenbezirk zum Beispiel auffällig viele Menschen veränderte Vitalwerte melden, könnte das ein Zeichen für eine neue Infektionswelle sein. Dann könnten in dieser Gegend beispielsweise mehr Tests vorgenommen und eine weitere Verbreitung des Virus womöglich verhindert werden.

Behrendt weist auf Unterschiede zwischen Apps hin

Wörtlich sagte Behrendt zu der Nutzung von Apps: "Das ist ein hochsensibles Thema, das muss man berücksichtigen. Auch die Modelle, die wir kennen zum Beispiel aus Singapur oder auch aus [Süd-]Korea, die gehen sehr, sehr weit. Da werden die Daten gleich ans Gesundheitsamt gemeldet, wer sich wo aufhält - das ist nach unserem Datenschutzverständnis nicht möglich." Laut Behrendt ist das aber auch nicht notwendig. So könnte zum Beispiel auch nur übermittelt werden, dass sich Menschen getroffen haben und eine Infektionsgefahr bestanden hat, nicht aber wo.

Man müsse aber aufpassen, dass die Akzeptanz in der Gesellschaft nicht verspielt werde, indem man den Eindruck erwecke, der Staat wolle mehr wissen, als er muss, sagte Behrendt. "Da ist etwas möglich, wenn man es will -man darf nur nicht überziehen."

Sendung: Inforadio, 14.04.2020, 07.30 Uhr

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21 Kommentare

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  1. 20.

    Wie bei allen neuen Techniken, gibt es m. E. in offener Weise etwas zu bedenken:
    1. Noch nie ist es bei dem anfangs begründeten Anwendungsfall geblieben.
    Im Laufe der Zeit ist es unter dem Motto "Der Erfolg gibt Recht" immer wieder zu weiteren Anwendungsfällen gekommen. Gewiss positiv in den einen Fällen und negativ in anderen Fällen. So manchesmal rieben sich Menschen darum auch die Augen.
    2. Gerade bei Techniken, die eine Rückverfolgungsmöglichkeit bieten, sollten wir besonders sensibel sein. Mir scheinen zu vielen Menschen regelrecht berauscht von den Möglichkeiten, ohne das Janusköpfige daran zu sehen.
    3. Letztlich besteht auch die Gefahr der faktischen Ausgrenzung derer, die von den MÖGLICHkeiten keinen Gebrauch machen wollen oder können. Das aber wäre das Gegenteil von Freiheit, die Möglichkeiten (nur) MÖGLICH sein lässt.

  2. 19.

    Danke für den Link zu diesem BSI-Dokument. Leider aber hab ich momentan nicht den Nerv, mich in die gut drei Dutzend Seiten zu Bluetooth reinzulesen. - Was ist denn Ihr "Drei-Zeilen-Fazit" hinsichtlich Blauzahns Anwendbarkeit zur Wahrung ausreichender Abstände? Wäre das bei installierten (Digital-)Viren-Schutzprogrammen keine Alternative, die zumindest die potenziellen Risiken durch Verfolgbarkeit und zentrale Datenerfassung von Individuen ausschliesst?

  3. 18.

    Mal zum Thema Bluetooth vom bsi
    https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Publikationen/Broschueren/Drahtlose-Komsysteme.pdf?__blob=publicationFile&v=2#page79

  4. 16.

    Die grüne datenRaupe Nimmersatt frisst sich ein Fenster auf deinen Telefon und scheisst aus was ihr zu fressen lohnt.

  5. 14.

    Bluetooth offen freut jeden Hacker in der Nähe des Handy. Und je mehr offene herumlaufen, desto mehr kann ein Hacker erwischen. Toll. Aber da es ja freiwillig ist, ist die Sicherheit natürlich Usersache. Dabei haben die meisten nicht mal Schutzprogramme auf dem Handy.

  6. 13.

    Wieder ein Grund mehr, auf ein Smartphone zu verzichten.

  7. 12.

    Ich bestell dann mal ein altes Nokia.

  8. 11.

    Warum nun wieder das Tracking? Trac(k)ing bedeutet, dass man jemandes Spur verfolgt. Das will ich nicht, denn ausreichender Datenschutz kann hierbei niemals gewährleistet werden. Vllt glaubt Hr Behrendt wirklich, die so gerufenen Geister wieder los werden zu können; ich nicht. - Eine "Bluetooth-App" scheint mir eine akzeptable Alternative, denn da werden keine Daten zentral erfasst, sondern im Idealfall anonym zwischen je zwei Geräten ausgetauscht.

  9. 10.

    Das ist was anderes. Bei der Corona App baue ich über Bluetooth eine Verbindung zu einem fremdem Handy auf und dieses speichert was ich sende.

  10. 9.

    Wen interessiert, ob jemand, der schon so viel Sinnloses getan hat, wie Behrendt, etwas für sinnvoll hält?

  11. 8.

    Welche Datenschutz? Die Äpps die Sie drauf haben pätzen sowieso alles, oder weshalb sind sie umsonst?

  12. 7.

    Dann soll der Herr Behrendt sich die Äpp doch auf sein Ei-Phon 8 Plus drauf laden.
    Der Datenschutz als Grund ist mir aber egal, da man zu neuesten Mobilzeiten sowieso keinen Datenschutz mehr hat, und schon alleine durch Cookies und anderer Äpp-Berechtigungen spuren hinterlässt. Also Reduzierung aufs Minimum.
    IMEI & Funkzellen brauchen unsere Vorratsdatenspeicherer nur auswerten, dann haben sie doch alles.
    Ich will die Äpp trotzdem nicht, aber wie gesagt aus anderen Gründen.

  13. 6.

    Schreibt sie doch endlich und zwar als Open-Source-Projekt, dann können sich die Leute die ein Smartphone haben sie Installieren. Mit Bluetooth ist das Datenschutzproblem ja inzwischen auch gelöst. Klar bringt die nur war für Leute die nachweislich Kontakt mit Infizierten hatten und dann Symptome zeigen, denn für reine Symptomfälle reichen die Testkapazitäten sicherlich nicht.

  14. 5.

    DatenschützerInnen haben heute eine umfassende Untersuchung vorgelegt, aus der die zahlreichen gesellschaftlichen Risiken der Corona-App hervorgehen. Siehe Datenschutz-Folgeabschätzung Corona-App: https://www.fiff.de/dsfa-corona

  15. 4.

    Sorry, aber Datenschutz ist mir zu wichtig. Ohne mich.

  16. 3.

    Alles was hilft die Pandemie zu bekämpfen ist gut, also auch diese App.

  17. 2.

    Sinnvoll ist sie nicht! Wenn man sich das einmal richtig überlegt, macht es so für den Nutzer keinen Sinn. Die App würde erst Sinn machen, wenn man sich als Verdachtsfall prüfen lassen könnte, was aber momentan für den Ottonormalverbraucher nicht möglich ist! Denn leider werden Leute, die unter den Corona-Symptomen gelitten haben nicht geprüft, noch nicht einmal, wenn die Haustiere mit angesteckt wären. Deshalb ist diese App sinnlos.

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