Schule nach dem Lockdown - "Da müssen wir ganz bestimmt auch vieles auffangen"

Mi 15.04.20 | 14:07 Uhr | Von Birgit Raddatz
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Eine leere Schulklasse in der Christian-Morgenstern-Grundschule (Bild: rbb)
Audio: Inforadio | 15.04.2020 | Birgit Raddatz | Bild: rbb

Schulen sollen nach dem Ende des Corona-Lockdowns so schnell wie möglich wieder öffnen. Unterricht wie vor der Krise wird aber noch lange nicht möglich sein. In der Spandauer Christian-Morgenstern-Grundschule laufe bereits die Vorbereitungen. Von Birgit Raddatz

Karina Jehniches hohe Schuhabsätze hallen auf dem verwaisten Schulboden noch einmal doppelt so laut. Seit genau vier Wochen sind die Schulleiterin und ein kleines Team die einzigen Personen in der Christian-Morgenstern-Grundschule in Spandau. Die Kolleginnen und Kollegen fehlten ihr, sagt Jehniche, die auch zweite Vorsitzende des Interessensverbands Berliner Schulleiter ist.

"Ich glaube, den Kollegen geht es da ähnlich. Ich habe auch eine Reihe von Kollegen, die alleine leben, da ist die Schulgemeinschaft ja auch noch einmal wichtig für soziale Kontakte", sagt sie. Außerdem arbeiteten die meisten Lehrer prinzipiell gerne in der Gruppe. "Der Erfahrungsaustausch ist wichtig in der Gruppe und das fehlt im Moment alles."

Kuschelecke, Spielsache und musikalische Ausbildung sind erst einmal tabu

Im Moment riecht das Schulgebäude überall nach Seife, die Grundreinigung steht an. Wenn es nach Jehniche geht, sollen alle 580 Schülerinnen und Schüler schon bald zurückkommen können. Jede Schule müsse dann ihren eigenen Weg finden, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten, sagt sie.

In der Christian-Morgenstern-Grundschule könnte das dann so aussehen: Die Klassen 1 bis 3 kämen morgens, die Klassen 4 bis 6 würden dann nachmittags unterrichtet. Außerdem sollten nur jeweils 15 statt 30 Kinder in einem Raum lernen und auch die Sitzordnung müsste sich ändern. Viele Bänke würden frei bleiben, die Kinder würden gleichmäßig über den Raum verteilt.

Auf die Toilette dürfte jede und jeder nur einzeln, so Jehniche. Zusätzlich zur Seife würde es dort Desinfektionsmittel geben. Kuschelecken, Spielsachen und die für die Grundschule typische musikalische Ausbildung wäre erst einmal tabu. 

Auch die Pause stellt für die Schulleiterin noch eine Herausforderung dar: "Da werden wir schon einige Tricks anwenden müssen - vielleicht, dass man mit so Stäben doch mal Fangen spielen kann, dass man sich eben nicht mit den Händen abschlägt." Auf die beliebten Ballspiele würden die Kinder dagegen verzichten müssen, sagt Jehniche. "Aber die frische Luft ist schon auch wichtig."

Kinder und Mitarbeiter schützen

Wichtig sei für sie aber nicht nur, dass die Kinder gesund blieben, sagt die Schulleiterin. Auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten sich nicht anstecken. Ein Fünftel der Belegschaft gehöre wegen des Alters oder des Gesundheitsstatus entweder zur Risikogruppe, habe jemanden zu Hause, der infiziert yei oder fürchte sich schlicht davor, angesteckt zu werden.

"Ich hoffe, dass wir das hinkriegen, weil die Mehrheit doch zum Einsatz kommen kann", sagt Jehniche. Aber sie wolle die Ängste auch ernst nehmen, schließlich habe sie nicht nur eine Fürsorgepflicht für die Schüler, sondern auch für ihre Kollegen.

Grundängste erkennen und auffangen

Jehniche sagt, sie glaube, dass auch die jüngeren Kinder und auch ihre Mitarbeitenden verstünden, dass sie sich bei einem möglichen Schulstart an neue Regeln halten müssten.Sie geht davon aus, dass sich die ersten Tage im Unterricht alles um Corona drehen werde.

"Da müssen wir ganz bestimmt auch vieles auffangen", sagt die Schulleiterin. "Wir wissen nicht, wie die Eltern über die Infektionskrankheit mit ihren Kindern gesprochen haben. Mit welchen Grundängsten kommen die jetzt?" Das alles lasse sich jetzt noch nicht so genau einschätzen.

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Beitrag von Birgit Raddatz

2 Kommentare

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  1. 2.

    Hoffentlich schlagern die mit den Stäben nicht zu doll zu und tun sich weh oder fechten damit. Ich sehe da Probleme..

  2. 1.

    Gute Idee, mit Stäben fangen zu spielen.

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