Medienbericht - Berliner Kirchengemeinde klagt gegen Gottesdienst-Verbot

So 05.04.20 | 17:38 Uhr
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Gottesdienst der Gemeinde St. Philipp Neri in Berlin (Quelle: imago images/Bach)
Bild: imago images/Bach

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Eine katholische Kirchengemeinde in Berlin geht juristisch gegen das aktuelle Verbot von
Gottesdiensten vor. Der "Freundeskreis St. Philipp Neri" habe dazu beim Verwaltungsgericht Berlin einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung eingereicht, heißt es in einem Bericht von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" [tagesschau.de].

"Supermärkte haben auch offen"

Die Gemeinde will dem Bericht zufolge erreichen, dass sie künftig öffentliche Gottesdienste mit bis zu 50 Teilnehmern feiern darf. Sie will sich verpflichten, den durch die Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Krise vorgegebenen Mindestabstand von 1,5 Metern unter den Besuchern zu gewährleisten. Außerdem sollen Namen, Adressen und Telefonnummern der Besucher festgehalten werden.

Der Anwalt der Gemeinde erklärte, das umfassende Veranstaltungsverbot des Berliner Senats stelle "einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Freiheit der Religionsausübung dar und ist insoweit unwirksam".

Gemeinde sieht sich nur päpstlichem Recht unterworfen

Probst Gerald Goesche, der Priester der Gemeinde, wird mit den Worten zitiert: "Wenn Supermärkte offen haben, können auch Gottesdienste gefeiert werden." Die Religionsfreiheit gehöre zu den grundgesetzlich verbrieften Rechten, und das Verbot wegen der Corona-Krise sei ein schwerwiegender Eingriff in die Grundrechte, kritisierte Goesche am Sonntag. "Deshalb hat sich der Freundeskreis unseres Instituts dazu entschlossen, den Rechtsweg zur Überprüfung zu beschreiten und einen entsprechenden Antrag beim Verwaltungsgericht eingereicht." 

Der Propst betonte, dass man sich vor Infektionen mit dem Covid-19-Virus schützen müsse. Auch unter den Gläubigen gebe es die Furcht vor Ansteckung. Deshalb seien Vorsichtsmaßnahmen wichtig. "Es muss jedoch einen Mittelweg geben zwischen einem totalen Verbot und einer kompletten Freigabe."

Die katholische Kirche in Deutschland missbillige die Klage der kleinen Berliner Gemeinde, heißt es in dem Bericht von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung weiter. In Kreisen der Deutschen Bischofskonferenz sei von einem Alleingang die Rede. Die sehr traditionelle Gemeinde St. Philipp Neri sehe sich nicht in die Strukturen der katholischen Kirche in Deutschland eingebunden, sondern vielmehr päpstlichem Recht unterworfen.  Ein Sprecher des Gerichts erklärte, der Antrag sei eingegangen. Es soll im Lauf der Woche über ihn entschieden werden.

30 Kommentare

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  1. 30.

    Interessant, wie genau es die katholische Kirche plötzlich mit Rechtsstaatlichkeit nimmt. In anderen Belangen hat man ja nicht so viel Aufklärungswillen gezeigt. Und abermals bin ich froh, ausgetreten zu sein - wenn auch viel zu spät.

  2. 29.

    Der Ostergottesdienst persönlich auf dem Petersplatz abgesagt vom Papst. Ist das nicht Stellungsnahme vom Oberheiligen genug! Sollen sich die Schäffin dran halten. Und wenn man so dringend den Gottesdienst braucht, dann macht es halt wie die Künstler per Instagram übers internet. Auch die Kirche kann mit dem Fortschritt gehen.

  3. 28.

    Das einzige was mich wundert, ist das nach 70 Jahren Bundesrepublik der Steuerzahler diese Institutionen immer noch füttern, und die Schäden an Menschen beseitigen muss. Und das Magen und Konto nicht der Sinn der Übung ist,können Sie speziell katholischen Würdenträgern gern mal nahe bringen, wenn mal wieder ein Bischofssitz großzügig renoviert wird.

  4. 27.

    Gottesdienste sind lebenswichtig und stehen einem Supermarkt da sicher nichts nach.
    Die Gottesdienste sollten unbedingt erlaubt werden.
    Der Mensch lebt nicht vom Brot allein !

    Die, denen nur der Magen und das Konto Ihr Gott ist, werden sich noch wundern müssen.

  5. 26.

    Ich glaube dazu muss man gar nicht all zu weit in die Vergangenheit reisen! Leider!

  6. 25.

    Ich glaube dazu muss man gar nicht all zu weit in die Vergangenheit reisen! Leider!

  7. 24.

    Wäre ich nicht schon vor über 40 Jahren, als die Kirche sich in Berlin in die Politik einmischte, aus der Kirche ausgetreten, so wäre diese Klage ein Grund.
    Im Verweigern der Realität war die Kirche schon immer ganz groß. Ich denke da nur an die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Auch da hat man den Kopf in den Sand gesteckt und die Hilfe und Solidarität verweigert.

    Und was Schweden angeht. Dort wird die Zahl der Infizierten nicht nur auf-, sondern auch überholen.

  8. 22.

    Die Kirche war schon immer "Opium fürs Volk", für Leute mit Problemen gibt es Psychotherapeuten! Schade das es nicht den Straftatbestand der bewußten Verblödung gibt!

  9. 21.

    Haben DIE keine anderen Probleme?
    Warum kann man nicht für sich sein, für alle beten und warum muss man sich immer in den Vordergrund stellen, und im Grunde sich selbst am Wichtigsten nehmen... ist das im Sinne des Glaubens, egal welcher Glaube???

  10. 19.

    Ja, und? Wir leben in einem Rechtsstaat und jedes Handeln ist gerichtlich überprüfbar. Wie die Kirche es intern macht, ist nochmal was anderes. Da weiß ich nicht so ganz, inwieweit diese Gemeinde sich gegen die Haltung des Heiligen Stuhls richten kann. Auf jeden Fall finde ich es gut, wenn langsam Gerichte sich zu alledem mal äußern.

  11. 18.

    Das ist ja wirklich unfassbar. Glauben diese Ignoranten, dass sie ihr lieber Gott beschützt.
    Das kann einfach nicht war sein. Wo ist denn da die christliche Nächstenliebe.
    Das mit den gemeinsamen Gottesdiensten, die dann im Fernsehen übertragen werden ist doch eine tolle Sache und schweißt vielleicht sogar die unterschiedlichen Religionen etwas zusammen.
    Hoffentlich stellen die Richter die Gesundheit aller Menschen über die Interessen der Katholischen Kirche. Ich bin wirklich fassungslos.

  12. 17.

    Gottes Wille geschehe heißt es doch.Nun beklagt Euch nicht.

  13. 16.

    sämtliche Religionen sind die überflüssigsten Erfindungen

  14. 15.

    Die Kirche nimmt sich selbst einfach viel zu wichtig. Wer gläubig ist, kann seinen Glauben auch allein zu Hause ausleben und darin Trost finden, Gott ist ja bekanntlich überall. Es ist aber vollkommen daneben, einen Vergleich mit einem Supermarkt, der wirklich lebensnotwendige Waren anbietet, die andersweitig schwer zu bekommen sind (außer man ist Selbstversorger) zu ziehen.

  15. 14.

    Gott ist doch angeblich überall. Andere Gemeinden streamen. Klage unter diesen Umständen ist kein Zeichen von Nächstenliebe.

  16. 13.

    Das ist wohl eine urkonservative Kirchengemeinde, die mit moderner Technik nichts am Hut hat. Es gibt mit aufgezeichneten und Live-Onlinegottesdiensten gute Alternativen.

    Heute habe ich zum dritten Mal im Folge einen Online-Gottesdienst meines evangelischen Bekenntnisses "besucht".
    Wir waren etwa 350 Teilnehmer und im parallel laufenden Chat konnte man feststellen, dass nicht nur ich zuhause mitgesungen habe.
    Verantwortungs- und einfallslos, was das sogenannte Institut St. Philipp Neri da treibt.

  17. 12.

    Wenn der Probst Langeweile hat... es werden Spargelstecher gebraucht. Der Guru hat wohl Angst um seine verlorenen Einnahmen. Dann hat er welche und hat auch mal was für den Staat getan, als nur zu nehmen. Was sagt denn sein Angebeteter zu seiner Klage? Achso den gibt's ja nicht, den Osterhasen und Weihnachtsmann auch nicht.

  18. 11.

    Kompromissvorschlag: Alle, welche in die Kirche gehen, bleiben in Quarantäne gleich dort.

    @Harald Schulze: Ich lese immer Schweden. Gut, die haben aktuell nur ca. 30 Prozent der Todesfallzahlen wie sie Deutschland zu beklagen hat. Dafür hat Schweden aber auch nur etwa ein Achtel der Einwohnerzahl Deutschlands. Pro Kopf ist die Sterblichkeitsrate in Schweden also um einiges höher als in Deutschland. Ich kann nicht erkennen, was Schwedens Regierung in Sachen Krisenmanagement so tolles macht außer ein enorm hohes Risiko zu fahren, um bürgerliche Freiheiten möglichst lange unangetastet zu lassen - und das ohne erkennbaren Erfolg.

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