Ausdehnung auf Einzelhandel - Berliner Senat berät über Ausweitung der Maskenpflicht

Di 28.04.20 | 14:17 Uhr
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Ein Automat, an dem man neben Kontaktlinsen auch einfache Mundschutzmasken kaufen kann, steht am 27.04.2020 am Bahnsteig der U-Bahnstation Turmstraße.
Audio: Inforadio | 28.04.2020 | Holger Hansen | Bild: dpa

Im Berliner ÖPNV herrscht seit Montag Maskenpflicht, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Alle anderen Bundesländer aber gehen weiter und haben diese Pflicht auch für den Einzelhandel erlassen. Am Dienstag könnte der Senat ihrem Vorbild folgen.

Der Berliner Senat berät am Dienstag über die Ausweitung der Maskenpflicht auf den Einzelhandel. In allen anderen Bundesländern ist das Tragen einer Schutzmaske zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch beim Einkaufen vorgeschrieben - nicht aber in Berlin. In der vergangenen Woche hatte der Senat bereits beschlossen, dass in Bussen, S- und
U-Bahnen ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden soll.

Mehrheit in der Bevölkerung will Ausweitung der Maskenpflicht

Laut aktuellem BerlinTrend sind 60 Prozent der Berlinerinnen und Berliner dafür, dass die Pflicht, einen Mundschutz zu tragen, auch in wiedereröffneten Geschäften gelten soll. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sprach sich am Wochenende dafür aus, nachdem zuvor die CDU und auch Teile der SPD die Ausweitung der Pflicht gefordert hatten.

Linke und Grünen zeigen sich aber weiterhin skeptisch. "Wir setzen auf Einsicht, Solidarität und Vernunft der Menschen", sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop am Montag. "Für uns bleibt zentral wichtig, dass Krankenhäuser, der ambulante Bereich, Pflege- und Behinderteneinrichtungen, Geflüchteten-Unterkünfte, Schulen und Kitas mit ausreichend Schutzkleidung versorgt werden", sagte Linken-Parteisprecherin Diana Buhe. "Eine Maskenpflicht kann da kontraproduktiv wirken."

Die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen wird von den meisten Fahrgästen eingehalten: Die Berliner Verkehrsbetriebe schätzen, dass am Montag mehr als 95 Prozent mit Masken ausgestattet den ÖPNV genutzt haben. Nur selten seien Menschen ohne Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.

Laut Senatsverwaltung für Gesundheit gibt es derzeit 5.677 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus in Berlin. Im Krankenhaus isoliert und behandelt werden 542 Personen, davon werden 152 intensivmedizinisch behandelt. Alle anderen Personen sind häuslich isoliert. 127 an dem neuartigen Virus erkrankte Patienten sind bislang verstorben.

Lage bei Polizei und Feuerwehr entspannt sich etwas

Derweil meldet der Senat, dass Polizei und Feuerwehr in Berlin inzwischen für die nächsten Wochen gut mit Schutzausrüstung gegen die Corona-Pandemie ausgestattet seien. Die
Situation habe sich etwas entspannt, auch weil am Wochenende größere Lieferungen in Berlin angekommen seien, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Montag. Eine Million einfacher Mund-Nasen-Schutz sowie 250.000 spezielle FFP-Masken seien eingetroffen. Das Zentrallager für die Berliner Behörden "füllt sich allmählich, es kommen wöchentlich Lieferungen an", so Geisel.

Polizei und Feuerwehr würden aber trotzdem noch weiter eigene Vorräte einkaufen. Die Polizei verfüge zur Zeit über 320.000 Mund-Nasen-Schutzmasken und 73.700 FFP2-Masken. Die Feuerwehr habe 587.000 Mund-Nasen-Schutzmasken und 207.000 FFP2-Masken.

Bei den Schutzmasken FFP2 und FFP3 reiche der momentane Bestand bei Polizei und Feuerwehr für 32 Tage. Beim einfachen Mund-Nasen-Schutz sei genug vorhanden für 66 Tage. Die Vorräte an Schutzhandschuhen und -brillen reichen demnach deutlich länger.

Gleichzeitig sind die Zahlen der infizierten Polizisten und Feuerwehrleute inzwischen deutlich gesunken. Geisel nannte die Entwicklung sehr positiv: "Bei der Polizei hat sich die Zahl der Infektionsfälle im Lauf des Aprils mehr als halbiert."

Gerichte lockern Pandemie-Auflagen

Das Kammergericht, das Landgericht Berlin und die Berliner Amtsgerichte haben derweil erste Einschränkungen in ihren Häusern, die wegen der Corona-Krise galten, schon wieder gelockert. Laut Bernd Pickel, Präsident des Kammergerichts, gibt es zurzeit keine generelle Pflicht zum Tragen von Schutzmasken in den Gerichtsgebäuden. Es sei wieder mehr Personal im Einsatz, die Arbeit werde so organisiert, dass der Abstand von 1,50 Meter eingehalten werden könne. Bis Ende Mai sollten nur Termine erledigt werden, die für dringlich geboten erachtet werden. Auch könnten Zuschauer wieder an Verhandlungen teilnehmen, hieß es.

Dennoch: "Von einem Normalbetrieb sind wir gegenwärtig weit entfernt", teilte Pickel mit. Er bat um Verständnis und Geduld für die weiterhin aus Gesundheitsgründen erforderlichen Einschränkungen des Gerichtsbetriebs. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie war in den Berliner Gerichten ein Notbetrieb eingerichtet worden. Mündliche Verhandlungen gab es nur in Ausnahmefällen, die Gebäude waren für Publikum grundsätzlich gesperrt. Im Kriminalgericht in Berlin-Moabit liefen am Tag etwas mehr als 20 Prozesse; normalerweise sind es rund 300.

Sendung:  Inforadio, 28.04.2020, 6:00 Uhr

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45 Kommentare

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  1. 45.

    Ich werde keine tragen, da ich Gesund bin.
    Selbst die WHO rät gesunden Menschen davon ab eine Maske zu tragen!
    Wer krank ist oder sich krank fühlt soll gefälligst eine tragen um Gesunde zu schützen. Allen eine Maske auf zu drängen ist einfach nur "Das Bild" was nach außen vermittelt werden soll. Da spiel ich nicht mit. Notfalls auch mit Anwalt!
    Die Bundesregierung kann auf Anfrage, nicht wissenschaftlich belegen, welchen Sinn so eine Maske für einen gesunden Menschen macht und weshalb er daher eine tragen soll.

  2. 44.

    Aber auch nur wenn der/die Jenige auch krank ist. Sonst ist diese Maske überhaupt nicht nötig! Informieren sie sich bitte vorher, bevor sie hier in die Tastatur hämmern.

  3. 43.

    Auf zwei Meldungen warte ich heute: 1. Es kommt für Berlin eine generelle Maskenpflicht 2. Michael Müller tritt mit sofortiger Wirkung als Regierender Bürgemeister zurück. 2. ist allerdings unwahrscheinlich, dafür hängt dieser unfähige Politker zu sehr an seinem Posten und das ist n i c h t gut für die Hauptstadt.

  4. 42.

    Zugekeimte Behelfsmasken bringen gar nichts, ganz im Gegenteil, sie sind sogar gefährlich. Die Politik will sich nur selbst beruhigen, indem sie solche „Maßnahmen“ erlässt. Darf die ohnehin schon massive Einschränkung der Grundrechte so weit gehen, dass sich Menschen völlig sinnlos verhüllen müssen? Es gibt ein Vielzahl an wissenschaftlichen Publikationen die belegen, dass Masken NICHT vor einer Ansteckung schützen.

  5. 41.

    Ist halt sch... dass jetzt alle wieder so nah ran kommen! Maske auf = Freibrief, sich bis auf Tuchfühlung zu nähern! Das ist nicht Sinn der Sache, die einst mühsam erarbeiteten Einsichten wie "Abstand" sind dahin. Ätzend.

  6. 40.

    seit 6 wochen keine maskenpflicht, rückgang... und jetzt sinnlose maskenpflicht! bringen tut das ganze auch nichts. asthma und copd kranke bekommen eher luftprobleme und haben die letzten wochen auch so überlebt!

  7. 39.

    @ 21. und 31. Vielen Dank für die nette Info, mal sehen wann in Kladow einer hingestellt/angebracht wird.

  8. 38.

    Vor drei Wochen waren sich alle, inklusive RKI und Herr Drosten noch einig, dass Masken nichts bringen.

    Plötzlich ändern Herr Wiehler und Drosten die Meinung um 180 Grad. Sofort setzen CDU CSU und SPD radikal die Maskenpflicht durch.

    Obwohl viele Mediziner Maskenpflicht aus nachvollziehbaren Gründen ablehnen.

    Das ist Belebigkeit in Reinkultur. So verliert Politik die Akzeptanz.

  9. 37.

    Was soll das denn?
    mit vollgesuppten ungeeigneten Masken in die Läden ???
    Wieder mal unqualifizierter Aktionismus.
    Abstand halten ist wichtiger !

  10. 35.

    Bei Schutzmaßnahmen steht das außer Frage. Aber Stoff- bzw. Bastelmasken sind keine Schutzmaßnahme, sondern stellen ein erhebliches Risiko dar, sich mit anderen Keimen, Viren oder Bakterien zu infizieren. Beobachtungen über den Umgang und die Handhabung mit diesen Masken in der Öffentlichkeit legen nahe, dass die Infektionsgefahr beim tragen noch verstärkt wird. Und die einfachsten Maßnahmen, wie Abstand und Hygiene werden leider immer mehr vernachlässigt. So wird das nichts.

  11. 34.

    Ist es wirklich so unstrittig? Für mich nicht. Ich bin auch absolut kein Egoist und würde immer erst meinem Kind helfen, aber wie lautet die Regel im Flugzeug? :
    "Rette erst dich selbst, damit du andere retten kannst!"
    Mit dem Tragen einer Maske schaden sich aber eine Menge Leute selbst, darum bin ich gegen eine Pflicht!

  12. 33.

    Warum sollte man im Supermarkt keine Abstandsregeln einhalten können? Gerade dort ist es doch besonders leicht, wenn alle entsprechend umsichtig sind. Die Zahl der gleichzeitig Anwesenden wird doch ohnehin über die Einkaufswagen gesteuert. Ich würde eher noch ins Regelwerk aufnehmen, dass man doch bitte alleine einkaufen geht, und nicht als komplette Familie. Das nimmt einfach zu viel Platz weg, und Kinder bewegen sich eben doch unkontrollierter als Erwachsene. Wobei ich tatsächlich sagen muss: Wenn es vereinzelt mal Probleme mit dem Abstand gibt, waren es nach meiner Beobachtung immer Senioren. Also genau die, die wir vorrangig schützen wollen.

  13. 32.

    sinkende Fallzahlen, Kurve flacht ab, Neuinfektionen und Tote nur über Kliniken, Seniorenheime und verbotene Feste. Jetzt aber Maskenpflicht überall, nur nicht auf der Arbeit, also offenbar auch nicht in Pflegeheimen?

    Die korrekte Benutzung der Masken (bei jedem Raum/Patienten eine neue, auch Schutzkleidung, vor Anlegen frischer Kleidung/Maske Hände waschen und desinifzieren, GESICHT waschen!!!) muss wohl vor allem dem FACHpersonal erläutert werden, die die Risikogruppen betreuen. Im Alltag ist es verdammt schwierig, sich zu infizieren, wenn man auch ohne Mundschutz selber alles richtig macht (Handhygiene, Abstand).

    Die ganze Sache ist unverhältnismäßig - beim Tragen in der Öffentlichkeit für Normalbürger ebenso wie beim nicht-(korrekt-)Tragen in Kliniken und Altenheimen!

    SChlimm ist es, wenn Politiker das nicht unterscheiden können, gerade Mathematiker sollten die Statistiken lesen können!

  14. 31.

    Berlin hat bei 3,8 Millionen Einwohnern lediglich 31 gemeldete Neuerkrankungen und jetzt kommt vermutlich eine generelle Maskenpflicht, schön.....

  15. 30.

    Von mir aus kann der Senat dies beschließen .

    Ich lasse mir dann die Einkäufe liefern und meide den Einzelhandel , sowie ÖPNV.

    Lasse mich nicht von Panik leiten , aber wer sich dann besser fühlt , soll dem folgen .

    Bleibt alle gesund .

  16. 29.

    Maskenpflicht?
    Abstand ist besser.
    Und 60% haben das gesagt? Welche 60%
    In allen Berichten werden doch nur Menschen gefragt, die dafür sind! Gestern im ZDF.
    Also abstand aj, Maske außer in Beengten Räumen nein.
    Wenn ich sehe, wie die Leute mit den Masken umgehen, ist das gefährlicher als ohne.

  17. 28.

    "Wir setzen auf Einsicht, Solidarität und Vernunft der Menschen" - na dann nehmt die Maskenpflicht wieder zurück! Und erspart uns den verlogenen österreichischen Weg(den offensichtlich auch der bayerische Ministerpräsident geht) wo der Kanzler erst Angst und Panik verbreitet um seine Massnahmen rechtfertigen zu können(vgl. gestern Ausländische heute Corona) siehe gestrige ZIB2 des ORF - stattdessen schaut mal auf die Schweiz, da funktioniert es vernünftigerweise ohne Zwang, siehe 10vor10 des SRF von gestern.

  18. 27.

    Samstag spätestens Montag tragen alle Masken im Einzelhandel, sieben Wochen zu spät, aber besser zu spät als nie.

  19. 26.

    Burschi, Du bist doch im besten Instagram-Alter, wenn Du für Deinen "Part" in Zukunft alles online bestellen willst. Da gibt es mindestens zwanzig verschiedene Hersteller, die gerade Masken-Werbung machen. Zwei Klicks, liegen die in Deinem Briefkasten. Like Magic, Du weißt schon.

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