Wiedereröffnung der Schulen - Pankows Bürgermeister schlägt Verkürzung der Sommerferien vor

Sa 18.04.20 | 09:37 Uhr
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Junge auf einem Kanu (Quelle: imago images/Sven Hagolani)
Audio: Inforadio | 17.04.2020 | Interview mit Carola Bluhm | Bild: imago images/Sven Hagolani

Einige Bundesländer planen freiwillige Sommerkurse, damit Schüler versäumten Unterrichtsstoff nachholen können. Pankows Bezirksbürgermeister ist sogar für eine verbindliche Verkürzung der Sommerferien - doch mit dieser Position klar in der Minderheit.

Wegen des eingeschränkten Schulbetriebs in der Corona-Pandemie diskutieren Bundesländer darüber, die Sommerferien dieses Jahr zu verkürzen. Auch Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) spricht sich dafür aus. "Wir können auch an die Sommerferien rangehen, zum Beispiel an die letzten zwei Wochen", sagte Benn der Berliner Zeitung. Dies sei besser als der "krampfhafte Versuch" an den Schulen möglichst schnell wieder in den Regelbetrieb überzugehen.

Doch die Abgeordnetenhaus-Fraktion Benns eigener Partei lehnt diesen Vorschlag ab. Das würde Lehrer und Schüler überfordern, sagte Linke-Fraktionschefin Carola Bluhm am Freitag dem rbb. Auch Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ist dagegen - zumindest derzeit. "Senatorin Scheeres hält es nach aktuellem Stand nicht für sinnvoll, an die Sommerferien ranzugehen", sagte ein Sprecher der Berliner Zeitung am Freitag.

Freizeitangebote in der Ferienzeit, um Eltern zu entlasten

Linken-Fraktionschefin Blum kritisierte, die Verkürzung der Sommerferien würde bedeuten, die Eltern noch mehr als ohnehin schon mit Home-Schooling zu belasten. Besser sei es, die Lehrpläne zu entschlacken und sich auf aufs Wesentliche zu konzentrieren, so die Linken-Politikerin. Für die Ferienzeit sollten die Schulen eher Freizeitangebote für alle Schüler schaffen, um die Eltern zu entlasten.

Auch Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek sieht eine Ferienverkürzung skeptisch. Eltern und Schülern werde jetzt schon viel zugemutet, sagte sie. Kapek schlägt dagegen vor, Sommerschulen aber für benachteiligte Kinder anzubieten. Die Bildungsverwaltung hat sich zu dem Thema Ferien noch nicht geäußert.

Schäuble: Unklar, wann und wie man im Sommer verreisen kann

Der Vorschlag, die Sommerferien zu verkürzen, kam von Bundetagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). "Das bietet Gelegenheit, versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen", sagte er der "Augsburger Allgemeinen" vom Freitag. Ohnehin sei derzeit unklar, "wann und wie man im Sommer verreisen kann".

Schäuble begründete seinen Vorschlag auch damit, dass das Urlaubskonto vieler Eltern durch die Corona-Krise bereits "strapaziert" sei. "Ich kann die verstehen, die sich fragen, wie sie da noch sechs Wochen Sommerferien organisieren sollen."

Schäubles Vorstoß stößt auf Kritik

Der Vorstoß stieß in der Politik, aber auch bei Lehrerverbänden und in der Wirtschaft auf breiten Widerspruch. "Eine Verkürzung der Sommerferien steht bei uns nicht zur Debatte", erklärte Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Ein solcher Schritt würde angesichts der privaten Pläne von Familien und Lehrern "Unruhe auslösen und letztlich mehr Probleme schaffen als lösen".

Widerspruch kam auch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Schäuble mache "den zweiten Schritt vor dem ersten", sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Im Moment müsse diskutiert werden, wie eine schrittweise Öffnung der Schulen aussehen könne. "Jetzt mit diesem Chaos weiterzumachen und dann auch noch die Sommerferien zu verkürzen - das geht von dem Gedanken aus, dass Schule einfach Wissen in die Kinder stopft", kritisierte Hoffmann.

Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft lehnte eine Verkürzung der Sommerferien entschieden ab. "Unternehmen wie Bürger brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit, statt weiterer Verunsicherung durch eine völlig unnötige und unverantwortliche Diskussion", erklärte Generalsekretär Michael Rabe. Alle hofften, dass im Sommer Reisen und Ausflüge zumindest in Teilen und unter Auflagen wieder möglich seien.

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35 Kommentare

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  1. 35.

    Vielleicht sollte man die in Berlin und Brandenburg in diesem Jahr recht früh beginnenden Sommerferien um zwei bis vier Wochen nach hinten verschieben, damit sich die Aufnahme des Schulbetriebs vor der Sommerpause noch lohnt.

  2. 34.

    Es gibt jetzt 10 Jahre "kostenloses" Abitur.
    So kommen mir die Meisten vor.
    Was ist denn ein Abitur wert, wenn man in 3 Wochen alles vergessen hat und nicht anwenden kann, was man 12 Jahre lang gelernt hat?
    Abitur bedeutet besondere Reife. Wenn man dann nicht mal Selbststudium hinbekommt, dann hat man kein Abi verdient. Beim besten Willen. Es gibt schon genug Studienabbrecher, die den Anforderungen nicht gewachsen sind. Ein Bachelor ist doch auch nur schönwäscherei.

  3. 33.

    Dieses Gejammer hier schon wieder, typisch Deutsch. Bei solch einer Situation sollten wohl alle etwas zurückstecken. Seit doch froh, das eure Kinder unter bestimmten Hygieneregeln wieder zur Schule gehen dürfen, Lehrstoff nachholen können und um nicht zu sehr zurück zu fallen. Statt dessen wird gejammert, das sie verkürzte Ferien haben sollen... ist Urlaub jetzt wichtiger als Bildung?? Später einmal wird wieder geltend gemacht, sie waren in der Bildung benachteiligt weil Unterricht ausgefallen ist!! Dann sind daran wieder andere Schuld, nur nicht diejenigen, die gegen die Verkürzung der Ferien protestiert haben. Kneift die Backen zusammen und weiter geht's...

  4. 32.

    Pisa sagt nichts über den IQ eines Schülers und schon gar nicht über die Schüler eines ganzen Landes aus. Es zeigt lediglich, wie gut der Schulstoff durch Lehrer in einem vorherrschenden Schulsystem vermittelt wurde. Von daher dürfte eine gewisse Vorsicht geboten sein, mit solchen haltlosen Unterstellungen.

  5. 31.

    Das gibt es auf dem Bau auch. Arbeiter die erstmal ihr Bier brauchen um wach zu werden. In der Buchhaltung auch, erstmal Kaffeklatsch mit der Sekretärin, dann Frühstückspause, dann in der Kaffeküche noch Austausch, dann Mittagspause
    Da sagt jetzt auch keiner wegen den paar Leuten ist generelle Kurzarbeit berechtigt.
    Die Lehrer meiner Kinder hatten definitiv kein frei. Auf Mails wurde zügig geantwortet. Bitte um Rückruf wurde meist innerhalb von einer Stunde erledigt. Wenn am Freitag Ergebnisse gefordert waren kamen sie am Montag korrigiert zurück. Teilweise wurde sich dann noch die Zeit genommen mich darauf hinzuweisen WIE ich am besten vorgehe oder was das Ziel ist. Das sind Sachen die ich während einer Hausaufgabenhilfe gar nicht mitbekommen habe.
    An KeinBeamter:
    Ihre Kinder hatten doch genauso frei wie die Lehrer, also hatten sie als Eltern doch Ferien!
    Ich habe meine Kinder auch beschult, würde aber nie auf die Idee kommen Geld von den Lehrern zu verlangen

  6. 30.

    Wo bitte, hatten denn unsere Kinder genügend Freizeit? Man muss kein hochstudierter Akademiker sein, um zu wissen, das Freizeit bedeutet, mir meine Zeit frei einzuteilen. Sprich, ich entscheide, mit wem ich zum Beispiel, wo spiele. Ob ich mit einem Freund ins Kino gehe, in den Tierpark, ins Museum oder den Bolzplatz. Stattdessen haben unsere Kinder nichts anderes machen können, als jede Menge Heimarbeit, dessen Erarbeitung sie kaum instande sind und zu Hause rumwegitiert, da ihnen soziale Kontakte nicht erlaubt waren. Die Ferien und somit verbundenen persönlichen Urlaubsplanungen, in denen wir mit unseren Kindern vielleicht auch wieder Tagesausflüge machen können, sollten unantastbar bleiben. Und gewiss, kritisiere ich aufs Schärfste die Begründung, man könne in diesem Sommer ohnehin nicht in den Urlaub fahren. Ich muss nicht mit meiner Familie in einen Flieger steigen, um Zeit mit ihnen zu verbringen, Zeit, die ich zumindest in den letzten Wochen nicht hatte.

  7. 29.

    Ja, es gibt Lehrer, die mehr Freizeit hatten als sonst. Aber es gibt - wie immer - auch Lehrer, die mehr Zeitaufwand betreiben, z.B. für die Erstellung und Digitalisierung von Aufgaben, deren Korrektur, Videokonferenzen, E-Mail-Kontakte mit den Eltern usw.
    Lehrer, die Aufgaben usw. erstellt haben, sollen Ihnen Ihre Freizeit wiedergeben? Diese Lehrer haben ihren Job gemacht, so wie es ihnen möglich war, und das ist nun auch wieder nicht richtig? Sinnvoll wäre es doch, wenn eine Ferienbetreuung für die Schülerinnen und Schüler angeboten werden könnte, die Schwierigkeiten mit dem Arbeiten zu Hause haben oder deren Eltern arbeiten müssen. Das können dann auch gerne die Lehrer übernehmen, die in den letzten Wochen nicht so viel zu tun hatten ...

  8. 28.

    Laut Pisa sind die deutschen Schüler und Studenten nicht die hellsten Kerzen auf der Torte, deshalb vielleicht mal etwas länger lernen und etwas kürzer Urlaub machen.

  9. 27.

    Herr Benn sollte lieber erst einmal erklären, weshalb die anderen Bezirke ihren Schulen Desinfektionsmittel UND Mundschutz liefern konnten für die Abiturprüfungen; Pankow aber für Schüler*innen und Lehrer*innen pro Oberschule magere 300 Einmalhandschuhe bereitgestellt hat & mehr nicht... Wo sind die wichtigen Schutzutensilien geblieben?

  10. 26.

    Die Sommerferien zu kürzen halte ich für falsch.Es gab zu meiner Schulzeit sogar 2 Kurzschuljahre,weil die Einschulung der IDötzchen .wie wir die 1.Klasse nannten, damals von April auf August verlegt wurde.Wir mussten mehr lernen als die Kinder und Jugendlichen heute.Es gab nicht die Möglichkeit im Internet Informationen abzurufen.Es lag auch nicht am Elternhaus ob wir gut oder schlecht lernten.Es lag an den Lehrern wie sie vermitteln konnten und an der Wertschätzung des Gelernten an sich.Die Hektik die Kindern und Jugendlichen heute zugemutet und anerzogen wird dient nicht zur Besseren Schulausbildung ....siehe Abiturnoten und Ausbilder die trotz der Noten keine Vernünftig geschulten Auszubildenden mehr finden.Dss liegt nicht am Corona Virus und den paar lächerlichen Wochen in denen die Schulen nicht stattfinden dürfen.Das liegt daran das unsere Kinder und Jugendlichen im Durchschnitt einen längeren Arbeitstag in den Schulen haben als ihre Eltern in den jeweiligen Berufen.

  11. 25.

    Vielleicht sollten sich Eltern Lehrer und Erzieher zusammen setzen und versuchen die best mögliche Lösung zu finden. Schließlich sind die alle davon betroffen. Die Meinung der Schüler könnte auch mit einfließen

  12. 24.

    Das ist doch Blödsinn. Sie haben ihr Gehalt weiter bekommen. Egal, ob verbeamtet oder nicht, machen die Lehrer eine gute Arbeit (wenn - damit meine ich nur bestimmte - die Eltern sie lassen).

  13. 23.

    Weshalb? Hatten die Kinder wegen Corona frei? Mitnichten. Sollten die Sommerferien gekürzt werden, möchten wir Eltern den Lernaufwand während unserer Freizeit von den Lehrern erstattet bekommen, da er ja scheinbar umsonst aufgezwungen wurde.
    Wer gibt uns die Freizeit wieder, die die Lehrer während ihrer Pandemieferien hatten?

  14. 22.

    Eine Verkürzung der Sommerferien ist ein sinnvoller und m.E. notwendiger Vorschlag! Es entlastet die Eltern, die schon bis jetzt das Familienleben unter extremen Bedingungen gestalten musste und müssen und ermöglicht, dass die durch die digitale Schulbildung entstandene Defizite zumindest teilweise ausgeglichen werden können.
    Seitens der Lehrerinnen und Lehrer gibt es keinen Urlaubsanspruch in den Ferien!

  15. 21.

    In Wirklichkeit geht es doch bestimmt darum, dass die Pädagogen die nicht verbeamtet sind ihr Verdienst Defizit ausgleichen können, oder??

  16. 20.

    Sie brauchen doch nur den INSM Bildungsmonitor 2019 oder Pisa-Studien anschauen! Berlin und Brandenburg sind ganz Hinten! Sachsen und Bayern ganz vorne! Mehr ist nichts zu sagen!

  17. 19.

    Mir erschließt sich nicht die Logik warum der dann heute noch gemacht werden muss? Dafür hatten Sie früher auch zwei Monate Sommerferien. Das soll aber als Ausgleich wegfallen?
    Wenn Sie Ihre Kinder nicht unterrichtet haben, können Sie Ihre Faulheit doch nicht auf andere Übertragen. Die Lehrer meiner Kinder haben teilweise am Freitag Lösungen eingesammelt und am Montag mit Rückmeldung geantwortet.
    Früher haben wir auch mit Stöckern nach Tieren geworfen um sie dann zu essen. Manchmal entwickeln sich die Sachen einfach weiter.
    Wir haben 10 Jahre Schulpflicht, da werden die 5 Wochen zwangsverordnete Heimbeschulung doch nicht wirklich die Studier- bzw. Ausbildungsfähigkeit beeinträchtigen.

  18. 18.

    Verkürzung der Sommerferien würdigt in keinster Weise die schweren Wochen des homeschoolings der Kinder! Sie haben gelernt, sie waren fleissig - alles mehr oder weniger, wie es eben auch in der Schule gewesen wäre. Aber niemand hatte frei, niemand mit einem Schulkind (oder mehreren) zu Hause hatte frei oder gar Langeweile - es kommen mindestens 2 weitere Wochen dieser absoluten Mehrbelastung auf die Familien zu und dann sollen die Sommerferien verkürzt werden? weil man ja sowieso nicht wegfahren kann? Aber man kann mal was anderes als Familie machen, man kann sich mal mit der emotionalen Seite der ganzen Situation beschäftigen, Zeit für Nähe und eben auch Spass haben und hoffentlich wieder Kontakt zu Freunden haben...wenn man wirklich etwas für all' die Kinder tun möchte, die per sé benachteiligt sind, dann sollte man darüber nachdenken, eben genau diese Kinder und zwar unabhängig von ihrer Klassenstufe als Erstes in die Schulen zurückzuführen holen!

  19. 17.

    Ich habe Samstagsunterricht auch noch erleben dürfen. Bin auch kein junger Hüpfer mehr. Was hat das jetzt damit zutun, dass man die Kinder mit Ferienkürzung bestrafen will? Vielleicht sogar zu der Zeit, wenn das Spielen mit Freunden wieder ohne so extreme Kontaktbeschränkung möglich ist?

    Ich bin wahrlich kein Kinderfreund, aber ich finde, dass die Kinder aktuell schon am meisten gelitten haben unter den verordneten Maßnahmen.

  20. 16.

    Wo liegt Ihr Problem Sabine, zu meiner Zeit gab es sogar noch Samstagsunterricht ?!

    Und die Schüler hatten doch jetzt genügend Freizeit, wenn auch ungewollt, also dürfte es wohl nicht zuviel verlangt sein die Ferien zu verkürzen.

    Oder hatten Sie vor 6 Wochen Urlaub zu machen ?

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