Straßensperrungen in dicht bebauten Ortsteilen - Spielstraßen statt Spielplätze in Friedrichshain-Kreuzberg

Do 16.04.20 | 15:32 Uhr
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Ein Verkehrsschild für den verkehrsberuhigten Bereich ist am 07.06.2013 in Berlin-Kreuzberg an der Böckhstraße/Grimmstraße gestaltet (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Audio: Inforadio | 16.04.2020 | Ricardo Westphal | Bild: dpa/Jens Kalaene

Das Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg überprüft die temporäre Sperrung von 30 Straßen, um mehr öffentlichen Platz für Kinder und Familien zu schaffen. Im Visier sind dichtbebaute Ortsteile wie der Samariterkiez und SO36.  

Sämtliche Spiel- und Bolzplätze sind in Berlin aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus schon seit fast vier Wochen gesperrt. Doch das Verbot wiegt vor allem bei Familien in dicht bebauten Gegenden der Hauptstadt besonders schwer. Kein Platz auf dem Gehweg, um Passanten auszuweichen und den Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern einzuhalten, keine Parks oder Grünflächen, in denen sich Kinder austoben können.

Aus diesem Grund prüft das Straßen- und Grünflächenamt des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg die temporäre Beruhigung oder Sperrung von 30 Straßen für den motorisierten Individualverkehr, die im Umfeld von Spielplätzen liegen. Dadurch sollen Spielstraßen entstehen, auf denen sich Familien und Kinder sicher aufhalten können und genug freien Platz haben. "Man kann das Sperrung oder Öffnung nennen", sagt der Leiter des Straßen- und Grünflächenamts, Felix Weisbrich. "Je nachdem, ob man zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs ist."

30 Straßen in unmittelbarer Nähe von Spielplätzen im Visier

Für die Schaffung einer Spielstraße wird eine entsprechende Straße für einen festgelegten Zeitraum für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Weisbrich zufolge sollen dafür Straßen in der Nähe von Spielplätzen ausgesucht werden. "Von den 180 Spielplätzen des Bezirks überprüfen wir 30, die nicht in der Nähe von Grünflächen oder Parks liegen und somit den Anwohnern keine anderen Erholungsorte bieten".

Die genauen Straßen will Weisbrich noch nicht mitteilen. Man überprüfe allerdings den Samariterkiez und SO36. Beide Ortsteile seien extrem hoch verdichtete Gebiete und hätten eine Grünraumversorgung von deutlich unter 6 Quadratmeter pro Einwohner. "Die stehen bei uns im Fokus, da wir überlegen, wie wir den Bewohnern Bewegungsmöglichkeiten bieten können", so Weisbrich.

Unterstützung der Anwohner notwendig

Doch so einfach sei die Entscheidung nicht. "Wir brauchen die Unterstützung der Bevölkerung, um die verkehrsberuhigten Straßen aufzustellen", sagt Weisbrich. Die Erfahrungen in der Böckhstraße zwischen der Admiralsbrücke und dem Kottbusser Damm hätten gezeigt, dass man eine Initiative brauche, die sich vor Ort um die Sperrung kümmere und Autos durchlasse, wenn jemand hineinfahren müsse. "Das soll freundlich sein, kein strenges Ordnungsregime."

Man müsse aber auch dafür sorgen, dass keine Sogwirkung entstehe. "Deswegen muss man Menschen vor Ort haben, die eingreifen und Leute auch schon mal auseinandersetzen."

Ausweitung auf "kleine Spielplätze"

Einen ersten positiven Ansatz der Straßensperrungen konnte man am Boxhagener Platz sehen. Da wurden die anliegenden Straßen gesperrt und die Stände des Wochenmarktes auf die Straßen gestellt, was Marktgeschehen entzerrt hätte. "Die Stände auf den Straßen konnten zehn Meter Abstand zu einander halten und die Leute konnten sich bewegen und Abstand zu einander halten", sagt Weisbrich.

"Das schwebt uns auch für kleine Spielplätze vor", sagt der Leiter des Straßen- und Grünflächenamts weiter. Mit den Straßensperrungen soll auch nach der Wiedereröffnung der Spielplätze für ausreichend Platz gesorgt werden, um Abstände einzuhalten und die Infektionsketten zu unterbrechen.

Im Mai werde es auch eine Entscheidung über die teilweise Öffnung der Spielplätze geben. Dabei könne es sein, dass Handläufe von Klettergerüsten oder Schaukeln abmontiert würden, um die Übertragungswahrscheinlichkeit des Coronavirus zu verringern. Im Rahmen der Lockerungsmaßnahmen werde es darum gehen, den dringenden Bedarf nach Spielen zu ermöglich, das aber auch verantwortlich zu tun.

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28 Kommentare

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  1. 28.

    Ich bin bereit Schrittgeschwindigkeit zu fahren und freu mich für die Kinder. Aber die Art und Weise. wie die Mitglieder dieser Initiative vorgehen, ist sehr unangenehm. Sie sind die Gutmenschen und müssen belehren, treten überheblich auf und provozieren mit Handyaufnahmen, Statt nett die Anwohner darauf aufmerksam zu machen, dass es eine Spielstrasse ist und man entsprechen langsam fahren muss, springen sie plötzlich mit dem Fahrrad vor das Auto und laufen vor einem (nicht in Schrittgeschwindigkeit sondern im Schneckentempo) und machen gleichzeitig unerlaubte Videoaufnahmen mit dem Handy.

    Man fühlt sich wie in einem Überwachungsstaat. Bürger wachen über Bürger. So ein Verhalten ist derzeit überhaupt nicht angemessen, da auch wegen der Coronavorschriften jedes Verhalten im Leben in der Öffentlichkeit kontrolliert und kommentiert wird.

    Das nervt einfach

  2. 27.

    Beeindruckend, dass solche sinnvollen Maßnahmen auch mal so schnell umgesetzt werden! Bin richtig stolz auf unseren Bezirk (den dichtestbewohnten in ganz Berlin). Mehr Platz für Kinder tut allen gut!

  3. 26.

    In Berlin werden Straßen gesperrt, damit die Kinder in Corona-Zeiten Platz haben zum Spielen. Ja, ne ist klar. Heute am Sonntag sitzen auf der Kreuzung Gärtnerstr. Ecke Krossener Str. einige Ökos zusammen, mindestens 4 und speisen, mitten auf der Kreuzung und da ist nichts mit einem Abstand von 1,5 m. Die Ordner mit den grünen Westen freuen sich und haben nichts zu beanstanden. Kinder sehe ich nur 2, auf dem Gehweg. Was für ein Irrsinn...

  4. 25.

    Was für ein Blödsinn, welcher von völlig ungeeigneten und inkompetenten Politikern und Amtsinhabern verzapft wird. Unter dem Vorwand von Corona werden hier Tatsachen geschaffen, die komplett am Bedarf vorbeigehen. Vorhandene Spielflächen wurden schon vor Corona von Eltern und Kindern nicht ausreichend genutzt. Nun werden Straßen gesperrt, die nur wenige Schritte von Spielplätzen entfernt liegen. Bei der Entscheidung werden z.B in der Richard-Sorge-Str. hunderte Anwohner und Fahrzeughalter komplett außen vorgelassen und Eingaben bei der Bezirksversammlung bewusst ignoriert. Gerade die links-grüne Bezirksverwaltung von Friedrichshain-Kreuzberg pocht doch immer auf ein Miteinander. Aber offensichtlich nur, wenn es ihren eigenen Interessen dient. Was für eine Verlogenheit! Eingaben unter https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlungn/eingaben-und-beschwerden/formular.168350.php werden Ihnen hoffentlich die Augen öffnen! Auf gehts!

  5. 24.

    Ich finde es eine gute Maßname. Vielleicht sollte der Berliner Senat aber mal grundsätzlich seine Stadtplanungspolitik überdenken und mehr Freiräume und Grünflächen zu schaffen, statt alles zuzubauen.

  6. 23.

    Hab 3 Kinder (2,5,15) und beide Eltern sind berufstätig - ohne Auto kein Problem.

  7. 22.

    Ist das eine Für- oder Widerrede? Ich habe nichts dagegen, die Interessen von Anwohnern und Autofahrern gegeneinander abzuwägen. Aber bitte mit Weitblick und nicht unter dem Vorwand Corona. Wenn Autofahrer dabei zurück stecken müssen, dann ist das absolut okay, wenn es ordentlich begründet und zum Vorteil der Mehrheit ist. Dass viele Berliner ihr Fahrzeug immer noch zu leichtfertig statt des fast überall super ausgebauten ÖPNV nutzen, ist unstrittig. Aber es ist nun mal auch nicht allen möglich, ganz auf das eigene Auto zu verzichten. Deshalb bringt es nichts, die Gruppen gegeneinander auszuspielen und aufzuhetzen. Und die aktuelle Idee halte ich für Unfug und gefährlich. Berlin ist inzwischen eigentlich etwas weiter als in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, als alle Kinder auf der Straße spielen müssten. Ich hätte meine Kinder nicht da spielen lassen wollen.

  8. 21.

    Denen, die da jetzt grenzenlos Jubeln und meinen, man könne ja auch 3 Straßen weiter parken, kann ich nur wünschen: Habt mal 2 alte Eltern zu pflegen, die so gut wie nicht mehr laufen können. Und dann für jeden Dienst, für jeden Einkauf irgendwo um Genehmigung betteln. Ich hatte auch mal versucht, ohne Auto auszukommen. Als Singel oder Paar ohne Kinder o.k. Aber sowie alte Leute oder Kinder ins Spiel kommen, wird es als normal Arbeitender ein Krampf. Daher: Bitte alles mit Augenmaß.

  9. 20.

    Richtig so- aber es gibt den MIV und dann den Lieferverkehr, der notwendig ist und dagegen hat doch auch niemend etwas. Aber das Problem immer gleich auf auf den Lieferverkehr bewziehen, dann noch auf die alten Leute und Behinderte usw....

  10. 19.

    Na dann mach mal! Achja und die Zeiten ändern sich - und es scheint nicht, das der Auto-Verkehr geringer wird!!

  11. 17.

    Schon mal aufgefallen, solche Vorschläge und Gedanken kommen fast immer nur aus Friedrichshain/Kreuzberg.

  12. 16.

    Ich kann diese Planung nicht nachvollziehen.man schließt die Spielpl.und schafft woanders Plätze, damit die Leute zusammen kommen?Ergibt für mich keinen Sinn!
    Ein verkehrskonzept sieht für mich auch anders aus, als immer schnell schnell ein paar Poller hier und da und jetzt noch Straßen sperren.
    Vielleicht wäre ein Verbot zur durchfahrt, außer für Anlieger sinnvoll?Oder ein Verbot für 7,5 tonner?In der pettenkofer eine einbahnstr.Und das selbe für den Rückweg in der voigtstr.??
    Inline skates und roller kann man auf diesen Straßen nicht fahren, denn ein großteil ist kaputt oder besteht aus Pflastersteinen.Dann kann man auch mit Fahrrad zu ikea fahren,der ist geschlossen und der Parkplatz hat eine schöne glatte Fläche,wo man skaten kann.
    Statt einfach Leute gegeneinander aufzubringen (Autofahrer gegen Eltern)und Einschränkungen zu verhängen, sollte man überlegen wie man positive Impulse setzen kann.Wenn mein Kind wenigstens ein anderes Kind sehen darf,wäre mir mehr geholfen.

  13. 15.

    Schön dass die BSR dafür herhalten muss, was die Menschen dort einfach mal fallenlassen, ohne Rücksichtnahme und dank des anerzogenen Egoismus alles vermeintlich machen und beanspruchen zu dürfen.

  14. 14.

    Seit 34 Jahren wohne ich in dieser Stadt, aktuell seit 9 Jahren außerhalb des Rings (Distanz Luftlinie 3km). Zum nächsten U-Bahnhof sind es 10 Fußminuten. Ich bin froh sagen zu können, dass ich in all dieser Zeit auf ein eigenes Auto habe verzichten können.

    Die Annahme, dass alles jederzeit auf dem einfachsten Wege verfügbar (bzw. erreichbar) zu sein hat, und am besten noch sofort, fügt der Gesellschaft großen Schaden zu.

  15. 13.

    Super Idee! Inline-Skaten, Roller fahren und Radfahren sind tolle Möglichkeiten für Kinder sich zu bewegen ohne sich zu Nahe zu kommen. In den Parks sind die dafür geeigneten Flächen aber meist schon zu voll. In den Randbezirken kann man das auch einfach auf den Nebenstrassen machen. Im Zentrum wäre es super wenn die Zufahrten zu bestehenden verkehrsberuhigten Zonen verengt würden, oder noch besser diese zu Sackgassen gemacht würden um den Durchgangsverkehr zu verhindern. Dann könnte man diese vielleicht wirklich mal als Spielstrassen nutzen und es gehen nicht einmal Parkplätze verloren.

  16. 12.

    Laut die hier Kommentierenden soll es dann in F-K geben:
    - nicht zu viel Gentrifizierung
    - Raum für den Kfz-Verkehr
    - Parkplätze auch für Lieferanten (ohne aber den Kfz-Verkehr zu drangsalieren)
    - keine Zugezogene, vor allem mit Kindern
    - private Besitzer der freien Flächen sollen enteignet werden, um die Flächen-Bebauung zu verhindern
    - Grünfläche und nicht-dreckige Straßen soll es bitte geben, dann haben die Parker schön um sich und auch die nicht-zugezogene Kinder können mit Abstand spielen
    - Widerstand gegen alles (außer die Obengennante)

  17. 11.

    Fortsetzung der Fehlsteuerung durch Grüne Berlin und Frau Herrmann.

    Pandemie-Management geht anders: Eben nicht Anreizse setzen, dass Menschen vermehrt rausgehen.

    Es ist grüne-Dorf-Macher-Politik durch die Pandemie-Hintertür.

    Senat und Gesundheitssenatorin halten still.

    UNVERANTWORTLICH!

  18. 10.

    Was für ein Quatsch! Als wenn es ihnen um die Kinder gehen würde. Die Straßen sind ganz schnell nicht mehr "dreckig" wenn da keine Autos mehr sind. Feinstaubbelastung und so. Und was den sichtbaren Dreck angeht gibt es so tolle Erfindungen wie Kehrmaschine und so. Die BSR kennt sich damit aus.

  19. 9.

    Was für ein Blödsinn sowas kann sich nur der Bezirkbürgermeister von Kreuzberg ausdenken.
    Erst alles mit teuren Neubauten zuknallen und dann keine neuen Spielplätze schaffen.
    Was sollen die Kindet auf den dreckigen Straßen eigentlich machen?
    Vollkommen daneben, dieser Mann muss einen Hass auf alle Berufstätigen haben, die täglich zur Arbeit müssen.

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