Neustart nach Corona-Pause - Berliner Bürgerämter kehren aus Notbetrieb zurück

Di 26.05.20 | 07:46 Uhr | Von Jule Käppel
  24
Bürgeramt Hohenzollerdamm Berlin Wilmersdorf. (Quelle: rbb/J. Käppel)
Video: Abendschau | 25.05.2020 | Max Kell | Bild: rbb/J. Käppel)

Schrittweise ist wieder ein wenig Alltag in Berlin möglich. Das gilt auch für die Verwaltung. Die Bürgerämter öffnen in begrenztem Umfang ihre Sprechstunden. Online und telefonisch sind wieder Termine freigeschaltet - aber nach wenigen Minuten ausgebucht. Von Jule Käppel

Der Sicherheitsmann vor dem Wilmersdorfer Bürgeramt am Hohenzollerndamm 177 hat ordentlich zu tun. Reihenweise muss er Menschen abweisen, weil sie auf gut Glück gekommen sind. Am Eingang drückt er ihnen einen Zettel mit der zentralen Behördentelefonnummer -115 oder der Bezirksnotfallnummer für die Terminauskunft in die Hand.

Das hilft Besucherin Sarah allerdings nicht weiter. Die dringenden Anrufe der jungen Frau laufen ins Leere. "Ich bräuchte ein Dokument für meine Hochzeit, die am Freitag stattfinden soll und das ist sehr wichtig. Da steht 'Notfallnummer anrufen!', gibt’s aber nicht. Da geht keiner ran. Wir sind extra hergefahren, weil wir dachten, hier könnten sie uns weiterhelfen – da geben sie uns die gleiche Nummer. Es bringt nichts." Ohne die erforderliche Meldebestätigung darf sie am Freitag nicht heiraten. Sie nimmt ihren kleinen Sohn und geht.

Stadtrad im Bürgeramt Wilmersdorf. (Quelle: rbb/J. Käppel)
Arne Herz ist seit 2016 Bezirksstadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf und seit 2019 stellvertretender Bezirksürgermeister. | Bild: rbb/J. Käppel

Zu- und Abfluss sind das Problem

Im hellen Wartesaal bleiben fast alle Stühle leer. Auf den Bildschirmen an der Wand blinken höchstens zwei Termine und rufen an den nächsten freien Platz. Der Bezirksstadtrat für Charlottenburg-Wilmersdorf, Arne Herz (CDU), möchte den Service für seine Bürgerinnen und Bürger gern erhöhen und die Situation an den breiten Schreibtischen der Beamten mit Plexiglas würde das sogar erlauben.

"Aber die Menschen kommen ja auch rein und raus. Sie gehen zu Räumen durch Gänge. Sie müssen in das Amt überhaupt erst rein durch Gänge, die selten so sind, dass 1,5 Meter immer leicht sind. Das heißt, ich muss den ganzen Verkehr von Menschen eigentlich im Zu- und Abfluss regulieren und minimieren", erklärt Herz.

In der Mittagszeit stehen nur fünf Personen gleichzeitig auf dem engen Gang – im ordentlichen, markierten Abstand von 1,5 Meter. Sie alle müssen Dinge erledigen, die nicht länger warten können. Vor einem Monat haben sich diese Notfallkunden um einen Termin an der Hotline bemüht und nun dürfen sie endlich kommen.

Berlin setzt vermehrt auf Online-Service

Künftig möchte Berlin fast alle Dienstleistungen online anbieten – mit wenigen Ausnahmen. Daran arbeitet Staatssekretärin Sabine Smentek (SPD) in der Senatsverwaltung für Inneres. "Bei vielen Dingen, die man beim Bürgeramt beantragen muss, müssen wir sichergehen, dass diejenigen, die diesen Antrag stellen, auch tatsächlich diejenigen sind, für die sie sich ausgeben. Deswegen werden bestimmte Besuche im Rathaus immer noch erforderlich sein. Wir arbeiten aber daran, für Bürgerinnen und Bürger sehr viel mehr Online-Dienstleistungen zu realisieren."

Das Corona-Risiko für die Menschen in den Bürgerämtern zu minimieren, steht für Smentek eigenen Aussagen zufolge im Mittelpunkt: "Wir wollen Bürgerinnen und Bürger in den Bürgerämtern nicht dadurch gefährden, dass sie mit so vielen anderen Leuten im Warteraum sitzen und deswegen ist es dringend erforderlich, nicht spontan zum Bürgeramt zu gehen, sondern vorher anzurufen und sich zu erkundigen. Manche Dinge muss man auch gar nicht machen, wie zum Beispiel Berlin-Pässe zu verlängern. Das braucht man im Augenblick nicht zu tun, denn sie gelten einfach weiter."

Beitrag von Jule Käppel

24 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 24.

    seit Februar versuche ich einen Reisepass zu beantragen. Nur mal nebenbei ich gehe arbeiten und kann nicht jeden Tag um 08.00 Uhr Online auf Freischaltung von Terminen warten. Berlin ist in dieser Hinsicht das "Letzte"...

  2. 23.

    Ich versuche schon lange einen Termin beim Bürgeramt zu bekommen; keine Chance. Im Internet gibt es keine buchbaren Termine, am Telefon hört man nur einen Computer sprechen (Google Home und Alexa antworten mir wenigstens). Heute war ich mal wieder persönlich vor Ort. Am Empfang saß eine Frau vor ihrem Computer und hat nichts getan und ein Herr, vermutlich auch im öffentlichen Dienst, der mich abwimmelte. Ich glaube nicht das diese Leute momentan einen großen Dienst der Gesellschaft gegenüber erweisen. Menschen die z.B. im Krankenhaus, in der Altenpflege oder im Supermarkt arbeiten tun das wie immer und schicken die Leute nicht weg um sich einen Termin zu holen den es nicht gibt (und das teilweise für viel weniger Gehalt).

  3. 22.

    Weil mein Nachbar umgezogen ist, er berufstätig, versuche ich für ihn einen Termin zur Ummeldung der Whg zu bekommen. Im Internet - nichts zu machen. Telefon 115, besetzt und wenn ich dann doch durchkomme, dann mein der Computermensch, er verbindet mich, dann wieder die Ansage, er kann mich nicht verbinden und wünscht mir einen schönen Tag. Das ist einfach unglaublich!!! Tolles Bürgertelefon :-(

  4. 21.

    Im Bezirksamt Tempelhof ist unter keiner der angegebenen Nummern irgendjemand zu erreichen. Zwei komplette Vormittage damit verbracht, ergebnislos. Sprechzeiten der Sachbearbeiter finden offensichtlich auch telefonisch nicht statt. Da kann Corona auch nicht als Ausrede herhalten. Viele Angelegenheiten online nicht zu erledigen. Bürgerservice = 0

  5. 20.

    Ich habe keinerlei Verständnis für den aktuell noch miserableren Service der Bürgerämter. Die wenigen "verfügbaren" Termine sind ausgebucht und zahlreiche Wochentage stehen gar nicht erst zur Verfügung. Die "Bürger"-Nummer 115 ist nicht zu erreiche, immer besetzt. Viele Angestellte im Öffentlichen Dienst sind bei vollen Bezügen wegen Corona nicht an ihren Arbeitsplätzen. Könnte nicht mit deren Einsatz eine bürgerfreundlichere, intelligente Lösung gefunden werden, wenigstens die Kommunikation- und Informationssituation zu verbessern?

  6. 19.

    Alle gehen auf die Straße, weil sie unbedingt wieder öffnen wollen, von den Bürgerämtern (und der restlichen Verwaltung)hört man NICHTS. Man könnte meinen, die haben es nicht nötig.

  7. 18.

    Abholung ist ja wohl etwas ganz anderes. Ansonsten bin ich ALLE Wege gegangen. Hänge übrigens seit 10 Minuten in der Musikschleife, um einen "Mitarbeiter" sprechen zu können. Wetten, dass das Telefonat irgendwann ohne Termin beendet wird?

  8. 17.

    Es ist eigentlich eine Zumutung mit welchen lächerlichen Erklärungen Senat und Bezirk versuchen die Bürger zu verdummen.
    Beispiel heute im Bürgeramt Osloer Strasse: Abholung von Ausweispapieren die in Tiergarten beantragt wurden, gestern vereinbart- ich war schon verwundert und höchst erfreut, aber voller dunkler Vorahnung. Bei der Dokumentenausgabe waren heute die Ausweispapiere nicht auffindbar - die sind dann wohl nicht mitgekommen- ach so. Neuer Termin am Donnerstag, dann klappst vielleicht.
    FAZIT: 2 x verlorene Zeit, 2 x zusätzliche Kosten für die BVG -da wurden Beurteilung und Vorurteile über die Berliner Verwaltung mal wieder voll bestätigt- danke an die Senatsverwaltung für Inneres und den Bezirk Mitte für diese "höchst effiziente" Dienstleistung am Bürger.
    Leidtragende die freundliche Mitarbeiterin an der Dokumentenausgabe...sie kann am wenigsten dafür....

  9. 16.

    Habe ich getan, Dieter. Gestern dem Bürgeramt Tempelhof wie gewünscht eine Mail mit mehreren möglichen Terminzeiträumen geschickt, in denen ich meine lange fertigen Personalausweis abholen könnte. Heute Vormittag Antwort mit konkretem Termin nächste Woche. Alles einwandfrei. Und nu?

  10. 15.

    Bevor man "meckert", ist man sicher schon selbst auf die glorreiche Idee gekommen, es Berlin-weit zu versuchen. Ergebnis: Gleich null.

  11. 14.

    Bei keinem einzigen Bürgeramt sind Termine freigeschaltet. Dafür erscheinen inzwischen wie von Zauberhand bis Juli geblockte Termine. Obwohl man als Normalbürger auf keinem einzigen Weg einen Termin buchen kann.

    Auf der Homepage heißt es:
    Neben der individuellen Terminvereinbarung nach Klärung und Anmeldung unter Tel. 030 90299-6321 können in begrenztem Umfang Termine auch wieder online und bei der D 115 gebucht werden.
    1. Nummer: Immerhin Bandansage - Terminvergabe nicht möglich - Nutzen sie die anderen Wege. Aha, welche denn? Dann: Ich verbinde sie mit einem Mitarbeiter. Dann: Leider kann ich sie nicht mit einem MA verbinden. Tschüss.
    2. Nummer: Passiert gar nichts.
    Ganz großes Kino...................

  12. 13.

    Bevor man "meckert", ist man sicher schon selbst auf die glorreiche Idee gekommen, es Berlin-weit zu versuchen. Ergebnis: Gleich null.

  13. 12.

    Bevor man "meckert", ist man sicher schon selbst auf die glorreiche Idee gekommen, es Berlin-weit zu versuchen. Ergebnis: Gleich null.

  14. 10.

    Na dann versuchen Sie doch mal, bei auch nur einem einzigen Bürgeramt einen Termin zu bekommen.
    Sie werden erstaunt sein.

    Ich habe mich vor dem Meckern informiert und es versucht. Sie auch?

  15. 9.

    Einen Reisepass abzuholen ist aktuell nun wahrlich alles Andere als dringend.

  16. 8.

    Lesen,ganz einfach lesen:
    Diesen Artikel ist eine Liste der Bürgerämter Berlins mit den entsprechenden Terminen und Angeboten beigefügt.
    AUCH MIT TELEFONNUMMERN!
    Also nicht nur meckern,sondern lesen und man muss auch nicht zum Bürgeramt im eigenen Bezirk gehen. Schon vor Corona war ich wegen eines früheren Onlinetermin im Bürgeramt in meinem Nachbarbezirk.
    "Nach zwei Monaten Notbetrieb
    Berliner Bürgerämter fahren Service schrittweise wieder hoch"
    18.05.20 | 18:37 Uhr
    https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/05/berlin-buergeramt-aemter-service-notbetrieb-persoenliche-termine.html

  17. 7.

    Dafür kann aber nur die Bundesdruckerei etwas und die ist leider geschlossen.
    Somit wird auch nichts gedruckt.

  18. 6.

    Ich sage immer : Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Wo keiner ist, sind Ausreden an der Tagesordnung. Jeder möge sich anhand des obigen Artikels ein eigenes Bild machen.

  19. 5.

    Was machen die Menschen, die keinen Computer, Drucker und andere notwendigen Ausstattungen haben? Oder nicht so Computeraffin sind.

Das könnte Sie auch interessieren