Ampel als Corona-Warnsystem - Berlin setzt eigene Obergrenze bei Neuinfektionen

Di 12.05.20 | 15:46 Uhr
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12.05.2020, Berlin: Michael Müller (l, SPD), Regierender Bürgermeister, und Dilek Kalayci (SPD), Gesundheitssenatorin, geben eine Pressekonferenz. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Video: Abendschau | 12.05.2020 | Hermel/Knieling | Gespräch mit Michael Müller | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Mit einer Ampel als Warnsystem will Berlin Corona-Infektionen in Schach halten. Je nach R-Wert, Belegung der Intensivbetten und Zahl der Neuinfektionen pro Einwohner wird auf Gelb oder Rot geschaltet. Bei der Infektionszahl weicht Berlin dabei vom Bundeswert ab.

Mit einem Ampelsystem will der Berliner Senat dafür sorgen, dass trotz Lockerungen die Coronavirus-Infektionen in der Stadt nicht unerwartet stark ansteigen. Darauf habe sich am Dienstag die rot-rot-grüne Koalition verständigt, teilten der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (beide SPD) am Dienstagmittag mit. Die Richtwerte dieses Ampelsystems, das am Dienstag vorgestellt wurde, weicht dabei von den bisher zwischen Bund und Ländern beschlossenen Grenzwerten teils deutlich ab.

Bei R-Wert von 1,2 auf Rot

Grundsätzlich bedeute in dem Ampelsystem grün, dass nicht gehandelt werden müsse. Gelb löse Alarm bei den zuständigen Stellen aus. Rot heiße dann: Handeln.  

Wie Senatorin Kalayci erklärte, sollen drei Werte in dem Ampelsystem berücksichtigt werden: Erstens die Reproduktionszahl; der R-Wert gibt Aufschluss darüber, wie viele Menschen ein Infizierter im Mittel ansteckt. Zweitens die Zahl der Neuinfektionen pro Einwohner. Drittens die Belegung der Intensivbetten.

"Sobald zwei Indikatoren auf gelb sind, wird die Lage im Senat detailliert erörtert", kündigte  Senatorin Kalayci an. Stehen zwei von drei Indikatoren auf rot, werde man über die Rücknahme von Lockerungen nachdenken, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). Je nach Lage könne dies aber auch schon früher geschehen.

Die Reproduktionszahl spiele eine große Rolle, sagte Kalyci. Sobald dieser R-Wert in Berlin an drei aufeinanderfolgenden Tagen bei 1,1 liege, schalte die Ampel auf gelb. Liege der Wert drei Tage hintereinander bei 1,2, schalte sie auf rot. Aktuell liegt der R-Wert in Berlin laut Kalayci bei 0,79.

Rot bei 30 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner

Beim Thema Obergrenzen für Neuinfektionen geht Berlin ebenfalls einen eigenen Weg. Bund und Länder hatten sich in der vergangenen Woche darauf verständigt, dass bei 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen gehandelt werden müsse. "Wir würden bei 20 schon die Ampel auf gelb stellen, bei 30 auf rot", sagte Kalayci nun. Mit Faktor 50 wäre Berlin in den vergangenen Wochen "viel zu spät dran" gewesen. "Unser Höhepunkt lag bislang bei 37", so die Gesundheitssenatorin.

Kalayci versuchte, diese Faktoren anhand von Zahlen für ganz Berlin deutlich zu machen: Zuletzt habe die Zahl der Neuinfektionen in sieben Tagen bei 286 gelegen. Bei der Obergrenze von 30 je 100.000 Einwohner wären es über diesen Zeitraum stadtweit 1.131.

Bei den Betten überall im grünen Bereich

Der dritte entscheidende Punkt sei die Auslastung der Intensivbetten in Berlin, erklärte die Senatorin. "Wir haben mit dem Reservekrankenhaus auf dem Messegelände unser Save-Konzept ergänzt, da sind wir sehr gut aufgestellt. Trotzdem schauen wir, wie die Auslastung ist", so Kalayci.

"Die Gelbphase würden wir bei 15 Prozent erreichen, rot bei dann bei 25 Prozent", so die SPD-Politikerin. Aktuell gibt es ihren Angaben zufolge 38 Prozent freie Bettenkapazitäten in Berlins Krankenhäusern, knapp neun Prozent der Betten seien derzeit mit Covid-19-Patienten besetzt. "Wir sind hier also überall im grünen Bereich", betonte Kalayci.

Über alle drei Indikatoren werde der Senat wöchentlich berichten, sagte Kalayci. Müller betonte: "Wir reagieren schon bei gelb." Er ergänzte: "Es wäre ja Wahnsinn, wenn eine Regierung oder ein Senat sagt, wir gucken mal, wie gelb sich entwickelt, wird schon gut gehen." Das Ampelsysteme sei erst einmal eine Grundlage für die nächste Zeit, könne sich aber auch ändern, wenn es erforderlich sei.

Müller will über Versammlungen und Kinos sprechen

Müller mahnte, die Corona-Regeln weiterhin ernst zu nehmen. "Viele gehen die Schritte mit Bedacht mit uns gemeinsam. Andere tun das eben nicht. An der Stelle wird die Polizei in Zukunft stärker eingreifen müssen. Das muss ja kein martialisches Auftreten sein, aber es muss klare Ansprachen geben", so Müller.

Alle aktuellen Maßnahmen seien zunächst bis zum 5. Juni terminiert, betonte Müller. "Das heißt nicht, dass ab 6. Juni alles wieder aufgemacht wird, was noch zu ist. Wir müssen über Fitnessstudios, Kinos und Veranstaltungen diskutieren und die Erfahrungen betrachten." Es gebe nicht "diesen einen richtigen Weg". "Daher müssen wir uns weiter herantasten an hoffentlich weitere Lockerungen", so der Regierende Bürgermeister. "Aber sie sind keine Selbstverständlichkeit."

Corona-Ampel für Berlin (Quelle: rbb)

Sendung: Inforadio, 12.05.2020, 13:40 Uhr

Die Pressekonferenz zum Nachschauen (Facebook-Livestream)

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145 Kommentare

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  1. 145.

    Ist das Ampelmännchen Bestandteil der genialen Ampellösung?
    Es wird natürlich auch die Fahrradampel installiert.

  2. 144.

    Nun, ich wünsche mir nicht das Scheitern der Lockerung. Aber ich befürchte es...ich vermute, dass eine zu schnelle Lockerung der Beschränkungen, die ohnehin nur von Wenigen wirklich ganz eingehalten wurden bzw. werden, dazu führen wird, dass wir eine zweite und dritte Welle erleben müssen. Und ja, ich bin durchaus der Meinung, dass es zu wenig klare Ansagen seitens der Polizei (und anderer offizieller Organe (siehe BVG und S-Bahn) gab. Als ich in den letzten Wochen auf den Straßen oder im Supermarkt beobachten konnte, dass es doch ein sehr große Anzahl von Leuten gibt, deren Haare auch in einem Lockdown offenbar nie wachsen, war mir klar, dass es eben manche nicht so genau nehmen mit dem Zuhause-Bleiben und dem Abstand. Es ist diese zynische Mir-wird-schon-nix-passieren-Mentalität, die eben dafür sorgt, das wir dann letztlich wohl doch noch das bekommen, was wir jetzt - m M.n,vorschnell - für unnötig erachten.

  3. 143.

    Der Zusammenhang ist schon immer noch derselbe. Mark fragte Barbara nach ihrer "Parallelwelt", ja.
    Aber es war nicht Mark, der erst von mehreren Welten sprach und dann doch sagte, es gäbe nur eine. Sondern Sie ;)

  4. 142.

    "Da haben SIE doch differenziert zwischen Ihrer Welt und Marks Welt, oder? "
    Ja, das passiert,wenn man alles aus dem Zusammenhang reißt. Mark sprach zuerst von einer "Parallelwelt", also muss er ja noch eine andere kennen. Wenn man über etwas urteilen will, sollte man sich schon alles vorher ansehen und nicht nur Bruchstücke!

  5. 141.

    Ja, am Wochenende ist damit vielleicht vorbei, da gehen bestimmt wieder viele in Richtung Bundestrainer, da werden die Ratgeber wieder rar. Lassen wir uns überraschen, nicht das wir am Ende völlig ratlos da stehen!?

  6. 140.

    "Woher möchten Sie wissen, was mein Gedankengut und meine Gesinnung ist? "

    Nun, sie äußern sich hier oft genug eindeutig. Sie sind es, der hier sein Gedankengut und seine Gesinnung publiziert. Sie lassen keinen Zweifel daran welche Gesinnung sie bevorzugen.

    "Es ist nicht meine Welt, sondern EINE Welt." Merkwürdig, gestern hier es noch "In Ihrer Welt möchte ich nicht leben."

    Sie sind leicht wankelmütig und dass ihr "Denken nicht so einfach gestrickt ist" glaube ich ihnen aufs Wort. Ich beschäftige mich seit meinem 15. Lebensjahr mit (Neo-)Nazis, Rechtsextremen o.ä. Von daher weiß ich das.

  7. 139.

    ;-) ;-) ;-)
    Bester Kommentar ever zu dem Thema!
    Danke, you made my day.

  8. 138.

    Ja, aber es war doch Ihre eigene Aussage (gestern um 22:31), in der Sie zu Mark sagten:
    "In Ihrer Welt möchte ich nicht leben"
    Da haben SIE doch differenziert zwischen Ihrer Welt und Marks Welt, oder?

    Und nu isses doch wieder bloß *eine* Welt?

    Und warum möchten Sie ihr ausweichen?
    Ach ja - Sie sagten ja "in Ihrer Welt möchte ich nicht leben".
    Ja, dumm gelaufen, dass wir hier alle zusammenhocken und uns diese eine Welt teilen müssen...
    ;)


  9. 137.

    "Es ist ihre Welt, ihr Gedankengut, ihre Gesinnung, ihre... "
    Wessen meinen Sie, meine?
    Es ist nicht meine Welt, sondern EINE Welt. Leider gibt es da keine Ausweichmöglichkeit!
    Woher möchten Sie wissen, was mein Gedankengut und meine Gesinnung ist?
    Ach ja, ich nehme nicht alles einfach hin,was man mir vorsetzt, also MUSS ich ja zwangsläufig rechts, Verschwörungstheoretiker Aluhutträger und Corona-Leugner sein, nicht wahr?!
    Sorry, dass mein Denken nicht so einfach gestrickt ist!

  10. 136.

    In Sachsen kann man viel bewundern, nur kaum Sachsen. Die sind alle im Westen. :-D

    Im Ernst, bevölkerungsarme Flächenländer lassen sich nicht mit Deutschlands größter Millionenstadt vergleichen! Ziehen sie doch nach Sachsen, wenn ihnen Kino usw. so sehr sehr fehlen. Vergessen sie nicht ein Wörterbuch mitzunehmen. Nicht dass sie uns dort verhungern, trotz Fettbemmen vor den Augen. :-D

  11. 135.

    Sie haben recht. Schauen Sie sich bitte meinen Kommentar (Nr. 54) an.

  12. 134.

    Toll, das ist ja wie mit der Terrorampel, die 2001 eingeführt wurde: Wehe, wenn sie von Erdbeer- auf Himbeerrot sprang! Oder war es umgekehrt?

    Übrigens kann Herr Müller ab Freitag ganz viel in Sachsen betrachten: Ab dann dürfen dort Kinos, Theater usw. wieder öffnen (wenn das Hygienekonzept stimmt).

  13. 133.

    Ihr glaubt nicht, wie mich das beruhigt, dass es sooo viele Experten allein unter den Normalsterblichen gibt. Gleichzeitig muss ich traurig konstatieren, dass in allen Berufen außer dem meinen ein Zusatzstudium Epidemiologie und Virologie versteckt war; das ist völlig an mir vorbeigegangen... tststs... Auch kurios, dass die eigentlichen Epidemiologen und Virologen ganz offenbar völlig ahnungslos sind, das haut einen ja aus den Socken, halleluja, hat man denen das auch schon mal gesagt, ich meine, dass diese Anmaßung nicht in Ordnung ist?

    Also ich find' das toll, dass jeder Kraftfahrer, Sportlehrer und Nasenbohrer gleichzeitig ein Experte in epidemiologischen und virologischen Fragen ist, da kann man wenigstens JEDEN Fragen, der einen über'n Weg läuft und muss nicht drauf warten, von den vorgeblichen Wissenschaftlern knapp dosiert mit deren Inkompetenz überschüttet zu werden. Danke euch allen! Da kann ja nichts mehr schiefgehen... ;-)

  14. 132.

    Ähm..... ich weiß jetzt nicht, was ich mir aussuchen soll...
    Rembrandt? Ägypten?

    Was hat Ihr Kommentar mit meinem zu tun?
    (Ausser dem in beiden enthaltenen Wort "Ratten"?)

  15. 131.

    "Interessant wie viele Menschen sich anscheinend ein scheitern der Lockerung wünschen und der Meinung sind das uns ähnliche Härte wie in anderen Ländern gut tun würde."

    Ach wirklich? Wie viele denn?
    Ich hab nämlich noch nirgendwo einen gesehen oder gelesen.

  16. 130.

    Schreiben Sie sich das am besten dick in ein Merkbuch, jedes Jahr bitte übertragen, damit Sie´s nicht vergessen, und dann schauen Sie mal, wie Sie sich mit diesem Ihrem eigenen Satz fühlen, wenn sie Ihren 60.Geburtstag feiern. Das wird sicher eine sehr lustige und lebensfrohe Feier. So als letzte, denn dann ist das Leben ja vorbei, wie Sie wissen.

    *kotz*

  17. 129.

    Danke für ihre Aufklärung, ich gebe ihnen Recht. Dann werde ich in Zukunft sorgfältiger formulieren.

  18. 127.

    Falsch! Sie haben es bereits hinter sich. Nämlich die Chance, ein emphatischer und rational denkender Mensch zu sein.
    Gut zu wissen, dass Sie niemals älter als 60 werden.
    Was Sie hier schreiben zeugt von unglaublich viel Dummheit. Und die ist schlimmer als es ein Virus je sein kann.

  19. 126.

    Jetzt LEBEN das wünsche ich Dir! Ganz ehrlich, nachdenken wäre allerdings auch noch eine gute Idee, denn - die Menschen die heute älter als 60 Jahre alt sind stehen zum GROSSEN Teil noch im Berufsleben, haben 40 Arbeitsjahre hinter sich mit ebenfalls vielen bewältigten Krisen und wünschen sich mit Recht, so wie Du, zu LEBEN. Übrigens, Dank dieser Generation konntest Du in FRIEDEN aufwachsen. Denk mal nach bitte! Uns Allen wünsche ich eine gute Zukunft!

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