Corona-Pandemie - Brandenburger Landkreise gehen bei Kita-Betreuung eigene Wege

Fr 22.05.20 | 20:08 Uhr
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Zwei Kleinkinder werden von einer Frau in Empfang genommen, Archivbild (Quelle: DPA/Monika Skolimowska)
Bild: DPA/Monika Skolimowska

Brandenburg erweitert die Kita-Betreuung. Doch das ist einigen Landkreisen noch zu wenig, sie wollen mehr Kinder betreuen - und das auch länger und häufiger, als von der Landesregierung vorgegeben. Andere wiederum sehen logistische Probleme.

Auf die von der Brandenburger Landesregierung verkündeten Lockerungen der Kita-Beschränkungen kommen aus den Landkreisen unterschiedliche Reaktionen. Bei der sogenannten "eingeschränkten Regelbetreuung" soll ab kommenden Montag jedes Kind unabhängig vom Beruf der Eltern mindestens einmal in der Woche für vier Stunden in die Kita dürfen. Die Vorgaben werden allerdings nicht in allen Landkreisen gleichmäßig umgesetzt.

Märkisch-Oderland will nah an den Normalbetrieb

So weicht der Landkreis Märkisch-Oderland von den Regeln zur Kita-Betreuung der Landesregierung ab. Bereits am Dienstag teilte der Kreis mit, dass ab kommender Woche die Kindertagesstätten wieder für alle Kinder geöffnet werden sollen [maerkisch-oderland.de]. Allerdings werden die Öffnungszeiten vorerst noch eingeschränkt sein.

Angesichts der derzeitigen Infektionszahlen sind dem Stellvertretenden Landrat Friedmann Hanke zufolge auch bei einem Vollbetrieb der Kindergärten Gruppengrößen und Hygiene-Bedingungen zu gewährleisten. Jedoch werden nicht alle Kitas sofort die Anforderungen umsetzen können. Nach wie vor sei es lediglich ein eingeschränkter Betrieb mit möglicherweise abweichenden Betreuungszeiten. Ziel sei es, dem Normalbetrieb nahe zu kommen.

Das Tragen eines Mund-Naseschutzes für Erzieher und Kinder sei nicht vorgesehen. Hanke sagte dazu: "Man muss in den Realitäten des Lebens bleiben, und das wäre illusorisch und aktuell auch nicht erforderlich." So könne auch nicht verhindert werden, dass Kinder in Fluren durcheinanderlaufen. "Wir müssen den Eltern deutlich sagen, dass durch die Mehröffnung auch die Infektionsgefahr steigt." Sollte es zu Personalmangel bei den Betreuern kommen, könnte gegebenenfalls Sozialarbeiter vom Landkreis abgestellt werden.

Oder-Spree plant Betreuung nach Altersstufen

Die Vorgaben durch das Bildungsministeriums sieht auch der Landkreis Oder-Spree kritisch und hält sie für nicht praktikabel. Darum wird laut Sozialdezernentin Angelika Zarling ein anderes Konzept gefahren, wie sie am Mittwoch dem rbb sagte.

So würden die Kitas zunächst nur die fünfjährigen Vorschulkinder in die Betreuung aufnehmen. Unter der Voraussetzung, dass ausreichend Plätze vorhanden sind, sollen dann nach und nach weitere Jahrgangsstufen folgen. "Dies bedeutet auch, dass Kinder weiterhin nicht betreut werden können, trotzdem sie einen Anspruch haben", so Zarling. Im Landkreis Oder-Spree wurden in den vergangen zwei Monaten 38 Prozent aller Kita-Kinder im sogenannten Notbetrieb betreut.

Zu Engpässen könnte es etwa in Fürstenwalde kommen. Nach Aussage der Sozialdezernentin gäbe es dort bereits jetzt viele Eltern mit Betreuungsanspruch. Allerdings seien auch die Kindereinrichtungen schon relativ voll. Sind die Kapazitätsgrenzen erreicht, könnten keine Kinder mehr aufgenommen werden.

Landrat Rolf Lindemann (SPD) kritisiert besonders den Vorschlag von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), Kinder mindestens einen Tag pro Woche für vier Stunden aufzunehmen. Dem erteilt er eine Absage und bezeichnete ihn als "Unfug". Der logistische Aufwand zwischen Kita-Leitung und den Eltern über die Betreuungstermine sei nicht machbar. "Es erlaubt den Eltern auch nicht, ein oder zwei Wochen am Stück durcharbeiten zu können", so der Landrat. Die Situation werde dadurch nicht einfacher, dass Erzieher über 60 Jahre pauschal aus den Diensten herausgenommen wurden.

Oberspreewald-Lausitz: Möglichst viele Kinder an fünf Tagen der Woche betreuen

Auch der Landkreis Oberspreewald-Lausitz hat eigene Regelungen für den weiteren Kita-Betrieb während der Corona-Pandemie bekanntgegeben. Am Mittwoch teilte die Kreisverwaltung mit, dass ab kommender Woche möglichst viele Kinder wieder an fünf Tagen in der Woche betreut werden sollen. "Möglich wird dies, indem die Kitas die in der Eindämmungsverordnung des Landes festgeschriebenen geltenden Orientierungsangaben für Gruppengrößen [...] überschreiten dürfen", heißt es.

Die Entscheidung, von den Vorgaben des Landes abzuweichen, sei gefallen "angesichts des steigenden Drucks auf berufstätige Eltern und des kreisweit sehr niedrigen Infektionsgeschehens". Die am Mittwoch vorgestellten Landesregelungen, seien für den Kreis deshalb nicht praktikabel. Der Landreis erlaubt deshalb wieder größere Gruppen in den Kitas - allerdings weiterhin nicht auf Normalniveau. Tagesmütter und -väter werden hingegen komplett von Einschränkungen befreit.

Uckermark öffnet ab Juni für Eltern in Arbeit

Der Landkreis Uckermark geht ebenfalls einen eigenen Weg, was die Möglichkeiten Kinder-Betreuung in Kitas und Horten betrifft. Ab 2. Juni könnten alle Kinder von berufstätigen Eltern wieder ganzwöchig in die Kita. Das bestätigte Landrätin Karina Dörk am Freitag auf Anfrage.

In der Uckermark gebe es derzeit kein Infektionsgeschehen, so dass Eltern eine vernünftige Betreuungsalternative zu den Großeltern angeboten werden müsse. Die Notfallbetreuung für systemrelevante Berufe nehmen derzeit bereits 2.230 Kinder wahr.

Laut Sozialdezernent Henryk Wichmann können Eltern die Anträge für die eingeschränkte Regelversorgung ab sofort beim Jugendamt des Landkreises stellen. Dazu müssten beide Elternteile sozialversicherungspflichtig beschäftigt oder selbständig tätig sein. Insgesamt seien zwischen 3.000 und 3.500 Familien antragsberechtigt

Darum erwartet Wichmann in der nächsten Woche eine regelrechte Antragsflut. Schneller geht die Anmeldung über die Internetseite des Landkreises [uckermark.de]. Dort stehen die entsprechenden Formulare zur Verfügung.

In Frankfurt (Oder) sollen alle Kinder betreut werden

Die Stadt Frankfurt (Oder) geht mit ihren Plänen weit über Empfehlungen der Landesregierung hinaus. Wie die Verwaltungsspitze am Mittwoch in einer Pressemitteilung [frankfurt-oder.de] ankündigte, soll die Betreuung aller Kinder an fünf Tagen in der Woche für jeweils sechs Stunden Aufenthalt ermöglicht werden. Nur für Kinder in der Notbetreuung könnten weiterhin acht Stunden Betreuung angeboten werden.

Um die vorgeschriebenen Hygienepläne zusammen mit Mitarbeitern des Gesundheitsamtes umzusetzen, brauche es allerdings noch etwas Zeit. Darum gestattet die Stadtverwaltung den eingeschränkten Regelbetrieb ab dem 28. Mai, und schätzt, dass die Einrichtungen ab dem 2. Juni imstande sind, unter den Maßnahmen ihren Betrieb wieder aufzunehmen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 20.05.2020, 19.30 Uhr

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10 Kommentare

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  1. 10.

    Bei uns in Leegebruch haben wir immer noch nicht die Möglichkeit unser Kind in die Kita zu geben noch nicht mal einen Tag die Woche. meine Frau und ich müssen 40stunden die Woche arbeiten und seit über 2 Monaten ist unser Kind 3 Jahre alt zuhause. Ich hab es so satt

  2. 9.

    Naja, bei uns wird nur 1 Tag pro Woche angeboten, das ist Quatsch! Statt der versprochenen 5 Tage je 6 Stunden...

  3. 8.

    Ich hoffe das all die Eltern das bei der nächsten Wahl nicht vergessen!!! Was in Brandenburg mit der Kinderbetreuung abgeht, ist ein Skandal! Wir hinken seit Wochen hinterher, einen Plan gibt es nach unzähligen Sitzungen nicht.... dafür haben Campingplätze auf, das ist doch wichtig......

  4. 7.

    Unsere Kita hatte ein fertiges Konzept und unser Kind bereits einen festen Tag in der Woche, an den es für 6 Stunden seine Freunde hätte sehen können. Wir haben es in Absprache mit der Kita bereits darauf und die Verhaltensregeln vorbereitet. Dann kam die Entscheidung vom Landkreis.
    Der „Unfug“ von Herrn Lindemann bedeutet weiterhin die soziale Isolierung unserer Kinder. Die Schwächsten haben halt keine Lobby und sind keine Wähler in Naher Zukunft. Wo bleibt das Soziale bei den Sozial-Demokraten?

  5. 6.

    MOL lässt nicht nur die Eltern alleine, sondern auch die Kitas.Da wird gehofft,dass Eltern so großen Druck machen, dass die Kitas nachgeben.Die Maßgaben von MOL und die der Unfallkasse sind nicht überein zu bringen.
    ALSO NOCHMAL GEFRAGT:Wer übernimmt die Verantwortung und die FOLGEKOSTEN,sollte es zu einer schweren Erkrankung von Erziehern, Kindern oder Angehörigen kommen.Rechtlich steht Träger oder Leiterin dafür ein,so wie der Landkreis seine Anordnungen formuliert.Wenn der Landrat endlich für seine Entscheidungen Verantwortung übernehmen würde,rechtlich, politisch und finanziell, wäre Kitas und auch Eltern/Kindern geholfen.
    Ein Menschenleben kann er im Fall der Fälle nicht ersetzen,aber eventuelle finanzielle Folgen tragen.

  6. 5.

    Was von Herrn Lindemann als "Unfug" bezeichnet wird sollte seitens der Eltern als Diskriminierung der Kinder im eigenen Land genannt werden!!!

    Es denkt keiner an die Kinder, die Entwicklung, soziale Aufnahmefähigkeiten. In 10 Jahren kommt der große Schrei aus der Politik "Oh Gott unsere Kinder sind ja völlig zurück geblieben". Ja wie sollen unsere Kinder sich normal entwickeln und soziale Kontakte pflegen können, wenn Ihnen genau das durch die Politik verwehrt bleibt?!
    Alle Politiker bzw Verantwortliche die zu diesen Entscheidungen beitragen können sich kein Urteil erlauben, wenn Sie sich nicht selber mit Kind/er seit nun 9 Wochen in dieser Situation befinden.

    Öffnet endlich die Schulen und Kindergärten!!!! Und das nicht nur für die Eltern sondern in erster Linie für unsere Kinder!!!!

  7. 4.

    Und Kinder, deren Eltern in Elternzeit sind, dürfen weiterhin nicht ihre Freunde oder ihre schmerzlich vermissten Erzieher in der Kita sehen. Wie lange sollen sie denn noch ferngehalten werden? Jedes Mal, wenn unsere Tochter fragt, wann wieder Kita ist, kann ich nur traurig antworten, dass ich es nicht weiß.

  8. 3.

    Nicht nur die Länder sind uneins, nun auch die Landkreise:
    So ein CHAOS IST DER BEVÖLKERUNG NICHT VERMITTELBAR!
    Die Potsdamer Landesregierung sollte mal dort Ihre Hausaufgaben machen, wo diese versagt hat.
    Zum Beispiel im Ernst von Bergmann Klinikum und die Lehren daraus ziehen.

    Mit den richtigen Maßnahmen klappts auch in den Kitas, Horten und Schulen. Stand heute haben wir 4 Neuinfizierte. Aber das halbe Land Brandenburg wird dafür gegeißelt und verunsichert.

  9. 2.

    MOL macht große Ankündigungen und lässt die Eltern letztlich doch wieder allein. Wenn die Kita trotzdem nur Kinder mit Anspruch auf Notbetreuung betreut, weil auch nicht mehr möglich ist, genau dieser Anspruch vom Landkreis aber nicht mehr bescheinigt wird, da ja alle Kinder wieder in die Kita "dürfen", ist den Eltern damit regelrecht ins Gesicht gespuckt!
    Vielleicht sollte mal darüber berichtet werden. Oder darüber, wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass man bei Home Office problemlos die Kinder betreuen kann. Als ob Home Office nur die vollbezahlte Variante von Kurzarbeit Null ist...

  10. 1.

    Wo finde ich denn die Regelungen für andere Landkreise?

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