"40 Prozent versäumt" - Berliner Gymnasialleiter fordert Verlängerung des Schuljahres bis 2021

Mo 04.05.20 | 12:13 Uhr
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Ein Schüler kommt mit Mundschutz in die Klasse und stellt seine Schulranzen auf seinen Tisch, Foto: Christian Charisius/dpa
Ein Schüler kommt mit Mundschutz in die Klasse und stellt seine Schulranzen auf seinen Tisch | Bild: Christian Charisius/dpa

Der Berliner Schulleiter Ralf Treptow hat sich dafür ausgesprochen, das laufende Schuljahr wegen der Corona-Krise auszudehnen. Die Schüler hätten im Prinzip 40 Prozent versäumt, sagte Treptow dem rbb. Daher sollte das Schuljahr verlängert werden - "gegebenenfalls bis zum 31. Januar des nächsten Jahres, dann könnte man das alles aufholen".

Treptow leitet das Rosa-Luxemburg-Gymnasium in Pankow und ist Vorstandvorsitzender der Vereinigung der Oberstudiendirektoren des Landes Berlin. Er will seinen Vorschlag in dieser Woche der Senatsbildungsverwaltung unterbreiten. Sollte diese ihn unterstützen, könnte er in die bundesweite Kultusministerkonferenz eingebracht werden.

Forderung nach offenen Zielvorgaben

Treptow gab außerdem zu bedenken, dass es unklar sei, in welchem Umfang Unterricht nach den Sommerferien möglich ist. Er kritisierte, von der Bildungspolitik gäbe es keine offene Zielvorgabe.

Auch der Brandenburger Pädagogenverband forderte die Politik auf, konkrete Vorschläge zu machen, wie der Schulunterricht in den kommenden Wochen erfolgen soll. Der Präsident des Verbands, Hartmut Stäker, wies am Montag im Inforadio vom rbb auf die hohen Belastungen für Lehrer durch die Infektionsschutzmaßnahmen hin. Wegen der Abstandsregeln sei immer nur die Hälfte einer Klasse in der Schule, die andere müsse im Homeschooling unterrichtet werden.

Laut Stäker werden durch die Einschränkungen die Leistungen der Schüler stark auseinanderdriften. Man werde jahrelang damit zu tun haben, das zu glätten.

Sendung:  Inforadio, 04.05.2020, 11.15 Uhr

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17 Kommentare

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  1. 17.

    40% ??? Wenn die 40% stimmen ist liegt das Versäumte an schulinternen Gründen, denn in Wahrheit sind nur 28% der 18 Schulwochen des 2. Halbjahres außerhalb der Schule unterrichtet worden. Halbjahr-Verlängerung? Realitätsferner Vorschlag! Wo sollen die Räume und Lehrkräfte herkommen, die ein halbes Jahr mehr Schule erfordert? Reichen nicht die Einschränkungen und Nachteile für alle und besonders für Kinder? Wird ernsthaft über eine Verlängerung nachgedacht, mit der die Kinder auch noch ein Jahr verlieren? Oder beginnen Ausbildungen und Studium auch am Jahresanfang?

    Woher das Wissen, das Corona im Sommer weg ist?

  2. 16.

    Schulleiter Treptow hat Ideen, die der Politik im Moment fehlen. Die Ideen wären auch umsetzbar, ohne Probleme. Abiturjahrgang und 10 Klassen gehen jetzt sowieso von den Schulen, der Platz für die neuen zum Schuljahr 2020/2021 ist also gesichert, Wie es später weiter geht ab 2021/2022 ist sowieso abzuwarten.... Die Pandemie ist erst am Anfang, ev. gibt es noch viel mehr Ausfallzeiten als bisher, da vor einer 2. Welle und vor einer 3 Welle gewarnt wird.
    Sollte der Klassensprung einfach ohne Verlängerung bei den schon vorhandenen und den zu erwartenden Ausfallzeiten im kommenden Jahr erfolgen, werden sich die Notenpunkten im Abi und die Zensuren beim Mittleren Schulabschluss im kommenden Jahr schwer bemerkbar machen.
    Der Unterricht der letzten 6 Wochen war keine 30 Prozent von dem was sonst gelehrt wird. Die Kinder wurden mit vielen Aufgaben nur Beschäftigt und bis zum 24. Juni sieht es nicht viel besser aus. Gekürzter Unterricht ,nur 4 Hauptfächern jeweils ein Stunde pro Schultag..

  3. 15.

    Na ja, so ganz unrecht hat sie aber nicht! Jeder erwartet Lösungen von der Politik und meckert am Ende darüber, dass deren Lösungen praxisfern oder undurchdacht seien. Die Experten sitzen aber in den Schulen und den Schulämtern. Die müssen sich gemeinsam eine Strategie ausdenken, die am Ende auch umsetzbar ist. Was ich hier vom Schuldirektor lese ist ein schöner Wunsch, aber wie will er das denn schon allein in seiner eigenen Schule organisieren? Es gibt so schon zu wenige Räume und Lehrkräfte. Nun ein Schuljahr auszudehnen hat Auswirkungen auf den gesamten jetzigen und künftigen Schulbetrieb, aber genau so auf Ausbildungs- und Studieneinrichtungen. Das ganze System käme durcheinander. Man kann auch nicht einfach die Kleinsten noch länger in den KITAs behalten, denn dann verlagert man das Problem dort hin. Der einzige gangbare Weg ist leider, den versäumten Stoff in die restliche Schulzeit zu konzentrieren und dort Prioritäten zu setzen oder die Schultage zu verlängern.

  4. 14.

    Sie haben das Thema nicht verstanden. Die Lehrkräfte machen sich Gedanken über die Gestaltung des Unterichts und führen diesen mit Einschränkungen auf verschiedenen Wegen durch. Hier geht es um die Organisation von Schulbetrieb unter komplizierten Voraussetzungen und um die Zukunftsperspektive. Das ist nicht das Gleiche wie Unterricht. Lehrkräfte brauchen nicht zu beweisen, dass Vorurteile nicht stimmen. Diejenigen, die diese haben, müssen sich damit auseinander setzen, denn- wie das Wort sagt - es sind ja Vorurteile. p.s. eine Lehrerangewohnheit: SELBST! Selber ist nicht Schriftsprache sondern "Spreche" (umgangssprachlich).

  5. 13.

    Das finde ich Blödsinn. Soll das neue Schuljahr dann im Februar beginnen? Und für immer verschoben bleiben?
    Ich weiß, dass es organisatorisch nicht machbar ist, aber es wäre am Besten für die Schüler das ganze Jahr zu wiederholen. Ich glaube auch an keine Normalität mehr dieses Jahr. Und die selbstständigen Hausaufgaben der letzten Wochen werden wahrscheinlich die Hälfte der Schüler allein nicht begriffen haben. Ein komplettes Wiederholen des Stoffes wäre am sinnvollsten. Wären da ab August nur nicht die neuen Erstklässler...

  6. 12.

    Der Herr Schuldirektor hat vielleicht etwas viel Mathematikunterricht in seiner Schulzeit versäumt. Bei 40 Wochen Schulzeit im Schuljahr wären 40% versäumte Schulzeit 16 Wochen. Bisher waren die Schüler jedoch 5 Wochen nicht in der Schule. Lernaufgaben haben die Schüler zu Hause aber ja dennoch erledigt. Ferien lagen dazwischen.

    Und der Vorschlag das gegenwärtige Schuljahr bis in den Januar zu verlängern, dehnt die Problematik in das nächste Schuljahr. - Auch ein Schulleiter kann sich ja korrigieren. Hoffen wir.

  7. 11.

    “Pädagogenverband forderte ...“
    Könnt ihr Lehrer euch vielleicht mal SELBER Gedanken machen, wie man den Unterricht in den nächsten Wochen gestalten kann?!!
    Statt nur auf die Politiker zu warten, die meist eben keine Pädagogen sind!?
    Kommt nach so vielen Wochen selber in die Pötte und beweist, dass Vorurteil „Lehrer tun nix & sind immer gern in den Ferien“ nicht stimmt!

  8. 10.

    Nicht ernsthaft: Die Restaurants bleiben geschlossen und werden als Alternative Unerrichtsräume angemietet. So wird für die Gastronomen überbrückt. Denn wenn die Gastronomie öffnet, steigt der Alkoholkonsum und jeder kennt das, wenn die angheiterten Gäste mehr reden und die Kontrolle über ihre Ausprache verlieren, dann fliegen die Tröpfchen. Für die SuS ist es nicht unangenehmer als in einem maroden Klassenraum und die Toilette ist auch besser. Das Schuljahr ist in 7 1/2 Wochen sowieso durch. Und vielleicht sieht es im August schon anders aus. Wie gesagt: nicht ernsthaft!

  9. 9.

    Ernsthaft: wie ich schon in ein paar anderen Kommentaren erwähnt habe, hat Herr Treptow absolut recht. Auch die anderen Schulleiter-Verbände liegen richtig. Natürlich ist das Problem der Räume und vor allem der nicht vorhandenen Lehrkräfte da. Trotzdem könnte das in abgespeckter Form mit z. B. LA-Studierenden, an Grundschulen mit Erziehern in Ausbildung, Studierenden der Sozialpädagogik usw. einigermaßen machbar sein. Wo ist eigentlich der finanzielle Rettungsschirm für die Schulen (uKitas). Denn Lösungen kosten.

  10. 8.

    Sehr geehrte Anja,
    es sind tatsächlich von Mitte März bis zu den Sommerferien (je nachdem, wann diese in dem jeweiligen Bundesland beginnen) mindestens 30% bis über 40%, die nicht vor Ort unterrichtet werden können. Und wie viele Prozent werden wohl im nächsten Schuljahr dazu kommen? 0 % scheinen es wohl nur den kühnsten Optimisten zu sein. Was, wenn es 50% sein werden oder gar mehr? So, wie jetzt, kann es an den Schulen, egal in welchem Bundesland, nicht weitergehen!

  11. 7.

    Und wie will er das machen?
    Es ist ja jetzt schon kein Platz, um alle Schüler zeitgleich zu unterrichten und dann will er noch mehr?
    Hat er irgendwo Schulen und Lehrer versteckt?
    Und was wäre mit dem, was nach dem Abschluss folgt? Lehre, Studium, Praktika etc?

  12. 6.

    40% halte ich für unrealistisch.
    Trotzdem muss man darüber nachdenken, wie der versäumte Lehrstoff aufzuholen ist. Das Homeschooling konnte garantiert keinen Unterricht ersetzen. Sommerferien, weniger Klassenfahrten und Wandertage würden auch helfen. Besondere Situationen fordern auch mal besondere Maßnahmen.
    Ich weiß wovon ich rede, da ich selbst 30 Jahre Lehrer an einem Gymnasium war.
    Während dieser Zeit musste ich mit ansehen, wie immer mehr an der Bildung gespart wurde.
    So ist es kein Wunder, dass jetzt überall Lehrer fehlen, die Klassen und Kurse viel zu groß sind und der bauliche Zustand an einigen Schulen einfach eine Schande ist.
    Ich hatte das Glück an einer neuen, hoch modernen Schule mit motivierten Lehrern und Schülern zu arbeiten. Das ist aber leider die Ausnahme.
    Daraus sollte man Lehren ziehen und nicht nur wegen Corona. Die Kinder sind unsere Zukunft.

  13. 5.

    Anja: Ein Schuljahr entspricht 100% Das erste Halbjahr bis Ende Januar wurde ganz normal geschafft, das sind schon mal 50% Nach den Winterferien gab es ja nur noch wenige Wochen Schule, von den 50% des zweiten Halbjahres fehlt da also ne ganze Menge, denn so oder so findet bis zu den Sommerferien eher wenig "normaler" Unterricht statt...

  14. 4.

    Wird durch den guten Unterricht der Quereinsteiger-LehrerInnen sicher wieder kompensiert...

  15. 3.

    Das Schulhalbjahr begann am 10.02. und endet zu den Sommerferien am 24.06.
    Die Zensuren müssen bis Ende Mai feststehen, da die erforderlichen Konferenzen und das Ausstellen der zeugnisse ja auch noch passieren muß. Somit kommt das schon hin mit den 40%.

  16. 2.

    40 Prozent des Unterrichts in den letzten 6 Wochen versäumt, das ist ja fast die Hälfte.

    Was ist denn in der restlichen Zeit passiert? Irgendwie stimmt doch da was nicht.

  17. 1.

    Leider wird diese durchaus sinnvolle Forderungen kein Gehör finden. Die Schulen platzen jetzt schon aus allen Nähten und die neuen Schüler stehen bereits in der Warteschlange. Da wird auf Biegen und Brechen alles durchgezogen was geht und das „fristgerecht“. Es leben die qualifizierte Politiker des Senats hoch!

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